Detektiv Pinky - Gerd Prokop [8 - 10 Jahre]

  • Eines meiner Lieblingsbücher meiner Kinder und Jugendzeit:


    Hauptfigur des Jugendbuches von Prokop ist Absolon W. Beaver, von seinen Freunden liebevoll Pinky genannt, ein zwölfjähriger Junge, der seine Freizeit zumeist, sechs Stockwerke über der Stadt, sitzend auf seiner Mülltonne verbringt. Die meiste Zeit vertreibt sich Pinky mit Lesen oder Träumen. Sein größter Wunsch – ein anerkannter Detektiv zu werden – spiegelt sich schon in seinem selbst gewählten Spitznamen wider, eine Ableitung von Pinkerton.


    Gemeinsam mit seinen Freunden „Monster“ und Marie-Antoinette „Prinzessin“ wohnt der Vollwaise Pinky im Waisenhaus der Potters „Potters Kinderheim“ in der fiktiven amerikanischen Stadt Kittsburgh. Eher zufällig hilft Pinky dem stadtbekannten Millionär Morgan bei der Lösung eines Problems zur zukünftigen Verteilung seines Vermögens und erlangt so Zutritt in die Welt der „Reichen und Schönen“ der Kleinstadt, welche in der Folge immer wieder auf Pinkys detektivisches Geschick zurückgreifen.


    Während der Geschichte entwickelt Pinky ein spürbares Verhandlungsgeschick, wenngleich er sein Honorar weitestgehend selbstlos aushandelt. So beinhaltet dies, neben kleinen Entschädigungen für sich und seine Freunde, immer auch Aufmerksamkeiten für die anderen Kinder im Waisenhaus, wie neue Möbel und neue Kleidung, die der jeweilige Klient zusätzlich auch als Spende deklarieren kann. Außerdem spenden die Klienten nach erfolgreicher Lösung des Falles immer auch ein Tier an den örtlichen Tierpark.


    So löst Pinky bis zu seinem dreizehnten Geburtstags neun Kriminalfälle, vermittelt seinem besten Freund Monster eine Familie, die diesen bei sich aufnimmt, und löst einen Spendenboom im Kittsburgher Tierpark aus, da weitere vermögende Bürger der Kleinstadt dem Beispiel von Pinkys Klienten folgen und der Zoo sich in der Folge über regen Zuwachs erfreuen kann.

  • Hat mir als Kind gefallen, lese ich immer noch gerne wieder.


    Der Protagonist, ein kleiner Junge aus dem Waisenhaus, mit ziemlich viel Grips in der Birne löst dieKriminalfälle der Erwachsenen. Sehr gut geschrieben, dass dieses Buch auch für Erwachsene geeignet ist.
    Mal ein Kinderbuch, dass man immer noch lesen kann.
    Mit dem Erfolg durch das Lösen der Kriminalfälle sorgt der Junge aus dem Waisenhaus für den örtlichen Zoo, damit neue Tiere hinzu kommen, und für seine Mitwaisen aus dem Heim.


    Sehr zu empfehlen. Für jedes Alter.

  • Ich freue mich das es dieses Buch heute noch zu kaufen gibt. Das Buch habe ich als Kind bekommen und geliebt, ich weiß echt nicht, wie oft ich das gelesen habe. Nicht nur als Kind, auch als Erwachsene. Ich glaube es ist eines meiner meist gelesenen Bücher.


    Mir hat besonders gefallen das Pinky, der ja selbst nicht auf der Sonnenseite des Lebens steht, bei der Lösung der Kriminalfälle immer etwas für das Heim und für den Zoo gefordert hat. Ein kleiner Junge mit viel Verstand und einem großen Herzen.


    10 von 10 Punkten

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • erstmals erschienen 1982


    Dieses Kinderbuch über einen Zwölfjährigen als Detektiv erzählt eine Geschichte, die heute gleichermaßen durchdacht, unterhaltsam und altmodisch erschient.


    Pinky, mit Klarnamen Absolon W. Beaver, lebt in den USA, in einem kleinen privaten Waisenhaus, eigentlich eher der Pflegefamilie des Ehepaars Potter, zusammen mit einem Grüppchen anderer Kinder. Pinky träumt gerne, am liebsten davon, daß er eines Tages der berühmteste Bürger Kittsburghs, so der Name seiner Heimatstadt, werden wird. Womit er berühmt wird, wechselt je nach Tag Tageszeit und Laune. Am liebsten aber wäre Pinky Detektiv. Die Agentur Pinkerton hat es ihm angetan, daher auch sein Spitzname.


    Wie es der Zufall will, gerät Pinky an einen kleinen Fall. Er belauscht das Gespräch zweier Männer, einer davon ein Millionär, der ein Familienproblem hat. Pinky weiß, wie es zu lösen ist, und bietet dem Millionär die Lösung kurzentschlossen an. Allerdings nicht ohne gerechten Lohn zu fordern. Die beiden gehen einen Handel ein, der typisch wird für jeden Vertrag, den Pinky von da an für die Lösung der Probleme reicher Leute schließen wird. Der Lohn besteht aus drei Teilen. Ein Teil kommt den Kindern in der Pflegefamilie zugute, ein weiterer dem großen Plan, den Pinky hat, nämlich den Zoo der Stadt wiederaufleben zu lassen. Und ein kleines Bißchen bekommt Pinky selbst.


    Das Buch hat neben der Vorgeschichte neun Kapitel, das sind neun zu lösende Fälle. Sie sind interessant für junge LeserInnen und darüber hinaus zum Mitraten gedacht. Wer aufmerksam liest, ist ebenso schlau, wie Pinky. Die Fälle sind aber keineswegs gleich aufgebaut, Prokop läßt sich immer wieder etwas Neues einfallen. In dieser Beziehung spielt auch einiges an Alltagsleben und Gesellschaftskritik in die Geschichten hinein. Auch die Gefahren des naiven Detektivspielens werden thematisiert, hier nimmt Prokop seine LeserInnen sehr ernst. Ebensowenig sind die Fälle nur Kinderkost, es geht durchaus um Entführung, schweren Betrug, Erpressung oder Raub und, breit, um Drogenhandel.


    Neben den Fällen gibt es Raum für die Interaktion zwischen Pinky, seinen FreundInnen Monster und der Prinzessin, dem - natürlich - wenig netten Ehepaar Potter, genannt der Skunk und die Blindschleiche, sowie Pinkys Geschäftspartnern. Und nicht zuletzt der Polizei. Pinky erweist sich als gewiefter Verhandlungsführer, was er verlangt, ist Kinderwünschen angepaßt, regelmäßig Eis oder Hamburger, Spielzeug. Sein Sozialverhalten ist jedoch vorbildlich, immer bekommen alle etwas und auch der Zoo wächst. Nur einen Elefanten auszuhandeln macht echte Probleme.


    Das Ganze erinnert eher an ein Kinderbuch aus den fünfziger Jahren als an eines von 1982. Ob man Kinder heute damit begeistern kann, kann man nur individuell entscheiden. Wer es liest, wird aber durchaus belohnt. Pinky ist eine einfallsreich gezeichnete Figur, sein Stammplatz witzig ausgedacht. So mancher Traum kleiner Jungen vom Erwachsener-Spielen wird gründlich ausgelebt. Sogar Zigarre wird (an)geraucht! Monster ist ein toller Freund und die Prinzessin zum Verlieben. Allerdings überläßt unser Held die Küsserei lieber Monster. Die Geschichten sind überraschenderweise nicht sentimental und bei aller demonstrierter Verantwortung für andere nie belehrend oder überhaupt aufdringlich. Weiter zu denken, damit möglichst von den geernteten Früchten etwas haben können, ist einfach die Normalität. das ist eine beträchtliche Leistung.
    Die schwarz-weiß-Illustrationen von Klaus Vonderwerth sind lustig und laden neben dem lesen zu vergnüglichen Betrachten ein.


    Pinky ins Kinderzimmer zu holen kann sich durchaus als gute Entscheidung erweisen.



    Für einmal habe ich nicht die DDR-Ausgabe aus dem Kinderbuchverlag gelesen, sondern die einzige Lizenzausgabe für die BRD, 1983 im Signal-Verlag Baden-Baden erschienen. Leider gibt es bei amazon kein Bild dazu.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Absolon W. Beaver ist ein 12-jähriger Junge, der von allen nur bei seinem Spitznamen "Pinky" gerufen wird, und gemeinsam mit acht weiteren Kindern in Potters Waisenhaus in der fiktiven amerikanischen Stadt Kittsburgh wohnt. Pinky träumt davon, später einmal Privatdetektiv zu werden. Als er bei einem Zirkusbesuch zufällig ein Gespräch belauscht, gelangt er an seinen ersten Fall, der noch relativ simpel aufzuklären ist. Schon bald spricht sich sein Detektiv-Talent herum und Pinky darf unter anderem in einem Kaufhaus, auf dem Jahrmarkt und später sogar bei einem Rauschgift-Fall mitermitteln. Unterstützt wird er dabei von seinem besten Freund "Monster". Später stößt mit Marie-Antoinette, genannt "Prinzessin", auch noch ein Mädchen zum Team.

    Gert Prokops Buch enthält neun kindergerechte Kriminalgeschichten, die alle durch eine dünne Rahmenhandlung miteinander verbunden sind. Mit seiner sympathischen Art wächst Pinky einem schnell ans Herz. Da übersieht man gerne, dass die Geschichten relativ einfach gestrickt sind und es einiges an Schablonendenken gibt. Letzteres ist vermutlich dem Alter des Buchs und der Kalter-Krieg-Ära geschuldet. Ich habe das Buch als Zehnjähriger mit viel Begeisterung gelesen und auch heute machen die Abenteuer von Pinky und seinen Freunden noch viel Spaß.

    Übrigens gibt es auf YouTube eine ungekürzte Hörbuchfassung, die knapp sieben Stunden geht und sehr stimmig von Stefan Senf vorgetragen wird.

  • Hallo fictionmaster,

    danke für Deine Buchbesprechung.

    Auch ich habe in meiner Kindheit diese warmherzige Geschichte von Gert Prokop gelesen und im Rückblick können wir tatsächlich von der "Kalter-Krieg-Ära" sprechen, doch als Kind hat es mich schon damals gewundert, dass eine Geschichte mit einem Detektiv - die angesiedelt in den Vereinigten Staaten - durch die DDR-Zensur gegangen ist. Das Zeug zu einer Gehirnwäsche hätte dieses Kinderbuch meines Erachtens jedenfalls nicht gehabt, ebenso wenig wie ein weltoffenes Zugeständnis an die lesende Bevölkerung, doch wer hat damals schon die Gedankengänge des politischen DDR-Apparats verstanden?

    Alles, was mir von der Geschichte in Erinnerung geblieben ist, ist ein Junge auf einer Mülltonne sitzend und das auf einem Hochhaus, was mich unglaublich beeindruckte, da ich sehr ländlich wohnte und keine Hochhäuser kannte.

  • Salonlöwin : Beim ersten Lesen als Kind habe ich das Buch auch einfach nur als einen spannenden Kinder-Krimi betrachtet. In vielfacher Hinsicht ist es das auch heute noch.

    Allerdings sind mir jetzt, als ich mir die Geschichte noch einmal vorgenommen habe, einige weitere Aspekte aufgefallen: Der Autor Gert Prokop war vor dem Schreiben des Manuskriptes sicherlich kein einziges Mal in den USA. Deshalb lesen sich manche Dinge, wie seine Aussagen über Drogendealer, Afroamerikaner (die im Buch noch "Neger" genannt werden) und das ganze amerikanische Polit- und Kultursystem, etwas klischeehaft. Ich würde es nicht unbedingt als Propaganda bezeichnen (sondern es entspricht wohl eher der damaligen Meinung), aber nachdem die USA als Ganze im Buch eher von seinen negativen Seiten gezeigt wird (Rassismus, Drogen, Straßengangs, ...), dürfte es nicht schwer gewesen sein, die Geschichte durch die DDR-Zensur zu bekommen.