Esma Abdelhamid: Löwenmutter

  • Esma ist erst 19 Jahre alt, als sie durch eine arrangierte Ehe Ende der 1970er Jahre von Tunesien nach Deutschland kommt. Ihr Ehemann ist ein klassischer Tyrann, der sie missachtet und schlägt.


    Esma kann weder lesen noch schreiben, geschweige denn die Sprache ihrer neuen Heimat. Kurz hintereinander bekommt sie drei Kinder und erst durch sie lernt sie langsam die deutsche Sprache, bekommt Kontakt zu anderen Frauen und fasst immer mehr Selbstvertrauen. Als ihr Mann die Kinder nach Tunesien entführt, ist sie bereit, um das Sorgerecht zu kämpfen.


    „Die Löwenmutter“ war eigentlich ein kurzer autobiografischer Beitrag, den Esma Abdelhamid bei einem Literaturwettbewerb einreichte. Zusammen mit der Preisrichterin Marianne Moesle erweiterte sie die Story zu einem ebenso emotionalen wie authentischen Roman. Mit großer Offenheit erzählt sie darin ihre berührende Geschichte, die sich erst einmal unfassbar anhört. Aber gegen alle Demütigungen, die sie während ihrer Ehe erleiden muss, blitzt immer stärker der Lebenswille der jungen Frau auf, so dass der Erzählung schon bald die beklemmende Schwere genommen wird.


    Ein mitreißendes Buch, das Hoffnung macht und von einer tapferen und starken Frau spannend erzählt wird. Sehr lesenswert.

  • Danke für die Rezi!! Ich liebäugele imemr noch mit dem Buch, werde aber wohl aufs TB warten...

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

  • Meine Meinung :write
    Als Esma 19 Jahre jung ist, sucht ihr Vater ihr einen für sie fremden Mann aus, den sie kurze Zeit später heiraten wird. Als dieser sie mit nach Deutschland nimmt, wird ihr auf der Fahrt nach Hamburg schon bewusst, was die nächsten Jahre auf sie zukommen wird.
    Ihr Mann ist eiskalt, jähzornig und hält sehr an alten, arabischen Traditionen fest.


    In Deutschland darf Esma die Wohnung nicht verlassen, sie bekommt keinen Schlüssel, darf nicht alleine einkaufen gehen und kennt Hamburg nur durch ihre Fensterscheiben. Von dort sieht sie das erste Mal Schnee, sieht wie die deutschen Frauen sich kleiden und recht selbstständig durchs Leben gehen.


    Nach relativ kurzer Zeit wird sie das erste Mal schwanger - Gott sei Dank ein Sohn. Esma hat neun Monate dafür gebetet, dass das Kind, was in ihr heranwächst ein Junge wird. Sie hofft, dass ihr Mann dadurch stolz auf sie sein könnte, netter zu ihr wird und ihr Leben sich dadurch bessert.
    Als die Wehen einsetzen wird sie von ihrem Mann im Krankenhaus abgesetzt und er taucht erst wieder auf, als sein Sohn das Licht der Welt erblickt hat.
    Sie ist alleine im Krankenhaus, weiß nicht im geringsten was da auf sie zukommen wird und zualledem versteht oder spricht sie die Sprache nicht.


    Ihr Mann verändert sich auch nicht, durch die Geburt des zweiten Sohnes. Er ist nach wie vor jähzornig und abweisend zu ihr. Immer wieder macht er ihr klar, dass er sie nur der Tradition wegen geheiratet habe, sie ihm Kinder schenken soll und sich um diese zu kümmern habe.


    Nachdem das zweite Kind geboren wurde besorgt sich Esma heimlich die Pille, sie will nicht wieder schwanger werden, denn ihr fällt es schon mit zwei Kindern schwer genug.
    Sie steht zwar morgens auf, kümmert sich darum, dass die Kinder sauber und ordentlich das Haus verlassen, aber ein richtiges Verhältnis entwickelt sich zwischen ihr und den Kindern nicht. Sie kann ihnen nicht bei den Hausaufgaben helfen, sie nicht fragen, wie es in der Schule war - weil sie die Sprache nicht beherrscht.
    Auch ihr Mann will nicht, dass sie einen Deutschkurs besucht. Also fügt sich Esma.


    15 Jahre hat sie sich gefügt, sich schlagen, Vergewaltigen und demütigen lassen. Nicht fähig sich gegen ihren Mann zu stellen, ihn zu verlassen. Weil sie es nicht gelernt hat. Esma wurde traditionell erzogen und Entscheidungen zu treffen gehört sich nicht für eine Frau. Damals hat dies ihr Vater für sie übernommen und heute ist es die Aufgabe ihres Mannes.


    Als er ihr allerdings die Kinder wegnimmt wird Esma plötzlich wach. Sie bietet ihm die Stirn und kämpft für ihre Kinder. Nach zwei Jahren Sorgerechtsstreit werden ihr endlich die Kinder zugesprochen. In der Zwischenzeit hat Esma sich ein Leben, eine Existenz in Deutschland aufgebaut und endlich kommt der Tag, an dem sie ihre Kinder wiedersieht.



    "Löwenmutter" hat mich von ersten Seite an gefesselt und schockiert zugleich.
    Man lernt Esma als junges Mädchen kennen, wie sie naiv und unselbstständig die Befehle ihres Vaters entgegennimmt und ausführt. Als eines Tages ihr zukünftiger Ehemann bei ihrem Vater um ihre Hand anhält, beglückwünschen alle anderen sie, er wäre ein guter Mann, er lebe schließlich in Deutschland, habe ein schnelles Auto und Geld.


    Als sie dann nach Deutschland kommt beginnt für sie der Kampf um alles. Ein fremdes Land, eine fremde Sprache und sie ist vom ersten Moment auf sich alleine gestellt. Ihr Mann geht arbeiten, ist selten zu Hause und wenn, dann macht er ihr Vorwürfe wegen Nichtigkeiten, schlägt und vergewaltigt sie.
    Sie wird insgesamt viermal schwanger, das vierte Kind lässt sie mit Hilfe ihrer Mutter abtreiben und danach beginnt der Kampf um ihre drei Kinder, die bei dem Onkel des Kindsvaters in Tunesien leben.


    Esma hatte nie eine liebevolle Kindheit und hat auch alltägliche, normale Gesten wie sich z. B. in den Arm zu nehmen nie kennengelert. Aus ihrem Elternhaus kannte sie nur Schläge und diese "Tradition" hat ihr Ehemann auch weitergeführt.


    Für Esma war es schwer eine liebevolle Beziehung und Bindung zu ihren Kindern aufzunehmen. Immer wieder kam sie an ihre Grenzen, musste gegen deutsche und tunesische Gesetze kämpfen und nebenher Erwachsen und selbstständig werden.


    Ich ziehe vor Esma meinen Hut, sie ist nach jedem Fall immer wieder aufgestanden und jeder Niederschlag hat sie stärker gemacht.
    Sie hat mich beeindruckt und natürlich auch traurig und nachdenklich gemacht.
    Es hat mich sprachlos gemacht, die unterschiedlichen Kulturen nebeneinander zu sehen, aufgezeigt zu bekommen, dass Tradition und Ehre in manchen Ländern mehr wert sind als die Gerechtigkeit.


    Ein Buch das mich schwer beeindruckt und mir durchweg Gänsehaut bereitet hat. An Esma und ihre Geschichte werde ich mit Sicherheit noch lange denken müssen ...


    Von mir gibts 10 Punkte!!