Die Feuerprobe – Salim Alafenisch

  • Unionsverlag 2007, 144 Seiten


    Handlung:
    Salim Alafenisch erzählt eine Geschichte, die wie ein Zauber klingt, aber wahr ist. Als Kind hat er sie selbst erlebt.


    Der Alafenisch-Stamm in der Negev-Wüste wird von einer Nachbarssippe des Mordes verdächtigt. Als alle Vermittlungsversuche scheitern, willigt der Scheich des Stammes in die radikale Wahrheitsprobe ein, die das uralte Recht der Beduinen kennt: die Feuerprobe. Nun beginnt ein Drang, der sich über Jahre hinzieht. Kriege ziehen ins Land, das alte Leben der Beduinen wird umgewälzt. Doch zuletzt finden sich alle wieder in der Hütte eines Feuerprobenrichters in Ägypten. Nach alten, magischen Ritual führt er mit einer rot glühenden Pfanne den Wahrheitsbeweis, das Gottesurteil durch.


    Das Geheimnis der Feuerprobe wird Salim Alafenisch nicht mehr loslassen. Er reist zurück zum Feuerprobenrichter und erforscht dieses Ritual, das bis zum heutigen Tag unter der Oberfläche der Moderne weiterlebt.


    Über den Autor (Klappentext):
    Salim Alafenisch wurde 1948 als Sohn eines Beduinenscheichs in der Negev-Wüste geboren. Als Kind hütete er die Kamele seines Vaters, mit 14 Jahren lernte er lesen und schreiben. Nach dem Gymnasium in Nazareth und einem einjährigen Aufenthalt in London studierte er Ethnologie, Soziologie und Psychologie an der Universität in Heidelberg, wo er heute als freier Schriftsteller lebt. Seit langem beschäftigt er sich mit der orientalischen Erzählkunst und stellt sie in zahlreichen Autorenlesungen, in Rundfunk und Fernsehsendungen vor. Er liest seine Geschichten nicht vor, sondern erzählt sie frei.


    Rezension:
    1966 wird in der Negev-Wüste ein Mann ermordet. Die Familie von Salim Alafenisch wird verdächtigt.
    Die Feuerprobe soll beweisen, ob Schuld oder Unschuld. Im Falle der Schuld soll tödliche Blutrache an 4 Männern der Sippe erfolgen.
    14 Jahre später kommt es tatsächlich zur Feuerprobe.


    Der Druck, der durch den komplizierten Fall mit Androhungen jahrelang auf die betroffene Familie ausgeübt wird, ist entsprechend groß.


    Der barbarische Ritus der Feuerprobe unter dem Deckmantel der Ehrung der Traditionen stellt der Autor geschickt eine nur vorgeblich aufgeklärte westliche Sichtweis eentgegen und spart dabei nicht mit Ironie. Sympathie für seine Figuren stehen im Vordergrund.


    Dass ihm das autobiographisch geprägte Thema sehr wichtig ist und viel Spannungspotential bietet, ist deutlich spürbar und verleiht dem Buch seine besondere Atmosphäre. Das Ereignis liegt 40 Jahre zurück und hat den Autor offenbar doch keine Ruhe gelassen und nachdem die unmittelbar betroffenen Personen nicht mehr leben, konnte er dieses gelungene Buch schreiben. Dabei bleibt er vollkommen unverkrampft, der Stil ist alles andere als trocken und lässt die Romanhandlung dadurch erträglich werden.


    Nebenbei lässt die Erzählung gut erkennen, wie sich die Lebensumstände des Beduinenstammes über die Jahre auch verändern. Kamel werden nicht mehr gebraucht, man siedelt von Zelten in Häuser um, die Kinder gehen zur Schule, Salim sogar ins Gymnasium. Auch der Dialekt ändert sich, es finden sich nun auch hebräische Wörter in ihrer Sprache wieder.


    Der Autor schwelgt auch nicht so stark in der orientalischen Sprache wie noch bei „Die Acht Frauen des Großvaters“, dieses Buch schließt eher an „Das steinerne Zelt“ an, was meiner persönlichen Leseauffassung entgegenkommt.


    Diese kontrollierte Offensive steht dem Autor gut zu Gesicht.
    Ich halte "Die Feuerprobe" sogar für sein bisher gelungenstes Werk.