James Salter - In der Wand

  • Verlag: BvT (Juni 2008)
    Sprache: Deutsch
    Seitenzahl: 236


    Kurzbeschreibung
    Rand, ein Amerikaner kehrt nach Europa zurück, um die schwierigsten Wände der Alpen zu bezwingen Als er mit seinem Freund und Gefährten Cabot klettert, stürzt dieser ab. Rand kann das Schicksal Cabots nicht akzeptieren, er reist ihm nach und versucht, ihn zu heilen – körperlich und psychisch.


    Über den Autor
    James Salter, 1925 in New Jersey geboren, wurde 1945 Pilot bei der Air Force. 1957 erschien sein erster Roman. Seitdem lebt er als freier Schriftsteller in New York, auf Long Island und in Aspen.


    Meine Meinung
    "In der Wand" ist mittlerweile schon das fünfte Buch, das ich von Salter gelesen habe und es hat mich sehr beeindruckt. In einer einfachen und klaren Sprache berichtet Salter auf begeisternde Art und Weise von den Bergen Europas. Der Held von Salters Roman ist Vernon Rand, ein Dachdecker, der in Kalifornien arbeitet. Er ist ein talentierter Bergsteiger in dessen Lebensmittelpunkt einzig und allein die Berge stehen. Nachdem er auf einem Ausflug seinen alten Weggefährten Cabot wieder trifft, entscheidet er sich dazu, in die französischen Alpen zurückzukehren um die höchsten "Wände" Europas zu besteigen.


    Mit der Zeit erwirbt er sich den Ruf eines mutigen Bergsteigers, der meistens ganz alleine versucht die Gipfel zu erreichen. Bei der Besteigung des Dru schafft es Rand einen anderen Bergsteiger vor dem sicheren Tod zu retten und ist ab diesem Zeitpunkt eine Berühmtheit in Frankreich.


    Mit diesem Erfolg beginnt das Leben von Rand immer mehr außer Kontrolle zu geraten, er reist von Stadt zu Stadt, hat viele unterschiedliche Partnerinnen und wird nirgendwo heimisch. In diesem Abschnitt ist mir das Selbstmitleid von Rand an manchen Stellen doch etwas zu viel geworden, aber dennoch überzeugt mich Salter immer wieder mit seiner beeindruckenden, einfachen, kühlen Sprache.


    Zitat

    "Er begann, Frankreich wirklich zu sehen, nicht nur ein Bergdorf voller Touristen, sondern den tiefen, unsichtbaren Kern, der einem ins Blut geht, wenn man in ihn eintritt. Natürlich wusste er nichts von der Bedeutung all der Avenues Carnot oder Boulevards Jean Jaurès, der Straßen mit Namen Gambetta, Hugo oder gar Pasteur. Das Gepränge der Könige und Republiken bedeutet ihm nichts, aber was er unbewusst wahrnahm, war die Art, in der sich eine große Zivilisation bewahrte. Denn Frankreich ist sich seines Glanzes bewusst. Ihn zu erfassen heißt, an seinem Tisch zu sitzen, unter seinem Dach zu schlafen, seine Kinder zu heiraten."


    Mir hat der Roman sehr gut gefallen, zum einen aufgrund der Sprache – aber auch die Geschichte und besonders der Aspekt des Bergsteigens wird mit einer Intensität geschildert, die sehr einnehmend ist. Es ist in meinen Augen eine Leseerfahrung die sich auf jeden Fall lohnt.


    Edit: Das Foto wurde wegen evtl. Urheberrechtsverletzungen gelöscht. LG Wolke

  • Danke für deine Rezension, buzzaldrin. :-)


    Nachdem ich gesehen habe, dass du das Buch als Monatshighlight hattest und schon 5 Bücher von Salter gelesen hast, und ausserdem Salter unter die Top 5 Autoren geschrieben hast, habe ich mir das Buch ertauscht.


    Ich bin schon sehr gespannt auf das Buch. ;-)


    :wave

    Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können.
    Virginia Woolf

  • buzzaldrin :


    Mir hat das Buch gut gefallen.
    Der Schreibstil hat mir gefallen, es läßt sich leicht und flüssig lesen. Inhaltlich auch nicht langweilig.
    Ich kann mich deiner Meinung also gut anschließen. :-)


    Was ich mich nur Frage - aber habe ich es vielleicht überlesen :gruebel - ist, warum diese Wende, nachdem Rand erfolgreich die Rettungsaktion beendet hat?



    Welches Buch von Salter ist noch besonders empfehlenswert?

    Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können.
    Virginia Woolf

  • Es freut mich sehr, dass dir das Buch auch gut gefallen hat. Willkommen also im Salter-Fanclub. :grin


    Zitat

    Original von Conor
    Was ich mich nur Frage - aber habe ich es vielleicht überlesen :gruebel - ist, warum diese Wende, nachdem Rand erfolgreich die Rettungsaktion beendet hat?


    Ui, da müsste ich glatt noch einmal nachlesen ... ich habe das nicht mehr genau im Kopf. Ich meine mich aber daran zu erinnern, dass Rand es einfach nicht akzeptieren kann, dass Cabot gestürzt ist und querschnittgelähmt (?) bleibt.


    Neben In der Wand ist auf jeden Fall Lichtjahre absolut zu empfehlen, genauso wie Cassada. Auch die beiden Erzählbande Letzte Nacht und Dämmerung würde ich dir empfehlen. Wenig gefallen hat mir Ein Spiel und ein Zeitvertreib, davon würde ich dir also eher abraten.


    Im Januar erscheint die Biographie von Salter, die ich noch nicht kenne, aber auf die ich mich schon sehr freue. :-)

  • buzzaldrin :


    Rand erfährt erst später, dass Cabot abgestürzt ist, in meiner TB-Ausgabe auf S.192 (Kapitelende 32)
    Und sein "Abgleiten" oder wie ich es nennen soll, fängt ungefähr mit dem 31. Kapitel.
    Oder interpretiere ich es falsch?


    und natürlich ein dickes Dankeschön für die Buchempfehlungen, dann werde ich mal schauen gehen. :-)


    :wave

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    Virginia Woolf

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  • :gruebel
    Also ich habe jetzt noch mal nachgeschaut in meiner Ausgabe; von dem Absturz Cabots erfährt Rand wirklich erst etwas später. Ich habe auch noch mal ab Kapitel 31 reingelesen in meine Ausgabe, aber ich habe auch etwas Schwierigkeiten dieses "Abgleiten" zu interpretieren. Nach seiner Rettungsaktion wurde er ja von der Presse und von ganz Frankreich ziemlich gefeiert und bewundert. Vielleicht wird ihm dann am Ende einfach alles ein wenig zu viel.


    Die Empfehlungen habe ich gerne gegeben, ich hoffe, dass du noch das ein oder andere Buch von Salter lesen wirst, das dir gefällt. :-)

  • Ja, möglich, dass ihm der Rummel um seine Person zuviel ausgemacht hat.


    Ich werde mir wohl Lichtjahre ertauschen - bin ja im TT :-]

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    Virginia Woolf

  • :write Wenn das hier so positiv aufgenommen wurde, schreibe ich mir das gleich mal auf... Dann kannst du dich wieder freuen, dass James Salter in einem Bücherregal mehr auftaucht, buzzaldrin ;-) ...

    "Es gibt einen Fluch, der lautet: Mögest du in interessanten Zeiten leben!" [Echt zauberhaft - Terry Pratchett]

  • Also mir hat das Buch soweit auch gut gefallen. Das einzige verwirrende war die Inhaltsangabe bei dem Buch. Die erfasst ja schon den ganzen Inhalt des Buches und enthält zudem auch noch einen gravierenden Fehler (falls ich das Buch nicht vollkommen falsch verstanden habe). Bei mir steht da "[...] Zusammen mit seinem Freund Cabot beschließt er, die Nordwand des Dru zu besteigen. In der Wand kommt es zur Katastrophe. Cabot stürzt ab und bleibt gelähmt." - Aber das stimmt doch gar nicht. Weder klettern die beiden die Nordwand hoch, noch stürzt Cabot am Dru ab (sondern in der USA... und das auch noch als Rand noch in Frankreich ist)...


    Abgesehen davon hat mir das Buch wirklich gefallen, werde mich auch mal nach weiteren Büchern von Salter umsehen - also danke nochmal für deine Empfehlung buzzaldrin :wave

    "Es gibt einen Fluch, der lautet: Mögest du in interessanten Zeiten leben!" [Echt zauberhaft - Terry Pratchett]

  • Es freut mich, dass dir das Buch gefallen hat saz. :wave


    Das mit dem Klappentext ist wirklich irreführend und ärgerlich, da die Inhaltsangabe ja tatsählich einfach nicht stimmt. Beim Lesen des Buches habe ich immer wieder auf den Klappentext geschaut und schon geglaubt, das ich etwas überlesen habe ... aber hat sich wohl wirklich einfach ein Fehler eingeschlichen.

  • Ging mir genauso. Dachte beim Aufstieg an der Westwand deshalb immer die ganze Zeit, das doch bald mal der Absturz und die darausfolgende Lähmung auftauchen müsste. Da fragt man sich dann schon, ob derjenige, der die Inhaltsangabe verfasst hat, sich auch nur annähernd mit dem Buch beschäftigt hat...

    "Es gibt einen Fluch, der lautet: Mögest du in interessanten Zeiten leben!" [Echt zauberhaft - Terry Pratchett]

  • Auf der Homepage des Verlages ist es schon korrigiert. Nur die Frage, ob sie die Änderung auch für das Buch umgesetzt haben. (Eigentlich ist die neue Auflage ja erst im Juni erschienen...)


    Zitat

    Gemeinsam planen sie, die Norwand des Dru zu besteigen. Dort kommt es zur Katastrophe - Cabot stürzt ab: »Lautlos vollzog Cabot eine heilige Handlung — er begann zu fallen.« Cabot erholt sich wieder, bleibt jedoch nach einem weiteren Sturz gelähmt. Rand, der sich mit der Realität nicht abfinden kann, reist ihm nach und versucht verzweifelt, den Freund zu heilen.

    "Es gibt einen Fluch, der lautet: Mögest du in interessanten Zeiten leben!" [Echt zauberhaft - Terry Pratchett]

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von saz ()

  • Auch mir hat "In der Wand" gut gefallen, wenngleich es an "Lichtjahre" nicht herankommt. Was mich bei Salter am meisten fasziniert, ist die Sprache; einerseits einfach und klar, beinahe unterkühlt, andererseits dann wieder poetische Vergleiche und Metaphern einfließen lassend.
    Aber auch die Figurenzeichnung ist überzeugend, hier gibt es kein Schwarz-Weiß, sondern realistisch dargestellte Personen mit all ihren Widersprüchlichkeiten.
    Obwohl mich das Klettern und das Bergsteigen nicht wirklich interessieren, hat mich dieser Roman gefesselt.