Die Angst des Lesers vor der letzten Seite

  • Ich lese grade ein Buch, dessen Ende ich mit gemischten Gefühlen herbeisehne.
    Einerseits genieße ich die Lektüre unheimlich, habe die Figuren lieb gewonnen, werde vom Handlungsverlauf mitgerissen, habe mich in die Sprache verliebt ...
    Und trotzdem lese ich nur häppchenweise, zögerlich, obwohl mir danach wäre, es in einem Rutsch zu verschlingen ...
    Irgendwie befürchte ich aber, dass ich nach einer aufregenden Nacht aufwachen und feststellen könnte, dass ich dann neben jemandem liege, der bei Tageslicht betrachtet nicht hält, was er im Rausch versprochen hat ...
    Kennt Ihr dieses Gefühl? Bei welchem Buch ging es Euch so? Und wie ist es ausgegangen?

  • Ja, ich kenne das. Das passiert mir auch manchmal, wenn mir ein Buch zu gut gefällt. Ich habe gerade kein konkretes Beispiel im Kopf, ich glaube teilweise war es in letzter Zeit mit der Trilogie von Stieg Larsson so.
    Ich merke das dann schon mittendrin beim Lesen, wenn das Ende noch weit weg ist, wenn mir auf einmal klar bewusst wird, wie gut ich das Buch finde.
    Dann werde ich unruhig, kann gar nicht mehr in Ruhe weiterlesen, lege das Buch dazwischen weg und tigere unruhig durch die Wohnung. Das ist zum einen die Angst vor dem Ende, also dass das Buch dann irgendwann vorbei ist, und zum anderen die Angst, dass der Rest - und vor allem der Schluss - nicht hält was es bislang verspricht.

  • Das ging mir bei Eclipse und die Bücherdiebin so, vor allem bei Eclipse wollte ich das Ende wissen aber andererseits auch nicht das es schon zu Ende ist.
    Ausserdem fällt mir grad ein, bei dem letzten Harry Potter, ich wollte nicht das die Reihe zu Ende ist, weil ich die Reihe halt schon so lange verfolge und nicht will dass sie endet. Hmm, irgendwie hört sich das blöd an, ich hoffe ihr versteht was ich meine :grin

    Ich wünschte mir an meinem eigenem Grab stehen zu können, nur um die Trauernden zu fragen wo sie in meinem Leben waren


    Gelesene Bücher 2011: 14


    /Buchkaufverbot/

  • klar! Das Gefühl kenne ich auch! aber in erster Linie muss ich gestehen, habe ich es auf diese Art, dass ich nicht möchte, dass ein Buch zu Ende ist! Bei Harry Potter und die Heiligtümer des Todes hatte ich dieses Gefühl, denn dabei wusste ich auch, dass es der letzte Teil sein wird!

    Liebe Grüße.....D-M.
    :engel


    Wenn der Finger zum Himmel zeigt, schaut nur ein Dummkopf den Finger an.

  • Bei Harry Potter 7 ging es sicher vielen so, dass sie das Ende nicht wissen wollten. Eclipse war für mich auch so ein Fall. Ich habe beide Bücher nicht halb so schnell, wie die vorherigen Bände gelesen. Und mir hat in beiden das letzte Kapitel nicht wirklich gefallen. Von anderen Büchern kenne ich das bisher aber nicht.

    ~Es gibt Bücher, die uns in einer Stunde mehr leben lassen, als das Leben uns in zwanzig Jahren gewährt.~


    Oscar Wilde

  • @ Seestern


    Wie heißt denn das Buch? *neugierigbin*


    Wenn mir ein Buch gefällt, lese ich es oft in einem Rutsch durch.
    Ich kann dann einfach nicht mehr aufhören zu lesen.

    "Das Schicksal macht Fehler. Eigentlich sogar ziemlich oft. Es kommt nur selten vor, dass jemand in der Lage ist, es auch zu bemerken."
    aus Eine Hexe mit Geschmack von A. Lee Martinez

  • Ich kenne das auch, aber ich kann dann trotzdem nicht aufhören zu lesen. Auch nicht zögerlich lesen. Ich les es dann in einem Rutsch durch und manchmal ertappe ich mich dabei, dass ich sogar nur noch überfliege um endlich zu wissen, wie es ausgeht :-)

    Ein Raum ohne Bücher ist ein Körper ohne Seele.
    - Cicero


    :lesend Harlan Coben - Ich vermisse dich

  • Ich kenne das auch, aber es ist bei mir sehr selten der Fall und kommt nur bei wirklich herausragenden Büchern vor. Ich glaube, bei "Das Lächeln der Fortuna" war das beispielsweise so bei mir. Im Gegensatz zu CathrineBlake lese ich dann allerdings langsamer, sauge jedes Wort bewusst in mich auf.

  • Ich kenne das auch. Ich freue mich oft beim Lesen, auf den Schluss, weil ich wissen will, wie die Geschichte endet, aber wenn es dann ran ist, möchte ich gar nicht weiterlesen, weil das Buch so schön ist und ich plötzlich nicht mehr möchte, dass es endet. Das ist wirklich komisch. Aber es ist nicht bei jedem Buch so. Nur bei denen, die wirklich grandios sind.

    Liebe Grüße
    Steffi


    Einen Menschen zu lieben bedeutet, ihn so zu nehmen, wie Gott ihn gemeint hat

  • Juhuu Seestern


    Also, dass ich grad Angst hätte vor der letzten Seite kann ich so nicht sagen.


    Wenn das Buch so gut ist, wie Du es beschreibst, dann geniesse es doch einfach. Sollte dann der Schluss anders rauskommen, dann war zumindest der Weg dorthin schön und bereichernd, so im Sinne von: DER WEG IST DAS ZIEL :grin


    Wenn mir ein Buch nicht wirklich gefällt, dann versuche ich, es so rasch als möglich hinter mich zu bringen. Das war zB. bei NICHT OHNE MEINE TOCHER ganz extrem der Fall.
    Aber wenn mir ein Buch ausnehmend gut gefällt, dann bin ich auch manchmal ganz zögerlich im Weiterlesen, weil ich schon weiss, dass nach der letzten Seite ein eigenartiges Gefühl von "Leere" aufkommt, die so schnell ein anderes Buch nicht auszufüllen vermag. Diese Leere empfand ich ganz stark bei folgenden Büchern, jetzt nur um ein paar Beispiele zu nennen, es gibt noch ein paar andere mehr:


    NICHT ANFANG UND NICHT ENDE v. Plinio Martini
    ANNA GÖLDIN - LETZTE HEXE v. Eveline Hasler
    WANDERUNGEN MIT ROBERT WALSER v. Carl Seelig (gerade gestern fertig gelesen :-()

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

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  • Angst vor dem Ende eines Buches hatte ich glaube ich noch nie... Aber ich war schon ab und zu total traurig das es zu Ende ist. Bei "Glenraven" und "Im Schatten der Burg" ging es mir so. Das beeinflusst mich aber nicht in meinem Leseverhalten ( z.B. nur häppchenweise lesen usw.). Die Neugier, wie es denn nun endet, ist doch stärker :grin

    lg Leila :wave


    Vergiss Deine Fehler, die Du nicht ändern kannst.
    Aber vergiss niemals, dass Du daraus gelernt hast!


    :lesend Michael Peinkofer- Am Ufer des Styx

  • Zitat

    Original von CathrineBlake
    Ich kenne das auch, aber ich kann dann trotzdem nicht aufhören zu lesen. Auch nicht zögerlich lesen. Ich les es dann in einem Rutsch durch und manchmal ertappe ich mich dabei, dass ich sogar nur noch überfliege um endlich zu wissen, wie es ausgeht :-)


    :write

    :oha Lg Bellamissimo
    ~~~~~~~~~~~~~~
    Habent sua fata libelli- Bücher haben ihre Schicksale:pferd
    :lesend Der Fluch der Hebamme- Sabine Ebert
    Mit offenen Karten- Agatha Christie

  • Zitat

    Original von Amber144
    Das ging mir bei Eclipse und die Bücherdiebin so, vor allem bei Eclipse wollte ich das Ende wissen aber andererseits auch nicht das es schon zu Ende ist.
    Ausserdem fällt mir grad ein, bei dem letzten Harry Potter, ich wollte nicht das die Reihe zu Ende ist, weil ich die Reihe halt schon so lange verfolge und nicht will dass sie endet. Hmm, irgendwie hört sich das blöd an, ich hoffe ihr versteht was ich meine :grin


    Das ist ein Wort! :lache Mir ging es bei allen Bis(s) Büchern so! Egal ob deutsch oder Englisch. Man hat während dem lesen Angst, dass das Buch bald zu Ende ist!Schrecklich! :-(

    "I think too much. I think ahead. I think behind. I think sideways. I think it all. If it exists, I’ve fucking thought of it.''
    — Winona Ryder


  • Ich kenne sowas auch.


    Auf der einen Seite möchte ich wissen wie es ausgeht, aber auf der anderen Seite werde ich ganz traurig, weil das Buch bald zu Ende ist, und die Geschichte dadurch endet.
    Aber wie bei CathrineBlake kann ich trotzdem nicht aufhören zu lesen. Ich könnte es auch nicht in die Länge ziehen.


    Diese Gefühle habe ich bei vielen Büchern so.

  • Ja, das kenne ich auch. Einerseits bei Büchern, die ich wirklich sehr mag, so wie Harry Potter oder auch Bartimäus und wo ich dann weiß, dass sie mit dem letzten Band einfach zu Ende sind. Solche Bücher, die lese ich dann auch laaaangsam und versuche es künstlich in die Länge zu ziehen.


    Und andererseits hab ichs auch manchesmal bei Büchern, die mir wirklich gut gefallen, die mich fesseln, wo das Ende aber in einer Form abzusehen ist, die mir persönlich überhaupt nicht passt und zusagt, dass ich dann auch nur langsam weiter lese um einem unausweichlichem Ende zu entgehen. Glücklicherweise liege ich da aber auch manchesmal selbst falsch *g*

  • mir gings genauso, ich wollte einfach nicht, dass "der schatten des windes" von zafon endet. zum glück gabs dann aber nen richtig guten abspann, in dem man lesen konnte, was nach der geschichte im buch passiert ist.


    echt seltsam, wenn das buch so gut ist, dass man unbedingt alles wissen uns es zu ende lesen möchte, gleichzeitig aber nicht das ende erreichen will, weil dann alles aus ist...

  • ich lese sehr viele serien und ich kenne diese angst. zum einen das einem der schluß nicht gefallen könnte, womit die zweifel aufkommen ob man den nächsten band auch noch kauft oder das der schluß so gut ist, man unbedingt weiterlesen möchte und die fortsetzung erst in ferner zukunft erscheint.


    so geht es mir häufig mit den büchern, sei es die serie mit rachel morgen von kim harrison, die pellinor-saga, das spiel der götter usw.


    aktuell hat es mir mal wieder die stephanie plum reihe angetan. ich habe chaos queen zum geburtstag bekommen, fühle mich wieder super unterhalten aber mir gruselt davor die letzte seite zu lesen weil bis der nächste band rauskommt dauert das noch ewigkeiten. der ist nämlich jetzt gerade als HC erschienen also wird das vor 2010 nix als TB. chaos queen ist für nächstes jahr als TB geplant und ist - glaube ich - letztes jahr als HC erschienen. sowas hasse ich. bedenken die verläge eigentlich das die leute, die diese bücher kaufen auch älter werden und das es irgendwann nicht mehr den geschmack trifft ??