Kill Order [Früher: Das dunkle Fenster] - Andrea Gunschera

  • //Edit: Titel geändert, da das Buch unter neuem Titel als Neuausgabe erschienen ist.


    2008 - Das Dunkle Fenster
    2013 - Kill Order (Neuausgabe)



    Über das Buch:(Klappentext)


    Während einer Rede zur Eröffnung des Jüdischen Museums in Berlin wird der einflussreiche israelische Politiker Jonas Levi Rosenfeldt erschossen. Der Killer kann entkommen; Indizien weisen zur PLO als Drahtzieher des Attentats. Das Attentat platzt wie eine Bombe in laufende Friedensverhandlungen zwischen Israel und Palästina und löst eine Vergeltungsaktion aus, die den Friedensprozess um Jahre zurückwirft.


    Beirut, vier Jahre später:
    Nikolaj Fedorow lebt auf seinem abgelegenen Anwesen in einem Bergdorf im Libanongebirge. Er widmet seine Tage der Malerei und der Instandsetzung des alten Hauses.
    Azizah Abourjelij, eine Kunststudentin der Mailänder Akademie, verbringt die Sommerferien im Haus ihrer Eltern in den libanesischen Bergen. Sie glaubt in Nikolaj einen bekannten Maler zu erkennen, der vor einigen Jahren abrupt vom Parkett der europäischen Kunstszene verschwand. Als sie die Neuigkeit unter ihren Freunden in Mailand verbreitet, interessieren sich plötzlich Mossad und CIA für das kleine Dorf im Wadi Qadisha.
    Denn wenn ihre Beobachtung richtig war, hat sie einen Geist aufgespürt, einen Assassinen, der nie gefasst werden konnte - und dessen Spur sich nach dem Rosenfeldt-Attentat im Nichts verlor.
    Bald beteiligen sich nicht mehr nur Geheimdienste an der Jagd auf den Mann, der als einziger die Identität der Auftraggeber kennt - die ihrerseits um jeden Preis zu verhindern suchen, dass Nikolaj dem Mossad lebend in die Hände fällt und Informationen über das Attentat und seine Hintergründe preisgibt.
    Die Ereignisse eskalieren, als Carmen Arndt auf der Bildfläche erscheint – eine Frau, die Nikolaj vor vielen Jahren liebte, die er verraten hat und die nun für seine Jäger arbeitet.




    Über die Autorin:
    Andrea Gunschera, geboren 1974 in Deutschland, studierte Innenarchitektur und Industriedesign und arbeitete danach viele Jahre in der Medienindustrie. Heute ist sie als Managerin für ein IT Unternehmen tätig. Mit dem Roman Das dunkle Fenster legt sie ihr Debüt als Thrillerautorin vor; ein Nachfolger ist in Vorbereitung.
    Die Autorin lebt mit ihrem Mann in der Nähe von Los Angeles, Kalifornien.




    Fazit:
    Schon der Hintergrund dieses Buches ist spannend - ein Wespennest, angelehnt an wirkliche Ereignisse. Im 'dunklen Fenster' platzt ein Attentat auf einen israelischen Politiker in die Friedensverhandlungen zwischen Israel und Palästina, angeblich bezahlt von der PLO. Die Israelis brechen daraufhin die Gespräche ab, eine hastige Vergeltungsaktion wird initiiert, bei der ein palästinensisches Dorf dem Erdboden gleichgemacht wird und viele Zivilisten sterben. Damit ist der Friedensprozess im Nahen Osten vom Tisch, vielleicht für immer.


    Die Protagonisten sind sehr charismatisch, und das macht das Buch auch so fesselnd. Ich habe mit ihnen gelitten, gekämpft, mich mit ihnen gefürchtet. Der Protagonist Nikolaj ist eine tragische Figur, der als Junge Maler werden wollte, aber zwanzig Jahre später der Killer ist, der Rosenfeldt erschießt und damit die ganze Ereigniskette in Gang setzt. Nicht minder zerrissen ist Lev Katzenbaum, der Mossad-Ermittler auf der anderen Seite, der sich nie sicher war, ob sie mit ihrer Vergeltungsaktion gegen das palästinensische Dorf das Richtige getan haben, und für den die Frage nach den Hintermännern des Attentats auch eine Frage um sein eigenes Seelenheil ist. Schließlich gibt es noch Carmen, eine ehemalige Weggefährtin Nikolajs und seine heimliche alte Liebe, die inzwischen für den Mossad arbeitet. Eigentlich soll sie ihn nur identifizieren, doch dann kommt es zu einer Schießerei und er nimmt sie mit sich als Geisel. Plötzlich sind sie aneinandergekettet und müssen sich entscheiden, ob sie gegeneinander kämpfen wollen oder miteinander.


    'Das dunkle Fenster' ist vielschichtig und komplex und intelligent geschrieben, und niemals schwarzweiß. Immer schrammt es an diesem 'so könnte es gewesen sein'-Grat entlang, bleibt aber zugleich spannend und temporeich. Zeitweise erinnert es an 'Bourne Identität', in den Nahen Osten versetzt.
    Ich hoffe, dass es eine Fortsetzung gibt, das offene Ende lässt jedenfalls hoffen.


    :wave

    Ich hab' mich verirrt.
    Ich bin dann mal weg, um nach mir zu suchen.
    Sollte ich zurückkommen, bevor ich wieder da bin, sagt mir bitte, ich soll hier warten!

    Dieser Beitrag wurde bereits 4 Mal editiert, zuletzt von elwe ()

  • Jetzt habe ich es gelesen - danke für die Empfehlung!


    Das Format ist etwas ungewöhnlich (von der Grösse her zwischen Taschenbuch und Hardcover und ziemlich kompakt gedruckt - die ca. 240 Seiten dürften bei normalem Taschenbuchformat eher so um die 500 Seiten ergeben).
    Sonst ist es aber sehr schön aufgemacht.


    Ich fand das Buch extrem fesselnd, und für einen Thriller sehr vielschichtig geschrieben. Man kriegt viel Einblick in das Seelenleben der Figuren, und weiß irgendwann nicht mehr, wer eigentlich die Guten und wer die Bösen sind, weil irgendwie jeder einen guten Grund für seine Taten hat. Das macht es auch so tragisch, weil man immer wieder in Situationen ist, bei denen der Sieg von einer liebgewonnenen Figur den Untergang einer anderen Figur bedeutet, die einem aber auch ans Herz gewachsen ist.
    Das fand ich sehr faszinierend, das hat mich sehr beschäftigt.


    Ich hoffe, es gibt bald einen Nachfolger.

  • Der Klappentext zu dem Buch erinnert mich sehr, sehr stark an "Der Auftraggeber" von Daniel Silva. Israelischer Ex-Agent/Killer, der sich zurückgezogen hat und sich der Malerei (im Falle Silvas der Restauration von Bildern) widmet und reakitiviert wird.


    Kennt jemand beide Bücher und kann mir sagen, ob sich die Parallelen durch die ganze Geschichte ziehen? Eigentlich wäre das nämlich schon mein Thema, aber ein Deja-vu beim Lesen möchte ich auch nicht. :wave

  • Zitat

    Original von Rosha
    Kennt jemand beide Bücher und kann mir sagen, ob sich die Parallelen durch die ganze Geschichte ziehen? Eigentlich wäre das nämlich schon mein Thema, aber ein Deja-vu beim Lesen möchte ich auch nicht. :wave


    Ist zwar schon ein Weilchen her, dass ich beide Bücher gelesen habe und ich bin mir gerade auch nicht sicher, welcher Gabriel Allon Band 'Der Auftraggeber' genau war, aber ich habe von Daniel Silva eigentlich fast alle Bücher gelesen. Ich würde aber sagen, außer dem Künstlerbackground und der Tatsache, dass der Mossad eine Rolle spielt, sind die Bücher nicht sehr ähnlich.


    :wave

    Ich hab' mich verirrt.
    Ich bin dann mal weg, um nach mir zu suchen.
    Sollte ich zurückkommen, bevor ich wieder da bin, sagt mir bitte, ich soll hier warten!

  • Was für ein "Leckerbissen". :-]


    Ich bin begeistert von diesem Buch.


    Ich weiß ja nicht, wie viel mit der alten Veröffentlichung übereinstimmt, daher gebe ich einfach mal meine Leseeindrücke wieder. Die Figuren waren sehr interessant und die ganze Geschichte zieht einen in ihren Bann und ist durch ihre Verstrickungen, wer da zu wem Kontakte welcher Art unterhält, sehr interessant gewoben.


    Herausheben möchte ich allerdings die Schilderung der "Actionszenen", wie beispielsweise der

    . Prügeleien und Schießereien entstehen da wirklich vor dem inneren Auge, die ganzen Orte konnte ich mir von der Topographie her bildlich vorstellen und so hatte auch diese Szene im Säulengang am Ende zwischen
    was.


    Viele der Charaktere waren ja an Marionettenfäden geknüpft, deren Vorhandensein sie teilweise selbst nicht erahnt hatten oder deren Umfang sie jedenfalls nicht erkennen konnten.


    Beim Lesen fühlte es sich an, als würde man über das Geheimdienstnetz einmal den gesamten Globus bereisen.


    Zu Carmen habe ich in Dresden ein bisschen den Zugang verloren, ich weiß auch nicht, woran es genau lag. Dafür gewann Rafiq seit er in Berlin war für mich doch deutlich an Bedeutung und auch an Tiefe.


    Ich nehme an, es war Absicht, dass die Folterungen an Nikolaj, die ihm damals geschehen sind, nur gestreift und nicht ausführlich geschildert wurden...so wurde man selbst durch die wenigen Worte dazu gebracht, das im Kopf auszufüllen...


    Das Ende gefällt mir sehr gut,


    9 Punkte.

  • PLO und Israel verhandeln über einen Friedensvertrag als plötzlich ein hochrangiger Politiker erschossen wird. Alles deutet auf die PLO als Täter was zu Rache und dem Abbruch der Verhandlungen führt.
    Jahre später führt Nicolaj, ein Künstler und regelmässige Klosterbesucher, ein ruhiges Leben in den Bergen im Libanon. Er ist ein Killer, der sich zur Ruhe gesetzt hat. Mit dieser Ruhe ist es allerdings nach ein paar unbedachten Worten vorbei. Ein kleines Wort zu viel und schon hat er Verfolger am Hals, unter ihnen zwei seiner ehemals besten Freunden.


    Es gibt keine gute oder böse Seite in dieser Geschichte, jeder kämpft für seine Sache, von der er überzeugt ist und für die mancher sogar sterben würde. Die Autorin bringt es fertig, jede Seite glaubwürdig zu rechtfertigen. Politische Geschehen wurden sorgfälltig recherchiert und leicht verständlich erklärt. Egal ob Szenewechsel, Rückblenden oder immer weitere Personen die hinzustossen, durch den klaren Schreibstil verliert man als Leser nie den Überblick.


    Kill Order ist spannend und fesselnd vom Prolog bis zum Epilog, und hoffentlich auch noch darüber hinaus. Auf eine Fortsetzung würde ich mich wirklich freuen.

  • Die Schriftstellerin Andrea Gunschera hat im Jahre 2008 ihren Thriller "Das dunkle Fenster" veröffentlicht. Irgendetwas muss sie an ihrem Buch gestört haben oder neue Ideen drängten sich auf die sie unbedingt mit einflechten wollte. Sie hat die Geschichte komplett überarbeitet und nun unter dem Titel "Kill Order" neu herausgegeben. Ich kenne die ursprüngliche Fassung die als Basis dient nicht aber das was ich hier zu Lesen bekam hat mich vollends überzeugt. Eine klug ausgetüftelte Story mit Bezug zum realen Nahostkonflikt, knackige Actionszenen und einen aussergewöhnlichen, für mich gar fremdländischen, Handlungsort.


    Mal ehrlich, den 135 Krimi der in London spielt verursacht bei mir eher ein müdes Gähnen als das er echtes Interesse weckt. Zu bekannt, ja geradezu breitgetreten sind diese ausgelatschten Pfade. Aber eine Geschichte die im Libanon beginnt und via Zypern nach Deutschland gelangt lässt mich aufhorchen. Wenn die Protagonisten wie hier aus einem Auftragskiller und Geheimdienstleuten des Mossad besteht betrete ich als Vielleser absolutes Neuland. Für mich waren diese "Unbekannten" zugleich Reiz und Ansporn dieses Buch zu lesen. Der Prolog, der seinen Zweck mehr als erfüllt, ist der Funke der das innere Feuer für diesen Thriller entfacht und mich schnell und tief in die Handlung rund um die Hauptfigur Nikolaj hineinzieht. Notabene ein Auftragsmörder der sich selbst in den Ruhestand versetzt hat und in einer abgelegenen kleinen Siedlung im Libanongebirge seine Zufluchtsstätte gefunden hat. Durch Zufall greifen die dunklen Schatten seiner Vergangenheit nach seiner neuen Existenz und er wird gezwungen sich nochmals mit seinem längst vergessen geglaubten Leben als Killer zu beschäftigen... eine mörderische Jagd mit dem israelischen Geheimdienst Mossad beginnt!


    Gleich zu Beginn des Buches vermischen sich die Grenzen zwischen Gut und Böse und sie werden bis zum Schluss nicht neu gezogen. Die Autorin Andrea Gunschera kreiert ein explosives Mengengemisch aus Wissen, Schuldgefühlen, Verrat und Vaterlandsliebe. Diese Mixtur ist wie Dynamit aber ohne Zündschnur, diese liegt in der Erkenntnis und der richtigen Deutung der Zusammenhänge der Vergangenheit verborgen. Ein Handlungsstrang zu Beginn der neunziger Jahre und einer im Hier und Jetzt verlangen von der Leserschaft ein stetes Mitdenken. Rasante Verfolgungsjagden mit Autos und etliche andere brenzlige Szenen sorgen für Dynamik und Nervenkitzel.


    Ein guter Thriller, ein komplexer Thriller der die grauen Gehirnzellen fordert mit Bezug zum nicht enden wollenden Nahostkonflikt und dem Friedensprozess zwischen Israel und Palästina. Zwei unterschiedliche Welten die aufeinanderprallen und leider zum Spielball eigennütziger Machtpolitik werden. Lesenswert! Wertung 8 bis 9 Eulenpunkte.

  • „Kill order“ ist ein Agententhriller, im Zentrum steht der Mossad, der israelische Geheimdienst. Um ihn herum gruppieren sich die Figuren, aus ganz verschiedenen Richtungen kommend. Da ist Nikolaj Fedorow, ein Russe, der sein Dasein als Profikiller über den Einstieg als PLO-Kämpfer machte und im Grunde seines Herzens eigentlich nur malen möchte. Was er in Zurückgezogenheit zu tun versucht. Ein alter Fall wird ihm jedoch zum Verhängnis, als durch einen dummen Zufall ans Licht kommt, dass er nicht tot ist. Die Jagd auf ihn wird eröffnet.


    Seine alten Kameraden Rafiq und Carmen kommen ins Spiel, die jetzt als Agenten für den Mossad arbeiten. Häppchenweise erfährt man in Rückblenden wie aus ehemals guten Freunden Feinde wurden und die beiden deshalb nun zu den Häschern von Nikolaj gehören.


    Doch Rache, Hass und einstige Freundschaft bilden einen seltsamen Cocktail, der alle drei Beteiligten zu überrollen droht. Welche Gefühle sind echt und welche meint man haben zu müssen? Ein spannendes Psychogramm wird geboten.


    Nicht nur der Mossad scheint hinter Nikolaj her zu sein. Aber wer hat noch ein Interesse daran, den Profikiller zu töten? Ein morbides Karussell wird in Gang gesetzt, bei dem nicht klar ersichtlich ist, wer wem vertrauen kann.


    Die politischen Zusammenhänge erschließen sich erst nach und nach, der Spannungsbogen wird konstant oben gehalten, man fiebert mit, wenn die Geschichte wieder eine unerwartete Wendung nimmt.


    Die Actionszenen sind sehr gut gearbeitet, die politischen Aspekte der Geschichte werden nicht unnötig in die Breite gewalzt, es gibt gefühlvolle Momente und garantiert keine Hollywood-Burleske, die mit einem Schwarz-Weiß-Schema aufwartet.
    Der Plot ist sehr gut durchkonstruiert ohne Längen oder Logikbrüche. Belohnt wird man zusätzlich mit einem furiosen Showdown und einem schlüssigen Ende, das die Neugier und Hoffnung auf weitere Bände weckt.

    Ich gebe 9 von 10 Punkten.


    edit: falsches Wort ausgebessert

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. Franz Kafka

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Rosha ()

  • Ich durfte dieses Buch in einer Leserunde lesen, die sympathisch von der Autorin begleitet wurde - für beides vielen Dank!


    Es war mein erstes Buch von Andrea Gunschera, denn mit Fantasy habe ich es eher weniger und Thriller sind bei mir mehr "Beifang" als "Beuteschema", aber es hat mich auf Anhieb überzeugt, diese Autorin im Auge zu behalten.
    Zum spannenden Inhalt wurde ja bereits vieles geschrieben, dem ich mich nur anschließen kann. Gefallen hat mir, wie gekonnt hier ein tatsächliches Ereignis (gescheiterte Verhandlungen in Camp David) mit einem fiktiven Ereignis (Attentat auf einen jüdischstämmigen US-Senator) verwoben und darauf eine wirklich atemberaubende Story aufgebaut wurde. "Kleine Handlung" (Beziehungsgeflecht der Hauptpersonen untereinander) und "große Handlung" (Aktionen der Geheimdienste etc) liefen hier einander nicht den Rang ab, sondern ergänzten sich hervorragend. Schlimm, dass das Ganze wahr sein oder zumindest ähnlich wahr werden könnte. Etwas überraschend für mich, wie sehr ich einem Auftragskiller die Daumen zu halten bereit war.
    Das Ende war für mich plausibel und ließ mich zufrieden zurück.
    Die ergänzenden Informationen zum Schluß des Buches rundeten das Ganze ab.


    Ich vergebe 9 von 10 Eulenpunkten!


    :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Politthriller sind normalerweise nicht mein liebstes Genre, eher das Gegenteil. Ich kenne und schätze jedoch die "Fantasy-Bücher" der talentierten Autorin und so wollte ich KILL ORDER unbedingt eine Chance geben. Es hat sich gelohnt!!! KILL ORDER ist ein Action-Spektakel, so weit man ein Buch so bezeichnen kann, das seinesgleichen sucht, mit glaubwürdigen Charakteren, die einen nicht kalt lassen.
    Die Autorin springt zwischen den aktuellen Handlungen und Rückblenden in die Anfänge der Geschichte hin und her. So enthüllt sie nach und nach die Hintergründe der Verwicklungen und Ereignisse um Nikolaj, Carmen und Rafiq, die in ihrer Jugend die Welt verändern wollten und darüber zu tödlichen Gegnern wurden. Ich spreche eine absolute Leseempfehlung aus und ergänze sie mit einer Vorwarnung: Beginnt KILL ORDER nur mit ausreichender Zeit, denn ihr werdet vor Spannung das Buch nicht mehr zur Seite legen wollen und können. Mir bleibt jetzt nur auf eine Fortsetzung zu hoffen, denn ich würde gerne mehr vom malenden Profikiller wider Willen lesen.


    10 PUNKTE!!!

    smilie_sp_274.gif
    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Gott sei Dank, mal wieder ein Prolog, der Sinn macht. Kommt leider selten genug vor, da bin ich ganz einer Meinung mit Sapperlot.


    Kill Order war für mich eine klug aufgebaute, hochspannende Geschichte um Freundschaft und Liebe, Schuld und Verrat, Flucht und Verfolgung. Für einen Thriller um einen Auftragskiller ungewöhnlich vielschichtig und emotional. Die Autorin versteht es unglaublich gut Emotionen greifbar zu machen und kann gleichzeitig nahezu perfekt Actionszenen schildern - eine ebenso ungewöhnliche wie unwiderstehliche Kombination für den Leser.


    Die Globalisierung macht auch vor den Geheimdiensten nicht halt. Übelster Klüngel, frei von Ethik und Moral (sofern man in diesem Umfeld überhaupt davon sprechen mag), ja sogar Loyalität den eigenen Leuten gegenüber scheint es nicht mehr zu geben. Je nach Bedarf wechseln die Bündnisse quer durch die Lager, es zählt nur was opportun ist und Macht verspricht. Die allgegenwärtige Überwachung passt sehr gut in den aktuellen Kontext.


    Wechselnde Schauplätze sorgen für Abwechslung, die gut gewählten Erzählsprünge erhöhen Spannung und Tempo, nicht alles wird bis ins Detail geklärt und/oder zerredet. Es bleibt Raum für eigene Gedanken. Ich habe das in diesem Fall als sehr positiv empfunden, keineswegs als fehlende Verknüpfung von losen Fäden, denn alles Wesentliche wurde zu einem plausiblen Ende geführt.


    Auch sprachlich wirkte das Buch auf mich sehr ausgefeilt. Jeder Satz sitzt, es finden sich wenig bis gar keine dieser Versatzstücke, die man inzwischen in fast jedem Roman lesen kann (muss). Als überaus angenehm empfand ich die Angaben von Ort und Zeitpunkt in den Kapitelüberschriften, manchmal sogar ergänzt durch den verflossenen Zeitraum. Das macht das Lesen so viel flüssiger und spart das Zurückblättern zwecks besserer Orientierung in der Geschichte.


    Ein Thriller mit Spannung, Anspruch, Emotion und interessanten Figuren. Auch ich hätte gegen eine Fortsetzung absolut nichts einzuwenden :-].