Kill Order [Früher: Das dunkle Fenster] - Andrea Gunschera

  • Nach der hier schon fast ins Obsessive gehende Begeisterung über dieses Buch - habe ich es mir nun auch bestellt. Und ich kann nur hoffen, dass es auch hält was diese Ekstase hier verspricht. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Für mich war das der zweite Streich von Andrea Gunschera aus dem Krimi- und Thrillerbereich. Dieses Mal schlägt die Autorin nicht so zarte Töne wie in „die dunklen Farben des Lichts“ an, im Gegenteil wird es sehr rasant: Es wird geschossen, verfolgt und explodiert.


    Der Einstieg in die Geschichte fiel mir nicht so leicht, da viele Figuren eingeführt wurden und die jeweiligen Kapitel auch aus deren Sicht geschildert waren. Nach der Einführung konzentrierten sich die Perspektiven dann jedoch auf die drei „Hauptfiguren“ (Nikolaj, Carmen, Raifq), was mir weitaus besser gefallen hat. Besonders zu Beginn wollte ich unbedingt wissen, wegen welcher Sache Nikolaj verfolgt wird und die Autorin schafft es, diese Fäden auch bis zum Ende zusammenzuführen. Dennoch hätte ich mir an einigen Stellen noch mehr Details gewünscht, vor allem über die Vergangenheit der Personen, viele Rückblenden bleiben sehr angedeutet. Und Bezug darauf nehmend hätte ich mir mehr klärende Aussprachen in der Gegenwart gewünscht. Dadurch ist für mich ein bisschen Tiefe verloren gegangen. An manchen Stellen konnte ich auch die Gedanken- und Gefühlswelt der Figuren nicht nachvollziehen, beispielsweise Nikolajs ständiges schlechtes Gewissen.


    Ich kenne die Vorgängerversion nicht, wage aber zu behaupten, dass die Überarbeitung für die Geschichte sehr gut war – einfach deshalb, weil keine Szene unnötig oder zu viel war. Da ich mir im Gegenteil mehr Seiten gewünscht hätte, gefällt mir die Auspolsterung. Für mich war es nicht ersichtlich, welche Szenen neu waren, Stilbrüche müssen meiner Meinung nach nicht befürchtet werden.


    Was mir sehr an diesem Roman gefallen hat, ist die Recherche, die die Autorin betrieben (am Ende des Buches gibt es einen Abschnitt darüber, welche Teile der Geschichte von Fakten abgeleitet und was frei erfunden ist), und die Wissenshappen, die sie dadurch in der Geschichte verteilt hat. Ich habe mir die Weltkarte zu Gemüte geführt, um genauer nachvollziehen zu können, an welchen Orten sich die Figuren befinden und bin momentan sehr hellhörig, wenn ich das Wort „Syrien“ höre. Schmunzeln musste ich außerdem darüber, dass die Autorin auch diesmal ihre Liebe zur Malerei in die Geschichte eingebaut hat (Ein Pluspunkt, keine Kritik!)


    In Bezug auf eine Fortsetzung bin ich zwiegespalten. Zum einen könnten die Figuren dadurch mehr über sich preisgeben und Charaktere, die man bereits kennt, belgleitet man ohnehin (in vielen Fällen) gerne wieder. Zum anderen könnten damit aber auch die realistische Offenheit am Ende von Kill Order zerstört werden.


    Fazit: Kill Order hat sich nach dem Einstieg quasi von selbst gelesen. Mir hätten persönlich jedoch ein paar mehr Seiten und Details gefallen und eine Sache war für mich am Ende nicht ganz schlüssig (die hat jedoch nichts mit den Verwicklungen um Nikolaj zu tun).


    Spoiler für mein Fragezeichen am Ende:



    Ich vergebe 8/10 Punkten.

  • Titel: Kill Order
    Autorin: Andrea Gunschera
    Verlag: Sieben Verlag
    Erschienen: Juni 2013
    Seitenzahl: 280
    ISBN-10: 3864432480
    ISBN-13: 978-3864432484
    Preis: 14.90 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Der Ex-PLO Kämpfer und ehemalige Auftragsmörder Nikolaj Fedorow hat seine alte Existenz hinter sich gelassen. Zurückgezogen lebt er das Leben eines Malers und versucht seine Vergangenheit zu vergessen. Doch die holt ihn ein, als der Mossad ihn aufspürt und sich für seinen letzten Auftrag interessiert – den spektakulär inszenierten Mord an einem jüdischen Politiker. Die Ermittlungen der israelischen Agenten bringen eine weitere Partei ins mörderische Spiel, die um jeden Preis zu verhindern sucht, dass Nikolaj dem Mossad lebend in die Hände fällt und Informationen über das Attentat und seine Hintergründe preisgibt. Als Carmen Arndt auf der Bildfläche erscheint, die Frau, die Nikolaj einst liebte und die er verraten hat, gerät die Situation außer Kontrolle...


    Die Autorin:
    Andrea Gunschera wurde in Deutschland geboren, studierte Industriedesign und lebt in Berlin.


    Meine Meinung:
    Wenn man sich die Meinungen, Ansichten und Eindrücke zu diesem Buch anschaut – dann kann es eigentlich nur eine Schlussfolgerung geben: Das Buch muss ich haben. Unbedingt! Und so würde dieser Thriller von Andrea Gunschera dann auch bestellt.
    Doch dann bei der Lektüre dieses Buches überfielen mich Zweifel. Haben die in Euphorie badenden Leser eigentlich dasselbe Buch gelesen wie ich? Wohl kaum. Denn dieses Buch war für mich eine einzige Enttäuschung – und ich kann die hier laut gewordene Begeisterung absolut nicht nachvollziehen. Eine eher lahme Story wird durch abstruse Actionszenen aufgepeppt. Und auch die Bedeutung des Begriffes „klischeebeladen“ habe ich nun auch begriffen. Alles war irgendwie vorhersehbar, hat man ähnliche Geschichte doch schon sehr oft lesen müssen. Auch wenn das Buch und die erzählte Geschichte sicher eine Fiktion ist, so sollte doch wenigstens ein Jota Glaubwürdigkeit vorhanden sein. Alles wirkt übertrieben und an den Haaren herbeigezogen. Und auch das Ende des Buches überrascht nicht.
    Die handelnden Personen waren der Schablone „Politthriller für Anfänger“ entnommen und außerdem wurde kein Geheimdienstklischee ausgelassen.
    Fazit: Für mich war das Buch eine riesige Enttäuschung – hatte ich nach den zum Teil ekstatischen Äußerungen doch weitaus mehr erwartet. 3 Eulenpunkte gibt es dann auch nur für eine stilistisch eher ausreichende Schreibleistung.


    Um Missverständnissen vorzubeugen: Meine Kritik gilt dem Buch – nicht der Autorin. Die Autorin wird unter Garantie ein sehr liebenswerter und sympathischer Mensch sein.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Schade, dass es dir so wenig gefallen hat, Voltaire, und wir dich mit unseren begeisterten Meinungsäußerungen zum Lesen bewogen haben.


    Ist mir auch schon so gegangen. Manchmal ist der Geschmack deckungsgleich - und manchmal nicht ;-). Obwohl es mich schon ein bisschen wundert, dass du dem Buch so gar nichts abgewinnen konntest. Das hätte ich so wirklich nicht erwartet.

  • Ich habe das Buch als Ebook gelesen und gerade beendet. Ich neige dazu, Voltaire zuzustimmen, was die Klischeehaftigkeit der Figuren und Handlung anbelangt. Vorhersehbar fand ich die Geschichte auch. Aber trotzdem ist sie recht spannend geraten und ließ sich gut lesen. Wer gerne Agententhriller auch in der 43. Version liest ;-), der macht hier nichts falsch.