'Die Wälder von Albion' - Seiten 387 - 480

  • Die Avalon-Leserunden bin ich mit teilweise gemischten Gefühlen angegangen. Als ich das letzte Mal die „Nebel“ gelesen habe, hat es rund zwei Wochen gedauert, bis ich mich davon lösen, den Weg aus den Nebeln heraus gefunden und in dem, was wir reale Welt nennen, wieder angekommen war. Ich habe nie so recht gewußt, warum das Buch diesen Eindruck auf mich macht, und war mir nicht sicher, welche Wirkung dieser „Gesamtdurchgang“ der Avalon-Bücher haben würde. So langsam komme ich dahinter. Vielleicht sind es doch die richtigen Bücher zur richtigen Zeit. Darauf gehe ich im letzten Abschnitt dann nochmals genauer ein.


    Doch jetzt erst mal die Anmerkungen zum Abschnitt.


    Seite 398, das Anfeuern der Truppen hat mich an die entsprechenden Stellen in „Die Rückkehr des Königs“ erinnert.


    Seite 400. Gaius wußte, daß Calcagus die Wahrheit sprach.
    Eine Wahrheit, die sich immer wieder durch die Jahrhunderte, wenn ein Volk ein anderes erobert, ergeben wird.


    Daß es zu einem Zsuammentreffen Gaius - Cynric während der Schlacht kommt, war ja fast zu erwarten. Ich war mir nicht so sicher, wie das ausgehen würde. Daß Gaius sich letztlich für Cynric wie auch Bendeigid eingesetzt hat, rechne ich ihm hoch an. Nur daß diese beiden es nicht danken.


    Nach dieser Schlacht mußte ich erst mal ein paar Stunden Lesepause einlegen. :rolleyes


    Seite 409 (sowie seine Überlegungen während des Rückritts auf den folgenden Seiten). Es war eine bittere Einsicht, aber Gaius wußte, mehr als die Depeschen, die er bei sich trug, und die auch eine sehr lobende Erwähnung seines Verhaltens in der Schlacht enthielten, zwang ihn die endgültige Niederlage der Stämme, nun ein richtiger Römer zu werden.
    Gaius wird mir immer suspekter. Er verfängt sich immer mehr in einem Netz, das sich mehr und mehr zuzieht. Aber ich habe das Gefühl, er läßt sich auch nicht so ungern fangen und tut herzlich wenig, dem zu entgehen. Es gibt ja so praktische und vernünftige Entschuldigungen für sein Handeln.


    Ardanos zeigt endlich seine häßliche Fratze in aller Offenheit. Und findet in Caillean eine ebenbürtige Gegnerin. Ich fürchte nur, daß dieser Kampf noch nicht endgültig entschieden ist. Auch Eilan kommt so langsam hinter die Ränkespiele Ardanos’, und auch der Besuch Bendeigids bei ihr öffnet ihr weiter die Augen. Ich hoffe, sie gewinnt noch genügend Eigenständigkeit gegenüber diesen.


    Seite 487. So viele Menschenleben wären gerettet worden, wenn die Verantwortlichen das bereits vor drei Jahren gesehen hätten. Und bei all ihrer Vernunft hätten sie es sehen können!
    Auch das erinnert mich wieder sehr an unsere heutige Zeit, wo die „Verantwortlichen“ ebenfalls vieles nicht sehen (wollen), weil es z. B. nicht in ihrer Ideologie paßt.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Gaius wird mir immer suspekter. Er verfängt sich immer mehr in einem Netz, das sich mehr und mehr zuzieht. Aber ich habe das Gefühl, er läßt sich auch nicht so ungern fangen und tut herzlich wenig, dem zu entgehen. Es gibt ja so praktische und vernünftige Entschuldigungen für sein Handeln.


    :write
    Er wird mir nicht nur immer suspekter, sondern in dem Maße wie er immer mehr Wert auf Macht und Ansehen legt, auch immer unsympathischer. Aber der allergrößte Hohn ist, dass er seine Heirat mit Julia als aufopfernde Handlung betitelt, um sich für Eilan und ihr Kind einsetzen zu können.
    Seite 452 "Was würde Eilan von diesem albernen Theater halten? Würde sie je ermessen, was er für sie und ihren Sohn auf sich genommen hatte?"
    Da wird mir :uebel

  • Statt alles zu zitieren, kann ich ganz einfach: :write so zu dem gesamten Post machen, _Salome_ :wave


    Und das Schlimmste ist: der glaubt auch noch, daß er es ehrlich meint und alles zu Eilans und Gawens Besten ist.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von SiCollier ()

  • Die Entwicklung zwischen Gaius und Eilan empfinde ich als traurig, aber vermutlich realistisch *seufz*.


    Zitat

    Original von SiCollier
    Auch Eilan kommt so langsam hinter die Ränkespiele Ardanos’, und auch der Besuch Bendeigids bei ihr öffnet ihr weiter die Augen. Ich hoffe, sie gewinnt noch genügend Eigenständigkeit gegenüber diesen.


    Schlau von ihr die Trankzusammensetzung zu verändern.
    Endlich erkennt sie das Orakel als Mittel "um die Massen zu lenken". Diesbezüglich bin ich wirklich gespannt, wie es weitergeht ...

  • Ardanos war mir von Anfang an nicht sonderlich sympathisch, aber wie ich jetzt festgestellt habe, sind bei ihm immer noch Steigerungen möglich. In diesem Teil hat er sich direkt als boshaft entpuppt, ein richtig gemeiner alter Mann. Wenn man bedenkt, es ist die eigene Enkelin, der er das antut. Glücklicherweise hat Eilan mit Caillean eine mutige und tatkräftige Gefährtin, die Ardanos gegenübertritt, wenn Eilan zu schwach dazu ist.
    Nachdem sich Eilan von ihrer schweren Geburt erholt hat, scheint ihr so einiges klar zu werden, wie ihr Großvater die Hohenpriesterin und damit die Orakelsprüche manipuliert hat. Ich bin gespannt, wie sie sich weiterhin verhält, immerhin hat sie schon ihren Trank abgeändert.
    Gaius kommt mir ziemlich "zerrissen" vor. Klar, er heiratet Julia und beschwichtigt sich selbst, er würde nur Karriere machen wollen um Eilan und Gawen bestmöglich unterstützen zu können, aber ein gutes Gefühl hat er nicht dabei. Letztendlich blieb ihm ja nichts anderes übrig, als sich von Eilan fern zu halten, denn die Drohung, wenn er sie erneut treffen wolle, würde ihr etwas angetan, ist schon recht massiv.

  • Ardanos war mir in der "Hüterin" über weite Strecken sympathisch, doch schon da fing er an, sich negativ zu verändern. Das hat sich hier sehr fortgesetzt. "Boshaft", das Wort hatte ich auch schon im Sinn.


    Die Drohung, Eilan würde etwas geschehen, war schon massiv und wohl auch recht glaubwürdig. Gaius ist auf der anderen Seite sofort und ohne große Umstände darauf eingegangen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von MagnaMater
    Hüterin... Hüterin... jetzt muss ich die Hüterin auch noch lesen :rolleyes :grin


    Haha! Bin ich also nicht die einzige, die es gepackt hat.

  • :grin


    (Aber ich habe euch in meiner Rezi gewarnt, das Buch an sich hat deutliche Mängel. Was natürlich nicht heißt, daß die Kenntnis des Inhalts von Vorteil ist.)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Seite 398, das Anfeuern der Truppen hat mich an die entsprechenden Stellen in „Die Rückkehr des Königs“ erinnert.


    mich an Braveheart, obwohl die Schlachten ja erst mehr als 1000 Jahre später stattfanden :grin


    Zitat

    Original von _Salome_


    Er wird mir nicht nur immer suspekter, sondern in dem Maße wie er immer mehr Wert auf Macht und Ansehen legt, auch immer unsympathischer. Aber der allergrößte Hohn ist, dass er seine Heirat mit Julia als aufopfernde Handlung betitelt, um sich für Eilan und ihr Kind einsetzen zu können.
    Seite 452 "Was würde Eilan von diesem albernen Theater halten? Würde sie je ermessen, was er für sie und ihren Sohn auf sich genommen hatte?"
    Da wird mir :uebel


    stimmt, im letzten Abschnitt hat er sich noch darüber beklagt, dass sein Leben und das von Eilan von anderen Menschen gelenkt wird (z.B. S. 303), nun scheint er sich irgendwie in diese Situation zu fügen *seufz*


    Zitat

    Original von Leonae

    Haha! Bin ich also nicht die einzige, die es gepackt hat.


    keineswegs bist du da die einzige :grin

  • Zitat

    Original von _Salome_
    Er wird mir nicht nur immer suspekter, sondern in dem Maße wie er immer mehr Wert auf Macht und Ansehen legt, auch immer unsympathischer. Aber der allergrößte Hohn ist, dass er seine Heirat mit Julia als aufopfernde Handlung betitelt, um sich für Eilan und ihr Kind einsetzen zu können.
    Seite 452 "Was würde Eilan von diesem albernen Theater halten? Würde sie je ermessen, was er für sie und ihren Sohn auf sich genommen hatte?"
    Da wird mir :uebel


    Das kann ich auch nur :write
    Dabei war er mir anfangs ganz sympathisch, aber in diesem Abschnitt hatte ich öfters das Bedürfnis, ihn mal kräftig durchzuschütteln. Ständig dieses Selbstmitleid, weil er sich ja "opfert" für Eilan und seinen Sohn und nie ein Gedanke, dass die beiden sein "Opfer" vielleicht gar nicht wollen. Außerdem finde ich auch, dass er sich Julia gegenüber ziemlich schäbig verhält und von seiner Tochter will er sowieso nichts wissen. Cynric und Bendeigid hat er auch nur geholfen, um sein schlechtes Gewissen zu beruhigen und nicht aus Nächstenliebe. Dazu dann noch dauernd diese scheinheilige Trauer wegen der Stämme, aber vorher fleißig bei der Ausrottung helfen :rolleyes


    Eilan ist zwar hinter Ardanos Machenschaften gekommen, aber noch weiß sie nicht, ob sie etwas dagegen unternehmen soll oder doch auf seiner Seite steht. Zumindest hab ich das so verstanden :gruebel Zu Beginn des Buches war ich mir nicht sicher, was ich von Ardanos halten soll (schien ganz vernüftig mit seinen Friedensbemühungen), aber nun hat er ja gezeigt, zu was er tatsächlich fähig ist und ich glaube, das war noch nicht alles.


    Caillean ist ab nun auf jeden Fall meine Heldin und meiner Meinung nach die Einzige, die zu ihren Überzeugungen steht, dementsprechend handelt und nicht dauernd auf die eigenen Vorteile bedacht ist. Naja, gibts auch heute nicht allzuviele Menschen von der Sorte!


    Bin gespannt, ob Dieda bald zurückkommt. Die ist auf jeden Fall nur auf ihren eigenen Vorteil aus .. muss ich gleich mal weiterlesen :-)

  • Zitat

    Original von Bibra
    Caillean ist ab nun auf jeden Fall meine Heldin und meiner Meinung nach die Einzige, die zu ihren Überzeugungen steht, dementsprechend handelt und nicht dauernd auf die eigenen Vorteile bedacht ist.


    :write

  • Caillean ist auch meine Lieblingsfigur. Wie schön, dass sie im nächsten Buch auch wieder vorkommt :-] (die ungeduldige MagMa hat schon wieder begonnen)

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

  • Zu _Salomes_ Spoiler:
    Ich weiß es (zumindest teilweise), weil ich den ersten Abschnitt von "Die Herrin von Avalon" schon durch habe. :grin


    Aber noch was anderes:
    Es ist ja in diesem Abschnitt von der Schlacht am Mons Graupius die Rede. Da gab es etliche zehntausend Tote. Was passiert nach einer Schlacht eigentlich mit all den Toten? Es gab ja auch solche, wo die Kelten praktisch völlig aufgerieben und alle umgebracht wurden - haben dann etwa die Römer hinterher "aufgeräumt"? Wurden die alle liegengelassen, was passierte mit den Ausrüstungen? Das sind doch unendliche Massen, die da rumliegen müssen (an Leichen wie an Material). Würde mich wirklich interessieren, ob es dazu Erkenntnisse gibt.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Die Römer haben zumindest ihre eigenen toten verbrannt. Was mit den anderen geschah hing davon ab, ob die Römer in der näheren region interessen hatten - eine siedlung oder stadt, wasserlauf abwärts, dann wurde schon aus gründen der säuchenvermeidung aufgeräumt. Ich denke, bei den galliern kamen dann verwandte aus anderen stämmen, die aufräumen/plündern, wenn ich es im gedächtnis hab, erwähnt Caesar einmal eine aufräum-aktion im gallischen krieg... müsst nochmal nachlesen.


    Ausserdem gab es wie in jedem heer auch im römischen tross passionierte leichenfledderer und alteisenhändler, die sich der reste erbarmten.


    Wenn die leichen liegenbleiben sollten, ist in einer natürlichen umgebung nach drei, sechs monaten meisst nur noch die nackte schädelkalotte über: Die ameisen, fliegen und käferlarven, raben, wölfe und streunenden hunde kommen zu ihrem recht.

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

  • Zitat

    Original von MagnaMater
    Wenn die leichen liegenbleiben sollten, ist in einer natürlichen umgebung nach drei, sechs monaten meisst nur noch die nackte schädelkalotte über: Die ameisen, fliegen und käferlarven, raben, wölfe und streunenden hunde kommen zu ihrem recht.


    Danke für die Antwort. :-) Daß das so schnell geht, bis fast alles weg ist, hätte ich allerdings nicht gedacht. Kein Wunder, daß man heute nix mehr findet. ;-)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ja, die 'normalsterblichen' menschen der hallstattzeit sind etwa völlig aus dem grabbild verschwunden: die reichen leute wurden in riesigen kurganartigen grabhügeln bestattet, von den ärmeren, die sie aufgeschüttet haben müssen, fehlt jede spur... :wow
    :gruebel Damals wurde allerdings verbrannt, ich denk, die wurden einfach ausgestreut...
    Ich glaub in dem Keltenbuch von Barry Cunliffe, das du mir eingeredet hast, und das ich gestern nacht gelesen hab, stand irgendwo von einer keltischen befestigung bei der die verteidiger der letzten schlacht in einem massengrab beerdigt wären, kann mich aber nicht mehr erinnern ob's Alesia oder eine englische siedlung war...

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )