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'Die Herrin von Avalon' - Seiten 001 - 108
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Ab diesem Buch lese ich auf Englisch. Und habe gleich so manche (böse?) Überraschung erlebt. Die Handlung hier zu wiederholen, erspare ich mir. Alle meine Angaben zur englischen Ausgabe beziehen sich auf die hier mit verlinkte. Ob es im Englischen unterschiedliche Ausgaben gibt (bzw. die voneinander abweichen), weiß ich nicht.
Es beginnt damit, daß der Prolog „Die Fee“ ein völlig anderer wie in der deutschen Ausgabe ist. Ich will jetzt keinen kompletten Vergleich ziehen, zur Illustration nur die ersten Sätze, mit denen das Original beginnt:
The Faerie Queen speaks
In the world of humankind, the tides of power are turning. ... To me, the seasons of men go by in monents, but from time to time a flicker will attract my attention.Seite 59. “Der Königshirsch darf nur vom König erlegt werden...“
„Aber wir haben keinen König...“, flüstere Gawen und ahnte plötzlich, daß er der Antwort seiner Frage nahe war. Plötzlich wollte er sie nicht unbedingt kennen.
Womit die Frage vermutlich beantwortet ist. Übrigens hat mich diese Bemerkung an der Hirschkönig aus den „Nebeln“ und dem dortigen Ritual der Hirschjagd durch Artus erinnert.Seite 89ff die Beschreibung der Hügel Avalons. Die werde ich mir wohl mal herausschreiben, läßt sich vielleicht später noch verwenden.
Seite 94, als Caillean Sianna zurechtweist, da war sie ja richtig menschlich mit menschlichen Schwächen (so habe ich das empfunden). Das hat sie gleich noch sympathischer gemacht.
Das Abschnittsende dann reichlich dramatisch. Gawen gerät zwischen die Fronten. Mich würde ja mal interessieren, inwiefern Br. Paulus in seinem Fanatismus und seinen Ansichten eine für die damalige Zeit realistische Gestalt ist. Bin jetzt über Ordensgeschichte nicht so ganz auf dem Laufenden, aber gab es damals (um das Jahr 100) schon christliche Orden? (Meine diesbezügliche Bibliothek ist aus Platzgründen in Schwiegervaters Haus ausgelagert, und da komme ich derzeit nicht hin.) Ich weiß, daß etwa 80 Jahre nach Konstantins Toleranzedikt die Christen gegenüber den Heiden die gleichen Methoden anwandten, die früher gegen sie selbst angewandt wurden. Ich weiß auch, daß die ersten Jahrzehnte bzw. Jahrhunderte des Christentums von starken Flügelkämpfen geprägt waren. Da waren die heutigen Unterschiede zwischen Katholen und Evangelen gar nichts dagegen. Überlebt hat letztlich nur eine Richtung, und viele Quellen gingen verloren. Doch der Gegensatz zwischen Father Joseph und Br. Paulus ist doch sehr ... kraß. Andererseits, wenn ich an die Schilderungen der ersten irischen Mönche aus Arnulf Krauses „Die Welt der Kelten“ denke, paßt das schon. Doch die waren zwei bis drei Jahrhunderte später.
Mit den einzelnen Protagonisten bin ich irgendwie nicht „warm“ geworden. Sie blieben alle fremd, distanziert. Mir erscheint das Buch bisher eher handlungs- denn personenorientiert. Als ob es sich um einen Prolog handelt, der Personen wie „Setting“ einführt, ohne Sympathien oder Antipathien zu verteilen (gut, Br. Paulus ist mir nicht sympathisch). Ich habe schon über „Die Wälder von Albion“ geschrieben, daß es mir schien, als ob es nicht um Personen, sondern das Geschehen an sich, das Schicksal und seine Wege selbst geht. Bisher würde ich das gleiche auch zu diesem Buch sagen.
Auf Seite 70 der englischen Ausgabe hat sich meine Vermutung, daß vieles bewußt falsch übersetzt wurde, einen erneuten Beweis gefunden. (Diese Vermutung, daß die deutsche Ausgabe „bereinigt“ wurde habe ich, seit ich festgestellt habe, daß in den deutschen „Nebeln“ der Schlußsatz fehlt. Dieser jedoch dem Buch ein ganz anderes Gewicht, einen veränderten Sinngehalt gibt. Dazu in der späteren Leserunde mehr.) Ich zitiere die entsprechenden Stellen:
Seite 71 englische Ausgabe:
"HE was never there,“ Father Joseph said with a little smile. „Only the flesh HE had worn...The Master took it back again to show the power of spirit to those who think that the life of the body is all there, but I did not need to see HIM. I KNEW.“Seite 101 deutsche Ausgabe (gleiche Stelle!!!):
“Er war niemals dort,“ flüsterte Vater Joseph. „Andere Dinge geschahen, über die ich nicht sprechen will. Soviel kann ich jedoch sagen, unser Herr erschien all denen, die ihm die Treue bewahrt hatten, um ihnen die Macht des Geistes zu zeigen. Er stärkte damit ihren Glauben daran, daß die Seele über allem Körperlichen steht. Aber das mußte ich nicht lernen. Ich wußte es.“Was soll man von einer solchen Verfälschung des Originaltextes (denn darum handelt es sich meiner Meinung nach) halten? Daß MZB neuheidnisch (um diesen Begriff zu gebrauchen) war, dürfte wohl allgemein bekannt sein. Meine deutsche Ausgabe hat ein Copyright von 1996. War es denn damals so engstirnig, daß man sich fürchten mußte, diese Passage wörtlich zu übersetzen? Vor allem, vor wem oder was? Ein „Aufschrei des Entsetzens der Rechtgläubigen“ hätte eher die verkaufte Auflage gesteigert. Ich persönlich finde es jedoch - unabhängig von meiner eigenen Meinung - sehr bedenklich, einen Originaltext solcherart zu verändern. Welcher Übersetzung kann ich dann noch trauen? Ich möchte selbst lesen und beurteilen, was ein Autor geschrieben hat. Wenns mir nicht paßt, kann ich ja aufhören zu lesen. Doch so etwas empfinde ich als eine Art Zensur. Das mag in anderen Religionen vonnöten sein (bzw. wird dort sehr zwanghaft gehandhabt), doch nicht hier bei uns, im Abendland. Meine Güte, wir hatten doch schon eine Aufklärung. Ich bin wirklich entsetzt und gespannt, was noch für solche „Überraschungen“ in diesem Buch (und den folgenden) lauern.
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So erster abschnitt auch durch...
Ich denk, ich weiss, was MZB da beschrieben hat... den hügel da... moment... *geht ihn suchen*
ich wart ja noch immer auf 'brauchbare' moderne ausgrabungen... eine grabung aus den 60ern ist ihren methoden nach ja nicht gerade... äh... tja...
Was die priester betrifft, natürlich haben schon die apostel über die art der missionierung und den kerninhalt der lehre gestritten; irgendwo hatt ich mal gelesen, dass Paulus und Johannes sich nicht ganz grün waren, von wegen heidenbekehrung...
Das jahr 96 ist mir für solche grabenkämpfe in england etwas zu früh, 196 würd ich's ihnen glauben... aber wie gesagt... das buch passt meinem gefühl nach allgemein nicht in die von Paxson der autorin vorgeschlagene zeitstellung...
*geht zitat suchen* EDIT: Hat's gefunden, ich glaub es war da drin: -
Endlich mal eine Buchempfehlung, bei der ich nur an eines meiner Regale gehen und es greifen muß - das habe ich nämlich. (Wie fast alle Bücher von Carsten Peter Thiede.) Ja, die Heidenbekehrung war so ein Streitthema. Aber das gehört ja nicht hierher, zumindest noch nicht.
Ich denke, wir müssen immer im Hinterkopf behalten, daß es sich um einen Fantasyroman handelt und eben nicht um einen historischen. (Sonst dürfte es im nächsten Abschnitt nicht sinngemäß heißen,
daß die Kelten bisweilen die Köpfe ihrer erlegten Feinde sammelten. Die sammelten nicht bisweilen, sondern grundsätzlich, wenn ich das jetzt richtig gelernt habe.Da das Buch direkt an die „Wälder“ anschließt, ergibt sich eine Zeit um 98 n. Chr. Bis zum Ende des Abschnitts müßten so ungefähr zehn Jahre vergangen sein, also sind wir dann etwa 108 n. Chr.
Aber wie gesagt, über historische Feinheiten müssen wir nicht diskutieren.
Danke für die prima Links!
In die Seiten werde ich mich übers Wochenende mal vertiefen. Glastonbury (und Stonehenge) wären ein paar der ganz wenigen "Argumente", die mich mal dazu bringen könnten, die britische Insel besuchen zu wollen. -
Ich habe heute mit dem Buch angefangen und habe jeweils eine deutsche und eine englische Ausgabe hier liegen. Das mit dem völlig anderen Prolog ist mir auch aufgefallen. Die Stelle mit Father Joseph habe ich noch nicht gefunden, denn ich habe eine andere englische Ausgabe. Dass teilweise bei der Übersetzung so viel verändert wird (bzw. unter den Tisch fällt) hätte ich nicht gedacht. Wahrscheinlich werde ich die beiden Bücher parallel lesen, könnte noch recht interessant werden.
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Da bin ich auf Deine Kommentare gespannt, Klusi! Ich lese ja auch "parallel" englisch / deutsch (d. h., ab und zu vergleiche ich und stelle eben dauernd Unterschiede fest.)
Ich habe mir jetzt noch eine andere englische Ausgabe bestellt, die sollte morgen hier sein. Hoffentlich weicht die nicht von meiner derzeitigen ab - dann wäre das Chaos perfekt!
Übrigens haben mich die Abweichungen in diesem Buch zu diesem Thread veranlaßt.
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im Moment ist bei uns soviel los, dass ich es noch nicht einmal geschafft hab, den ersten Abschnitt zuende zu lesen, obwohl ich am Montag begonnen habe
die Szene mit dem Hirsch bzw zuvor mit der Ricke und dem Kitz haben mich unwillkürlich an Bambi erinnert.. irgendwie bildet mein Geist des öfteren so komische Bezüge
dass bei der Übersetzung soviel verändert wurde, hätte ich auch nie gedacht.. bin gerade versucht, mir doch lieber noch die Englische Ausgabe zu holen.. und werde erst einmal deinen Thread verfolgen, SiCollier!
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Endlich habe ich den Prolog der Fee überwunden... an dem bin ich, keine Ahnung warum eigentlich, ein paar Mal gescheitert. Mal sehen, ob ich heute noch den ersten Abschnitt beende
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Zitat
Original von _Salome_
Endlich habe ich den Prolog der Fee überwunden... an dem bin ich, keine Ahnung warum eigentlich, ein paar Mal gescheitert. Mal sehen, ob ich heute noch den ersten Abschnitt beende
Ja, der Prolog war nicht ganz so einfach. -
Tja, der Prolog in der englischen Originalausgabe ist ein weitgehend anderer und wesentlich passenderer (und das trifft nicht nur auf den Prolog zu, wie in anderen Posts auch später zu den Unterschieden zwischen englischer und deutscher Ausgabe zu lesen ist).
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Zitat
Original von SiCollier
Tja, der Prolog in der englischen Originalausgabe ist ein weitgehend anderer und wesentlich passenderer (und das trifft nicht nur auf den Prolog zu, wie in anderen Posts auch später zu den Unterschieden zwischen englischer und deutscher Ausgabe zu lesen ist).
Das ist aber auch wirklich doof! -
interessant, dass Gawen, als er sich entscheiden soll, abhaut
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Ich lese die deutsche HC-Ausgabe vom Krüger-Verlag und vermisse u.a. auch die Personen-Aufstellung, die gleich vorne im englischen TB ist. Da sich das Buch doch über einige Jahrhunderte hinzieht und viele verschiedene Personen vorkommen, wäre diese Aufstellung sehr hilfreich. Glücklicherweise kann ich immer im englischen TB nachschlagen.
SiCollier ,
die von dir zitierte Stelle habe ich jetzt auch entdeckt. Die Abweichungen sind wirklich irritierend. Ich frage mich nur, was die Übersetzer davon haben, manche Sätze zu "verfälschen". -
Zitat
Original von Klusi
Ich lese die deutsche HC-Ausgabe vom Krüger-Verlag und vermisse u.a. auch die Personen-Aufstellung, die gleich vorne im englischen TB ist.
Oh, stimmt. Ist mir noch gar nicht aufgefallen. Ich habe als deutsche die Fischer-TB Ausgabe, da ist auch kein Personenverzeichnis drin. In meiner englischen HC-Ausgabe gibt es ein sehr umfangreiches Personenregister, einschließlich Kennzeichnung, welche Personen historische Vorbilder haben.Was diese Veränderungen, die teilweise sehr erheblich sind, sollen, weiß ich auch nicht. Das Buch wurde dadurch meiner Meinung nach "verschlimmbessert"; im Original ist es wesentlich besser und eindrucksvoller als in der Übersetzung. (Vor allem das Ende des 2. Teiles, da fiel mir das besonders auf).
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Mal gleich vorweg, ich lese nur die deutsche Ausgabe und hab keine englische zum Vergleichen! Finde die von euch beschriebenen Unterschiede aber ärgerlich, weil eigentlich will ich ja MZB lesen, was sie tatsächlich geschrieben hat und nicht was sich irgendwer beim Übersetzen zusammengereimt hat.
Die ersten 100 Seiten fand ich jetzt mal nicht so berauschend, da hat mir "Die Wälder von Albion" zu Beginn eindeutig besser gefallen. Ich hoffe, das wird noch (bald)!
ZitatOriginal von Fuchur
die Szene mit dem Hirsch bzw zuvor mit der Ricke und dem Kitz haben mich unwillkürlich an Bambi erinnert.. irgendwie bildet mein Geist des öfteren so komische BezügeDer Gedanke kam mir aber auch
ZitatOriginal von Fuchur
interessant, dass Gawen, als er sich entscheiden soll, abhautWie sein Vater, das kenn wir ja schon
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Zitat
Original von Bibra
Mal gleich vorweg, ich lese nur die deutsche Ausgabe und hab keine englische zum Vergleichen! Finde die von euch beschriebenen Unterschiede aber ärgerlich, weil eigentlich will ich ja MZB lesen, was sie tatsächlich geschrieben hat und nicht was sich irgendwer beim Übersetzen zusammengereimt hat.
Das finde ich mehr als ärgerlich, wenn sich ein Übersetzer solche Freiheiten heraus nimmt!
Aber nachdem es bei mir vermutlich Wochen dauern würde, bis ich mich durch die englische Ausgabe gekämpft habe, werde ich mich wohl - wenn auch mit einem unguten Gefühl - mit der deutschen Ausgabe zufrieden geben und dafür eure Beiträge bezüglich der Unterschiede zwischen Original und Übersetzung mit umso mehr Interesse verfolgen. -
Ich bin eigentlich auch nur aus "Faulheit" auf die Unterschiede gestoßen. Fehlende Vokabeln oder schwer verständliche Redewendungen wollte ich einfach in der deutschen Ausgabe nachlesen, statt mein ziemlich dickes und schweres Englisch-Lexikon zu bemühen. Dabei habe ich dann die Unterschiede bemerkt. Inzwischen schaue ich allerdings an markanten Stellen nach, ob es Unterschiede gibt.
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Zitat
Original von Bibra
Die ersten 100 Seiten fand ich jetzt mal nicht so berauschend, da hat mir "Die Wälder von Albion" zu Beginn eindeutig besser gefallen. Ich hoffe, das wird noch (bald)!ging mir auch so der zweite Abschnitt wird besser, versprochen
Dass es soviele Unterschiede zwischen Original und Übersetzung gibt, find ich auch ziemlich blöd.. hab nur leider (noch) keine Ausgabe auf Englisch, aber wenn ich später irgendwann nochmal die Avalonbücher lese, dann garantiert auf Englisch.
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Nun doch mal was inhaltliches: ich bin gespannt wie es zwischen Gawen und Sianna weitergeht und wann sie sich wieder treffen, nachdem Gawen ja nun dem "Ruf seines Vaters gefolgt ist".
Und mal sehen ob er mit der Zeit genauso unsympathisch wird wie Gaius... -
@ _Salome_
Zu ersterem darf/will ich hier nix sagen und zu letzterem (Spoiler, weil man ggf. auf die Handlung schließen könnte)mir wurde er nicht unsympathisch; eher im Gegenteil.