'Die Herrin von Avalon' - Seiten 394 - 488

  • Endlich konnte ich wieder ein Stück weiterlesen; bin mit Kapitel 19 durch.


    Nun also, wenn man so will, direkte Vorgeschichte zu den „Nebeln“, wo Viviane ja die Herrin vom See (also Lady of Avalon) ist.


    Jetzt wollte ich eine Stelle aus der deutschen Ausgabe zitieren. Geht aber nicht, da fehlt sie (Seite 409). Also im Original findet man (nach „nur die Göttin gesehen“):
    Ana had been trained by her own mother, and she by her aunt, as he had been told. The inheritance was not always mother to daughter, but over the centuries many children of Avalon had married into the princely houses of Britannia, and sent their own daughters back to the holy isle to become priestesses in their turn. Indirectly, Ana’s child could trace her descent all the way back to Sianna, who was said to be a daughter of the Queen of Faerie.* (Seite 321)


    Mit anderen Worten: das Amt der Lady of Avalon ist inzwischen quasi erblich (also dynastisch) geworden.


    Hier sieht man sehr schön, wie über die Jahrhunderte Fakten zu Legenden werden. Ein Motiv, das mir schon ein paar Mal aufgefallen ist. Sehr schön habe ich das vor vielen Jahren (meine Güte, rund dreißig! :yikes) das erste Mal bemerkt, als ich den Romanzyklus „Die Ahnen“ von Gustav Freytag das erste Mal vollständig las. Dieser beginnt im Jahre 357 und erzählt bis ins beginnende 19. Jahrhundert hinein die Geschichte eines Geschlechtes. Aus dem Retten aus einer Feuersbrunst ist ein paar Jahrhunderte später die Errettung vor einem Drachen geworden.


    Seite 420f: “Meine Tochter, es wird die Zeit kommen, da du vielleicht genauso handelst.“ Oh ja, es wird (Stichwort Morgaine - Die große Ehe mit dem Land). Etwas, was ich nie verstehen werde ist, warum Erwachsene, wenn sie denn erwachsen geworden sind, genau dies tun: die im Prinzip gleichen Entscheidungen treffen, die ihnen selbst als Kind großen Schmerz bereitet haben.


    Seite 435. “Aber so viel will ich dir sagen“, er blickte sie traurig an, „am Ende muß es ein Opfer geben.“ Ein Motiv, das jetzt schon recht oft vorkam (auch in den „Wäldern“). Mir sind da inzwischen Gedanken und Assoziationen gekommen, die manche vermutlich als ziemlich ketzerisch bezeichnen würden. Ich werde die ausformulieren, aber erst zum letzten Buchabschnitt posten. Da ich vermute, daß das da wieder aktuell wird und dann kann man ohne Spoilergefahr diskutieren.


    Weshalb Ana Viviane nicht zur Priesterin initiiert hat, entzieht sich auch meinem Verständnis. Ist sie eifersüchtig, hält sie sie für ungeeignet (Ana überlegt ja, daß sie noch weitere Kinder bekommen kann)? Wie dem auch sei, dadurch wird Viviane zur Hüterin des Grals. Dessen Beschreibung (und auch wie Viviane seine Hüterin wurde) lasen sich zumindest im Original einfach wunderschön. :-)


    Auch die Begegnung mit Fortunatus hat mir gefallen. Es gibt also doch noch ein paar vernünftige Christen. ;-)


    Zum Ende dieses Kapitels hat mich Ana an unsere heutigen Politiker erinnert: wenn eine Krise da ist, wird erst mal diskutiert, ein Ausschuß einberufen und was weiß ich alles besprochen. Nur eines wird nicht getan: angemessen gehandelt. Wohltuend, daß Viviane sich anders entscheidet.




    * * * * * * * * * * * * * * * *


    * = sinngemäße Übersetzung:
    Ana war durch ihre eigene Mutter unterrichtet worden, und die von ihrer Tante, wie man ihm gesagt hatte. Die Erbfolge ging nicht immer von Mutter zu Tochter, sondern durch die Jahrhunderte hatten viele Kinder Avalons in die Fürstenhäuser Britanniens eingeheiratet und dann ihre Töchter zurück nach Avalon gesandt, um an deren statt dort Priesterin zu werden. Ana’s Kind konnte seine Abstammung direkt bis zu Sianna, von der man sagte, daß sie eine Tochter der Feenkönigin sei, zurückverfolgen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Seite 477. Da ist sie wieder - die Verbindung in die lange entschwundene Vergangenheit, bzw. zum „Licht von Atlantis“: Isarma war der Tempelname von Domaris, Priesterin des Lichts und Mutter von Micail, der einstens mit die Steine aufrichtete, von denen wir im letzten Abschnitt wieder lesen werden.


    Was mir da einfällt: gibt es in den „Nebeln“ nicht drei Schwestern: Viviane, Igraine und Morgause? :gruebel Dann fehlt also noch eine.


    Seite 481. Die Christen hatten so viel von den älteren Religionen übernommen und verstanden so wenig von der wahren Bedeutung der Symbole. Zumindest ersteren Teil des Satzes finde ich immer wieder in kirchenhistorischen Büchern bestätigt.


    Seite 482ff die Rückkehr nach Avalon als Vollendung der Initiation, das ist schlicht und ergreifend gut geschrieben. :-) (Zumindest im Original.) Immerhin gibt es einige Seiten zuvor noch eine Erklärung dafür, warum Ana Viviane die Initiation so lange verweigert hat: sie hatte schlicht und einfach Angst, diese Tochter auch noch zu verlieren.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier


    Seite 420f: “Meine Tochter, es wird die Zeit kommen, da du vielleicht genauso handelst.“ Oh ja, es wird (Stichwort Morgaine - Die große Ehe mit dem Land). Etwas, was ich nie verstehen werde ist, warum Erwachsene, wenn sie denn erwachsen geworden sind, genau dies tun: die im Prinzip gleichen Entscheidungen treffen, die ihnen selbst als Kind großen Schmerz bereitet haben.


    Das wird mir wohl auch immer unbegreiflich bleiben, aber es ist ja in der realen Welt so, und auch in Romanen begegnet man immer wieder diesem Verhaltensmuster.


    Zitat

    Original von SiCollier
    Weshalb Ana Viviane nicht zur Priesterin initiiert hat, entzieht sich auch meinem Verständnis. Ist sie eifersüchtig, hält sie sie für ungeeignet (Ana überlegt ja, daß sie noch weitere Kinder bekommen kann)? Wie dem auch sei, dadurch wird Viviane zur Hüterin des Grals. Dessen Beschreibung (und auch wie Viviane seine Hüterin wurde) lasen sich zumindest im Original einfach wunderschön. :-)



    Die Beschreibung hat mir auch sehr gut gefallen. Überhaupt ist mir Viviane sympathisch, und ich kann mich gut in sie hinein versetzen, was mir bisher bei den anderen Personen weniger gut gelungen ist. Ich finde, gerade sie wird hier sehr menschlich geschildert. Anas Beweggründe, wieso sie Viviane so lange hinhält, werden ja am Ende dieses Abschnitts klar, und hier zeigt Ana erstmals menschliche und mütterliche Regungen.

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Was mir da einfällt: gibt es in den „Nebeln“ nicht drei Schwestern: Viviane, Igraine und Morgause? :gruebel Dann fehlt also noch eine.


    Morgause ist mir auch noch ein Begriff, obwohl es schon sehr lange her ist, dass ich die Nebel gelesen habe. Anscheinend wird Ana ihrem Grundsatz doch noch einmal untreu, denn bei der Geburt von Igraine ist sie ja der Meinung, es sollte ihr letztes Kind sein.

  • Zitat

    Original von Klusi
    Morgause ist mir auch noch ein Begriff, obwohl es schon sehr lange her ist, dass ich die Nebel gelesen habe.


    Das klärt sich alles im letzten Abschnitt.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Mir fehlt hier die Morgause auch noch... aber ich bin mir deswegen plötzlich nicht mehr so sicher... War das die ältere schwester oder die Tante von Morgaine? :gruebel


    Das Viviane den Gral in die Hand genommen hat, während Ana und die Duriden (uups Druiden, natürlich) diskutiert haben, hat mir auch gefallen.


    Fortunatus mag ich auch,


    jetzt bin ich grad bei den von Viviane verbrannten Sachsen und mag aber weiterlesen, sonst wird draus heut nix mehr... :grin

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

  • Da ich es ja durch habe, sage ich zum Thema Morgause nix mehr; klärt sich im letzten Abschnitt. Nur so viel: ich hatte es richtig in Erinnerung.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Der Sprung in diesen Abschnitt fiel mir sehr leicht. Viviane ist nach Caillean die erste, die mich für sich eingenommen hat.


    Das Verhältnis zwischen Ana und Viviane finde ich sehr interessant, z.B. hier "Trotzdem gab es etwas in Ana, das ihre Tochter immer mehr erkannte. Viviane wurde den Verdacht nicht los, daß sie sich ähnlicher waren, als sie beide zugeben wollten. Vielleicht, dachte sie und lächelte, fällt es uns deshalb so schwer miteinander auszukommen."
    Edit: Zitat siehe S. 435 f.

  • Zitat

    Original von _Salome_
    Viviane wurde den Verdacht nicht los, daß sie sich ähnlicher waren, als sie beide zugeben wollten. Vielleicht, dachte sie und lächelte, fällt es uns deshalb so schwer miteinander auszukommen."
    Edit: Zitat siehe S. 435 f.


    Dieser Satz bzw. Verhältnis der beiden waren mir auch (und an mehreren Stellen) aufgefallen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Die dritte Geschichte fängt schon mal interessant an und gefällt mir bis jetzt sehr gut.


    Zitat

    Original von _Salome_
    Der Sprung in diesen Abschnitt fiel mir sehr leicht. Viviane ist nach Caillean die erste, die mich für sich eingenommen hat.


    Ja, das kann ich nur :write
    War Caillean nicht auch Isarma? Und jetzt wurde Viviane so genannt, dh. aber eigentlich auch Caillean = Viviane und das würde doch meine von Anfang an bestehende Sympathie erklären ;-) meine Seele hat sie gleich wieder erkannt.


    Etwas irritiert war ich ja ehrlich gesagt bei dem Teil, als Viviane nach dem Streit mit Ana weglief. Tat mir irgendwie schwer damit, dass sie da die ganze Zeit ohne allem rumlief und weder Fortunatos noch Talisien daran irgendwas seltsam fanden. Ich meine, zuerst liegt sie nackt in der Sonne und als sie sich dann auf und davon machte, stand da nirgends was davon, dass sie ihre Kleidung mitnahm.


    Anas Reaktion als Viviane sie mit der Schwangerschaft konfrontierte fand ich heftig. Wieso sie da über den Schmerz und die Frustation ihrer Tochter so böse lachen musste und sie verhöhnte, das verstand ich überhaupt nicht und da könnte ich Ana gleich gar nicht mehr leiden. Viviane sagt sich zwar selber immer, dass sie und ihre Mutter sich ja sooo ähnlich wären, aber bis jetzt kommt das noch nicht so richtig rüber. Ich persönlich finde, die Beiden könnten unterschiedlicher nicht sein (bis jetzt und in der deutschen Übersetzung).


    Zitat

    Original von SiCollier
    Zum Ende dieses Kapitels hat mich Ana an unsere heutigen Politiker erinnert: wenn eine Krise da ist, wird erst mal diskutiert, ein Ausschuß einberufen und was weiß ich alles besprochen. Nur eines wird nicht getan: angemessen gehandelt. Wohltuend, daß Viviane sich anders entscheidet.


    Da fragte ich mich auch kurz mal, ob die (also Ana) noch ganz dicht ist! Bis die in ihrer Versammlung (wo ja sogar die Novizinnen mitreden dürfen) eine Entscheidung getroffen hätten, wär gar keine mehr nötig gewesen, weil sowieso alle bereits niedergemetzelt gewesen wären :rolleyes

  • Zitat

    Original von Bibra


    Ich meine, zuerst liegt sie nackt in der Sonne und als sie sich dann auf und davon machte, stand da nirgends was davon, dass sie ihre Kleidung mitnahm.


    das hat mich auch gewundert.. hab mich für einen Moment gefragt, ob Fortunatus deshalb so angetan von ihr gewesen ist :yikes :lache


    insgesamt gefällt mir die dritte "Geschichte" bis jetzt besser, als die zweite mit Dierna, die Charaktere sind einfach etwas vielfältiger beschrieben, sodass es leichter fällt, ihre Erlebnisse mitzufühlen

  • Zitat

    Original von Bibra


    Da fragte ich mich auch kurz mal, ob die (also Ana) noch ganz dicht ist! Bis die in ihrer Versammlung (wo ja sogar die Novizinnen mitreden dürfen) eine Entscheidung getroffen hätten, wär gar keine mehr nötig gewesen, weil sowieso alle bereits niedergemetzelt gewesen wären :rolleyes


    fand ich auch ziemlich skandalös... :rolleyes

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

  • ja, an der stelle dachte ich mir aber, die autorin ist nicht ganz hell auf der platte, wie ich es mir schon in den Darkover-romanen bei den frauen dort ständig dachte... (die frauen darin sind schlicht und ergreifend dumm, und die Darkover-Kultur wie sie sie schildert, wäre keine zehn generationen überlebensfähig... aber dazu zur Darkover-Leserunde im Dezember...)


    sie erfindet künstliche probleme, die einem halbwegs mit hausverstand begabten menschen gar nicht in den sinn kämen...


    Was? Unser schiffer-dorf wird angegriffen? - IM NAMEN DER CATHUBODA!!! AUF SIE!!!

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

  • Zitat

    Original von MagnaMater
    (die frauen darin sind schlicht und ergreifend dumm, und die Darkover-Kultur wie sie sie schildert, wäre keine zehn generationen überlebensfähig... aber dazu zur Darkover-Leserunde im Dezember...)


    Na, da bin ich ja mal gespannt!

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")