Wolfgang Schorlau: Fremde Wasser

  • Wolfgang Schorlau: Fremde Wasser
    Denglers dritter Fall



    Inhaltsangabe:
    Tod im Bundestag.
    Die Familie der Abgeordneten Angelika Schöllkopf glaubt nicht an ein natürliches Ableben.
    Georg Dengler ermittelt - und befindet sich plötzlich selbst in Gefahr.
    Es geht um Wasser - und um die Macht im Land.


    Bevor sie ihre Rede halten kann, die wichtigste Rede ihrer Laufbahn, bricht die Bundestagsabgeordnete Angelika Schöllkopf im Plenum des Bundestages zusammen. Sie stirbt vor laufender Kamera.
    Zwei Tage dominieren die Bilder ihres Todes die Medien, dann vergisst die Öffentlichkeit den Vorfall. Nur ihre Großmutter glaubt nicht an den plötzlichen Herztod. Sie beauftragt Privatermittler Georg Dengler mit Nachforschungen. Als dieser den Fall bereits aufgeben will, heftet sich ein Killer an seine Fersen - und plötzlich befindet sich Dengler mitten in einem globalen Machtkampf um den wichtigsten Rohstoff der Welt: Wasser.



    Allgemeines:
    Um den Ermittler Georg Dengler gibt es mehrere Bücher:


    1. Die blaue Liste
    2. Das dunkle Schweigen
    3. Fremde Wasser
    4. Brennendes Schweigen



    Beurteilung:
    Georg Dengler schlägt sich als Privatdetektiv schlecht und recht durch und die Aufträge, die er bekommt, sind nicht immer angenehm. Als eine alte Dame in sein Büro kommt und ihn bittet, den Tod ihrer Enkelin aufzuklären, will Dengler den Auftag ablehnen: zu offensichtlich ist es, daß die Enkelin, die Bundestagsabgeordnete Angelika Schöllkopf, an einem Herzinfarkt starb. Seine Freundin Olga jedoch überredet ihn, der Sache trotzdem auf den Grund zu gehen und schon bald stolpert Dengler über die ersten Ungereimtheiten: Frau Schöllkopf war eine blasse Hinterbänklerin und die anstehende Abstimmung war anscheinend so unwichtig, daß sie nicht einmal in den Medien Erwähnung fand - wozu aber brauchte die Abgeordnete dann ein zweiseitiges Manuskript und, viel interessanter, wo ist es geblieben?


    Der Autor schreibt politische Krimis, die gut recherchiert sind und es in sich haben. Hier geht es um die Privatisierung kommunaler Wasserverbände und die Frage, ob es den Privatunternehmen nicht viel mehr um Gewinnmaximierung als um Qualitätssicherung geht. Kann der Staat sich der Verantwortung entziehen und die Versorgung mit einem derart lebenwichtigen Gut wie Wasser der Privatwirtschaft übertragen?
    Wolfgang Schorlau entwirft ein Szenario, das gar nicht so weit von der Wirklichkeit entfernt ist, wie mancher es gerne hätte. Georg Dengler kann zwar die Hintergründe aufdecken, muß jedoch schnell erkennen, daß er gegen Windmühlen kämpft und sein erzielter Erfolg ist nur ein Teilerfolg, bei dem ein schaler Beigeschmack bleibt.


    Fazit: Insgesamt ein spannender Krimi, bei dem mir jedoch einiges zu kurz kam (z.B. Olgas Hintergrundgeschichte) - und bei dem man nicht während, sondern nach dem Lesen eine Gänsehaut hat!




    Kategorie: Krimi / Deutschland / Politik
    Taschenbuch
    Kiepenheuer & Witsch
    271 Seiten
    ISBN: 346203748X bzw. 978-3462037487

    liebe Grüße
    Nell


    Ich bin zu alt um nur zu spielen, zu jung um ohne Wunsch zu sein (Goethe)

  • Hallo, Fabulanta!


    Wie haben hier schon darüber diskutiert. Die Bücher sind eigenständige Fälle, lediglich Denglers Privatleben zieht sich wie ein roter Faden durch. Aber man kann die einzelnen Bände völlig problemlos lesen, ohne auf die Reihenfolge achten zu müssen. :-)

    liebe Grüße
    Nell


    Ich bin zu alt um nur zu spielen, zu jung um ohne Wunsch zu sein (Goethe)

  • Zitat

    Original von Nell
    Insgesamt ein spannender Krimi, bei dem [...] man nicht während, sondern nach dem Lesen eine Gänsehaut hat!


    Sehr treffendes Fazit!


    Fuer mich war dies der erste Dengler Krimi, der mir unter die Finger kam. Der neueste steht fuer unseren Lesekreis in einigen Monaten auf dem Programm, da wollte ich doch noch einen der frueheren vorweg lesen. Kann man wirklich gut eigenstaendig lesen, da fehlt mir nicht so sehr die Vorgeschichte.


    Als Krimi hat er vielleicht nicht so ganz die Spannung, die ich normalerweise in diesem Genre erwarte. Doch das macht nichts. Wolfgang Schorlau beleuchtet hier ein sehr interessantes Thema von verschiedenen Perspektiven. Dabei bringt er seine Figuren jeweils abwechselnd von Kapitel zu Kapitel in den Vordergrund. Auftragskiller, Businessmann, Opfer und nicht zuletzt Dengler werden sehr persoenlich beschrieben, urteilsfrei und dabei sehr treffend. Diese Personenbeschreibungen haben mir sehr sehr gut gefallen, vor allem da sich auch die verschiedenen Aspekte des Themas "Wasser" sehr gut beleuchten.


    Ein bischen spannender haette es vielleicht sein koennen. Ja, ich haette auch gerne mehr ueber Olga erfahren, aber das kommt dann vielleicht in den Folgebaenden.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

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  • Demnächst erscheint übrigens endlich der siebte Fall von Dengler "Am zwölften Tag". :kopfdreher


    Kurzbeschreibung
    Erscheinungstermin: 27. Dezember 2013
    Ein neuer Fall für Dengler: die schmutzigen Geschäfte der Massentierhaltungskonzerne Georg Denglers Sohn Jakob ist verschwunden. Bereits seit drei Tagen! Denglers geschiedene Frau macht ihm die Hölle heiß: Finde unseren Sohn! Aber nicht nur Jakob ist unauffindbar. Auch Laura Trapp, die in Jakobs Parallelklasse geht, ist verschwunden. Ebenso Julian und Tim, zwei seiner Freunde. Georg Dengler, der Stuttgarter Privatermittler, macht sich auf die Suche nach seinem Sohn und dessen Freunden. Er findet bei Jakob zu Hause Aufkleber, wie sie Unbekannte in den letzten Wochen auch in den Tiefkühltruhen von Supermärkten angebracht haben. »Dieses Fleisch stammt aus Massentierhaltung. Sie vergiften damit sich und ihre Familie«, steht darauf. Auf Jakobs Computer findet er Fotos und Filme aus Hühner- und Putenmastanlagen. Widerliche Fotos, eklige Filme, die das Elend der Tiere dokumentieren. Ist sein Sohn ein radikaler Tierschützer geworden? Bereitet er mit seinen Mitstreitern eine große Aktion vor? Oder sind sie den Betreibern der Tierfarmen in die Quere gekommen und jetzt in Gefahr? Wieso weiß er nichts darüber? Wieso kennt er seinen Sohn so wenig? So lernt Georg Dengler auf der Suche nach Jakob seinen Sohn erst wirklich kennen – und kommt den mörderischen Methoden von Massentierhaltung und Lebensmittelindustrie auf die Spur.

  • Das Buch ist auch mir eher zufällig in die Hände gefallen. Obwohl ich Buchreihen gerne in der richtigen Reihenfolge lese, wollte ich erstmal antesten, wie ich mit Georg Dengler warm werde.

    Nun ja, den ersten und längsten der drei Teile (das ist knapp unter der Hälfte des Buches) fand ich gänzlich unspannend. Anders ausgedrückt: Langweilig. Wenn das Buch mit 268 Seiten nicht relativ dünn wäre, hätte ich es vermutlich nicht beendet.

    Allerdings nimmt die Handlung ab dem zweiten Teil deutlich Fahrt auf, was sich zum Ende hin nochmal steigert. Es lohnt sich also, durchzuhalten, aber der erste Teil könnte erheblich kürzer sein oder alternativ mehr Handlung enthalten.

    Nells Aussage aus der ersten Rezi oben, dass sich die Gänsehaut nicht während, sondern nach dem Lesen bildet, finde ich sehr zutreffend.