Marcel Beyer - Kaltenburg

  • Titel: Kaltenburg
    Autor: Marcel Beyer
    Verlag: Suhrkamp
    Erschienen: März 2008
    Seitenzahl: 400
    ISBN-10: 351841920X
    ISBN-13: 978-3518419205
    Preis: 19.80 EUR


    Wer ist Kaltenburg? Kein anderer hat diesen exzentrischen Forscher während seiner Jahre in der DDR so genau gekannt wie der junge Herrmann Funk – der Ich-Erzähler dieses Romans. Als Elfjähriger hat er mit seinen Eltern die Heimatstadt Posen, wo er Kaltenburg schon einmal als Kind begegnet ist, verlassen müssen. Die traumatische Bombennacht nach der Ankunft in Dresden macht ihn zum Waisenkind und prägt sein Leben. Als die Vögel im Februar 1945 brennend vom Himmel fallen, hat er seine dramatische Begegnung mit den Tieren. Er wird zum Ornithologen. Bei Kaltenburg, seinem Ersatzvater, wird er studieren und arbeiten. Soweit die Beschreibung des Klappentextes zu diesem Buch.


    Marcel Beyer wurde 1965 geboren und lebt seit 1996 in Dresden. Von ihm erschienen bisher die Romane „Das Menschenfleisch“, „Flughunde“ und „Spione“ sowie die Gedichtbände „Falsches Futter“ und „Erdkunde“.


    Die neue deutsche Literatur hat mit Marcel Beyer einen beeindruckenden Vertreter in ihren Reihen. Er schreibt ruhig und besonnen, aber er wird nie langweilig. Er muss nicht zu irgendwelchen Actionattacken greifen, wie einige seiner Kollegen die ansonsten nichts zu sagen haben, Beyer überzeugt durch seinen ausgeglichenen Erzählfluss und eben durch das was er zu erzählen hat. Seine Sätze sind fließend in Bewegung, sie passen sich der Geschichte passgenau an; kein Satz bekommt bei ihm eine Extrawurst gebraten. Die Konturen seiner handelnden Personen sind genau herausgearbeitet und ihr Bild ergibt sich vor allen Dingen aus ihren Handlungen, weniger aus den ihnen anhaftenden Beschreibungen. „Kaltenburg“ gehört in jedem Fall mit zum Besten was der deutsche literarische Frühling 2008 zu bieten hat.


    Kein Buch wie ein Orkan, aber wie eine frische Brise in der zum Teil doch langweiligen deutschen Gegenwartsliteratur. Marcel Beyer ist ein Vollbluterzähler an dessen Stil man sich vielleicht erst ein paar Momente lange gewöhnen muss, der dann aber durchaus zu gefallen weiß.


    Ein sehr lesenswertes Buch. Nebenbei erfährt man übrigens eine Menge über Dohlen.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • :danke für die tolle Rezi.


    Nachdem ich auch woanders so viel Positives über das Buch gelesen habe, ist es bei mir auf der Wunschliste gelandet und hoffe, dass ich es auch bald bekomme. :-)




    :wave






    :lesend Markus Zusak - Die Bücherdiebin

    Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können.
    Virginia Woolf

  • Jetzt habe ich das Buch auch gelesen -und es hat mir gut gefallen.


    Der Vorspann des Buches fand ich grandios - aber auch der Rest des Buches hat mich überzeugt. Der Schreibstil Beyers ist sehr angenehm zu lesen, das Buch ist ruhig und ohne dramatische Zuspitzungen erzählt.
    Es entstehen wunderbare Bilder - zum Beispiel die Szene von der Bombennacht, wo die Vögel verbrannt vom Himmel gefallen sind. Auch die Sache mit Proust (gegen Ende des Buches) hat mir gut gefallen.
    Vielfach wird nur angedeutet und nicht wirklich ausgesprochen. Hintergrund bildet die deutsche Geschichte - NS-Zeit, Dresden, DDR-Regime.
    Mit Kaltenburg wird Konrad Lorenz gemeint und selbst Kaltenberg leitet sich ab von Altenberg, wo Konrad Lorenz sein Institut für Vergleichende Verhaltensforschung gegründet hatte.

    Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können.
    Virginia Woolf

  • Von Marcel Bayer habe ich auch noch nichts gelesen :lache
    aber von Marcel Beyer - übrigens lohnt sich auch "Flughunde" sehr :-)


    :wave :knuddel1

    Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können.
    Virginia Woolf