Noch immer schwelt die Glut - Robert Merle

  • 4. Teil der Fortune de France Reihe
    [Serienübersicht]


    OT: Le Prince que viola



    Kurzbeschreibung:


    Was geschah nach der Bartholomäusnacht? Pierre de Siorac, Hugenotte, frischgebackener Mediziner und charmanter Verführer, kehrt zwei Jahre nach dem Massaker vom August 1572 nach Paris zurück. Er wird Leibarzt König Heinrichs III. und sein Geheimagent. Denn noch immer schwelt die Glut des religiösen Fanatismus, die Katholische Liga führt einen unerklärten Krieg gegen den toleranzbereiten König. An seinem Ende wird Pierre Zeuge eines der spektakulärsten Morde in der französischen Geschichte.


    Eigene Meinung:


    Einen Band mitten aus einer so dichten Reihe zu rezensieren ist immer ein kleiner Drahtseilakt. Nicht zu viel verraten, weil vieles doch mittelbare Spoiler für Leser früherer Bände sind, aber doch etwas zum Inhalt sagen, damit man das Buch einordnen kann.


    Im vierten Teil der Siorac’schen Memoiren setzt die Handlung nach der Flucht Pierres und Konsorten aus Paris, nach dem Massaker der Bartholomäusnacht ein. Zuerst verfolgen wir eine Zeit in der väterlichen Baronie, wo vor allem Ereignisse im Privatleben im Vordergrund stehen. Bald aber galoppiert Pierre wieder durch die französische Geschichte. Während der Konflikt der Religionen immer gegenwärtig als Rahmenhandlung erhalten bleibt, steht diesmal der neue Monarch, Heinrich III. (Anjou) im Interesse. Die politische Situation in Frankreich ist instabil.


    Die Thronfolge eine ungelöste Frage, den Heinrich hat keine Kinder. Der hugenottische König von Navarra, der daher eigentlich auf den Thron folgen sollte, wurde von Papst Sixtus V. exkommuniziert und so greift wieder der Herzog von Guise nach der Macht.
    Pierre findet nach den Wirren wieder zurück nach Paris und erlebt diese Zeit aus einer ganz besonderen Perspektive.


    Schön war es auch wieder „alte Bekannte“ aus anderen Romanen zu begegnen. So spielt hier auch die Rolle Englands unter Elisabeth eine wichtige Rolle, wo auch Sir Francis Walsingham nicht fehlen darf.


    Robert Merle zählt unter den historischen Romanen sicher zur schwer zugänglicheren Kost. Die Bücher lassen sich nicht einfach weg lesen. Nicht nur der sehr verschachtelte Schreibstil von Robert Merle verlangt einen wachen und konzentrierten Leser, zunehmend wird auch die Handlung sehr komplex. Die Verbindungen der Personen erstrecken sich mittlerweile über vier Bücher und nicht immer fällt zur Person auch gleich die passende Geschichte ein. Ein paar Erinnerungsstützen finden sich zwar, aber leider waren die immer bei denen, an die ich mich noch erinnern konnte und nicht bei denen, die mir nichts mehr gesagt haben.


    Was mir diesmal auch aufgefallen ist, war, dass ich entgegen meinem üblichen Lesen hier schon während dem Roman wikipedia mehrmals konsultieren musste. Normal mag ich es nicht mitten in einem Roman Informationen zu Personen und Ereignissen zu suchen, hier hatte ich aber gelegentlich das Gefühl, dass mir Wissen fehlt, um die politische Handlung auch wirklich zu verstehen. Da Merle für ein französisches Publikum schrieb, scheint hier ein gewisser Erklärungsbereich, der den Franzosen wohl bekannt zu sein scheint, auch als bekannt gesehen worden zu sein. Was aber nach kurzen Wikipediabesuch schnell und problemlos aufgefüllt werden kann. Das erscheint mir auch dadurch bedingt zu sein, da Merle etwas ruhigere Jahre der Geschichte überspringt und sich auf die entscheidenden Jahre konzentriert.
    Innerhalb derer ist der politische Hintergrund sehr anschaulich dargestellt. Gelegentlich hilft aber auch Pierre de Siorac selbst aus, der seinen Lesern immer wieder Erklärungen gibt.


    Allerdings war mir das Ende dann schon fast etwas zu detailliert, wodurch es sich trotz der eigentlichen sehr spannenden Handlung rund um die letzten Szenen, noch etwas zog.


    Robert Merles „Fortune de France“ gefällt mir von Band zu Band besser. Auch wenn mir der erste Teil der Memoiren schon sehr gut gefallen hat, so steigert es sich von mal zu mal. Die Mischung aus Familiengeschichte, lustigen und spannend Anekdoten mit einer sehr guten Darstellung der politischen und kulturellen Gegebenheiten, ist perfekt gelungen. Manch kleiner Kritikpunkt verschwindet daher problemlos hinter dem großen Ganzen der Erzählkunst Merles.

  • Bin gerade auf S. 143 des vierten Bandes der Reihe (Noch immer schwelt die Glut). Bisher fällt dieser Band ein wenig ab, insbesondere gegenüber dem genialen Band 3.
    Besonders störend und für mich auch enttäuschend ist, dass der Autor nach der Hochzeit von Pierre mit seiner geliebten Angelina, plötzlich einen Zeitsprung von 10 Jahren vollzieht! Da hatte ich gehofft, dass über Pierres Rückkehr nach Paris und dem Aufbau seiner eigenen Familie geschrieben wird. Eben war Pierre noch 23, jetzt ist er 33 Jahre. Da hätte man doch noch spannende Geschichten einfügen können, auch wenn der geschichtliche Rahmen in dieser Zeit vielleicht nicht so viel ger gibt....