Der neue Knigge

  • Um welchen "neuen Knigge" geht es überhaupt und hat ihn jemand gelesen? Ich hab dieses Buch hier, und das erwähnt überhaupt nichts zum Thema "Niesen".



    Und dann gibt es noch das hier, das ich aber nicht kenne.



    Und dann gibt es noch jede Menge anderer Benimmbücher, die nicht unter dem Titel "Der neue Knigge" erschienen sind.


    Im ursprünglichen Knigge "Über den Umgang mit Menschen" von Adolph Freiherr von Knigge ging es übrigens gar nicht um Benimmregeln (im Sinne von: Mit welcher Gabel esse ich meinen Salat), sondern er gibt in drei Teilen Empfehlungen über den Umgang mit sich selbst und anderen Menschen unter der Maßgabe, wie man in der damaligen, vom Adel beherrschten, Gesellschaft möglichst "effektiv handeln kann, ohne dabei moralisch verwerflich zu sein" (Buch der 1000 Bücher). Es ist eine Lebensphilosophie in der Tradition der Aufklärung, die humanistische Werte verteidigt.


    Der Ettikettenkram kam 1818 dazu, als der Prediger F.P. Wilmsen das Buch um einen vierten Teil der "Ettikette" erweitert hat.
    .

  • nun ja, ich meinte BenimmBücher allgemein und wollte mich eigentlich nicht auf einen bestimmten festlegen. Außerdem: wenn alle benimmratgeber das Thema Niesen beinhalten würden, müsste es ja nicht soooo viele geben- schlecht für die Autoren und die Verlage -> alsoein Hoch auf die Unterschiedlichkeit der Bücher die es so vielen Menschen ermöglicht, mit ein und demselben Thema immer wieder aufs Neue ordentlich Geld zu verdienen :grin

  • Apropos unhöflich:
    Mir ist in den letzten Tagen aufgefallen, daß es nicht die "Höflichkeit" ist, die bei vielen zu wünschen übrig lässt, sondern das es die pure Rücksichtslosigkeit ist. Täglich am Bahnhof zu erleben... Zug fährt ein. Die auf dem Gleis wartenden drängeln an den Türen und drücken sich sofort in den Zug... egal, ob da noch Menschen sind, die Aussteigen wollen. Gnadenlos wird sich reingeschoben, Hauptsache Sitzplatz. Das dabei die Aussteigenden beim Aussteigen behindert werden und abgedrängt... schnurzegal.
    Ich habe ja gelernt: man lässt die Leute erst aussteigen, dann steigt man ein.
    Mit der Einstellung stehe ich Mutterseelenallein am Bahnsteig - und merke, dass das nicht mal eine Generationenfrage ist.

    :lesend
    If you can read, you can empathize, luxuriate, take a chance, have a laugh, hit the road, witness history, become enlightened, turn the page, and do it all again
    Oprah Winfrey

  • Zitat

    Original von janda
    Ich habe ja gelernt: man lässt die Leute erst aussteigen, dann steigt man ein.
    Mit der Einstellung stehe ich Mutterseelenallein am Bahnsteig - und merke, dass das nicht mal eine Generationenfrage ist.



    Ja,so was hatte ich auch gelernt, aber wie gesagt: mit dieser Einstellung steht man alleine da und verpasst im schlimmsten Fall auch noch den Zug :fetch

  • Ich hab mal gelesen, man sage heute nicht mehr "Gesundheit" wenn jemand niest, sondern ignorere das Niesen, um den Vorfall nicht auch noch zu "bepeinlichen". Das hab ich mir gemerkt, weil ich das Wort "bepeinlichen" so lustig fand.


    Von Fall zu Fall handhabe ich dies so. Ältere Tanten erwarten sicher noch ein "Gesundheit" wie eine Beschwörungsformel, weil sie so kennen. Und mein Vater kommentiert einen Nieser mit einem (allerdings fremsprachlichen) "sei still!" Im Kollegenkreis, wo der Ton rau aber herzlich ist, kann schon mal einer durchs Großraumbüro grölen: "Fresse da vorne!"


    Ich liebe Benimmbücher seit meiner Kindheit und habe eine kleine Sammlung davon aus verschiedenen Jahrzehnten. Was gutes Benehmen ist, wandelt sich immer mal wieder. Sklavisch dran halten würde ich mich nie. Ich kann mir den ganzen Schmonzes eh nicht merken. Verhält man sich respekt- und rücksichtsvoll, wird's im großen und ganzen schon passen.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Ich denke, dass einige Benimmregeln schon eingehalten werden sollten. Viele haben es ja damit nicht ganz so. Mein Schatz beispielsweise wehrt sich mit Händen und Füßen dagegen. Beispiel: Mir den Stuhl im Restaurant ranzuschieben. Allerdings hab ich ihn soweit, dass er mir die Jacke beim Anziehen hält.


    Andere Regeln finde ich überflüssig und unnütz. Die machen das Leben nur kompliziert. Entschuldigungen nach dem Niesen beispielsweise. Sorry, aber dafür kann doch keiner was. Oder das Herren nach 18 Uhr keinen braunen Anzug tragen sollten. So ein Blödsinn. Was wenn der besagte mal länger arbeiten muss. Soll er sich 18 Uhr umziehen?


    Kurzum- einige Regeln sind sinnvoll und sollten bekannt und angewandt werden. Andere wiederum braucht kein Mensch. Meine Meinung...

    Liebe Grüße
    Steffi


    Einen Menschen zu lieben bedeutet, ihn so zu nehmen, wie Gott ihn gemeint hat

  • Es gibt da ein schönes Zitat - ich weiß nur nicht mehr von wem es ist - das sinngemäß besagt, daß nur wer die Regeln kennt auch weiß, wann er welche brechen kann.


    Wichtig ist es in meinen Augen, daß jemand allgemein gutes Benehmen zeigt und sich nicht benimmt wie die Axt im Walde. Wenn jemand mit Messer und Gabel umzugehen weiß, mir am Tisch nicht mit vollem Munde ins Wort fällt und man schon das Gefühl hat, das Gegenüber hatte eine gute Kinderstube - dann sind mir solche Marginalien à la "wer stellt wem wen zuerst vor" völlig Banane.
    Hauptsache, man wird überhaupt vorgestellt.


    Allerdings denke ich mir, diese Feinheiten sind in unseren Kreisen auch eher unwichtig und gewinnen erst an Bedeutung "bei Königs" etc. ;-)

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Mich hat gestern eine Oma übelst zusammen gefaltet, weil ich mich vor ihr durch eine zufallende Türe gequetscht habe und selbige nicht aufgehalten habe. Allerdings erstickte das Anheben meines T-shirts und die Demonstration meiner blauen Flecken am linken Arm/Rumpf (mit welchem ich ja dann die Türe hätte aufdrücken müssen) sogleich im Keim. An der nächsten Türe drängte Omi sich an mir vorbei und hielt mir schüchtern lächelnd die Türe auf.


    Fand ich sehr nett und gewöhnlich halte ich auch jede Tür auf, aber im Moment gehts halt wirklich nicht. :cry


    @ Batcat
    Allerdings finde ich Vorstellungen immer noch sehr wichtig.
    Und wenn ich mit meiner Begleitung auf jemanden stoße der ihm/ihr bekannt ist und mir nicht und ich werde nicht vorgestellt und stehe direkt daneben, dann finde ich das EXTREMST unhöflich.
    Das sage ich dann irgendwann auch, allerdings ist das den meisten Menschen nicht mal mehr bewußt, daß man andere Leute vorstellt. Das finde ich sehr traurig.


    Übrigens heißt darf ich vorstellen auf Türkisch Tanistaryim und sehr erfreut Memnun oldun.


    Ja das kann ich schon! :anbet

  • Jane,


    das hast Du recht: Vorstellen ist wichtig. Ich finde das auch doof, wenn man unterwegs ist und die Begleitung trifft Bekannte, quatscht munter mit denen und man bleibt irgendwie doof daneben stehen. Laut Knigge gibt es aber bestimmte Kriterien, wer wen in welcher Reihenfolge vorstellt. Das ist mir wiederum schnurzpiepe... ;-)

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Zitat

    Original von Batcat
    Laut Knigge gibt es aber bestimmte Kriterien, wer wen in welcher Reihenfolge vorstellt. Das ist mir wiederum schnurzpiepe... ;-)


    so sehe ich das auch, hauptsache man wird irgendwie vorgestellt, wobei mir das nicht sooooo wichtig ist, wenn die mir vorzustellende Person einen netten Eindruck macht und ich meinen Anteil zum Gespäch leisten kann, tue ich das auch gerne ohne zuerst vorgestellt zu werden, wenn ich dieser Person wieder begegnen möchte (und sie mir) werde ich denn Namen schon noch erfahren.... :-)

  • @ Batcat
    Klar, bei offiziellen Anlässen finde ich diese Reihenfolge schon wichtig und beherrsche sie auch einigermaßen, allein schon um ohne große weitere Erklärung, die Bedeutung der vorgestellten Person abschätzen zu können.


    @ Descartes
    Ich finde ein nicht vorstellen hat immer den Beigeschmack, daß es der Begleitung unangenehm ist mit einem gesehen zu werden oder er oder sie den Namen nicht nennen möchte. Daher finde ich ein Vorstellen sehr wichtig.


    Der Übelste Faux Pas, den sich bei mir ein Mann erlauben kann, ist übrigens, der im Taxi vorne einzusteigen und mich alleine auf dem Rücksitz sitzen zu lassen.
    Solche Herren werden im Anschluß direkt ersatzlos aus dem Handyspeicher gelöscht..... :fetch

  • Zitat

    Original von Babyjane
    Solche Herren werden im Anschluß direkt ersatzlos aus dem Handyspeicher gelöscht..... :fetch

    :lache :lache :lache :lache :lache



    Dieses Gefühl hatte ich noch nie, und da meine Begleitung und ich viele Leute kennen, ist man sich nicht immer sicher, ob sich nicht alle beteiligten Personen bereits kennen.