Juri Rytcheu - Im Spiegel des Vergessens

  • Titel: Im Spiegel des Vergessens
    Originaltitel: V zerkale zabvenija
    Autor: Juri Rytcheu
    Verlag: Unionsverlag Zürich
    Erschienen: September 2001
    Seitenzahl: 287
    ISBN-10: 3293202152
    ISBN-13: 978-3293202153
    Preis: 9.90 EUR


    Nach einer langen Reise quer durch den Kontinent klopft der junge Tschuktsche Gemo naiv am Portal der Leningrader Universität an, weil er dort studieren will. Keiner ahnt, dass man diesen Jungen in einigen Jahren als ersten Schriftsteller seines Volkes feiern wird. Tastend geht er seinen Weg durch die sowjetische Nachkriegszeit, als Fremdling inmitten der europäischen. Soweit der Klappentext zum Inhalt dieses Buches.


    Der Juri Rytcheu wurde 1930 als Sohn eines Jägers auf der Tschuktschenhalbinsel im äußersten Nordosten Sibiriens geboren. Er starb in diesem Jahr. Mit seinen Romanen und Erzählungen wurde er zu einem Bewahrer der Kultur dieses fast vergessenen Volkes.


    In seinem Roman „Im Spiegel des Vergessens“ gelingt es Rytcheu dem Leser das besondere Wesen des Volkes der Tschuktschen nahezubringen. Sehr gut gelingt ihm das Sichtbarmachen der vielen unterschiedlichen Kulturen in der riesigen Sowjetunion; Kulturen die zwar teilweise unterdrückt wurden, aber auch ein Stalin schaffte es nicht sie auszumerzen. Rytcheu erzählt mit Hingabe und aus jedem seiner Sätze spricht die Liebe zu seinem Volk und dessen Kultur. Dieses Buch kann man als Teil der „Arktisliteratur“ bezeichnen, einer literarischen Spielart deren Vertreter nur noch sehr dünn gesät sind.


    Ein lesenswertes Buch, erzählt in zwei Ebenen, die sich ergänzen die aber auch so manches Mal auseinanderdriften um dann wieder zueinander zu finden. Rytcheu pflegt einen ernsthaften Erzählstil, sachlich und das seltene Lächeln in seinen Sätzen erkennt man nur bei allerhöchster Aufmerksamkeit. Vielleicht eine etwas andere Art von Literatur als man sie in unseren Breiten kennt, aber es ist doch immer wieder interessant auch mal etwas Neues kennenzulernen.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.