John Scalzi: Der Krieg der Klone

  • Das Buch müsste eigentlich - wie im Original - "Der Krieg der alten Männer" (Old Man's War) heißen. Sie nennen sich selbst "alte Scheißer", jene 75jährigen Männer und Frauen, die sich von der "Kolonialen Verteidigungsarmee" (KVA) haben anwerben lassen. Diese verteidigt zwar auch, greift aber in erster Linie an: Überall in der Galaxis kämpfen diverse Spezies um kolonisierbare Welten. Während man auf der alten Erde keine Peilung davon hat, was im All so abgeht (die Koloniale Union hat das Monopol auf Raumfahrten, und die Erde ist von allen Nachrichten abgeschottet), melden sich hunderttausende Rentner freiwillig für den Kampf. Die KVA hat, so munkelt man, technische Möglichkeiten, um das Altern auszubremsen. Und das stimmt auch. Nach einer etwas unangenehmen Prozedur finden sich die "alten Scheißer" in hochgezüchteten Klonen ihrer selbst wieder, und nur Wochen später im ersten Krieg gegen insektenartige Menschenfresser, intelligente Viecher, die wie verdrehte Rehe aussehen - oder etwas spinnerte Wesen, die Schildkröten ähneln, aber technisch die gepanzerte Nase weit vorne haben.
    Die erste Hälfte des Romans, den der Rekrut John Perry aus seiner Perspektive erzählt, gehört zum lustigsten, das ich im SF-Bereich seit langem zu Gesicht bekommen habe. Die Selbstironie trieft nur so, und die Dialoge zwischen den geklonten Rentnern sind unglaublich amüsant. Das tröstet auch darüber hinweg, dass es eine Story im eigentlichen Sinn nicht gibt. Perry entwickelt sich zum Supersoldaten, gar zum dekorierten Helden, und bis dahin gibt es einiges an Gemetzel, viele (zuweilen überflüssige und unlogische) technische Erklärungen und auch so manche Länge. Trotzdem macht "Old Man's War" in der Hauptsache großen Spaß. Die Geschichte ist zwar nicht wirklich neu und einen Tick zu linear erzählt, unterhält aber bestens, gerade im ersten Teil.

  • Das Buch ist alles andere als eine Komödie.


    Besonders politisch kommt es auf den ersten Blick auch nicht daher, aber man kann durchaus versuchen ein bischen Politik in das Buch hineinzulesen. So werden die einfachen Menschen auf der Erde, ebenso wie die menschlichen Kolonisten von der Kolonialen Union (quasi der Regierung) hinters Licht geführt, bzw. bewußt über die eigentlichen Vorgänge im Komsos im Unklaren gelassen.


    Das kann man besonders gut im letzten Teil -Die letzte Kolonie- erkennen. Dort erfährt der Leser so einiges über die tatsächlichen Machtverhältnisse im bekannten Weltall.


    Vielleicht kann man das als einen Seitenhieb auf den USA - Irak Krieg sehen, wo die Regierung im Vorfeld auch alles versucht hat, die tatsächlichen Begebenheiten zu verschleiern und der Bevölkerung vorzugaukeln, dass man irgendetwas unternehmen müßte um das Ganze wieder in den Griff zu bekommen. Genau so verfährt auch die Koloniale Union.

  • Ich habe jetzt seit gestern Abend die ersten 160 Seiten gelesen.
    Und ich bin begeistert! Dieses Buch sprüht vor Humor, Einfallsreichtum, Phantasie und es ist unglaublich spannend. Ich schaffe es einfach nicht es aus der Hand zu legen. :lesend
    Ich hoffe das der Autor dies bis zum Schuss durch hält! Doch bisher kann ich es nur weiter empfehlen.

  • Diese Rezi schrieb ich vor zwei Monaten:


    Klappentext:


    In ferner Zukunft wird der interstellare Krieg mit scheinbar bizarren Mitteln geführt: Für die Verteidigung der Kolonien weit draußen im All werden nur alte, betagte Menschen rekrutiert. Menschen wie John Perry, der mit fünfundsiebzig noch einmal einen neuen Anfang machen will - und nicht ahnt, dass das größte Abenteuer seines Lebens auf ihn wartet ...


    Meine Meinung:


    "An meinem fünfundsiebzigsten Geburtstag tat ich zwei Dinge. Ich besuchte das Grab meiner Frau. Dann ging ich zur Armee."


    Allein dieser erste Satz hat es in sich, er macht neugierig auf das Buch.
    John Perry, 75 Jahre alt, lässt sich für einen Krieg rekrutieren, über den er nichts genaues weiß. Niemand auf der Erde weiß etwas darüber. Die alten Menschen gehen zur Armee, weil sie dort - den Gerüchten nach - verjüngt werden, und wer möchte schon an Altersschwäche sterben? Auf dem Schiff der Kolonialen Verteidigungsarmee angekommen, bekommt Perry einen neuen Körper - in Grün und mit Katzenaugen, damit er sich gegen die zahlreichen feindlichen Aliens da draußen behaupten kann.


    Die erste Hälfte des Buches ist stellenweise sehr witzig, John Perry ist nicht auf den Mund gefallen und seine Bemerkungen lassen einen immer wieder schmunzeln. Am interessantesten fand ich dann auch diese erste Hälfte. John ist als alter Mann und später als Neuling in einem grünen Körper ein sympathischer Kerl. Als ausgebildeter Soldat war er mir dann zu sehr Soldat - ballern und keine Fragen stellen, das reicht nun einmal nicht für eine gute Story. Irgendwie schien der alte John verloren gegangen zu sein, das fand ich schade.


    Faszinierend fand ich die Geisterbrigade. Diese Stellen haben mir reichlich Stoff zum Nachdenken geliefert. Janes Monolog darüber, wie es ist, dieser Spezialeinheit anzugehören, habe ich sogar zweimal gelesen. Toll!


    Die Ideen, die Scalzi in seinem Roman verarbeitet hat, sind nicht neu. Klone, interstellare Kriege, alles schon einmal dagewesen. Im Nachwort dankt er Robert A. Heinlein, das überraschte mich nicht, ich hatte während des Lesens manchmal das Gefühl, mitten in "Starship Troopers" gelandet zu sein (das Buch kenne ich nicht, nur den Film *igittigitt*).


    Trotzdem: Ich habe mich bestens unterhalten, gelangweilt habe ich mich auf keiner Seite, der Folgeband "Geisterbrigaden" ist schon auf meinem Wunschzettel gelandet.


    ***
    Aeria

  • Zitat

    Original von Ronald
    Ich habe jetzt seit gestern Abend die ersten 160 Seiten gelesen.
    Und ich bin begeistert! Dieses Buch sprüht vor Humor, Einfallsreichtum, Phantasie und es ist unglaublich spannend. Ich schaffe es einfach nicht es aus der Hand zu legen. :lesend
    Ich hoffe das der Autor dies bis zum Schuss durch hält! Doch bisher kann ich es nur weiter empfehlen.


    Beeil Dich bitte....ich will es jetzt auch lesen!!!! :wave

  • Zitat

    Original von Bodo


    Beeil Dich bitte....ich will es jetzt auch lesen!!!! :wave


    Ich habe alle drei Bände durch und es ist absolut empfehlenswert. Man darf sich keine tiefgründigen Gedankengänge erwarten, aber insgesamt gibt es doch zarte Andeutungen einer Imperialismuskritik.
    Sprachlich geht das Buch runter wie Öl. Phasenweise sehr lustig, actionreich und mit guten Ideen ausgtestattet. Leichte Kost für zwischendurch, die aber immensen Spaß macht!

  • Ich fand die Trilogie nach der Lektüre aller drei Bände bestenfalls noch ganz okay. Der Anfang (etwa bis zur Hälfte) von "Krieg der Klone" ist fulminant, unglaublich lustig und wirklich toll geschrieben, aber danach wird es immer mehr zu Durchschnitts-SF. Der letzte Teil hat mich überwiegend genervt. Scalzi hat den Vorschuss restlos aufgebraucht.

  • Habe den ersten Teil der Trilogie beendet - nach meinen begeisterten Söhnen und vor meinem begeisterten noch lesenden Mann - und was soll ich sagen - ich war jawolll begeistert. :lache


    Endlich mal ein SF-Roman, der nicht 7 Teile à 1000 Seiten braucht, um in Fahrt und auf den Punkt zu kommen.
    Auf erfrischend unkomplizierte Weise wird hier die ganze Palette vom menschlichen Geist in Klone beamen, Krieg zwischen den Welten bis zu jeder Art von Aliens behandelt. Keine weitschweifige Erzählung, keine 27 verschiedenen Handlungsstränge. Einfach eine kleine, feine SF-Geschichte mit einer dicken Portion Humor und ein klein wenig Tiefgang. Wer will, kann 2 - oder 3 - weitere Teile lesen. Oder auch einfach das Ende so stehen lassen. Nur ein klitzekleiner Cliffhanger - den man auch verschmerzen kann.


    Manchmal brauche ich so ein bisschen süffiges Futter für die gute Laune und damit kann dieses Buch allemal dienen.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    In den Farben des Dunkels - Chris Whitaker

    Die Rettung des Imperiums - Isaac Asimov

    Die Bahnhofsmission 2 - Veronika Rusch (ab 20.6.)



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Dies ist einer der besten Science-Fiction-Romane, den ich je in Händen hielt.
    Obwohl die Übersetzung sicher nicht dazu beigetragen hat. Denn ich habe einige schlimme Patzer gefunden, die eigentlich nicht passieren dürften. Auch der Titel ist schon mehr als abgedroschen. Aus diesem Grund habe ich das Buch auch lange Zeit übersehen. Krieg der.... (hier kann für die Pünktchen fast jeder Begriff eingesetzt werden) gibt es schon bis zum Erbrechen...


    Aber dafür kann John Scalzi nichts. Er kann jedoch was für diesen äußerst gelungenen Roman. Ich liebe die Grundidee, die Handlung, Scalzis Schreibstil. Da finden sich liebenswerte Charaktere, atmosphärische Beschreibungen, die genau die Balance zwischen Zuviel und Zuwenig halten.
    Da gibt es Raumschlachten, Aliens, die so vielfältig sind, dass es fast zu schade ist, sie in einem halben Kapitel abzuhandeln. Da gibt es Witz und Humor, Sensibilität, Gewalt, Horror, Mut, Freundschaft und Liebe... Und das alles auf 400 Seiten.


    Für mich war auch sehr erfreulich, dass das Techno-Babbel durchaus verständlich war. Was mir in all den Star-Trek-Jahren nie gelang, schaffte Scalzi in zwei Seiten: ich habe endlich das Prinzip der Tachyonen verstanden. Und das auf unterhaltsame Art.
    Der Protagonist John Perry, der seinen Brain-Pal (seinen eigenen Gehirncomputer) ironischerweise und durchaus selbstkritisch "Arschloch" nennt, ist ein Held ganz nach meinem Geschmack. Die Ansätze von supermanhaftem Gebaren werden durch sehr menschliche Schwächen ausgeglichen. Er hat eher was vom liebenswerten Indiana Jones, der weiß, dass eine Riesenportion Glück ihn immer wieder aus diversen Schlamasseln rettet.


    Sehr schön dann auch das Bonusmaterial am Ende des Buches. Dieses fiktive Interview hat zusätzlich einige Hintergründe ausgeleuchtet.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde