Der Krüppelmacher - Günter Ruch

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    Bonomania, hast Du nicht Lust, die Leserunde mitzumachen? Würde mich sehr freuen :-)


    Lust habe ich immer, habe auch schon im LR Fred was dazu geschrieben.
    Ich hoffe, wir bekommen einen Termin bei dem wirklich alle können :grin


    Zitat

    Original von Charlie
    Ich wuerde mich auch sehr freuen, Bono!


    Ich auch liebe Charlie :knuddel1

    to handle yourself, use your head, to handle others, use your heart
    SUB 15
    _______________________________________________________
    :kuh:lesend

  • Also ich richte mich nach Euch! Nur im August bin ich nicht da - aber dann kaeme ich eben spaeter dazu.


    Es waere toll, wenn wir alle koennten!


    Gute Nacht wuenscht Charlie

  • Hallo zusammen, hallo bonomania,
    ich freue mich schon sehr auf diese Leserunde - ich werde es zu jedem Termin einrichten können. Mich kribbeln auch einige Fragen, beispielsweise war heute ein ausführliche Rezension auf rezensionen.ch, die die Glaubwürdigkeit meiner Hauptpersonen - insbesondere in einem entscheidenden Punkt - anzweifelt. Ich bin da ganz anderer Meinung, würde das gerne mal diskutieren (Autor sein ist ja lebenslanges Lernen). Es handelt sich um einen Knackpunkt der Geschichte ... aber das würde der Leserunde schon vorgreifen!
    LG Günter Ruch

  • 1396 in Köln, 40 Jahre nach der großen Pest, 25 Jahre nach der Weberschlacht, begegnen wir Matthäus Arnolds, der in Köln eine kleine Apotheke betreibt. Doch Matthäus Arnolds hat ein dunkles Geheimnis. Für den geheimnissvollen Captiano, Herr über die Kölner Bettler und Strolche, dessen Identität niemand kennt, arbeitet er im Verborgenen als Krüppelmacher. Er verstümmelt Bettler, damit sie vor den Portalen der unzähligen Kölner Kirchen an den für Krüppelbettler bevorzugten Stellen das nötige Kleingeld erbetteln können.
    Matthias Arnolds erzählt seine Geschichte in der Ich-Form und hebt sich damit erzähltechnisch von den beiden anderen Protagonisten Judith Hirzelin, einer Patrizier-Witwe und dem Bettelmädchen Lisa ab, deren Geschichten in der dritten Person erzählt werden, zunächst in drei parallel zueinander verlaufendenden Handlungssträngen, die sich dann im letzten Abschnitt dieses Buches zu einem gemeinsamen Handlungsstrang zusammenfügen.


    Günter Ruch ist es gelungen, ein sehr plastisches und historisch fundiertes Bild von Köln im Jahre 1396 zu zeichnen, einer Stadt, die zu dieser Zeit bereits 40.000 Einwohner hatte und aus allen Nähten quoll. Es ist eine laute, stinkende, lebendige, fröhliche und lebenslustige Stadt mit kleinen verwinkelten Gassen und Straßen sowie zentralen Märkten und Plätzen, auf und in denen das Leben tobt. Günter Ruch lässt sehr viele Straßennamen und Ortsbezeichnungen einfließen, die es auch im heutigen Köln noch gibt, sodass der ortskundige Leser gedanklich mit Mattähus Arnolds durch das historische Köln streift. Das sind Dinge, die mir bei diesem Buch besonders gut gefallen haben. Das ist meine Stadt, wie ich sie kenne und liebe und da geht mir als echtem kölschen Mädchen wirklich das Herz auf


    Leider gibt es auch Dinge, die mir bei diesem Buch weniger gut gefallen haben. Von den drei Protagonisten ist eigentlich nur Matthäus Arnolds facettenreich gezeichnet, auch wenn man ihm seinen zum Ende des Buches vollzogenen Sinneswandel nicht völlig abnimmt und er den nötigen zwischenmenschlichen Tiefgang vermissen lässt. Zudem haben mich seine permanent negative Lebenseinstellung und die ständigen Rückblicke auf seine Vergangenheit als Wundarzt irgendwann leicht genervt. Die beiden anderen Protagonisten - Judith Hirzelin und Lisa - bleiben dagegen etwas blass, zumal Lisa entgegen des Klappentextes in der Geschichte eher nur einen Gastauftritt hat, dessen starke Wirkung auf Matthäus Arnolds sich mir nicht glaubhaft erschlossen hat.


    Wirkliche Spannung kam im Buch auf den letzten 100 Seiten auf, als sich das Schicksal der drei Protagonisten vom einen auf den anderen Tag schlagartig ändert und zwei von Ihnen durch Verrat in den eigenen Reihen in Lebensgefahr geraten. Dieser letzte Teil des Buches hat mich dann mit der zuerst etwas schleppend verlaufenden Geschichte wieder versöhnt. Das Ende lässt viel Raum für eigene Gedanken und Überlegungen, wie es mit der Geschichte weitergehen könnte. Vielleicht belohnt der Autor den geneigten Leser ja in absehbarer Zeit mit einer Fortsetzung :-)


    Das Buch ist mit einem Glossar ausgestattet, in dem leider nicht alle Begriffe erklärt sind (der Meulenstößer und der Reudelsterz fehlen), sowie einer Zeittafel über die wichtigsten Ereignisse der Kölner Stadtgeschichte des 14. Jahrhunderts.


    7 Punkte für ein Buch, an dem Leser, die Bücher über das historische Köln lieben, sicher ihre Freude haben werden.

  • Ja, auf jeden Fall. Ich werde es anlässlich der Leserunde ein zweites Mal lesen :-)


    Im Moment lese ich Gottes Fälscher, auch ein Roman von Günter Ruch. Ich habe allerdings die Clubausgabe. Mich hat der Krüppelmacher neugierig auch auf die anderen Bücher des Autors gemacht.

  • Günter Ruch legt hier einen furiosen, grandiosen Mittelalterroman vor, den ich innerhalb weniger Tage wirklich verschlungen habe!


    Matthäus Arnolds ist Apotheker in Köln. Im Jahre 1396 ist dies ein mühsames Unterfangen, vor allem, wenn man nicht mit Geld umgehen kann. Um seine immer schmale Kasse aufzufüllen, arbeitet Matthäus nebenbei als Krüppelmacher: Für den Chef der Kölner Unterwelt, den berüchtigten Capitano, verstümmelt er Bettler, damit diese bessere Erfolge erzielen.


    Gleichzeitig lernen wir die Patrizierin Judith Hirzelin kennen, eine energische, junge Frau, die nach dem frühen Tod ihres Mannes ganz alleine das große Haus Hirzelin aus einer der 15 Kölner Familien führen muß und dabei die eine oder andere Überraschung erlebt.


    Die Dritte im Bunde ist Lisa, ein Bettelmädchen des Capitano, das sich mühsam seinen Lebensunterhalt im Köln der Pfeffersäcke verdienen muß.


    Diese drei Handlungsstränge verbinden sich im Laufe des Buches zu einer Geschichte, die einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen hat. Günter Ruch versteht es meisterhaft, Geschichte mit Geschichten zu verknüpfen und Namen aus der Vergangenheit zum Leben zu erwecken. Dabei sind seine Schilderungen genau und präzise, so dass das Kopfkino in all seiner epischen Breite anfängt, wie von alleine zu laufen. Dass mir dabei am Anfang bei einer Verstümmelungsszene sogar fast schlecht wurde, empfinde ich nicht als Mangel sondern eher als Lob an den Autoren, denn so gut, dass ich wirklich alles miterlebe, habe ich selten ein Buch gelesen.


    Hinzu kommt die Tatsache, dass Matthäus und ich nun mal demselben Beruf nachgehen. Und auch diese Beschreibungen der mittelalterlichen Apotheke haben mich voll und ganz in ihren Bann gezogen.


    Mein Prädikat: Wunderbar!


    Edit ergänzt noch: Von mir 10 Punkte!!!

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Caia ()

  • Ich muß mich mal grade selbst ein wenig beweihräuchern: Ich habe es mit meiner Rezension auf die Verlagsseite geschafft und werde dort zusammen mit zahlreichen namhaften Zeitungen genannt: Klick


    Ich bin grade stolz wie Bolle!!!

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein

  • Hallo zusammen - für alle, die es interessiert: Es wird eine Krüppelmacher-Triologie geben. Teil 2 "Die Schuld des Krüppelmachers" spielt 1401/1402 in Köln und in London, im Umfeld der deutsch-englischen Heirat zwischen Ludwig und Blanka von England. Zur Hälfte ist der Roman schon geschrieben. Teil 3, "Die Liebe des Krüppelmachers", wird folgen.


    Bevor es allerdings wieder ins dramatische Spätmittelalter geht, lade ich in die Keltenzeit ein. Im kommenden Februar erscheint "Die Blutkönigin", die den Vernichtungskrieg Caesars gegen unsere einheimische Bevölkerung zum Thema haben wird - aus der Sicht der Opfer geschrieben.


    Herzliche Grüße - Günter Ruch

  • Ich schiebe den Thread aus traurigem Anlass hoch. [URL=http://www.rhein-zeitung.de/regionales/bad-neuenahr_artikel,-Guenter-Ruch-ist-tot-_arid,179751.html]Salimbene /Günter Ruch[/URL] ist am 18.12. im Alter von 54 Jahren einem Krebsleiden erlegen.

  • Bei so einer Nachricht erschrickt man immer wieder. Und auch wenn man diesen Spruch immer wieder genervt hört... er passt: Ich bin froh, dass man nicht weiß, was einen selber erwartet. Bei so jungen Verstorbenen rechne ich immer sofort still nach, wie alt ich bin.
    Ich muss unbedingt noch Günter Ruchs letztes Werk "Die Blutkönigin" lesen. Das hört sich supergut an und die Bücher, die ich von ihm gelesen habe, haben mir gut gefallen, vor allem, da sie historisch gut recherchiert waren. Den Krüppelmacher habe ich noch nicht gelesen.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)