Uwe Timm – Die Freiheit zu schreiben

  • Die Sendung Uwe Timm – Die Freiheit zu schreiben: Portrait
    habe ich nur aufgrund eines Tipps von taki32 nicht verpasst. (Danke noch mal)


    Film von Margit Knapp und Arpad Bondy, 2008, 43 Minuten


    Da es kein Kinofilm ist, poste ich es hier unter Allerlei Buch. Wenn das falsch ist, bitte verschieben.


    Über das Portrait über den Schriftsteller Uwe Timm von 2008 bin ich gänzlich anderer Meinung als z.B. Der Tagesspiegel
    Ich finde, dass das Portrait Timms vielfältiges Werk in diesem begrenzten Raum adäquat wiedergibt. Dass keine besonderen filmisch aufgesetzte Mittel verwendet wurden, passt zum Autor und seinem Werk.
    Natürlich, wer Uwe Timm gut kennt, erfährt vielleicht wenig neues, aber ein Portrait kann auch für manchen eine Neuentdeckung bieten. Und es lohnt sich, Uwe Timm zu lesen.


    Themen waren:
    Lesung aus Der Freund und der Fremde


    Über den Bruder und sein Tagebuch (Am Beispiel meines Bruders)


    Über die reale Geschichte seines Romans Der Mann auf dem Hochrad


    Kindheit im zerbombten Hamburg, das auch in Die Entdeckung der Currywurst zum tragen kommt.


    Tod des Vaters, Kürschnerlehre, zweiter Bidlungsweg , Freundschaft mit Benno Ohnesorg,
    München, Studium, Heirat 1969 mit Dagmar Ploetz (heutige Garcia Marquez Übersetzerin)


    Erster Roman 1974: Heißer Sommer: Chronist der Studentenbewegung, Rom


    Neues Projekt, Nutzen von Arbeitsbüchern schon seit Morenga als Hilfe beim Schreiben
    Über Perspektive, Mehrstimmigkeit, Melodie eines Textes

  • Ich finde auch, dass das Portrait so gestaltet wurde, wie ich Uwe Timm wahrnehme: intelligent, sympathisch, bescheiden.


    Besonders interessant fand ich, an welchem Buch er gerade arbeitet. Er hat wohl bereits 2006 damit begonnen. Mit "Johannisnacht" und "Rot" soll es eine Trilogie bilden. Recherchiert hat er uner anderem auf einem Friedhof und dort das Grab einer Fliegerin entdeckt. Leider habe ich ihren Namen vergessen. Und der Text soll mehrstimmig werden. Heißt das, dass der Erzähler verschiedene Perspektiven einnimmt?
    Ich bin schon sehr gespannt auf dieses neue Buch. Wenn er 2006 damit angefangen hat, dauert es hoffentlich nicht mehr allzu lange, bis es herauskommt.

  • Der neue Roman wird übrigens Halbschatten heißen und soll im August 2008 erscheinen.


    Amazon schreibt:
    Sie ist 25 Jahre alt. Ihr Grab liegt auf dem Berliner Invalidenfriedhof. Was hat sie hier, zwischen den Toten der preußischen Militärgeschichte, NS-Größen und zivilen Opfern der letzten Kriegstage, zu suchen? Gibt es eine Erklärung für ihren gewaltsamen Tod? Der Stadtführer, der Uwe Timms Erzähler über den Invalidenfriedhof geleitet, weist auf beunruhigende Nachbarschaften hin. Hier liegt nicht nur Scharnhorst, der Held der Befreiungskriege, sondern auch Heydrich, der Organisator der Judenvernichtung, neben namenlosen Opfer aus dem Mai `45. Die Toten beginnen zu reden, sich zu erklären, zu rechtfertigen. Unter den Stimmen, die zu dem Erzähler sprechen, ist auch der junge Kampfflieger Christian von Dahlem. Auf einem ihrer spektakulären Langstreckenflüge hatte Marga von Etzdorf in Japan Dahlem kennengelernt und mit ihm ein seltsame, zauberhafte Nacht verbracht - eine Nacht des Erzählens. Zusammen in einem Zimmer, aber getrennt durch einen Vorhang, waren die beiden sich fern und gewährten einander doch Nähe. In einem Augenblick innerer Preisgabe erzählen sie sich ihre Leben - und müssen sich am nächsten Morgen trennen. Dieses Oratorium des Schreckens und der Liebe, in dessen Mittelpunkt Marga und von Dahlem stehen - eine unbedingte Liebe und ein Verrat -, beschwört zugleich die Dämonen und Engel der Geschichte und erzählt von Haltungen und Sichtweisen, von denen die deutsche Geschichte geprägt und gezeichnet ist. Vielstimmig und vielschichtig, gedanken- und anspielungsreich, klug und bewegend, begibt sich dieser Roman auf ein Terrain, wo sich die Gewalt der Geschichte, der Zufall und das individuelle Schicksal begegnen, einander bestätigen, aber auch widersprechen - für den, der zu hören vermag.

  • Vielen Dank!


    Ich habe gerade die biographischen Angaben auf Wikipedia gelesen. Was für eine interessante Frau. Und die von ihr gewählte Grabstein-Aufschrift „Der Flug ist das Leben wert“ scheint für sie ja voll zuzutreffen.


    Ein bisschen erinnert mich das an "Der Mann auf dem Hochrad", der ja auch einen "Pionier" und eine "Pionierin", allerdings auf dem Hochrad beschreibt.


    Wow, ich habe gerade gesehen, dass du Näheres zum neuen Roman entdeckt hast. Toll! Jetzt klärt sich das auch mit der Mehrstimmigkeit.


    Bisher wusste ich nicht, dass die Romane "Johannisnacht" und "Rot" zusammengehören. Ich frage mich, inwiefern mit dem Roman "Halbschatten" dann eine Trilogie hergestellt wird. :gruebel


    Ich freue mich schon so auf August... :-]

  • Zitat

    Original von taki32
    Bisher wusste ich nicht, dass die Romane "Johannisnacht" und "Rot" zusammengehören. Ich frage mich, inwiefern mit dem Roman "Halbschatten" dann eine Trilogie hergestellt wird. :gruebel


    So ganz verstehe ich das auch nicht, außer dass jeweils Berlin der Schauplatz ist.

  • Ja, vielleicht ist es eine Berlin-Trilogie:
    1. "Johannisnacht" (Wiedervereinigung Deutschlands)
    2. "Rot" (1968er Jahre)
    3. "Halbschatten" (NS-Zeit)


    Das ist dann eine umgekehrte Chronologie. Sozusagen drei Schlaglichter auf Deutschland (und Berlin als zentraler Stadt) zu drei wichtigen Zeitpunkten des 20. Jahrhunderts.