Norbert Kron - Der Begleiter

  • Über den Autor
    Norbert Kron, geboren 1965 in München, lebt in Berlin als Autor, Filmemacher und Journalist (›Titel Thesen Temperamente‹). Er veröffentlichte Prosa und Essays in zahlreichen Anthologien und Zeitungen. Für seine Arbeiten erhielt er mehrere Stipendien, unter anderem das Stipendium der Stiftung Villa Aurora und des Deutschen Kulturfonds. Nach ›Autopilot‹ (dtv 13223) ist ›Der Begleiter‹ sein zweiter Roman.


    Kurzinhalt
    Ein Mann für gewisse Stunden ... Alexander Felitsch, neununddreißig, Kulturjournalist, liebt die Frauen. Als er seine Stelle bei einer großen Zeitung verliert und seine Auftragslage immer schlechter wird, beginnt er für eine Begleitagentur zu arbeiten. Sein Profil: charmant, gebildet, attraktiv und einfühlsam. Es ist auch die Neugier, die ihn treibt: Was sind das für Frauen, die sich einen Mann für die Oper, für Empfänge oder für ihren Urlaub mieten? Und: Wie weit kann und will er mit seinen Dienstleistungen gehen? Die Erfahrungen, die er in seinem neuen Job macht, sind so vielfältig wie die Frauen, die ihn buchen. Als er einer Kundin begegnet, die ihn seltsam berührt, begreift er, dass die Erfahrungen, die er als Begleiter macht, in vielerlei Hinsicht ein Spiegelbild des normalen Liebeslebens sind. Die Reisen, die er mit der Fremden nach Italien und Kalifornien unternimmt, ist auch eine Reise zu sich selbst und der Frage: Worum geht es denn zwischen Mann und Frau? Worauf kommt es wirklich an in der Liebe?


    Meine Rezension
    Der nur mäßig erfolgreiche, freie Journalist Alexander Felitsch führt ein Doppelleben. Als Felix ist er bei einem Escortservice angestellt und vertreibt einsamen Frauen während ihres Besuches in der Hauptstadt die Zeit. Er ist eigentlich „nur“ für normale Abende zuständig, doch seine Agenturchefin gibt ihm zu verstehen, dass die anderen Aufträge zahlreicher und vor allem lukrativer wären. Bisher hat er keinen dieser Aufträge angenommen, doch von Zeit zu Zeit gerät er schon ins Grübeln. Dabei denkt er nicht nur über den Sinn des Lebens und seine miserable finanzielle Lage nach, sondern auch, was zum Teil durchaus attraktive Karrierefrauen dazu bewegt, sich einen Mann zum Ausgehen und für Veranstaltungen zu mieten. Zum Teil, weil er beruflich kein Bein auf die Erde bringt, zum Teil aber sicher auch aus Neugierde, lässt er seinen Vertrag mit der Agentur um den bewussten „Sex-Passus“ erweitern...


    In seinem Privatleben ist Jeanne die Frau an seiner Seite, eine Affäre, eine Freundin und doch mehr. Doch beide wollen nicht Verantwortung für „mehr“ übernehmen und wird keine echte Beziehung darauf.


    Liss ist eine besondere Kundin, die Felix seit ihrem ersten Auftrag immer wieder beschäftigt hat. Als sie Felix für eine Reise bucht, gerät vieles in ihren Leben in Bewegung…


    Der Protagonist ist mir eigentlich unsympathisch. Obwohl er als nett, zuvorkommend, intelligent und sympathisch beschrieben wird, kommt er bei mir so an, als warte er darauf, dass ihm vom Himmel die gebratenen Tauben in den Mund fallen. Doch – Überraschung! – so ist das Leben nun mal nicht. Man muß schon selbst aktiv werden, sich einen Job suchen und an seinem Glück arbeiten.


    Fazit
    Ich bin aus diesem Roman nicht so recht schlau geworden. Ich bin nicht dahintergestiegen: Was will der Autor mir eigentlich wirklich erzählen? Denn der Aufhänger des Callboy-Services tritt meines Erachtens im Laufe des Buches immer mehr in den Hintergrund und selbst zu Anfang erschienen mir die entsprechenden Passagen nicht authentisch. Allerdings kann ich da nicht mitreden. *grins*


    Das Buch ist angenehm lesbar geschrieben und flüssig erzählt – dennoch habe ich mich leider nur durchschnittlich gut unterhalten. Mehr als 7 von 10 Punkten kann ich hier nicht vergeben.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Kurzbeschreibung (dtv-Pressetext):
    Alexander Felitsch, neununddreißig, hat seine Stelle bei einer großen Zeitung verloren. Er beginnt, für eine Begleitagentur zu arbeiten. Sein Profil: charmant, gebildet, attraktiv. Es ist die Neugier, die ihn treibt: Was sind das für Frauen, die sich einen Mann mieten? Und: Wie weit will er mit seinen Dienstleistungen gehen? Die Erfahrungen, die er in seinem neuen Job macht, sind so vielfältig wie seine Kundinnen. Aber erst, als er Liss Vonhofen begegnet und mit ihr auf Reisen geht, beginnt er sich zu fragen, welchen Unterschied es zwischen eienr professionellen Tätigkeit und einer Liebesbeziehung gibt. Worauf kommt es an zwischen Mann und Frau? Ist die Liebe nicht immer ein Tauschgeschäft?


    Über den Autor:
    Norbert Kron, geboren 1965 in München, lebt in Berlin als Autor und Filmemeacher. Er veröffentlichte Prosa und Essays in zahlreichen Anthologien und Zeitungen.


    Meine Meinung:


    Ein Journalist, der sich nach gekündigter Festanstellung bei einer großen Zeitung auf dem freien Markt zu beherrschen versucht und dabei immer noch seiner Ex-Freundin nachtrauert, die sich von ihm getrennt hat. Eine ominöse und zugleich sehr reiche ältere Frau und das Begehren nach Liebe und Zuneigung. Das sind die Zutaten aus denen Norbert Kron sein Buch „Der Begleiter“ erschaffen hat.


    Alexander Felitsch verliert mit 39 seinen Arbeitsplatz. Er mietet einen Platz in einem Gemeinschaftsbüro und versucht sich als freier Journalist. Doch bald sieht er, dass Qualitätsjournalismus aus dem Kunstbereich bei weitem nicht so sehr gefragt ist, wie in seiner Vorstellung. Nebenbei verdient er Geld mit Aufträgen einer Escort-Agentur, vorerst enden diese an den Türen der Hotelzimmer. Er begleitet Damen in die Oper und Konzerte, geht mit ihnen essen und bereitet ihnen einen vergnügten Abend – gegen Geld.


    Bei einem seiner Aufträge lernt er eine Frau, Liss Vonhofen, kennen. Ihrem geheimnisumwobenen Charme erliegt er, und hofft nach Abschluss des Auftrages jeden Tag darauf, dass die Chefin der Eskort-Agentur ihn mit der Nachricht anruft, dass Liss erneut seine Begleitung wünscht. Der Weg von der reinen Begleitung am Abend bis zum gesamten Paket scheint unausweichlich. Neben doppeltem Honorar ist es der Nervenkitzel, der Alexander dazu treibt.


    Schließlich absolviert Alexander die ersten Eskort-Aufträge, inklusive Sex. In diesen Szenen zeigt sich die Klasse des Autors, der nicht ins zotenhafte abrutscht oder sie einfach übergeht, sondern mal mit einer Leichtigkeit, mal aber auch mit einer Schwermut schildert, die dem momentanen Gefühlsleben seiner Figur entsprechen.


    Er will die Frauen Stück für Stück erobern, will ihre Zurückhaltung durchdringen und zu ihrem wahren Kern vorstoßen, möchte das sie sich ihm hingeben. Hier liegt die wahre Lust für Alexander in seinem Job bei der Eskort-Agentur. Im privaten hat er eine Affäre, die er jedoch gefühlsmäßig nicht nahe kommen lässt. Deutlich macht der Autor dies, durch das leider schon all zu oft benutzte, strikte Übernachtungsverbot, dass seine Figur Alexander gegenüber der Affäre Jeanne erhebt. Zu oft schon wurde in Romanen und Filmen die Verletzlichkeit einer Person, seine Angst vor Nähe und vor sich Öffnen, durch solch plakativen Dinge wie das nicht beieinander schlafen ausgedrückt.


    Liss Vonhofen will ihn zu einer Neapelreise buchen. Im Laufe derer geraten sie in einer Trattoria in ein Gespräch über Liebe und Lust, über Käuflichkeit und Moral. Was gibt es auf der Welt, das man nicht kaufen kann? Vor dem Hotelzimmer von Liss kommt es zum Austausch von Zärtlichkeiten, doch als er in ihr Zimmer möchte, stößt sie ihn abrupt zurück, knallt ihm die Tür vor der Nase zu. Noch nie habe ich das Gefühl von verletztem männlichen Stolz, gepaart mit Unverständnis, Wut und Frustration so wirklichkeitsnah beschrieben gelesen. Jeder der schon einmal eine Zurückweisung erfuhr, wird sich wundern, wie exakt diese den Nagel auf den Kopf trifft.


    Als diese die geheimnisvolle Frau schon fast wieder vergessen hat, bucht sie ihn für ein dreiwöchigen Aufenthalt in ihrem Anwesen in Los Angeles. Die Szene, in der Alexander mit dem Taxi vom Flughafen nach Bel-Air zu Liss Anwesen fährt, und die Art und Weise wie sie ihn anschließend durch das Haus führt, mit der Bemerkung, dass er sich vorkomme wie ein Neffe der von der Schwester hergeschickt wurde, lassen unwillkürlich Assoziationen an das Intro der bekannten Fernsehserie „Der Prinz von Bel-Air“ mit Will Smith aufkommen, die ein Schmunzeln hervor rufen.


    Doch Vonhofen hat Alexander nach L.A. bestellt um ihm ihr Geheimnis zu lüften, der Grund wieso sie stets so unnahbar und doch so verlangend war. Der Grund wieso sie das doppelte Honorar bezahlte, die Möglichkeit mit ihm zu schlafen aber nicht in Anspruch nahm.


    Der Begleiter ist ein herrlicher Roman über Liebe und Zurückweisung, über Ehrlichkeit und Vertrauen. Die Klauseln des Liebesvertrages, der immer, nicht nur bei Eskort-Aufträgen, auf einem Geben und Nehmen beruht, wird beleuchtet und in Frage gestellt. Definitiv lesenswert!