Die Tochter des Tuchhändlers, Constanze Wilken, Wilhelm Goldmann Verlag, München, Juni 2008, ISBN 978-3-442-46667-2
Zur Autorin: (lt. Klappentext)
Constanze Wilken, geboren 1968 in St. Peter-Odring, wo sie auch heute wieder lebt, studierte Kunstgeschichte, Politologie und Literaturwissenschaften in Kil und promovierte an der University of Wales in Abersystwyth. Neben dem Schreiben betreibt sie als Freelance Researcher Recherchen für Antiquitätenhäuser. Constanze Wilken wurde als Autorin großer Frauenromane bekannt. „Die Tochter des Tuchhändlers“ ist ihr erster historischer Roman. Ein weiterer ist bereits bei Goldmann in Vorbereitung.
Meine Meinung:
Auch wenn mich der Titel des ersten historischen Romans von Constanze Wilken „Die Tochter des Tuchhändlers“ nicht besonders angesprochen hat, war der Klappentext doch recht vielversprechend, und so griff ich zu diesem Renaissance-Roman rund um das italienische Lucca.
Lucca, 1525: Die Hochzeit der jungen Beatrice Rimortelli, Tochter eines lucchesischen Tuchhändlers, mit Federico Buornardi wird von den Ereignissen des Vorabends überschattet: im Dom von San Martino wurde ein päpstlicher Legat ermordet. Aber auch der Beginn der Ehe ist schwierig; Beatrice muss erkennen, dass ihr Mann eine Geliebte und viele Geheimnisse hat. Sein Palazzo wird für sie eher zum Gefängnis als zum Heim, Beatrice erfährt, dass einige Bewohner von Lucca in eine politische Intrige größten Ausmaßes verstrickt sind und befürchtet, dass auch Mitglieder der Familie Buornardi in der Intrige involviert sind. Bald weiß sie nicht mehr, wem sie in ihrer Umgebung vertrauen kann. Als Federico das Tuchhändlergeschäft ruiniert, Spitzen sich die Ereignisse zu. Der Kampf zwischen papsttreuen Guelfen und kaiserlich gesinnten Ghibellinen erschüttert auch Lucca, die Stadt wird von den Pocken heimgesucht und Federico nimmt seiner Frau ihr Vermögen und ihre Tochter. Beatrice macht sich auf die Suche nach ihrer Tochter Giulia. Eine Reise, die unter der bestehenden politischen Situation und den weiter schwelenden Kämpfen gefährlich ist. Aus ihrer Familie kann ihr nur noch Federicos Bruder Tomeo helfen, der als Soldat bei den kaiserlichen Truppen kämpft...
Constanze Wilken hat die Geschichte der klugen und sympathischen Beatrice Rimortelli zeitlich in die Auseinandersetzungen von Papst Clemens VII. und Karl V. gelegt und scheut sich nicht, die politischen und historischen Entwicklungen in ihrem Roman zu integrieren und beleuchten. So wird „Die Tochter des Tuchhändlers“ zu einem historischen Roman, der nicht nur unterhaltend sondern auch sehr informativ ist. Der Ort des Geschehens, das unabhängige Lucca, reich geworden durch den Seidenhandel, ist interessant und unverbraucht und bildet eine farbenprächtige und lebendige Kulisse.
Constanze Wilkens Roman ist sorgfältig recherchiert, zeugt von profundem Wissen und ist liebevoll in angenehmer, flüssiger Sprache geschrieben. Die Hauptintrige ist so aufgebaut, dass sich nicht allzu schnell erahnen lässt, wer die Drahtzieher sind und selbst nach der Auflösung, bleibt der Spannungsbogen erhalten.
Der Goldmann Verlag, hat den Roman ergänzt um eine Karte, eine Vorbemerkung der Autorin, ein Glossar und ein Nachwort der Autorin, in dem sie zwischen Fiktion und Fakten differenziert, herausgegeben.
Constanze Wilkens Roman der italienischen Renaissance „Die Tochter des Tuchhändlers“ hat mich aufgrund der gelungenen Verknüpfung von geschichtlichem, kulturellem und politischem Hintergrund und persönlichem Schicksal überzeugt. Die 36 Kapitel des Romans vergingen im Nu und so freute es mich sehr, im Klappentext zu lesen, dass die Autorin bereits an einem weiteren Roman arbeitet.
8 von 10 Punkten