Lesung Volker Klüpfel, Michael Kobr aus Laienspiel am 6.6.08 in Erlangen

  • Ich hab's jetzt endlich mal geschafft auch zu einer Leseung zu gehen :-)
    Nachdem sich ausser mir noch drei weitere Eulen (Schnuckerle, Paradise Lost und Wuermchen) entschlossen hatten zur Lesung von Laienspiel von Volker Klüpfel und Michael Kobr zu gehen, bin ich schon vor drei Wochen losgesaust und hatte Karten für uns besorgt.
    Das war auch gut so, denn heute war die Lesung komplett ausverkauft und vor dem Thalia stand ein riesiger Haufen von Leuten die rein wollten.


    Wir hatten das Glück, dank Schnuckerle, Plätze in der ersten Reihe zu bekommen, gleich neben den Gästen der Autoren. Dadurch konnten wir alles super verfolgen.


    Die Lesung begann pünktlich um 20 Uhr, das Haus war wirklich komplett voll. Wir haben noch vermutet, daß doch noch ein paar mehr Leute reingelassen wurden.
    Von der Einführungsrede der sehr netten Thalia-Mitarbeiterin habe ich leider nicht viel mitbekommen, da ich mich schon köstlich über das Autoren Paar amüsiert habe, die wie zwei Schuljungs an ihrem Lesungstisch am rangeln waren :lache


    Die Kabbeleien gingen dann erst einmal verbal weiter, sehr zur Belustigung des Publikums, die sich sehr über die gegenseitigen Beleidigungen der beiden amüsiert haben.
    Dann begann die Lesung, mit verteilten Rollen. Einer der beiden las immer Kluftinger selbst, der andere die anderen Rollen.
    Also ähnlich wie bei den Hörbuch CDs, allerdings noch viel besser, da hier auch noch die Mimik mit ins Spiel kam.


    Nach der ersten Hälfte haben die beiden ihre Lesung dann unterbrochen um an uns ihr neuestes Marketing Konzept zu testen: TV Shopping!
    Wir lagen kollektiv fast unter den Stühlen, als uns das neueste Produkt "Buch" vorgestellt wurde. Die Idee mit dem TV Shopping Kanal war einfach genial und spätestens bei dem Hauttest bei dem die Samtigkeit des Papiers an der Wange von Michael Kobr getestet wurde, brach das Publikum vor Lachen schierweg zusammen.


    Dann ging es mit der Lesung weiter und zum Schluss wurde uns noch ein weiteres Marketingkonzept vorgestellt, eine Bestellhotline, bei der man die Bücher der beiden im 50er oder hunderter Pack bestellen könnte. :-)


    Zm Schluss fanden die beiden sich noch bereit, die eben gekauften oder schon mitgebrachten Bücher zu signieren.


    Wir haben uns dann noch als Buechereulen geoutet und mal gefragt, ob die beiden denn Lust hätten mal eine Leserunde bei uns mit zu begleiten. Das Konzept war ihnen wohl noch neu, aber Volker Klüpfel klang recht interessiert :-) Zumindestens sollte ich mich mal über ihre Homepage deswegen melden. (was ich übrigens schon erledigt habe ;-))


    Bilder hat wuermchen gemacht, ich hab in der Hektik meine Kamera vergessen :-(
    Aber vielleicht mag sie ja noch welche einstellen ;-)


    Alles in allem hatten wir einen wirklich lustigen Abend, das ganze war nicht nur eine Lesung, sondern ein richtig schöner Kabarett Abend :-]


    Wer also die Möglichkeit hat sich die beiden nochmal anzuschauen: Geht hin und besorgt frühzeitig Karten, die Lesungen scheinen generell zeitig ausverkauft zu sein.


    edit: Fehlerteufel vertrieben

  • Sehr schöner Bericht streifi, dann setzte ich mal meinen mit dazu. :-)


    Bei dieser Lesung war ich mal die Begleitperson. Ich kannte die Kluftinger-Romane zwar vom Namen her und wusste auch das ein oder andere was meine Mama (Schnuckerle) mir erzählt hatte, aber ansonsten ging ich völlig unvorbelastet auf diesen Abend zu. streifi war so liebenswürdig vorher die Karten für uns vier zu besorgen und Wuermchen nahm Schnuckerle und mich im Auto mit. Noch mal vielen Dank an Euch beide von uns, es war ein prima Abend, sowas müssen wir öfter machen. :anbet


    Als wir am Thalia ankamen war dort bereits eine kleinere Gruppe Menschen und bei einem Blick auf das Werbeplakat der Lesung, auf dem riesengroß „AUSVERKAUFT!“ prangte, waren wir sehr froh, dass streifi die Karten schon früh genug besorgt hatte. Um 19:40 war dann Einlass und brav und zivilisiert quetschten wir uns durch die Tür. Beim nach oben gehen (die Lesung fand im 1. Stock statt) bekam ich noch mit, wie einige der Händlerinnen zu mehreren Leuten sagten, dass es wirklich keine Karten mehr gäbe. Aber anscheinend ließen sie sich trotzdem erweichen, die gleichen Leute trafen wir nämlich später in der Lesung wieder. Die Stühle reichten nicht aus und einige Zuhörer setzten sich einfach auf die Treppen die ins nächste Stockwerk führten. Alles in allem werden es wohl so ca. 300 Personen gewesen sein. Meine bisher größte Lesung.


    Volker Klüpfel und Michael Kobr wirkten auf den ersten Blick ein bisschen wie zwei Schuljungen, wie sie da so an ihrem „Pult“ saßen und bereits während der Ansprache der Filialleiterin anfingen sich gegenseitig mit den Ellenbogen wegzuschieben. Die Lesung begannen die beiden dann auch gleich mit einem kleinen einstudierten Wortgefecht, welches Buch wie hätte heißen sollen, und auf was es sich bezog („Laienspiel bezieht sich auf Volkers Schreibkunst“ - „Dafür hätte Milchgeld wegen Michael eigentlich Milchbubi heißen müssen“). Dann wurde mit dem Buch begonnen.


    Michael und Volker haben sich in den Abschnitten jeweils abgewechselt, derjenige der den Erzähler gab sprach auch Kommissar Kluftinger, der andere alle anderen Sprechrollen. Der erste Leseabschnitt zeigte den Kommissar in seiner neuen Rolle als Darsteller in einer Theaterfassung von Schillers „Wilhelm Tell“. Da passiert auch schon das erste Malleur: Kluftingers Handy klingelt mitten in die Proben hinein. Dies wurde sehr schön von Volker Klüpfel mit einem Tonband inszeniert, das laut und fröhlich „Die rote Sonne von Barbados“ trällerte, Kluftis neuer Klingelton.


    Das Klingeln hat einen Grund, Kluftinger wird zu einem Leichenfund gerufen, vermutlich Selbstmord (das freudige Gesicht Michael Kobrs bei dem Ausruf: „Ein Österreicher?“ hat schon was boshaftes :lache). Dummerweise findet Kluftinger nach seiner Ankunft nicht nur einen toten, sonder auch noch zwei sehr lebendige Österreicher vor, die sein merkwürdiges Outfit (er ist noch im Bühnenkostüm losgezogen) erst mal spöttisch belächeln.


    Als nächstes folgte ein kleines Zwischenspiel. Klüpfel und Kobr als bekennende Schwaben müssen natürlich immer schauen, wie sie noch mehr Geld ranschaffen können und haben sich ein Programm überlegt, mit dem man ihr Buch im Shopping-Kanal präsentieren könnte, das sie gerne am Erlanger Publikum testen wollten. Spätestens hier flossen die ersten Lachtränen. Natürlich sind Bücher wunderbare Deko-Gegenstände, das wissen wir alle. Es gibt sogar passende Möbel dazu. Aber wer wusste schon, dass auf fast allen Seiten des Buches etwas steht, dass alle Buchstaben des deutschen Alphabetes MEHRFACH vorhanden sind, und welch ein wunderbares Gefühl es ist, mit den Seiten dieses Buches sanft über die eigene Wange zu streichen. Dabei ist es ein echtes Naturprodukt: „Es riecht nach Wald!“ - „Ja, da isch ja auch Holz drin.“ Ein erfahrener Bibliophile weiß natürlich, dass es sich „Buch“ ausspricht, nicht englisch „Badsch“ oder französisch „Büsch“.


    Weiter ging es mit Kommissar Kluftinger und seinen Kollegen, denen ein bekanntes Lied, das uns schon zur WM 2006 begleitete, eventuell bei der Lösung eines Rätsels helfen kann. Michael Kobr bewies hier sogar Gesangstalent und erntete für seine Interpretation von „Dieser Weg“ Applaus vom Publikum (Volker: Ist klar, da sitzt die halbe fränkische Verwandtschaft von Dir.). Ob es was genützt hat? Kann der Text eines bekennenden „Chrischt“ die Frage eines militanten Moslem beantworten? Natürlich wurde das erst mal offen gelassen.


    Doch Kluftingers persönlicher Leidensweg hat noch gar nicht begonnen. Ob beim Schuhkauf mit Mama Kluftinger („Der Junge braucht Schuhe. Die Kinder machen einen Tanzkurs.“) oder bei eben jenem Tanzkurs (herrlich: Volker als italienische Tanzlehrerin mit der Mentalität einer russischen Eislauftrainerin und als fri-fra-fröhlicher Ansager Hans-Jürgen), bei dem ein bedauerlicher Unfall ihm einen ganz und gar unerwünschten Tanzpartner einbringt... was ist dagegen schon internationaler Terrorismus? Eine Szene von der eigentlichen Verbrecherjagd gab es dann aber doch noch, bei dem in einer Diskothek mehrere Verdächtige von Sprengstoffspürhunden überprüft wurden. Die ängstlichen Schreie eines zu unrecht verhafteten brachte Michael Kobr mit so viel Stimmgewalt heraus, dass es auch hier einen Extra-Applaus gab.


    Zum Schluss gab es als Zugabe noch einen Nachfolger der Shopping-Kanal-Sendung. Die Bestell-Hotline, oder kurz, Klufti-Line. Der Kampf eines Schwaben mit einer Spracherkennungsmaschine die eine etwas eigene Logik verfolgt: „Sagen sie bitte den Autor des Buches das sie kaufen wollen.“ „Michael Kobr“ „Sie möchten also ein Buch von Volker Klüpfel kaufen.“ Nach dem Kampf um den Titel („SEEGRUND!!!“ „Es besteht kein Grund zu schreien, gewöhnen Sie sich lieber eine deutliche Aussprache an!“) geht es nur noch um das Problem mit der Menge („Wollen sie 50 Bücher, sagen sie eins, wollen sie 100 sagen sie zwei, wollen sie 1 sagen sie fischersfritzfischtfrischefische“ - „Äh... ich will 1“ - „Sie wollen also 50 Bücher.“ - „Nene, ich will bloß 1“ - „Sie wollen also nochmal 50 Bücher.“).


    Der Abend war ein voller Erfolg und eigentlich mehr eine Kabarett-Veranstaltung als eine Lesung. Die beiden Autoren mit ihrem spitzbübischen Charme hatten das Publikum sofort auf ihrer Seite. Die gegenseitigen kleinen Sticheleien und die mimischen Reaktionen auf das Gelesene des Anderen entlockten dem Publikum alles, vom kleinen Kichern über Prusten bis hin zu wahren Lachsalven. Klüpfel und Kobr lesen nicht, sie spielen ihre Figuren. Sowohl was Blicke als auch was die Stimme angeht. Kobr, der selbst in Erlangen studiert hat, konnte einen sehr glaubhaften fränkischen Akzent vorweisen und Klüpfel sorgte mit dem übertrieben fröhlichen Gebaren von Tanzstunden-Heini Hans-Jürgen für eine plastische Darstellung von Kluftingers schlimmstem Alptraum.


    Beim anschließenden Ansturm zum Signieren versuchte ich mit Wuermchens Kamera noch ein paar Bilder zu schießen, von denen ich die gelungensten heraussuchen und nachträglich noch hier posten würde (oder Wuermchen macht es selbst wenn sie möchte :wave). Als die meisten schon gegangen waren, sprach streifi die beiden noch einmal an, und wurde plötzlich von Volker Klüpfel unterbrochen: „Sie waren doch auch auf der Buchmesse.“ Eine sichtlich überraschte streifi bejahte die Frage. Würde mich ja schon mal interessieren was Du gemacht hast um so im Gedächtnis zu bleiben. ;-) :lache


    Was bleibt noch zu sagen? Ich kann jedem wirklich nur dringlichst empfehlen auf eine Lesung der beiden zu gehen sobald sie in der Nähe sind. Es lohnt sich absolut. Selten musste ich so sehr lachen, dass ich davon Seitenstechen bekam, die zwei haben es aber geschafft. Ich muss noch gestehen, dass ich beim ersten Blick auf Michael Kobr dachte, hier sitzt ein Verwandter von Sean Astin, dem „Sam“ aus „Herr der Ringe“. Eine erstaunliche Ähnlichkeit (kennt eigentlich irgendwer die schwäbische 24-Synchro mit Sean Astin als Hans-Peter Schäufele?). Ich konnte mich des Begriffs „schwäbischer Hobbit“ nicht erwehren. Und das meine ich absolut in der positivsten Bedeutung dieser Worte.

    Jetzt hab ich nur noch ein Problem... wie quetsche ich die Kluftinger-Romane in meinen engen Zeitplan? ^^;;;

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Vielen Dank Streifi und Paradise Lost für die tollen und ausführlichen Berichte! Beim Lesen ist die Stimmung so realistisch rüber gekommen, dass ich am liebsten sofort wieder zu so einer Klüpfel/Kobr-Lesung gehen würde. Bleibt mir noch anzumerken, dass Volker Klüpfel auf Streifis "Outing" als Büchereule nicht nur sie selbst wieder erkannte (!) sondern auch ergänzte, "Büchereule, ja, kenn ich".


    Hier nun die schon mehrfach angekündigten Fotos von der Lesung:





    Die Autoren genießen den nicht enden wollenden Applaus:



    Der Ansturm der Fans für ein signiertes Exemplar, manche hatten gleich alle Krimis dabei:



    Die beiden Autoren signierten auch wirklich fleißig!



    Ein letzter Blick in die Runde:






    Ein gelungener Abend mit einer kabarettistischen Neuentdeckung für mich und einigen neuen Büchern ganz oben auf dem SUB.

  • Hallo Würmchen,
    die Bilder sind suuuuper schön und ich möchte auch gleich noch mal haha sie sind heute Abend in Nürnberg-Eibach in einem Buchladen Namens Pelzer.
    Wir müssen das unbedingt wiederholen, es war ein richtig schöner Abend. Wünsche Euch viel Spaß in Paris.
    Schnuckerle

  • Zitat

    Original von Paradise Lost
    Als die meisten schon gegangen waren, sprach streifi die beiden noch einmal an, und wurde plötzlich von Volker Klüpfel unterbrochen: „Sie waren doch auch auf der Buchmesse.“ Eine sichtlich überraschte streifi bejahte die Frage. Würde mich ja schon mal interessieren was Du gemacht hast um so im Gedächtnis zu bleiben. ;-) :lache


    ich hab eigentlich nur gefragt, ob sie zu einer Lesung nach Erlangen kommen :lache