'Bis ich dich wiedersehe' - Kapitel 03 - 04

  • Ja was soll denn dieses Abschnittsende nun? :fetch Doch langsam, der Reihe nach.


    Zu Seite 76. Ich dachte immer, ich sei der einzige mit solchen Gedanken. Also wenn ich ein altes Foto, Gemälde oder Film sehe, muß ich unwillkürlich daran denken, daß die Menschen, die man darauf sieht (und meist auch die, welche das geschaffen haben) längt tot (und vergessen?) sind. Bisweilen frage ich mich sogar, was das für Menschen waren, die das Haus, in dem wir wohnen, erbaut haben. 1783 steht auf einem Balken als Erbauungszeit. Lange entschwundene Jahre. Selbst die Musiker meiner Lieblingsaufnahme von Beethovens 7. Sinfonie dürften alle schon lange im Grab liegen. Die Aufnahme ist mit dem Berliner Rundfunk Symphonie Orchester unter Rudolf Schulz-Dornburg und entstand im Jahre 1943. Mitten im Krieg himmlische Ruhe. Doch ich schweife ab.


    Die Erzählung Jonathans, wie er zum ersten Mal das Selbstbildnis Radskins gesehen hat, erinnert mich an eine Geschichte, die ich vor vielen, vielen Jahren in der Schule (damals hieß das noch „Volksschule“) gelesen habe. Das hat mich so fasziniert, weil ich es nicht verstanden habe, daß ich es noch heute, so etwa vierzig Jahre später, weiß. Ein Junge war so von einem Gemälde fasziniert, hat sich so hineingesteigert, daß er schließlich darin aufging und im „realen Leben“ verschwand. Er war ins Bild gegangen und nie mehr herausgekommen. (Eine Art "Portal", wie man das heute in Fantasy-Romanen ausdrücken würde.) Am nächsten Tag hatte das Bild eine Figur mehr, niemand hat den Jungen mehr gesehen. (Das Motiv kommt auch in den „Chroniken der Nebelkriege“ von Thomas Finn vor.) Was gäbe ich drum, das alte Lesebuch mit der Geschichte wieder zu finden.


    Zurück zum Buch. Jonathan und Clara haben also beide Déjà-vu-Erlebnisse miteinander. Und dann der seltsame „Anfall“ Jonathans. So, wie der Brief zu Anfang einen Hinweis auf das Ende gibt, wie das Gespräch mit der Fremden in der Bar ein Zaunpfahl ist, ist dies eine Andeutung, daß da in der Tat etwas ist.


    Um so weniger kann ich Jonathans Reaktion verstehen, als er am Grundstück kehrt macht. Was soll das bittesehr? :fetch

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Absolut unverständlich, daß ein Mann sein halbes Leben lang einem Geheimnis bzw. einem Bild auf der Spur ist, um dann unmittelbar vor dem Ziel kurz zögert und umkehrt. Glaub ich nicht!


    Vielleicht weiß er instinktiv, daß ihn etwas ganz anderes erwartet hätte, nur wir wissen es noch nicht. Glaub ich aber eher nicht!


    Überraschend auch die Anrede im Brief, den Jonathan seiner Verlobten schreibt und ihn statt an Anna an Clara richtet. Ob das wieder was zu bedeuten hat?


    Wahrscheinlich macht es wenig Sinn, zu viel hinein zu interpretieren.

  • Zitat

    Original von Eli
    Überraschend auch die Anrede im Brief, den Jonathan seiner Verlobten schreibt und ihn statt an Anna an Clara richtet. Ob das wieder was zu bedeuten hat?


    Das fand ich nun gar nicht überraschend, sondern höchst aufschlußreich. Eine Freud'sche Fehlleistung, die uns genau sagt, was (bzw. wen) er eigentlich will. :grin

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Eli : Den Namen hat er wohl im Gedanken niedergeschrieben. Es soll ja öfters im Realleben vorkommen, da jemand im Schlaf Namen ausspricht, die er zu der Zeit lieber nicht aussprechen soll! :gruebel


    SiCollier : Zu Deinem Kindheitsbuch - da fällt mir die Unendliche Geschichte ein, wo der Junge im Buch verschwindet.

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • SiCollier
    Logisch, aber... :grin
    Hinsichtlich der Freud´schen Fehlleistung bin ich mir fast sicher, dass es einen Unterschied zwischen gesprochenem und geschriebenem Wort gibt. Noch dazu, wenn es sich um einen ganzen Brief handelt!
    Ist mir zu einfach. :lache


    Lesebiene
    Das er den Namen in Gedanken niedergeschrieben hat finde ich sehr poetisch. Schön! :-)

  • Hallöchen!
    So jetzt bin ich auch endlich mal mit Kapitel 4 fertig :-]


    Also als erstes muss ich sagen, dass ich Peter immer besser finde. Er sieht die Dinge nicht so steif wie Jonathan, ist himmlich sarkastisch und wenn er vorkommt, gibt es immer witzige Situationen.
    Zum Beispiel Seite 67, der Satz mit dem Feueralarm :rofl


    Ja, ich denke Jonathan hat im Brief "Clara" geschrieben, weil er jur an sie gedacht hat die meiste Zeit....jetzt bin ich auf die Reaktion seiner Verlobten gespannt :grin


    Und ich check das Ende nicht wirklich....warum geht er nicht rein und sieht sich das Bild an....denkt er wenn er sich das Bild ansiehtund mit Clara da ist, könnte irgendwas passieren zwischen den beiden oder wie? :gruebel


    Und zum letzten Satz sag ich jetzt einfach nur:Ach ne, auch schon gemerkt?!

  • Zitat

    Original von Bella Swan
    Und ich check das Ende nicht wirklich....warum geht er nicht rein und sieht sich das Bild an....denkt er wenn er sich das Bild ansiehtund mit Clara da ist, könnte irgendwas passieren zwischen den beiden oder wie? :gruebel


    Das verstehe ich auch nicht. Immerhin wartet er schon ein halbes Leben auf das "verlorene" Bild. Dieses könnte/müsste es doch sein. Ganz komisch.
    Den ganzen Abschnitt fand ich seltsam, teilweise auch verwirrend.


    Die Geschichte ansich ist gut, aber die Umsetzung kommt bei mir nicht richtig an. Mir ist das alles zu oberflächlich.


    Die Anrede im Brief war mir auch schon supekt. Das war etwas zu viel des guten Zaunpfahls. Das hätte nicht sein müssen. Mich interessiert, was Anna macht. Warum geht sie nie ans Telefon? Sie will ihn doch unbedingt heiraten (wenn man das Vorbereitungsdrama sieht), aber das verstärkt eher meinen Eindruck, als ob sie doch nicht möchte.

    Liebe Grüße,
    Ninnie



    Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.
    Sir Winston Churchill 1874-1965

  • Zitat

    Original von ninnie


    Die Geschichte ansich ist gut, aber die Umsetzung kommt bei mir nicht richtig an. Mir ist das alles zu oberflächlich.


    hab ich zu der zeit auch gedacht und leider blieb der eindruck auch....

  • Ich glaube es liegt daran, dass Levy einfach zu viele Ebenen in die Handlung einfließen läßt und sich selbst verharkt. So bleibt alles eher an der Oberfläche, gewinnt keine wirkliche Tiefe und entwickelt somit auch keine echte Sogwirkung beim Lesen.

  • Sehr schön ausgedrückt, Eli. Da ich das Buch ja kenne, möchte ich möchte an dieser Stelle nicht viel zu diesem Thema sagen, weil ich sonst zu viel vom Inhalt verraten müßte, um meine Meinung genauer zu begründen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Die falsche Anrede im Brief an Anna; ich denke, dass das ihrer Beziehung den Rest geben wird. Denn Anna wird das sicherlich sofort bemerkt haben. Komisch, warum sie nie zu Hause ist. Ich hoffe, das klärt sich noch auf.


    Die Flucht von Jonathan kann ich auch nicht so recht nachvollziehen.


    Etwas "esoterisch" finde ich acuh den "Anfall" von Jonathan.


    Im Moment ist meine Hypothese, dass die Professorin aus der Bar Claras Mutter ist. Immerhin kennt Clara ihre Eltern gar nicht, sondrn nur ihre Großmutter.


    .

  • Zu den Spekulationen kann ich hier nichts sagen, ich setze mich ganz fest auf meine Finger und halte den Mund. :grin


    Esoterisch, hm, ja, nein. Ich würde eher das Wort "Mystery" gebrauchen. Nur daß es mir alles zu knapp und zu verschwommen beschrieben ist, um so richtig damit klar zu kommen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ja, "esoterisch" ist sicherlich keine treffende Beschreibung. Vielleicht ist "Mystery" passender. Ich wollte damit ausdrücken, dass ich die übernatürlichen Elemente im Roman etwas verworren und seltsam finde. Zum einen bin ich nicht so daran gewöhnt und zum anderen müssen sie für mich "schlüssig" sein. Wahrscheinlich (hoffentlich!) werden sie das am Ende des Buches noch, aber im Moment finde ich sie deshalb eben noch recht seltsam.

  • Zitat

    Original von taki32
    Ich wollte damit ausdrücken, dass ich die übernatürlichen Elemente im Roman etwas verworren und seltsam finde.(...) und zum anderen müssen sie für mich "schlüssig" sein.


    So sehe ich das auch. Und leider auch die Mankos des Buches. (Darüber habe ich im Schlußabschnitt sowie in meiner Rezi im entsprechenden Thread geschrieben.)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Den zweiten Teil habe ich gerade beendet, und nun muss ich erst einmal meine Gedanken ordnen. Es ist einiges passiert in den zwei Kapiteln. :wow


    Das wichtigste ist wohl, dass sich Jonathan und Clara kennen gelernt haben. Die Szene im Cafe wurde sehr schön beschrieben. Man merkt gleich, dass die beiden ein Band verbindet, und nicht nur die Liebe für Kunst. Nach einiger Zeit kommen sie sich auch näher.


    Die Vision die Jonathan hatte, fand ich sehr gut geschrieben. Ich konnte mir dadurch alles bildlich vorstellen, ohne mich dabei anzustrengen. Einfach toll! :-]


    Clara wird mir immer sympathischer und man erfährt einiges über ihre Vergangenheit, was ich sehr schön fand.
    Ich bin gespannt, was es mit dem Haus von Clara auf sich hat. Hoffentlich erfährt man da noch etwas. Werde ich ja dann sehen


    Das Jonathan weg gefahren ist, ist nur verständlich. Noch läuft er vor seinen Gefühlen davon. An seiner Stelle würde ich nicht zurück fahren. Nicht nur, weil er dadurch wegläuft, sondern auch, weil Anna ihm eins rüberziehen wird. ;-) Immerhin hat er den Namen einer anderen in dem Fax benutzt. Ohje, das gibt bestimmt noch eine Menge Ärger.
    Allerdings glaube ich wie gesagt nicht, dass Anna große Gefühle für Jonathan hat. Ich habe den Verdacht, dass sie deswegen nicht ans Telefon geht, weil sie einen anderen hat. Das werde ich ja dann sehen.


    Peter ist mir auch irgendwie ans Herz gewachsen. Er und Jonathan geben ein tolles Gespann ab. Besonders der Flug wurde sehr witzig beschrieben. :lache


    Ja, nun werde ich gleich weiter lesen, und bin gespannt, was noch alles kommt! :-)

  • Zitat

    Original von SiCollier


    Um so weniger kann ich Jonathans Reaktion verstehen, als er am Grundstück kehrt macht. Was soll das bittesehr? :fetch


    Es wurde doch geschrieben, dass er auf die Uhr sah, die ihm Anna geschenkt hat. Ich nehme an, ihm wurde da erst richtig bewusst, dass er dabei ist fremdzugehen. Daher läuft er weg, weil er glaubt das ist falsch. Aber das er sich damit selber belügt, sieht er ja dann ein.
    Denn sooo liebevoll und innig ist die Beziehung zwischen ihm und Anna nicht. Ich würde das Verhältnis eher als kalt beschreiben.


    Zitat

    Original von ninnie


    Die Geschichte ansich ist gut, aber die Umsetzung kommt bei mir nicht richtig an. Mir ist das alles zu oberflächlich.


    Interessant, denn dieser Gedanke kam mir auch sehr oft!
    Manchmal gab es Stellen, wo ich das was vermisst habe. Es war mir nicht intensiv genug. Was nicht heißt, dass das Buch schlecht ist. ;-)