Fragen an Corina Bomann



  • Bis jetzt noch nicht, aber die Post ist auch noch nicht durch.
    Ich denke, nachher bringt sie es mit, bei uns fahren die Postautos etwas langsamer ;-)

    Neu 2011:
    Sephira - Ritter der Zeit Band 2: Das Blut der Ketzer HC, September


    Das Krähenweib TB, November


    Aktuelle Bücher:
    Der Lilienpakt
    Sephira - Ritter der Zeit Band1: Die Bruderschaft der Schatten

  • Nachwort


    Der vorliegende Roman erhebt nicht den Anspruch, ein Geschichtsbuch zu sein, er ist ein Werk, das unterhalten und innerhalb einer fiktiven Geschichte für die historisch überlieferten Ereignisse interessieren soll.
    Ursprünglich hatte ich vor, einen Roman über Sir Francis Walsingham (1532-1590) zu schreiben, eine Person, die mich schon seit einiger Zeit faszinierte. Bei meinen Recherchen stieß ich dann auf die Aussage, dass im Jahre 1587 ein englischer Spion in den Haushalt des Flottenkommandanten Alvaro de Bazan, Marques de Santa Cruz, eingeschleust wurde. Name und Geschlecht dieses Agenten war nicht bekannt, aber es ist überliefert, dass er Walsingham Details über die spanischen Schlachtpläne mitteilte, die schließlich neben dem schlechten englischen Wetter dazu beitrugen, dass die Pläne Philipp II. scheiterten.
    Ich fragte mich, wer dieser Spion gewesen sein könnte und hatte plötzlich Alyson vor mir, ein Straßenmädchen, ein Niemand. Schon immer wurden für gefährliche Arbeiten Waisenkinder angeheuert, sei es als Boten, als Minenarbeiter oder als Spione. Ich fragte mich, wie die Ausbildung eines Spions aussehen könnte, und mir einem Mal hatte ich meine Handlung vor mir. Spione in englischen Diensten lernten Schriftstücke unbemerkt zu öffnen und Siegel zu brechen, Dokumente abzufangen und zu entschlüsseln und Handschriften zu fälschen.
    Das alles sollte meine Heldin Alyson beherrschen – und mehr noch. Ein Spion musste schleichen und sich verbergen können, er musste seine Nerven im Zaum halten und notfalls kämpfen können.


    Alyson ist eine fiktive Figur, doch sie steht gewissermaßen für alle Männer und Frauen im Dienst von Sir Francis Walsingham. Bei weitem nicht alle sind so gut dokumentiert wie die Intellektuellen Thomas Phelippes, Gilbert Gifford und Christopher Marlowe. Die meisten von ihnen sind, obgleich ihre Dienste ebenfalls sehr wertvoll waren, einfach vergessen worden. Oder sie mussten vergessen werden, denn ein Grundsatz der Spionage ist Geheimhaltung.
    Walsinghams Spione waren Männer und Frauen, Arme und Reiche, Bettler und Intellektuelle.
    Einer von Sir Francis Wahlsprüchen war: „Knowledge is never too expensive“ – Wissen ist nie zu teuer. Und er ließ sich den Aufbau des Agentennetzwerkes und die Ausbildung seiner Spione etwas kosten. Als er im Jahre 1590 nach langer Krankheit starb, hinterließ er seiner Witwe Ursula einen riesigen Schuldenberg. Die Königin war gegenüber ihrem treuesten Diener überaus geizig gewesen und ließ Walsingham die Ausgaben aus seiner eigenen Tasche bestreiten. Die Welt jedoch, und besonders Spanien, würde ihn wegen seiner Taten niemals vergessen. Es heißt, dass Philipp II. ein Freudenfeuer angeordnet habe, als er vom Tode Francis Walsinghams erfuhr.


    Diese und andere historischen Fakten sind überliefert und ich habe mich, soweit es die Romanhandlung zuließ, auch daran gehalten.
    Es gab etliche Mordkomplotte gegen Elisabeth I., größeren und kleineren Umfangs, die Walsingham verhindern musste. So sind seine Ratschläge zur Gewährleistung der Sicherheit der Königin ebenso authentisch wie die Anzahl von Elisabeths Hofdamen und Hoffräulein.
    Der englischen Königin bedingungslos ergeben versuchte Walsingham, alles zu tun, um ihre Macht zu festigen und Gefahren von ihr abzuwenden. Dabei war ihm jedes Mittel recht.
    Bis heute ist es nicht klar, ob die belastenden Dokumente, die zur Hinrichtung Maris Stuarts führten, von ihr selbst stammten oder von Thomas Phelippes auf Walsinghams Geheiß gefälscht wurden. Das Leben auf Fotheringhay Castle könnte so oder so ähnlich ausgesehen haben, die Todesvision Marias und die Hinrichtung sind wiederum genauestens überliefert.
    Ich hatte die Aufgabe, Alyson in die bestehenden Geschehnisse einzuschleusen.
    Fotheringhay Castle verlor übrigens nach der Hinrichtung Maria Stuarts übrigens völlig an Bedeutung. Das Schloss verfiel immer mehr und wurde schließlich abgetragen. Aus den Steinen wurden in benachbarten Orten Häuser gebaut, eine Treppe, die sich im Schloss befunden hatte, wurde sogar in ein Wirtshaus eingebaut. Dort soll noch heute in gewissen Nächten der Geist Maria Stuarts spuken. (Was natürlich werbeträchtig vermarktet wird.)


    Auch in Spanien habe ich versucht, so nahe wie möglich an den bestehenden Fakten zu bleiben.
    Alvaro de Bazan, Marques de Santa Cruz (1526-1588), wird in Spanien auch heute noch als Kriegsheld verehrt. Es gibt sogar eine Klasse von Kriegsschiffen, die nach ihm begannt wurde, die sogenannte Bazan-Klasse. Er ist eine der tragischen Figuren in der Geschichte der Armada. Der Seeheld aus der Schlacht von Lepanto, in der die Heilige Allianz die Türken im Mittelmeer besiegten, wurde nach den ersten Überfällen englischer Freibeuter auf spanische Goldschiffe von Philipp II. beauftragt, eine Flotte zu bauen, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat. Philipp wusste, dass Elisabeth Maria auf den Thorn nicht Platz machen würde, und so plante er eine Invasion.
    Santa Cruz machte sich an die Arbeit, hatte allerdings mit vielen Problemen zu kämpfen. Die Schiffe, die aus allen Landesteilen Spaniens und Portugals herbeigeholt wurden, waren in einem sehr schlechten Zustand, einen Misstand, den er nie richtig beheben konnte. Francis Drake machte ihm das Leben schwer und trotz des Reichtums, der aus den Kolonien herbeigeschafft wurde, reichte nicht. Wieder und wieder musste die Invasion verschoben werden. Der König war unzufrieden und Santa Cruz sank in seiner Gunst. Als es zu dem Überfall Drakes auf Cadiz kam und bekannt wurde, dass der Kommandant ausspioniert worden war, fiel Santa Cruz beim König in Ungnade. Ein Umstand, der ihm gewissermaßen das Herz brach, nur wenige Monate später starb er in Lissabon.
    Sein Nachfolger Medina-Sidonia war zwar ein Edelmann aber ein lausiger Seemann, und das Auslaufen der Flotte endete im August 1588 in einem Debakel.


    Wie Elisabeth die Dienste ihrer Spione entlohnte, ist nicht bekannt. Fest steht aber, dass sie sich zeitlebens in Gefahr befanden, vom Feind getötet zu werden.
    Die genauen Umstände des Todes von Christopher Marlowe sind bis heute ungeklärt, vielleicht war auch er ein Opfer seines Dienstes geworden. Aber das ist eine andere Geschichte.
    Mir bleibt jetzt nur, dem Leser viel Spaß und gute Unterhaltung beim Lesen zu wünschen und es mir nachzusehen, wenn Alyson nicht in der elisabethanischen Ausdrucksweise erzählt sondern in einer, die heute leicht verständlich ist. Der Sinn eines Romans ist, zu unterhalten, und wer weiß, vielleicht war einiges wirklich so, wie beschrieben. Oder ganz anders. Wahrscheinlich werden es selbst Historiker nie genau wissen …


    Corina Bomann,
    2007

    Neu 2011:
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  • ich traue mich ja kaum noch nach der langen zeit, aber versprochen ist nun mal versprochen...


    liebe corina, wie du siehst, bin ich dabei, meine aus verschiedenen gründen damals unterbliebenen kommentare nachzuholen.
    es wird ein wenig dauern, aber ich tue mein bestes!


    "denn wer Geschichte versteht, kann auch das Heute besser verstehen."


    genau das antworte ich auch immer jenen, die meine begeisterung für biographien und historische romane nicht verstehen, weil "das ja schnee von gestern ist und die schon alle tot sind"!
    was das cover betrifft, so gefällt es mir sehr gut, allerdings ärgert es mich doch ein wenig, dass ich, die sehr viel über elisabeth gelesen hat, sie nicht erkannt habe.
    danke für deine interessanten antworten und den einblick in deine arbeit!

    "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Leute ohne Laster auch sehr wenige Tugenden haben." (A. Lincoln)

  • Liebes Drehbuch,


    ich weiß ja, was die lange Zeit zum anlass gehabt hat, von daher freue ich mich riesig, dass du dich meldest! :knuddel1


    Der Ausspruch "Denn wer Geschichte versteht, kann auch das Heute besser verstehen" kann ich gut verstehen, es ist einer meiner Beweggründe zum schreiben von historischen Romanen. Man stellt beim Erforschen der Geschichte fest, dass die Menschen sich in groben Zügen doch nicht so sehr verändert haben, und man lernt, sich glücklich zu schätzen über die Möglichkeiten, die wir heute haben. Damals waren viele Dinge doch dergestalt, dass heutige Menschen sie nicht ertragen würden.


    Ich finde es jedenfalls toll, dass du dich für historische Romane begeisterst. Und jenen, die meinen, es ist Schnee von gestern, kannst du ja entgegnen, dass die Leute dort zwar tot sind, aber zuweilen wirklich gelebt haben, was bei zeitgenössischen Romanfiguren oft nicht der Fall ist. :chen


    Zur Taschenbuchveröffentlichung wird es übrigens ein anderes Cover geben, bei Gelegenheit stelle ich es mal ins Forum.


    Liebe Grüße,
    Corina

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  • Zitat

    Original von CorinaB
    Zur Taschenbuchveröffentlichung wird es übrigens ein anderes Cover geben, bei Gelegenheit stelle ich es mal ins Forum.


    Liebe Grüße,
    Corina


    ui, da bin ich aber gespannt!
    schöne weihnachten und auf ein gesundes wiederlesen im neuen jahr!


    :anbet :wave

    "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Leute ohne Laster auch sehr wenige Tugenden haben." (A. Lincoln)