Norman Green hat bereits als Schweißer, Installateur und Kraftfahrer sein Geld verdient. "Way past legal", so der Originaltitel, ist bereits sein dritter Roman, und, soweit ich feststellen konnte, bisher der einzige, der auf deutsch erschienen ist.
Mo ist das typische Produkt seiner Umgebung, ein tougher Gauner, Ex-Knacki und Teilzeit-Räuber. Er überfällt mit seinen Komplizen ein illegales Pokerspiel und verduftet mit der Beute, allerdings nicht ohne seinen Sohn, der bei einer Pflegefamilie aufwächst, mitzunehmen. Irgendwo in den Wäldern von Maine geht sein Auto kaputt, und die beiden stranden in einer kleinen, gemütlichen Stadt, in der sie sich allerdings schnell wie zuhause fühlen. Von der Bevölkerung werden sie sofort akzeptiert, und Mo kann zum ersten Mal ein Vater für dein Kind sein. Doch die, welche er betrogen hat, sind ihm schon auf den Fersen.
Norman Green hat hier nicht einen der üblichen Gangster-on-the-run-Romane geschrieben, er legt hier vielmehr eine Art Entwicklungsroman vor, ähnlich der Hardboiled-Romane der zweiten und dritten Generation, wie sie z.B Jim Thompson geschrieben hat. Es geht hier nicht um Aufklährung oder Sühne eines Verbrechens, vielmehr ist der Verbrecher hier selbst der Erzähler, der aber im Verlauf der Handlung eine Entwicklung durchmacht. Zum ersten Mal findet Mo Frieden, die Chance neu anzufangen, unter Leuten, die nichts von ihm wissen, ausser dem, was er ihnen zeigt. Und er hat die Möglichkeit, ein Vater für seinen Sohn zu sein, eine Herausforderung, der er sich nur zu gerne stellt. Mo findet eine Art von Frieden, die er bisher nicht gekannt hat, und darum geht es in diesem Roman, nicht um einen Gauner auf der Flucht. Auch die unvermeidliche Konfrontation mit seinen Widersachern verwandelt diesen großartigen Roman nicht plötzlich in eine wilde Action-Story. Sehr zurückhaltend behandelt Green die letzte Abrechnung, wie etwas, das noch zu erledigen ist, ohne das es jemals gewollt oder aufgebauscht wirkt. Auf seine eigene Art ist das ein sehr schöner Roman, ohne das er seine Vorbilder verleugnen würde. Er ist nur schon einen Schritt weiter.