Piraten! - Andreas Kammler

Vor lauter Fremd-rezensionen lesen und Bücher auf Wunschliste stellen, hab ich vergessen, dass ich ja noch ein Buch vorstellen wollte, das ich letztes Monat so einfach im Zug zu lesen begonnen und in 4 h ausgelesen habe:

Der AUTOR, ein gerne tauchender Küstenbewohner, geboren 1964, ist Wirtschafts- und Sozialhistoriker, mit einem Faible für Schiffahrtsgeschichte - und kurioserweise auch Sicherheitspolitik, die er in Siegen doziert; von da bis zur Kaperschiffahrt und Piraterie ist es kein weiter weg mehr.

Das BUCH 'Piraten!' ist wie sein Untertitel sagt, ein 'Handbuch der unbekannten Fakten und schönsten Anekdoten'

Dem kann man eigentlich nichts mehr hinzufügen, nur, dass für so eine alt-gediente Piratenbraut wie mich noch das eine oder andere neue darin war.

Das Buch informiert den Leser nicht nur über die Lebenswege der berühmtesten Piraten sonder auch darüber, welche Waffen bevorzugt verwendet wurden, um das zu plündernde Schiff nicht vorzeitig zu versenken; welche sozialen und politischen Satzungen die Piraten ihrer Gemeinschaft gaben, wie Kapitäne und Quartiermeister gewählt wurden, die Gesundheit und das Durchschnittsalter, sowie das Alltagsleben an Bord und all die anderen Dinge, die man in den Filmen so nicht sieht, oder die darin gern wegen der Effekthascherei verfälscht dargestellt werden.
Etwa schickt kein einziger denkender Kapitän zum Beginn des Kampfes auf seine Brise eine Breitseite... er will sie ja zuerst plündern, bevor er sie versenkt... aber das hat sich bis Hollywood nicht durchgesprochen...

Obwohl dieser Pirat, der wahre Urahn des John Silver, der mehr oder weniger die Blaupause für den Phantasie-Begriff 'Pirat' liefert, auf den ich in der Normandie stiess, hier wieder einmal fehlt.

Ja, aber nur unter der Fahne des Calico Jack, 'eines Durchschnittspiraten', der seine Berühmtheit Anne Bonny und Mary Read verdankte...

Dafür steht ausführlicheres über die sonst eher vernachlässigte Baronin Jeanne de Clisson, deren mann trotz verfahrensfehler hingerichtet wurde. Die gute witwe, fast mittellose mutter zweier minderjähriger söhne, verkaufte den rest ihres anwesens und rüstete damit ein schiff aus, und nahm rache für ihren mann, indem sie sich 1315 der seeräuberei widmete, und wahllos alles kaperte, plünderte und niedermetzelte, was ihr an der französischen küste unter kam, inclusive fischerdörfer. Die schiffe, die ihr nachgeschickt wurden, verschwanden ebenso spurlos, wie die piratin und ihre söhne, die nach einigen monaten plötzlich mit ihren raubzügen an der küste aufhörten. Ob das unternehmen der Baronet Clisson wegen reichtum geschlossen wurde, oder in reichere gewässer übersiedelte, oder gar auf grund gesetzt wurde, ist unbekannt.

uuups, *rotwerd* da fehlt wieder mal ein a, wo is es denn hin, das böse a?

Nein nicht wegen, trotz: die leute haben laut der formulierung im buch gewusst, dass es ein fehlurteil ist, und dass sie ihn gehen lassen müssten, aber sie haben ihn trotzdem hingerichtet...
wegen verfahrensfehlern kann man bestenfalls freigesprochen werden... - auch wenns manchmal ein skandal ist...
wenn man trotz verfahrensfehlern hingerichtet wird, ists skandalös...

das dachte ich auch, als ich es im linzer bahnhofs-morawa durchblätterte...