Reclam Verlag 2005, 320 S.
Inhalt:
Eine Serie brutaler Raubüberfälle erschüttert das noble Stadtviertel Berlin Grunewald. Die Täter werden nur an Sonntagen aktiv und verfahren stets nach dem gleichen Muster: Sie überfallen Luxuskarossen und verschaffen sich Zutritt zu den Villen vermögender Bürger. Dort vergreifen die Männer sich nicht nur an Hab und Gut der wehrlosen Opfer.
Kommissarin Paula Zeisberg bearbeitet die Fälle - ein Kampf gegen die Zeit. Die Panik in dem Stadtviertel nimmt zu, die Boulevardpresse schürt das Feuer noch. Kann Paula Zeisberg aus den spärlich hinterlassenen Spuren Tag und Ort des nächsten Überfalls logisch erschließen, ist die Raubmordserie vielleicht zu stoppen ...
Über die Autorin:
Andrea Vanoni, geboren 1963, war nach ihrem Studium als Assistentin am Wiener Burgtheater und Dramaturgin am Kieler Opernhaus tätig. Heute arbeitet sie als selbständige Agentin für Kameraleute, Drehbuchautoren und Regisseure. „Totensonntage“ ist ihr erster Roman.
Meine Rezension:
Dies ist der Auftakt einer Serie und die Autorin verwendet viel Sorgfalt auf die Einführung ihrer Protagonistin und der Nebenfiguren.
Geschildert wird die Geschichte aus der Sicht von Paula. Die Autorin lässt uns teilhaben an ihrem Alltag als Leiterin der Mordkommission, aber auch an ihren Gedanken und Träumen; Paulas Privatleben macht einen Teil der Story aus.
Und die ist insgesamt nicht neu: junge, ehrgeizige Polizistin macht Karriere, muß sich als Leiterin der Mordkommission ihren Vorgesetzten gegenüber beweisen, sich die Anerkennung der männlichen Kollegen erarbeiten und natürlich der bösen Presse erwehren. Zum Glück aber ist Paula keine Überfrau und sie hat ein gemütliches Zuhause, in dem ihr verständnisvoller Freund den Hausmann gibt, und sie immer wieder auffängt, wenn sie geschafft von der Arbeit kommt. Das ist mal eine gelungene Abwechslung zu all den toughen Superheldinnen mit ihrem chaotischen Privatleben.
Der Krimiplot ist spannend aufgebaut, die Polizei kommt mit ihren Ermittlungen zunächst nicht recht voran, zu dürftig sind die Beweise. Eine Pressekonferenz gerät zur Farce und zudem läuft die Zeit davon, die Täter könnten schon bald wieder zuschlagen. Die gehen mit äußerster Brutalität und Skrupellosigkeit vor. Doch die Darstellung der Gewalt ist hier keine bloße Effekthascherei, sondern Ausdruck der Grausamkeit und Unmenschlichkeit der Täter, der umso deutlicher wird, sobald man ihren kulturellen und politischen Hintergrund kennt.
Vanoni greift hier ein schon fast vergessenes Thema auf: die Kriegsgeschehnisse und Greueltaten im ehemaligen Jugoslawien.
Die Geschichte liest sich insgesamt flüssig, neben den Dialogen gibt es auch lange Abschnitte im Erzählstil, die aber nie langweilig werden. Die Spannung wird sorgfältig aufgebaut und hält sich bis zum Ende. Der Schluß wartet dann noch mit einer Überraschung auf, die nicht vorhersehbar ist.
Ach ja: Ich freue mich auf den 2. Teil „Im Herzen rein“, der vor kurzem erschienen ist.
Hier geht es zur Serie.