Bei den Heidelberger Literaturtagen 2008 im Spiegelzelt
Handlung laut Klappentext:
Drei norddeutsche Werftarbeiter werden 1913 von Kaiser Wilhelm II beauftragt, ein Dampfschiff in seine Einzelteile zu zerlegen und am Tanganikasee südlich des Kilimandscharo wieder zusammenzusetzen. Der Monarch will damit seine imperialen Ansprüche unterstreichen.
Die drei Männer reisen nach Deutsch-Ostafrika mit der Aussicht auf guten Verdienst, lassen sich bezaubern von der exotischen Kulisse
und der schönen Gouverneurin, lernen aber auch die Brutalität des kolonialen Alltags kennen. Was der Kaiser und die drei rechtschaffenen
Handwerker nicht wissen: Zur gleichen Zeit beauftragt Winston Churchill den exzentrischen, aber liebenswerten Oberleutnant Spicer Simson, zwei Kanonenboote über Land durch halb Afrika an den Taganikasee zu schleppen. Als der erste Weltkrieg ausbricht liegen sich Deutsche und Briten an seinen Ufer gegenüber. Keiner will, aber jeder muss Krieg führen vor der pittoresken Kulisse des tropischen Sees.
Alle sind sie Gefangene der Zeit in der sie leben, und jeder einzelne hat seine eigene Methode, unter der unausweichlichen Macht der Umstände sein Leben in Anstand und Würde zu führen.
Zum Autor laut Klappentext:
Alex Capus, geboren 1961 in Frankreich, lebt als freier Schriftsteller in der Schweiz.
Seine Bücher werden von der Kritik hoch gelobt und sind in zehn Sprachen übersetzt worden.
Zuletzt erschienen bei Knaus Reisen im Licht der Sterne und Patriarchen.
Meine Eindrücke von der Lesung:
Alex Capus las aus dem Buch Eine Frage der Zeit, dass für mich persönlich zu einem der wichtigsten des letzten Jahres wurde. Siehe auch meine Rezension:
Eine Frage der Zeit - Alex Capus
Der Autor wurde von Peter Schenk von der Büchergilde vorgestellt.
Alex Capus las zunächst nicht vor, sonder erzählte von sich, seinem Schweizer Heimatstädtchen und Leserreaktionen auf seine Bücher, bei der es viel um den Unterschied von Fakt und Fiktion ging.
In diesem Buch gab es konkrete historische Fakten, an die sich Alex Capus hielt und in eine sehr lesbare Form verpackte, die mich einfach nur begeistert.
Dann erzählte Capus tatsächlich einen Großteil der Romanhandlung und garnierte das ganze immer wieder mit ironischen Bemerkungen und Anekdoten. Hinzu erzählte er von der Entstehung des Romans, von den interessanten Recherchen in mehreren Ländern.
Eine gelungene Anekdote war, wie Capus von seiner Zugreise in Afrika erzählte, die auch seine 3 Protagonisten wohl genauso erlebten, denn viel hat sich nicht verändert in der Landschaft. Die erzählten Episoden waren sehr amüsant, genauso wie die drei Passagen, die er dann doch noch aus dem Roman las. Dennoch erwähnt Capus nachdrücklich auch die Schrecken der Kolonialherrschaft der Deutschen unter Kaiser Wilhelm in Afrika, in der die Soldaten die einheimischen Bauern entführten und zur Arbeit für sie zwangen.
Diese Art des Vortrags gefällt mir sehr gut und offensichtlich auch den restlichen Zuhörern, die gerne noch eine Zugabe gehabt hätten. Aber die Zeit war weit vorangeschritten und die nächste Veranstaltung im Spiegelzelt begann in kürze, auch wieder mit Beteiligung von Alex Capus. Daher blieb keine Zeit mehr für Fragen aus dem Publikum, aber der Autor hat ja schließlich ausführlich beinahe alles erzählt.
Mich hat die Glaubwürdigkeit des Textes beeindruckt, der die historischen Geschehnisse detailliert recherchiert den Zuhörer oder Leser so präsentiert, dass er fast eingesogen wird.