'Zwillingsspiel' - Seiten 231 - 295

  • Die Spannung konnte mich leider nicht mehr erwischen. Ich hab das Buch dann bis zum Ende relativ viel quergelesen. Ich schreib es jetzt aber hier rein, weil es hier mMn besser dazupasst.


    Zitat

    Original von Markus S.
    Die Suche nach den Mittätern ist wieder so eine Sache, die ich als nicht wichtig genug für die eigentliche Story angesehen habe (siehe Einträge in den vorangegangenen Seiten-Abschnitten). Die Ermittlungsebene ist nicht das entscheidende Thema des Buches.


    Für mich nimmt diese starke Konzentrierung auf einen Teilaspekt der Geschichte viel von der Atmosphäre und Glaubwürdigkeit. Ich weiß nicht, ob das aus einem naiven Vertrauen in die Behörden geboren wird, aber ich kann mir einfach beim besten Willen kein Szenario vorstellen, wo nach einer solchen Bedrohung ein derartiges Verhalten von den Sicherheitsbehörden erfolgt.


    Ermittlungsfehler etc. sind zwar immer möglich, aber hier erscheint mir schon die Maschenerie, die nach solchen Anschlägen einsetzen würde, zu fehlen. Ich kenne mich dazu zwar nicht in Bezug auf Deutschland nicht aus, aber hier fehlt das Handeln übergeordneter Sonderbehörden, Terrorexperten völlig.


    Es mag für die Geschichte rund um Paul auf den ersten Blick zwar nicht von großem Interesse sein, aber funktioniert die Geschichte rund um Paul, wenn man diese Ausgangslage ändert? Ich finde nicht. Die Möglichkeiten für Paul ergeben sich erst aus dieser besonderen Situation, insofern bedingen sie sich untereinander und Pauls Geschichte ist ohne der anderen nicht möglich.


    Die Geschichte wirkt auf mich daher zusehr auf dem Reißbrett entworfen. Unter diese besondere Situation werden auch alle anderen Aspekte untergeordnet. So auch diese Widersprüchlichkeit Pauls, die mir wie Tag und Nacht erscheint.

  • Zitat

    Original von Markus S.
    Hallo dyke,


    zu deinen Anmerkungen: Nach der Enttarnung des Attentäters, also Zinkowsky, ist für die Polizei der Fall quasi erledigt. Die Suche nach den Mittätern ist wieder so eine Sache, die ich als nicht wichtig genug für die eigentliche Story angesehen habe (siehe Einträge in den vorangegangenen Seiten-Abschnitten). Die Ermittlungsebene ist nicht das entscheidende Thema des Buches. Vielleicht war ich da für den einen oder anderen Geschmack zu radikal. (Wäre vielleicht besser gewesen, wenn ich das Wort "Reparaturtrupp" durch das Wort "Techniker" ersetzt hätte - ist ein nicht wichtiges Detail.)
    Bachstein ist natürlich froh, dass die Terrorgefahr gebannt ist, so kurz vor der Wahl, daher ist es für ihn kein Thema mehr. Jeder schiebt das von sich weg (außer vielleicht die Ermittler im BKA, aber: s.o., habe ich nicht geschildert).


    Das die allgemeine Ermittlungsebene nicht das Hauptthema des Buches ist, habe sich schon kapiert. Aber da die ersten 2 Anschläge nun einmal Voraussetzung für alles sind, hätte, als Mary nachts Selig quasi einen Status der Ermittlungen gibt ein Satz in der Richtung: "Soko ist aufgelöst, da Zinkowsky als Allein-Täter gilt" oder "die Soko ermittelt weiter, aber wir sind raus, da unser Fall ja gelöst ist" für Klarheit gesorgt.



    Zitat

    Original von Markus S.
    (Wäre vielleicht besser gewesen, wenn ich das Wort "Reparaturtrupp" durch das Wort "Techniker" ersetzt hätte - ist ein nicht wichtiges Detail.)


    Halte ich für ein wichtiges Detail, da sich daraus einfach auf nur einen Täter oder mehrere schließen lässt und damit das weitere allgemeine Vorgehen ableitet. Immerhin steht auf dem Cover "Kriminalroman".

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson


  • Ich glaube, du hast genau das was ich die ganze zeit ausdrücken wollte auf den punkt gebracht.


    vielen dank :anbet :anbet


    Lieben gruß


    Beatrice

  • Hallo kamikazebaer, dyke und taciturus,


    ihr seid genau auf der Schnittstelle des Buches ausgestiegen, die für das Buch die gefährlichste ist. Wer einen Krimi erwartet (und als das hat er/sie ja das Buch auch gekauft) und wer nicht wirklich in die Geschichte um Paul und Lisa einsteigen mag (die ja keine Krimigeschichte ist), der wird hier unzufrieden zurückgelassen. Denn es geht nicht mehr um die große Aktion, um das (äußerliche) Finden eines Täters (was ja durchaus spannend sein kann!). Es geht um Seligs Suche, der ja von Beginn an ahnt, wohin die Geschichte geht (siehe Prolog). Wer nicht in Pauls Emotionen einsteigen mag oder kann und vielleicht sogar genervt ist im 1. Teil von dessen irrationalen Kampf gegen seinen Kopfschmerz (= Kampf gegen seine Schwester = die Fotsetzung des Prologs), den lässt der zweite Teil alleine, insbesondere, wenn wie bei taciturus der Schreibstil nicht spannungsbildend (wie zum Glück bei den meisten), sondern spannungstötend ist.
    Die von dyke kritisch angemerkten Punkte, z.B. das Lisa ihn hätte informieren müssen, ja klar, das hätte ich ohne Probleme unterbekommen, mit ein-zwei Sätzen. Ist mir seinerzeit nicht ein- und aufgefallen. Bedauerlich! So etwas ärgert mich selbst! (Wieso machen wir diese Leserunde erst jetzt? ;-)).


    Herzliche Grüße - Markus

  • Ich glaub nicht, dass es sosehr mit der Erwartung an das Genre zu tun hat. Gerade bei Politthrillern, zudem ich das Buch im weiten Sinn doch einordne, hat relativ viel Platz. Da muss nicht immer Täterjagd im Vordergrund stehen, da spielen Beziehungen zwischen Menschen oft eine wichtige und zentrale Rolle.


    Bei mir hat es eher damit zu tun, dass ich es lese und eine leise Stimme im Kopf anklopft, die immer glaub ich nicht schreit. Was ich bei Bond Filmen noch mit einem Achselzucker abtue, wird bei Büchern auf einen sehr strengen Prüfstand gelegt. Für mich ist das schockierende am Thriller, was dieses Genre und dieses Buch ja auch zweifellos hat, dass die geschilderte Handlung jederzeit passieren könnte. Dafür muss ich die Geschichte glauben. Es muss mir im großen und ganzen logisch und realistisch erscheinen.


    Dabei ist allerdings die Bandbreite auch weit. So hab ich beispielsweise keine Probleme den Kastners in ihren Thrillern Fantasyelemente abzunehmen, weil sie einfach logisch und gut in die Geschichte integriert werden. Dadurch geht die Spannung nicht flöten.


    Aber gewisse Voraussetzungen kann man nicht wegreden. Ich glaub daher, dass hier einfach die Mischung unglücklich ist. Würde das ganze nicht anhand einer nationalen Krise erzählt werden, sondern anhand eines "normalen 0815" Verbrechens, würde dieser Geschwisterkonflikt vll. besser ins Szene gesetzt werden und die Geschichte insgesamt stimmig bleiben.

  • Zitat

    Original von taciturus
    Aber gewisse Voraussetzungen kann man nicht wegreden. Ich glaub daher, dass hier einfach die Mischung unglücklich ist. Würde das ganze nicht anhand einer nationalen Krise erzählt werden, sondern anhand eines "normalen 0815" Verbrechens, würde dieser Geschwisterkonflikt vll. besser ins Szene gesetzt werden und die Geschichte insgesamt stimmig bleiben.


    Bingo, du bringst es auch für mich auf den Punkt.


    Ich versteh zwar Markus' Anliegen, nur irgenwie verlangt er aus einem Stück Schokolade ein Sesamkorn herauszuschmecken. Funktioniert nur mit Chili :grin


    EDIT ferdibsd

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von dyke ()

  • Zitat

    Original von Markus S.
    Hallo kamikazebaer, dyke und taciturus,


    ihr seid genau auf der Schnittstelle des Buches ausgestiegen, die für das Buch die gefährlichste ist. Wer einen Krimi erwartet (und als das hat er/sie ja das Buch auch gekauft) und wer nicht wirklich in die Geschichte um Paul und Lisa einsteigen mag (die ja keine Krimigeschichte ist), der wird hier unzufrieden zurückgelassen.


    Hey Markus,


    ich hatte bereites dein Interview im gelesen, bevor ich mit dem Buch angefangen habe. Also wußte ich, daß mich kein Krimi/Thriller/Familienroman erwartet.
    Ich würde auch nicht sagen, daß ich genau das eine oder das andere erwartet habe. Genauso wenig hab ich mich nicht nur auf das eine konzentriert und das andere nicht an mich herangelassen. Meines Erachtens waren einige Sachen einfach nur angeschnitten und ein Tick tiefe hat gefehlt.
    Vielleicht lag es an den kurzen Szenen und die vielen Wechsel. Ich wollte schon wissen, wie das Buch ausgeht, jedoch war es mir nicht fesselnd genug, daß ich es in einem Rutsch lesen wollte und das ist ganz Genreunabhänig.


    Es ist ja auch nicht so, daß mir das Buch überhaupt nicht gefallen hätte >;o) Nein ich werde auch garantiert nach deinem zweiten Buch ausschau halten und es lesen. Für mich waren einfach zu viele Töpfe auf dem Herd, die irgendwann außer acht gelassen wurden, vielleicht wäre etwas weniger für mich mehr gewesen.


    Lieben Gruß


    Beatrice

  • Zitat

    Original von Markus S.
    (Wieso machen wir diese Leserunde erst jetzt? ;-))


    Das liegt bestimmt nicht an uns, oder Eulen :grin

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Ich hab nun noch nicht gelesen was ihr geschrieben habt, weil ich noch nicht ganz fertig bin..



    Aber schön das Maria lebt ist sie mir doch ans Herz gewachsen.


    Wieso hat Paul Lisa eine Wohnung gekauft und zahlt die heute noch ab?
    Davon weiß Lisa sicher nichts.
    Nun taucht der Sohn auf, muss das nun noch sein?


    Ach ja und mit Hirnblutungen kann kein Mensch es solange aushalten ;-)


    Naja auf Seite 261 ist dann ein Rechtschreibfehler : Maria hatte rrecht ;-)



    Haussner lässt Paul weiterhin beschatten wie es wohl weiter geht?

  • Zitat

    Original von schnatterinchen



    Wieso hat Paul Lisa eine Wohnung gekauft und zahlt die heute noch ab?
    Davon weiß Lisa sicher nichts.
    Nun taucht der Sohn auf, muss das nun noch sein?


    Vermutlich weil er das Haus ihres Vaters geerbt hat ihr ihren Anteil auszahlen musste.

  • Lisa telefoniert mit Rasin :grin Wusst ich es doch, dass sie hinter allem steckt. Ich hatte anfangs sogar die Vermutung, sie ist der Kandidat für die Wahl.


    Ich muss ehrlich sagen, dass mich die Geschichte um Lisa und Paul und zweitrangig interessiert. Markus schreibt ja, dass gerade diese Geschichte im Vordergrund stehen soll. Das fällt mir aber nicht so auf. Für mich ist es viel spannender herauszufinden wer jetzt hinter den Attentaten steckt, wer die Drahtzieher sind und wie letztendlich alles zusammenhängt. Für mich hätte es diese Zwillingsgeschichte nicht geben müssen.


    Paul wird nicht unbedingt (wie jemand schrieb) cleverer, sondern hinterfragt nur einiges, was von anderen vorher vertuscht wurde. Beispielsweise die Tatsache, dass Zinkowsky ie auf einem Gebetsteppich kniete. Die Spurensicherung hat das ja absichtlich vertuscht. Welche Rolle Haussner genau spielt, weiß ich noch nicht, aber ich bin sicher, Markus wird es aufklären.


    Für mich weiterhin sehr spannend und absolut lesenswert!

    Liebe Grüße,
    Ninnie



    Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.
    Sir Winston Churchill 1874-1965

  • Zitat

    Original von taciturus


    Vermutlich weil er das Haus ihres Vaters geerbt hat ihr ihren Anteil auszahlen musste.


    So ist es auch gewesen. Entweder hier oder in einem anderen Abschnitt wird das noch mal gesagt, dass Paul seine Schwester auszahlen musste, um das Haus behalten zu können.

  • Zitat

    Original von ninnie
    Ich muss ehrlich sagen, dass mich die Geschichte um Lisa und Paul und zweitrangig interessiert. Markus schreibt ja, dass gerade diese Geschichte im Vordergrund stehen soll. Das fällt mir aber nicht so auf. Für mich ist es viel spannender herauszufinden wer jetzt hinter den Attentaten steckt, wer die Drahtzieher sind und wie letztendlich alles zusammenhängt. Für mich hätte es diese Zwillingsgeschichte nicht geben müssen.


    Bei mir ist es genau umgekehrt. Mich interessiert die Attentatsgeschichte nicht sooo sehr. Für mich hätte die Zwillingsgeschichte noch ein bisschen mehr im Vordergrund stehen können. Zuerst dachte ich, dass der Vater Lisa vergewaltigt hat. Aber warum hat er sich dann aufgehängt. Möglicherweise hat Lisa ihn ja getötet, aber aufhängen kann man sich wohl nur selbst, oder? :gruebel

  • Zitat

    Original von taki32
    Zuerst dachte ich, dass der Vater Lisa vergewaltigt hat. Aber warum hat er sich dann aufgehängt. Möglicherweise hat Lisa ihn ja getötet, aber aufhängen kann man sich wohl nur selbst, oder? :gruebel


    Das dachte ich auch. Vielleicht hat er ja und sich danach aufgehängt. Warum denkt Paul, das wäre nicht passiert, wenn er zu Hause gewesen wäre? Da war doch irgennd was zwischen Lisa und ihrem Vater, das Paul hätte verhindern können.


    Die Zwillingsgeschichte ansich finde ich normalerweise auch spannend, aber wenn das ein Krimi dazukommt, rückt das für mich schnell in den Hintergrund.

    Liebe Grüße,
    Ninnie



    Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.
    Sir Winston Churchill 1874-1965

  • Zitat

    Original von ninnie


    Das dachte ich auch. Vielleicht hat er ja und sich danach aufgehängt. Warum denkt Paul, das wäre nicht passiert, wenn er zu Hause gewesen wäre? Da war doch irgennd was zwischen Lisa und ihrem Vater, das Paul hätte verhindern können.


    Ja, das klönnte sein, dass er sich vor Scham danach selbst aufgehängt hat.


    Vielleicht denkt Paul, dass er seine Schwester hätte beschützen können oder dass der Vater es nicht gewagt hätte, sich an ihr in seiner Anwesenheit zu vergreifen. Aber das würde ja bedeuten, dass er ahnt, dass der Vater sich nicht einfach so aufgehängt hat.


    Wurde eigentlich gesagt, was mit der Mutter ist?


    .

  • Zitat

    Original von taki32
    Ja, das klönnte sein, dass er sich vor Scham danach selbst aufgehängt hat.


    Vielleicht denkt Paul, dass er seine Schwester hätte beschützen können oder dass der Vater es nicht gewagt hätte, sich an ihr in seiner Anwesenheit zu vergreifen. Aber das würde ja bedeuten, dass er ahnt, dass der Vater sich nicht einfach so aufgehängt hat.


    Wurde eigentlich gesagt, was mit der Mutter ist?


    An die Mutter erinnere ich mich jetzt auch nicht genau. Ist die nicht gestorben?
    Er sagt doch, dann wäre es an diesem Tag nicht passiert, am nächsten nicht und am übernächsten auch nicht. Das fand ich seltsam. Das muss wohl einen besonderen Grund gehabt haben. Aber was hätte Paul verhindern können, was Lisa wohl nicht konnte.
    Auch dass Lisa monatelang nicht gesprochen hat, deutet doch irgendwie in die Richtung Misshandlung. Oder?

    Liebe Grüße,
    Ninnie



    Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.
    Sir Winston Churchill 1874-1965