Christoph Nix - Junge Hunde

  • Titel: Junge Hunde
    Autor: Christoph Nix
    Verlag: Das Neue Berlin
    Erschienen: März 2008
    Seitenzahl: 175
    ISBN-10: 3360019377
    ISBN-13: 978-3360019370
    Preis: 16.90 EUR


    Man legt das Buch nach dem Lesen der letzten Seite aus der Hand und schaut noch einmal auf den Klappentext. Man reibt sich die Augen und schüttelt verwundert den Kopf: „Selten wurde auf komische Weise über die Zeit der Studentenrevolten erzählt.“ Und da fragt man sich wirklich, hat die Verfasserin/der Verfasser des Klappentextes wirklich dieses Buch gelesen? Garantiert nicht, denn ansonsten würde man einen solchen peinlichen Satz sicher nicht aufgeschrieben haben. Vielleicht wäre es ratsam, wenn der Verlag die Klappentextautorin/den Klappentextautoren wieder dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stellen würde; da übt offensichtlich jemand einen Beruf aus, für den sie/er in keiner Weise geeignet ist.


    Das Buch ist alles, aber ganz sicher nicht „komisch“. Es geht auch nicht um irgendwelche Studentenrevolten, es geht um die Situation von Schülern während der Zeit des 68er-Aufbruchs. Es geht um eine Gruppe von Schülern eines Gymnasiums die auf der Suche nach sich selbst und auf der Suche nach ihrem Platz im Leben sind. Es geht um Schüler die endlich Antworten auf ihre Fragen bekommen möchten und die darunter leiden, dass man sie nicht ernst nimmt, dass man ihr Engagement als „Kindereien“ abtut. Sie radikalisieren sich und sind trotzdem nach wie vor der Willkür von Staat, Schule und Elternhaus ausgeliefert.


    Junge Menschen auf der Suche nach Orientierung und auch im Kampf mit dem Chaos der eigen Gefühlswelt. Da wird vom Scheitern der ersten großen Liebe berichtet, von den Missverständnissen die zu diesem Scheitern geführt haben.


    Christoph Nix hat ein sehr einfühlsames Buch geschrieben, ein Buch das man vielleicht auch nur dann schreiben kann, wenn man diese damalige Zeit auch selbst miterlebt hat. Es war eine Zeit des Aufbruchs und man dann heute schaut – auch bei einem selbst – was von dieser Aufbruchsstimmung, was von diesem Engagement, übrig geblieben ist, dann befällt einem schon so etwas wie eine wehmütiges, nostalgisches Feeling.


    Dieses Buch sagt mehr über die Schülerzeit damals aus, als irgendwelche abstrakten soziologischen Abhandlungen. Erlebte Zeitgeschichte, aufgeschrieben weil wahrscheinlich sogar selbst erlebt, ist durch keinerlei theoretische Abhandlung zu ersetzen.


    Vielleicht sollte man die jungen Menschen nicht nur mitleidig belächeln – sondern sie ganz einfach endlich mal verdammt ernst nehmen. Sie haben unsere Anteilnahme, unsere Hilfestellungen und unser Verständnis verdient. Nur weil wir es nicht bekommen haben, sollten wir es ihnen nicht vorenthalten.


    Wirklich sehr, sehr lesenswert, dieses Buch von Christoph Nix, dem ehemaligen Professor der Rechtswissenschaft und jetzigem Theater-Intendanten.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.