Lesung Katja Lange-Müller am 30.05.08 in Heidelberg

  • Die Autorin las aus ihrem Roman Böse Schafe


    Inhalt: von der Website der Heidelberger Literaturtage kopiert:
    Westberlin im Jahr 1987: Soja, gelernte Setzerin, Republikflüchtling, Aushilfs-Blumenhändlern mit weitem Herzen, trifft Harry, groß, frei, still-entschlossen, abgründige Vergangenheit, düstere Zukunft. Und fortan bestimmt sein Schicksal ihr Leben.
    Jahre später ist nur ein Schulheft mit undatierten Einträgen geblieben, in dem Harry festhielt, was ihn beschäftigte, während er mit Soja zusammen war. Vieles kommt vor, eine fehlt: Soja. Diese macht sich daran, die gemeinsame Geschichte zu erzählen und die Leerstelle zu füllen, die Harry hinterließ. Sie erinnert sich an den Mann, der sie durch seine Entschiedenheit beeindruckt, gleich anfangs mit einem Geschenk verstört und ihr Herz mit einem Kinderkuss erobert hat - und um den sie sich leidenschaftlich und wider alle Vernunft bemüht.
    Einfühlsam, komisch und in einer melancholischen Tonlage erzählt Katja Lange-Müller davon, wie eine unglückliche Liebesgeschichte das größte Glück im Leben sein kann und liefert fast nebenbei ein atmosphärisch dichtes Porträt des geteilten, stillstehenden Berlins der 80er-Jahre.


    Biographie:
    Katja Lange-Müller, 1951 in Ostberlin geboren, ist gelernte Schriftsetzerin. Nachdem sie ein Jahr in der Mongolei gelebt hatte, verließ Katja Lange-Müller 1984 die DDR.1986 erhielt sie den Ingeborg-Bachmann-Preis und 1995 den Alfred-Döblin-Preis für ihre zweiteilige Erzählung "Verfrühte Tierliebe".


    Das Buch wurde bei Büchereule natürlich schon rezensiert. Siehe hier:
    Katja Lange-Müller - Böse Schafe



    Meine Eindrücke von der Lesung:
    Im, trotz extremer Wetterkapriolen, gut besetzten Spiegelzelt überzeugte Katja Lange-Müller durch einen mit enormer Stimme vorgetragenen Text, der vor Wortwitz und Ironie sprühte.
    Die Geschichte um Soja und Harry in Westberlin der Achtziger Jahre handelt von Abhängigkeit und Co-Abhängigkeit, die nur zum Niedergang führen kann.
    Trotzdem ist der Vortrag witzig und es wurde viel gelacht.
    Scheinbar leichte Bilder, aber mit Widerhaken, wie der souveräne Moderator der Lesung, Jakob Köllhofer vom DAI betonte.
    Neben Soja und Harry ist laut der Autorin die Stadt in dieser Zeit die dritte Hauptperson und diese Atmosphäre kam auch wirklich rüber.


    Katja Lange-Müllers Vortragsart überzeugt auch bei den Dialogen sehr, gemixt mit der ironisch kommentierenden Gedankenwelt der Erzählerin Soja.


    Abschließend stellt sich die Frage nach dem Titel des Romans. Was muss passieren, dass ein Schaf böse wird? Das wird hier aber nicht verraten! ;-)


    Ein starker Text mit treffenden Metaphern und ironisch-bitterer Wirkung, gelesen von einer zu Recht erfolgreichen Autorin, die Leichtigkeit im Stil mit Doppelbödigkeit verbindet.