The Dixie Chicks - Shut up & Sing (OmU)

  • “I'm not ready to make nice
    I'm not ready to back down“ *
    The Dixie Chicks


    Originaltitel: The Dixie Chicks - Shut up & sing
    Regisseurinnen: Barbara Kopple, Cecilia Peck
    Darsteller: Martie Maguire, Natalie Maines, Emily Robison
    Sprachen: Englisch (mit deutschen Untertiteln)
    Laufzeit: ca. 88 Minuten, Bonus ca. 15 Minuten (Interviews mit den Dixie Chicks und den Regisseurinnen)
    FSK: ab 12 Jahren
    Erschienen: Film: 2006 / DVD: 02/2008
    Amazon-Nr.: B00103N3LY
    EAN: 886971236194 (Firma: Universumfilm)


    Weitere Angaben im Internet:
    - < Klick > offizielle Website zum Film (in deutscher Sprache)
    - < Klick > Eintrag bei imdb.com (in englischer Sprache; Fotos, Daten, Cast, Credits etc.)
    - < Klick > Kurzbeschreibung auf prisma-online (in deutscher Sprache)
    - < Klick > die offizielle Website der Dixie Chicks (in englischer Sprache)
    - < Klick > das sagt das deutsche Wikipedia
    - < Klick > und das sagt das englische Wikipedia
    Die übrigen 4.409.997 Google-Einträge dürft Ihr Euch selbst heraussuchen. ;-)



    Kurzinhalt


    Mit 30 Millionen verkauften Alben sind die Dixie Chicks die erfolgreichste Frauenband aller Zeiten. Als Leadsängerin Natalie Maines 2003 bei einem Konzert in London die beiläufige Bemerkung „Wir schämen uns dafür, dass der Präsident der Vereinigten Staaten aus Texas stammt“ macht, ahnt sie nicht, was sie damit lostritt. Von einem Tag auf den anderen sehen sich die singenden Darlings Morddrohungen und Boykottaktionen der Radiosender ausgesetzt. Die durchorganisierten Kampagnen enttäuschter Fans und rechter Gruppierungen sind erfolgreich: Die Plattenverkäufe brechen ein und die Dixie Chicks werden zu Amerikas Hassobjekt Nummer eins. Sie sind gezwungen, sich neu zu erfinden.




    Meine Meinung


    Ich bin musikalisch eher überhaupt nicht up to date. Vielleicht weiß ich deshalb noch so genau, in welchem Zusammenhang ich den Namen „Dixie Chicks“ das erste Mal gehört habe. Es war 2005, auf SAT1 lief „Miss Texas“ - mit einer Wahnsinnsmusik. Natürlich ohne richtigen Abspann. Also schrieb ich eine Mail an den Sender, der mir die Musikliste für die beiden Teile zurückmailte. Darauf standen u. a. die Dixie Chicks. In der Folge erwarb ich zwei CD’s mit den Liedern aus den Filmen. Erst etliche Zeit später erfuhr ich von diesem Zitat:


    “Just so you know, we’re on the good side with y’all. We do not want this war, this violence. And we’re ashamed that the President of the United States is from Texas.“ *


    Dieser letzte Satz war es, der alles ins Rollen brachte, der eine der großartigsten Karrieren von heute auf morgen beendete. Der Morddrohungen gegen die Dixie Chicks zeitigte. Dazu sollte man vielleicht wissen, daß es der Vorabend des Irakkriegs war und in London, wo dieser Satz bei einem Konzert fiel, eine der größten Antikriegsdemonstrationen des Landes stattgefunden hatte.


    Die Bilder, wie Unmengen von CDs weggeworfen, zertreten, von Bulldozern überrollt werden sowie Kommentare erinnern mich an eine Zeit, die ich glücklicherweise nicht erlebt habe. Bis zu diesen Bildern war ich der Meinung, man hätte aus den Bücherverbrennungen gelernt. Hat man aber anscheinend nicht. Und es ist erstaunlich, daß solche Kampagnen ausgerechnet im „demokratischsten Land der Welt“, wo die Redefreiheit so hoch gehalten wird, möglich sind. Angestoßen und ins Rollen gebracht u. a. von der mächtigen „Freerepublic.com“. Die zwar die Meinungsfreiheit hoch hält, aber nur solange man die gleiche Meinung wie die mächtigen konservativen, rechten Kreise hat bzw. äußert. Wenn ich die Aussagen im Film richtig verstanden habe, würden die bei uns wohl als „rechtsradikale“ beobachtet werden. Na ja, good old Europe.


    Unterstützt du die Dixie Chicks, unterstützt du auch Kommunismus und Verräter, ist im Film auf Plakaten zu lesen. Ich habe gerade ein Buch gelesen, welches in der McCarthy-Ära spielt. Diese Aussagen kommen mir nur zu bekannt vor. Es war gespenstisch, diese Bilder zu sehen mit Kommentaren von „ganz normalen Menschen“, aber auch von Radiomoderatoren und Politikern, die sich in so gut wie nichts von denen unterschieden, die die Leute vom FBI und McCarthy’s Gefolgsleute in dem Buch „Die Entscheidung“ von Douglas Kennedy machten.


    Der Film begleitet die Dixie Chicks von diesem Konzert in London bis ins Jahr 2006. In Konzertaufnahmen, Interviews, Dokuteilen kann man die Entwicklung recht gut und hautnah mitverfolgen. Man erhält auch einen lebendigen Einblick in das Leben der drei Musikerinnen, die schon seit Ewigkeiten zusammen musizieren und so gar keine Starallüren an den Tag legen. Sondern ganz normale Menschen sind, anscheinend in relativ gesunden familiären Verhältnissen leben, und (bis jetzt, siehe die Website der Band!) sieben Kinder zu versorgen haben.


    Beängstigend, was sich im Namen der Freiheit, des Rechts noch heute abspielt. Ich habe mich gefragt, ob das auch bei uns, in Good old Europe, möglich wäre. Ob man bei uns hier etwas aus den dunklen Zeiten gelernt hat und die Meinungsfreiheit nicht nur auf dem Papier steht, sondern wirklich vorhanden ist und in Anspruch genommen werden kann. Was für mich das Schlimme an der Sache ist: ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht.



    Kurzfassung:


    Eine beeindruckende Dokumentation mit viel Musik über den „Fall“ Dixie Chicks. Ein Lehrstück über die Meinungsfreiheit. Oder Unfreiheit.


    „They say time heals everything
    But I'm still waiting“
    „If you ever want to find me I can still be found“ ***


    * * * * * * * * * * * *


    Sinngemäße Übersetzungen:
    * = Ich bin (noch) nicht bereit, nett zu sein. / Ich bin nicht bereit klein beizugeben. - Anm.: Aus dem Refrain des Liedes „Not Ready To Make Nice“ aus dem Album „Taking The Long Way“. < Hier > findet man den gesamten Liedtext (in englischer Sprache)
    ** = "Nur damit ihr es wißt, wir sind auf der richtigen Seite mit euch allen. Wir wollen diesen Krieg, diese Gewalt, nicht. Und wir schämen uns, daß der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika aus Texas stammt." (Anm.: Natalie stammt aus Texas.)
    *** = „Sie sagen, Zeit heilt alles. / Doch ich warte noch immer.“ (Aus „Ready To Make Nice“)
    „Wenn Du mich je finden willst, so kann ich immer noch gefunden werden.“ (aus „The Long Way Around“)



    Edit. Nach ein paar Tagen Abstand etwas ungeschicktes Zitat durch ein passenderes ersetzt, Ergänzung.
    .

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

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  • Inzwischen war ich mal suchen und habe ein paar Videos gefunden. Wenn es jemanden interessiert, hier die Links zu YouTube:


    - < Klick > Das Video zu "Not Ready To Make Nice" (Es ist sicher nicht verkehrt, wenn man sich den Text vorher mal durchgelesen hat, da öfters auf diesen und die Situation Bezug genommen wird.)
    - < Klick > die Übersichtsseite zu den Dixie Chicks - Videos

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • 4 CDs ist auch mein aktueller Bestand. :-)


    Ich gehe seit Jahren eigentlich gar nicht mehr in Konzerte (dieses Jahr war ich in einem, das letzte - nicht klassische - war etwa 1985, genauer weiß ich es nicht mehr). Aber die Dixie Chicks würden mich schon mal live reizen, vor allem, da ich ein paar Liveaufnahmen (im Film, beim Amazon und im Internet) gesehen habe, und die auch live richtig gut klingen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")