Gunnar Decker - Gottfried Benn. Genie und Barbar

  • Titel: Gottfried Benn. Genie und Barbar
    Autor: Gunnar Decker
    Verlag: Aufbau
    Erschienen. Februar 2008
    Seitenzahl: 544
    ISBN-10: 3746623693
    ISBN-13: 978-3746623696
    Preis: 12.95 EUR


    „Überaus lesenswert“ meint Matthias Matussek vom SPIEGEL. Recht hat er der SPIEGEL-Redakteur. Das was Gunnar Decker über das Leben von Gottfried Benn zusammengetragen hat ist wirklich lesenswert. Er zeichnet ein sehr differenziertes Bild dieses sehr umstrittenen Mannes. Gunnar Decker macht nicht den Fehler sich in irgendwelchen Interpretationen zu verlieren, vielmehr lässt der, sooft es geht, Gottfried Benn selbst zu Wort kommen.


    Benn, dem man immer allzu große Nähe zu den nationalsozialistischen Machthabern vorwarf, war wohl doch nicht so eng mit diesen Menschen verbandelt. Vielmehr wurde ihm sogar eine jüdische Abstammung mütterlicherseits unterstellt. Schon sehr früh legte Benn seine anfängliche Euphorie über die Machtergreifung der Nazis ab. Vielleicht kann man seine anfängliche Sympathie für die nationalsozialistische Ideologie mit der freundlichen Aufgeschlossenheit eines Rilke für die italienischen Faschisten vergleichen, denn gerade Rilke stand dem italienischen Diktator Mussolini durchaus freundlich gegenüber.


    Und es soll auch nicht unerwähnt bleiben, dass Benn sehr durch Oswalds Spenglers „Untergang des Abendlandes“ in seinem Denken beeinflusst wurde.
    Sicher war dieser Gottfried Benn ein merkwürdiger Mensch. Viele fanden seine Lyrik „eklig“, passte er doch so gar nicht in die damalige Zeit. Viele seiner Weggefährten wie Else Lasker-Schüler ermutigten ihn aber immer wieder, ganz einfach weiterzumachen.


    Benn war ein schwacher Mensch. Aufstehen und für seine Meinung einzustehen war nicht so sein Ding. Umso erstaunlicher ist seine Begeisterung für den Schriftsteller Heinrich Mann, dem er auch nach Machtübernahme der Nazis in Bezug auf seine Verehrung immer die Treue hielt.


    Gunnar Decker schaute auch das eine oder andere Mal über den Tellerrand des beschriebenen Lebens. Manchmal will er allerdings ein wenig zuviel. Weniger wäre bei seinen Exkursionen durchaus mehr gewesen. Aber das trübt das Gesamtbild nur marginal.


    Eine sehr lesenswerte Biographie, eine Biographie die eine Zeit wieder lebendig werden lässt, die in literarischer Hinsicht ein echter Aufbruch gewesen ist.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.