Buchhandel heute

  • Zitat

    Original von Bodo
    Manchmal muß man als Buchhändler eben auch Scheiße verkaufen, und das nicht nur des Geldes wegen, es ist ausserdem schlichtweg unser Job!


    Das gilt imho aber nur für die Angestellten - als selbständiger Buchhändler hat man imho durchaus die Wahl, ein Buch zu verkaufen oder eben nicht (es sei denn, mir ist gerade ein Gesetzesparagraf völlig unbekannt). Kurz: Natürlich tut man es des Geldes wegen.


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    Zitat

    Original von hef


    Das ist aber ein verdammt gewagter Vergleich. Denn es wurden keine 10 Mio Exemplare VERKAUFT, sie wurden produziert und an Parteifreunde verschenkt, wie der Koran durch die Salafisten. Also bitte Vorsicht mit solchen Vergleichen :hau


    Richtig, das Buch wurde beispielsweise auf Staatskosten bei Hochzeiten verteilt statt der Bibel, zudem war Weitergeben verboten, man konnte es also nicht einfach auf dem Flohmarkt verticken. So kann man die Auflage auch steigern.


    Aber ein weiterer wichtiger Punkt ist: Das Buch wurde bis zur Machtergreifung nicht mal 300.000 Mal verkauft, d.h. gerade mal 3% der Auflage kauften das Werk eines "erfolglosen Kunstmalers", 97% kauften erhielten das Buch des "Staatsoberhauptes". Und genau das ist imho heute noch ähnlich: Ohne entsprechende Statistiken zu haben, vermute ich, daß Werke wie "Glaube - Wahrheit - Toleranz" oder "Der Geist der Liturgie" von Joseph Ratzinger erst ab 2005 in größeren Mengen verkauft wurden; ebenso "Winter im Sommer..." von Gauck oder, ganz aktuell, die Bücher von Kanzlerkandidat Steinbrück.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Zitat

    Original von LeSeebär
    [quote]Original von Bodo
    Manchmal muß man als Buchhändler eben auch Scheiße verkaufen, und das nicht nur des Geldes wegen, es ist ausserdem schlichtweg unser Job!


    Das gilt imho aber nur für die Angestellten - als selbständiger Buchhändler hat man imho durchaus die Wahl, ein Buch zu verkaufen oder eben nicht (es sei denn, mir ist gerade ein Gesetzesparagraf völlig unbekannt). Kurz: Natürlich tut man es des Geldes wegen.


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    ]
    Wir alle arbeiten des Geldes wegen - auch! Natürlich kann der Inhaber einer Buchhndlung sagen: "Nee "Shades of Grey" verkaufe ich nicht!", und einige tun es sogar.
    Geld ist eine Grundvoraussetzung um eine Buchhandlung zu unterhalten. Und, man möge es mir nachsehen, auch ich will Geld haben, zur Befriedigung meiner niederen Instinkte wie zb Hunger....



    Im Handel Geld verdienen wollen ist so elementar, das es eigentlich keiner Erwähnung mehr wert sein sollte, oder arbeitest Du ehrenamtlich und schläfst unter einer Brücke?
    Ein Händler hat die Aufgabe eine bestimmte Ware bereitzustellen, in meinem Fall sind das Bücher, und zwar die Bücher, die (voraussichtlich) auch gekauft werden.

  • Zitat

    Original von Bodo



    Wir alle arbeiten des Geldes wegen - auch! Natürlich kann der Inhaber einer Buchhndlung sagen: "Nee "Shades of Grey" verkaufe ich nicht!", und einige tun es sogar.
    Geld ist eine Grundvoraussetzung um eine Buchhandlung zu unterhalten.


    Daran ist ja auch nichts verwerfliches. Wenn Buchhändler sich nicht dafür interessierten, ob ihre Buchhandlung auch wirtschaftlich gut läuft, hätten wir bald keine mehr davon.
    Finde es trotzdem in Ordnung, wenn jemand bestimmte Bücher nicht verkaufen möchte. Ich kenne auch eine Buchhändlerin, die das Geschreibsel von Herrn Sarrazin aus Prinzip nicht verkauft hat, sie hat dann ihre Kunden zu Thalia geschickt :lache
    Natürlich kann man das nicht ständig so machen, aber dafür, dass sie solche Entscheidungen trifft, gehe ich gern in ihren Laden.

  • Nun, das kann jeder halten wie er/sie will.
    So etwas widerspricht allerdings meiner eigenen Einstellung unserer - des Buchhändlers - Aufgabenstellung gegenüber.
    Es ist mitunter durchaus unsere Aufgabe Kontroverses, was unserer privaten Meinung widersprechen mag, bereitzustellen, damit sich der interessierte Leser informieren und sich selber eine Meinung bilden kann.


    Natürlich muß jeder Buchhändler - und sei es einfach und banal aus Platzgründen - aus dem (Über-) Angebot an Büchern eine Auswahl treffen. Natürlich steht auch die Möglichkeit des Verkaufs als Auswahlkriterium weit vorne - aber ich wage mal die Behauptung das kein Buchhändler, welcher diese Bezeichnung verdient, nur aus kommerziellen Gründen eine Einkaufsentscheidung trifft.


    Aber eine Betty Wulff zu boykottieren, nur weil ich sie doof finde käme für mich nicht infrage!

    Lieber barfuß als ohne Buch! :lesend

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Bodo ()

  • Zitat

    Original von Bodo
    Wir alle arbeiten des Geldes wegen - auch! Natürlich kann der Inhaber einer Buchhndlung sagen: "Nee "Shades of Grey" verkaufe ich nicht!", und einige tun es sogar.
    Geld ist eine Grundvoraussetzung um eine Buchhandlung zu unterhalten. Und, man möge es mir nachsehen, auch ich will Geld haben, zur Befriedigung meiner niederen Instinkte wie zb Hunger....


    Jetzt klingt das schon ganz anders. Natürlich muß man eine Buchhandlung wirtschaftlich betreiben. Dein voriger Post klang mir aber eher nach "das Geld interessiert uns nicht so sehr, aber wir sind gezwungen, das Buch zu verkaufen" und genau das ist meiner Ansicht nach nicht richtig (siehe das Beispiel von mia08) -> das Geld ist bei vielen Büchern imho das Hauptargument.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Zitat

    Original von LeSeebär


    Jetzt klingt das schon ganz anders. Natürlich muß man eine Buchhandlung wirtschaftlich betreiben. Dein voriger Post klang mir aber eher nach "das Geld interessiert uns nicht so sehr, aber wir sind gezwungen, das Buch zu verkaufen" und genau das ist meiner Ansicht nach nicht richtig (siehe das Beispiel von mia08) -> das Geld ist bei vielen Büchern imho das Hauptargument.


    Das Geldverdienen ist eine elementare Grundvoraussetzung in unserer Gesellschaft - ich halte diese Tatsache für gegeben und einfach nicht weiter erwähnenswert. Der ganze Rest ist wesentlich interessanter!


    Und eines kannst Du glauben: Kein Buchhändler macht diesen schlechtbezahlten Job des Geldes wegen! :chen

  • Zitat

    Original von Bodo
    Das Geldverdienen ist eine elementare Grundvoraussetzung in unserer Gesellschaft - ich halte diese Tatsache für gegeben und einfach nicht weiter erwähnenswert.


    Ich auch nicht. Noch einmal: bei Dir machte es anfangs den Eindruck, daß es Dir nicht ums Geld geht, sondern daß es für Dich Pflicht ist, Bücher zu verkaufen, auch wenn sie Dir nicht gefallen. Ich wollte nur betonen, daß sich diese Pflicht aus keinem Gesetz ableitet, sondern ausschließlich durch den Sinn, Geld verdienen zu müssen. Ist doch wirklich nicht so schwer, Du hast es ja in Deinem vorigen Artikel selbst ausführlich erklärt.


    Zitat

    Kein Buchhändler macht diesen schlechtbezahlten Job des Geldes wegen! :chen


    Das habe ich auch nie behauptet, stand hier auch nie zur Debatte. Es ging einzig und allein darum, ob man als selbständiger Buchhändler gezwungen ist, Bücher zu verkaufen, die man Scheiße findet. Und ich sage Dir: Ja, in der Regel muß man - aber nur des Geldes wegen!

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Zitat

    Original von LeSeebär
    [quote]Original von Bodo
    Das habe ich auch nie behauptet, stand hier auch nie zur Debatte. Es ging einzig und allein darum, ob man als selbständiger Buchhändler gezwungen ist, Bücher zu verkaufen, die man Scheiße findet. Und ich sage Dir: Ja, in der Regel muß man - aber nur des Geldes wegen!


    Dann hast Du mich nicht richtig verstanden! Ich sehe es -. unabhängig von Geld - als eine Pflicht des Buchhandels an, dem interessierten Leser die Bücher zur Verfügung zu stellen - Bücher, die gerade weshalbauchimmer im Gespräch sind - die ihn in interessieren.


    Ein Promi schreibt ein Buch, es ist in aller Munde - also ermöglicht es der Buchhandel jedem, der es lesen will, dieses auch zu tun.


    Es ist keine Pflicht dem Gesetz nach - es ist meine Meinung darüber, was Buchhandel zu leisten hat.

  • Paßt zwar nicht so ganz zum thread, aber ich wollte keinen neuen eröffnen:


    wieder schließt ein Laden. Am 17.1. wird Lehmanns in Hannover in der Georgstraße dicht machen :-( Info Presse

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

  • Nein, Beo, das wissen wir in Hannover schon seit Anfang 2014, aus der ganz normalen Presse. Bereits ab dem Zeitpunkt wurden Etagen geschlossen, die Filialleiterin wechselte im Sommer 2014 ihren Arbeitsplatz zum Börsenverein. Das war alles sehr transparent und es ist auch schon länger bekannt, wie das Gebäude nachgenutzt wird.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Mein Kenntnisstand (Sommer 2014): In die oberen Etagen kommen Büros/ Praxen, unten soll der Bereich geteilt werden und es zieht Rossmann mit Eingang Drachentöterhaus. Wer in den hinteren Ladenbereich zieht, ob Teilung aktuell. ob inzw. weitere Mietverträge geschlossen, das weiß ich nicht.


    Zitat

    Zitat aus HAZ am 18.6. gefunden: Rossmann zieht ins Drachentöterhaus. Allerdings geht dort auch Ladenfläche verloren. Die zweite Etage, die schon von Lehmanns aufgegeben wurde, wird genauso wie die erste Etage künftig als Bürofläche oder als Arztpraxen vermietet werden.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Na, super - noch ein Rossmann, das hat die Innenstadt echt nötig. *seufz*


    Aber ich habs ja noch relativ gut, eine gute Buchhandlung ein paar Häuser weiter - und ich bin inzwischen sowieso dazu übergegangen, ins Leinecenter zu fahren, nicht in die Innenstadt, wenn ich shoppen will.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Ein sehr interessantes Interview - in dem es auch um den Buchhandel geht.


    Ich habe oft den Eindruck, dass dem Buchhandel nichts ferner liegt als Bücher zu verkaufen...


    Danke für den Link. Sehr informativ, wenn auch etwas plakativ. Natürlich kann man aufgrund von allerhand Nippes, Spielzeug und mehr in den "Buch"-Läden fragen, ob es nicht eher um Bücher gehen sollte. Aber zu behaupten, weil die Buchhändler bei seinem Verlag mit einem sehr speziellen Programm nicht bestellen, interessiere sie das Buchverkaufen nicht, finde ich dann schon sehr gewagt.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Zitat

    Original von beowulf
    Da finde ich hat er sich doch sehr viel differenzierter ausgedrückt- besonders das Beispiel mit der Referentin hat mir gut gefallen, weil es von mir als typisch empfunden wird.


    Mir war nur das Fazit in seiner Gesamtheit (die wollen gar keine Bücher verkaufen) zu platt - die einzelnen Beispiele waren durchaus sehr interessant.


    Ich komme nicht aus der Branche und kann daher zum Teil über die Abläufe nur Vermutungen anstellen, aber wenn er sich darüber beklagt, daß er keine Reaktion erhält, wenn er die Buchhandlungen mit Werbemails flutet, liegt das Desinteresse eventuell nicht nur am Unwillen der Buchhandlungen. Was hat er erwartet - das viele Buchhandlungen gleich HIER schreien, wenn da ein neuer kleiner Verlag auftaucht, der sich zum Ziel setzt, Fantasy in "gediegenen, gebundenen, limitierten, oft illustrierten und handsignierten Ausgaben auf den Markt zu bringen". Und daß er der einzige ist, der die Buchhandlungen mit Werbemails bereichern will...


    Ganz generell bin ich schon der Ansicht, daß die Buchläden mehr Mut zu unbekannten Titeln haben sollten. Das soll nicht heißen, daß sie jetzt die Spiegel-Bestseller rauswerfen sollen oder die sonstigen erfolgreichen Titel. Aber vielleicht hat man ja noch eine kleine Ecke, in der man ein Regal mit außergewöhnlichen Titeln aufbauen könnte. Ich denke, sowas würde viele Leser, die zum Stöbern in die Buchhandlung kommen, begeistern, weil man endlich einmal Bücher sieht, die man nicht schon vorher in anderen Buchhandlungen oder aus der Zeitung oder dem Internet oder, oder, oder kennt. Das wäre meines Erachtens auch eine große Chance gegenüber dem Onlinehandel - man entdeckt das Buch im Buchladen, da kann man es dann auch gleich mitnehmen. Natürlich kann man so ein Regal nicht mit Meterware bestücken, daher müßte Herr Körber natürlich künftig die nervigen Einzelexemplar-Faxbestellungen akzeptieren, um seinen Platz zu finden.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)