Buchhandel heute

Die kriminellen Erpressungsmethoden von Thalia bei Verlegern und Autoren bezüglich der Nicht-Platzierung in Thalia-Läden bei nicht Gewährung von Rabatten war ja hinreichend bekannt.

Diese Story aus Österreich hat für mich eine andere kriminelle Qualität.

Ich finde es nur gut, daß in Zeiten der Internet-Netzwerke und -foren solche Geschichten nicht unter den Tisch fallen, sondern solches kriminelles Verhalten dieser Heuschrecken entsprechend "gewürdigt" werden kann. Und wenn es Thalia an den eigenen Geldbeutel geht, sind sie auf einmal wieder auf der Seite des Kulturgutes Buch....

Ich ersurfe mir meine Buchwünsche bei amazon und bestelle sie dann bei Heymann, eine nette kleine Buchkette in HH. Gute Beratung, nette Mitarbeiter und nicht eine Buchumsatzmaschine wie Thalia. Viele MA bei Thalia strotzen von Unwissen oder Halbwissen.

Kann nur hoffen, daß diese Story weitere Kreise zieht, auch in D

Anders als bei KiK. wo viele Kunden letztlich wirklich keine Wahl haben mit ihren 3 € dort einzukaufen wo es am billigsten ist, weil die Abwägung zwischen Hunger fürs eigene Kind und das Kind in Pakistan eindeutig egoistisch ausfällt, bei Büchern kostet in Deutschland Moral dank Buchpreisbindung gar nichts. Drum kann jeder entscheiden, ob er bei Riesen kauft oder den kleinen Arbeitsplatz vor Ort unterstützt. Für mich ist das ein zweischneidiges Schwert- hier sind immerhin 3.000 Menschen ein halbes Jahr nicht auf ALG II angewiesen, wenn amazon Saisonarbeitskräfte einstellt- auch wenn die Bezahlung im untersten Bereich liegt, für die Gläubiger bleibt beim Pfänden nichts übrig, aber raus aus Hartz IV ist für die Betroffenen viel wert. Thalia ist groß und hat Macht- macht macht verführbar und korrumpiert, viel Macht korrumpiert viel- das ist im Buchhandel nicht anders als in jedem Betrieb, in der Politik und in der Schule.

@ beo:
Man hat immer eine Wahl. Es gibt sowohl zu KIK als auch zu Thalia Alternativen.
Vielleicht sollten zunächst einmal die Ansprüche und die Gier eines jeden Einzelnen überdacht werden und danach die Überlegung stattfinden, was die Produktion, der Transport und das Personal an Kosten einer Ware bedeuten.
Das eigentliche Problem ist die ständige Verfügbarkeit von Waren, die uns Dinge nicht mehr wertschätzen lässt. Man wirft schnell weg und wenn's kaputt geht, wird neu gekauft (und gebrauchte Sachen gehen gar nicht).

Zitat

Original von Bodo
Keine Zeit zu beraten? Das geht eigentlich garnicht!

Was machen die da den ganzen Tag?

Gestresst durch den Laden laufen (ernst gemeint), für Kunden Bücher heraussuchen, ein- und aufräumen und an der Kasse stehen. Wobei das Bücher raussuchen lassen auch schon Glückssache ist.

In der Mayerschen im Nachbarort sitzen die vereinzelt anzutreffenden Angestellten meist an einem der Computer und eher genervt, wenn sie bei der Arbeit von fragenstellenden Kunden unterbrochen werden. Wobei in beiden Läden Beratung auch sehr oft daran scheitert, dass Fragen nach Empfehlungen (z.B. 10-jähriger, der gerne Hörbücher mag oder die 14-Jährige, die gerne Fantasy liest) mit "Da kenn ich mich nicht aus" oder "Weiß auch nicht" beantwortet werden.

In dem Thalia in jenem Nachbarort scheint seit der Übernahme (früher Baedecker) nur noch die Hälfte des Personals zu arbeiten. Da bleibt die Zeit für die Beratung wohl auch als erstes auf der Strecke.

Ist es letzten Endes auch. Auf der anderen Seite hat mich diese Situation dazu gebracht, nach einer Buchhandlung in der Nähe meines Arbeitsplatzes zu suchen und dort wird mit Leidenschaft beraten.

Zitat

von Ottifanta
Unser kleiner Buchladen im Ort musste Ende 2009 nach über 100 Jahren im Familienbesitz schließen, nachdem fast direkt daneben auf der Hauptstraße ein Thalia aufmachte... Der ist zwar groß, dort hat aber leider nie jemand Zeit, zu beraten.

Das könnte in meiner Stadt sein...auch da hat der kleine alte Buchladen in Familienbesitz letztens zugemacht wegen Thalia, schräg gegenüber (...könnte ja auch der selbe sein...hm.) Aber in unserem Thalia hat immer einer Zeit zu beraten, ich finde die dort alle sehr nett und zuvorkommend und Kunden orientiert...ich wusste nicht, dass Thalia so handelt....ich fand Thalia immer recht gut.

Im Thalia hier sind die Angestellten immer sehr beschäftigt. Im miteinander tratschen :grin.

Aber hier gibt es eine wunderschöne, gar nicht so kleine vom Eigentümer geführte Buchhandlung, in der man noch richtig beraten wird.
Wenn man sagt, ich habe dies und jenes gerne gelesen, bekommt man weitere Tipps (die brauche ich allerdings nicht, habe ja die Eulen :lache).

Zitat

Original von ottifanta
In dem Thalia in jenem Nachbarort scheint seit der Übernahme (früher Baedecker) nur noch die Hälfte des Personals zu arbeiten. Da bleibt die Zeit für die Beratung wohl auch als erstes auf der Strecke.

Und sie haben wohl die Hälfte übernommen, die keine Buchhändlerausbildung hat
Neulich suchte ich nach einem Hörbuch, ich hatte das Gefühl, dass meine Frage danach von der Verkäuferin als persönliche Beleidigung aufgefasst wurde.

Was bin ich wieder froh, in der Nähe einer Kleinstadt zu leben, die für Thalia und Co. uninteressant ist und es wahrscheinlich auch bleiben wird. Da bleiben mir meine beiden eher kleinen aber feinen Buchhandlungen mit freundlichem Personal - der Chef berät auch ausgesprochen gerne selbst und ausführlich - hoffentlich noch lange erhalten.
Es reicht schon, wenn sich andere Ketten wie Unkraut ausbreiten, sobald irgendwo 5 Häuser auf einem Fleck stehen.

Also ich gehe bei uns sehr gerne zu Thalia! Die Mitarbeiter sind wirklich total nett! Was ich jetzt von Pustet nicht unbedingt behaupten kann...
Aber das ist wohl einfach von Niederlassung zu Niederlassung unterschiedlich

Stimmt... ich habe die Wahl zwischen zwei Filialen von Pustet und um eine davon mache ich einen weiten Bogen ;-).

Zitat

Original von JaneDoe
Und sie haben wohl die Hälfte übernommen, die keine Buchhändlerausbildung hat
Neulich suchte ich nach einem Hörbuch, ich hatte das Gefühl, dass meine Frage danach von der Verkäuferin als persönliche Beleidigung aufgefasst wurde.

Ein Teil des guten Personals ist fluchtartig verschwunden, noch bevor offiziell bekannt war, dass am Eingang bald Thalia stehen würde...

Besonders beeindruckt war meine Schwester, die mal nach der unten verlinkten CD fragte (andere Kinder-CDs dieser Gruppe waren im Regal), von der Verkäuferin befremdet angeschaut wurde und die Antwort erhielt "Also ICH würde SO etwas ja NICHT kaufen." Auf den entgeisterten Blick meiner Schwester wurde noch "Wenn sie unbedingt wollen, kann ich das aber bestellen." hinzugefügt.

Hörprobe des Musicals, das dem Kind wirklich gut gefiel.

Zitat

Original von Bodo

Ich denke man kann das nicht an einer Kette oder so etwas festmachen - es gibt überall gute und schlechte Buchhändler!

Da hast du auf alle Fälle Recht, Bodo!

Das war wahrscheinlich dieselbe Verkäuferin

Also, ich bin ja froh das mir in den Großen Läden nicht immer ein übereifriger Verkäufer auf die Pelle rückt. Das nervt mich auch in kleineren Geschäften. Nach Zehn Sekunden kommt da einer angerannt und fragt "Kann ich ihnen helfen?" Und ich will einfach nur in Ruhe stöbern. Informieren tu ich mich eh schon über das Internet, da brauche ich keinen aufdringlichen Berater.

Ich bin immer zwiegespalten bei großen und kleinen Läden.
Also ich wohne auf dem Land und da muss ich eh erstmal fahren bis ich zu einem großen Buchladen komme. Also gehe ich dann in den kleinen Buchladen in der Nähe meiner Arbeit.
Wenn ich in großen Buchläden nur mal stöber ist alles okay, wenn ich in meinem Kleinen nur mal gucke, fühle ich mich manchmal unwohl, da ich mir einbilde, das das "Auf wiedersehen" so rüber kommt wie "wenn du nichts kaufen willst, warum rennst du dann hier rum?!"
Kann natürlich auch an mir liegen.

Ich mag aber gerne so kleine Buchläden im Ort, die sind so gemütlich. Aber ich mag auch die Großen wegen der Auswahl.

Beides ist okay, die Machenschaften von Thalia natürlich nicht.

Zitat

Beides ist okay, die Machenschaften von Thalia natürlich nicht.

Wenn Du auf den Artikel im Spiegel anspielst, das war natürlich wirklich nicht das Wahre. Aber Thalia.at, Thalia.ch und Thalia.de haben natürlich auch seperate Geschäftsleitungen, auch wenn in der Zentrale Hagen alles zusammen läuft.
Aber was die Zentrale macht, ist nicht zwingend auf die Buchhandlungen abzuwälzen.

Ich persönlich mache meine Ausbildung bei Thalia und bin selbst nicht nur vom Kollegtiev beeindruckt sondern auch von der Art und Weise der Ausbildungsförderung. Zwar gehören wir ja alle zur Douglas Holding, aber jeder Laden bekommt geschulte Aus- und Weiterbildungen.
Wie es bei Quereinsteigern aussieht, weiß ich nicht...

Natürlich hatte ich auch eine Kunden-Zeit, als ich noch in einer kleinen "Stadt" im Harz gelebt habe. Die Buchhandlung hatte vielleicht gerade mal 90m² und musste auch die speziellen Wünsche immer besorgen und zur Ansicht ging's auch nur, wenn der Artikel mehr als 10€ kostete. Aber ich liebte (und liebe) diese Buchhandlung immernoch - trotz meines neuen Standortes.
Hugendubel sagt mir zB. als Kunde nicht wirklich zu, zumindes der Laden in Leipzig. Wirkt vollgestopft und der Buchhändler hat die ganze Zeit vor dem Rechner gesessen und hat sich kaum umgeguckt um sich um Kunden zu kümmern, bzw. haben sich viele nicht mal getraut zu fragen. Soetwas finde ich nicht gerade kundenfreundlich.

Aber im Grunde liegt es nicht am Namen der Buchhandlung, ob nun Thalia, Hugendubel, Bergische usw.
Es liegt einzig am Personal. Die Buchhändler machen der jeweiligen Laden erst zu einem Ort, wohin man wieder will (oder auch nicht).
Nicht das Angebot der Bücher, die kann man ja im Grunde heute bei jedem beziehen.

Ach ja und was mich bei Kunden hin und wieder die Augen verdrehen lässt: der Schulbuchverkauf.
"Ja Hallo. Ich brauche das Matheheft für die dritte Klasse. Kann ich das gleich mitnehmen?" "Das können wir Ihnen nur bestellen. Von welchem Verlag ist es denn?" - "Kein Ahnung, eben das Matheheft." [...] Wo es ja auch nur ein einziges gibt