Titel: Eichmann in Jerusalem
Autorin: Hannah Arendt
Verlag: Piper
Erschienen: Oktober 2006 (3. Auflage)
Seitenzahl: 448
ISBN-10: 3492248225
ISBN-13: 978-3492248228
Preis: 12.95 EUR
„Das Beunruhigende an der Person Eichmanns war doch gerade, dass er war wie viele und dass diesen vielen weder pervers noch sadistisch, sondern schrecklich und erschreckend normal waren und sind. Vom Standpunkt unserer Rechtsinstitutionen und an unseren moralischen Urteilsmaßstäben gemessen, war diese Normalität viel erschreckender als all die Greuel zusammengenommen....“ So Hannah Arendt, die Autorin über Adolf Eichmann.
Hannah Arendt wurde 1906 in Hannover geboren und starb 1975 in New York. Sie studierte Philosophie, Theologie und Griechisch unter anderem bei Heidegger, Bultmann und Jaspers, bei dem sie 1928 promovierte. 1933 emigrierte sie nach Paris und lebte ab 1941 in New York.
Hannah Arendt gehörte zu den zahlreichen Beobachtern, die über den Prozess gegen Adolf Eichmann aus Jerusalem berichteten. Ihr Prozessbericht erschien anfangs in mehreren Folgen im NEW YORKER und wurde dann 1964 als Buch herausgebracht. Als Untertitel wählte sie: „Ein Bericht von der Banalität des Bösen“.
Gleich nach dem Erscheinen des Buches musste sich Hannah Arendt mit heftiger Ablehnung in Israel, Deutschland und den USA auseinandersetzen. Man nahm ihr die kritische Berichterstattung und vor allen Dingen auch ihre kritischen Bewertungen übel. Sie hielt sich mit Kritik am Verfahren und am Zustandekommen des Verfahrens nicht zurück. Massiv wird die israelische Justiz, und da in erster Linie die Anklagevertreter Zielscheibe ihrer Kritik.
Das Buch beginnt mit einem einleitenden Essay des Historikers Hans Mommsen. Er setzt sich in erster Linie mit der Kontroverse um den Bericht Hannah Arendts auseinander. Es ist einer dieser Essays, die versuchen etwas zu erklären, was bei einer aufmerksamen Lektüre des vermeintlich zu Erklärenden nicht erklärt werden muss. Da nimmt sich einer fürchterlich wichtig und meint der versammelten Gemeinde sagen zu müssen, wie denn etwas verstanden werden muss. Eine deutsche Unart. Hannah Arendts Bericht kann wunderbar für sich ganz allein stehen.
Der Bericht über Eichmann in Jerusalem ist auch eine Suche der Autorin nach Motivationen und Ursachen und nach einer Erklärung für das Unerklärbare. Es bleibt offen, ob ihre Suche von Erfolg gekrönt war.
Ein Buch das mehr ist als ein Bericht. Es ist eine schonungslose, nicht aber eine nüchterne Analyse. Unbedingt lesenswert.