Diogenes, 2002, gebundene Ausgabe, 162 Seiten
ISBN: 3257063164
OT: Sly
Aus dem Japanisichen von Anita Brockmann
Handlung:
Um Ablenkung zu finden, reist Takashi, der gerade erfahren hat, dass er HIV-positiv ist, mit Freunden nach Ägypten.
Mehr und Mehr fasziniert sie dieses Land, in dem die Sonne magische Kräfte zu haben scheint.
Über die Autorin:
Banana Yoshimoto, 1964 geboren, schrieb zahlreiche Bücher, die sich auch außerhalb Japans, zum Beispiel in Italien, in ungewöhnlich hohen Auflagen verkauften.
Ihr Buch Kitchen wurde von dem Hongkonger Regisseur Yim-Ho verfilmt – es war 1997 der Kultfilm in den deutschen Off-Kinos.
Meine Rezension:
Ein Roman über AIDS, eine Meditation über Liebe, Leben und Sterben, wie der Klappentext schwärmt, das gab es schon oft.
Warum jetzt gerade auch noch Banana Yoshimoto einen Roman dazu hinzufügen muss, blieb mir erst unklar, bis ich das Erscheinungsjahr der Originalausgabe 1996 sah. Der deutsche Verlag hat erst spät übersetzt und dem Roman mit dieser Thematik stark an Wirkung genommen. Auch die Meditation habe ich so nicht gelesen, für mich war es in erster Linie ein Reiseroman.
Nicht Takashi, der erfährt, dass er HIV-positiv ist, wird der Protagonist dieses Romans, auch nicht die Ich-Erzählerin, die ihn und seinen Freund Hideo auf der 10-tägigen Reise begleitet, sondern der Schauplatz dieser Reise: Ägypten, das fast essayistisch sehr gelungen beschrieben wird. Der Leser erfährt von Kultur dieses Landes, den Pyramiden, der Religion, das ägyptische Totenreich, Tutenchamun, Katzen, Schmuck und anderes.
Ansonsten wird durch die Gedankenwelt der Erzählerin gestreift, die letztlich auch ein Alter Ego der Autorin ist, die ebenfalls eine Ägyptenreise unternahm.
Die Figuren sind nur schwach ausgeprägt, besonders Takashi und Hideo hinterlassen keinen großen Eindruck.
Ein lebhafterer Charakter ist Yukiko, eine allein reisende Japanerin, die die Freunde auf ihrer Reise begegnen. Dafür wirkt sie wie ein Fremdkörper im Roman.
Die Erzählweise ist ruhig und unspektakulär. Diese Ruhe überträgt sich in die symbolhafte Bildsprache, der Stil selbst ist für meinen Geschmack zu kraftlos geraten.
Der Roman ist kein Flop, aber auch kein wichtiges Buch. Für Fans von Ägypten bietet er viele Details, Spannung oder Dramatik darf man nicht erwarten.