Desdemona nenne ich mich.
Jene unheilvolle Gestalt aus Shakespeares "Othello", die durch politische Intrigen, durch persönliche Rachegelüste und Eifersucht aus dem Leben schied, niedergestreckt vom ihrem eigenen Mann, dem Mohren Othello, der, von einer Intrige verleiten lassend zu glauben, seine Frau betreibe Unzucht, obwohl sie vor ihrem eigenen Vater ihm die Treue schwor: "Daß ich den Mohren liebte, um mit ihm zu leben, mag die Entschlossenheit, womit ich so vielen Vorurtheilen Gewalt angethan habe, durch die ganze Welt austrompeten. Mein Herz und meine Person sind von meinem Gemahl unzertrennlich. Ich sah Othello's Gesicht in der Schönheit seines Gemüthes, und seinen Verdiensten und heldenmässigen Eigenschaften hab ich meine Seele und mein ganzes Glük gewiedmet." (I. Akt, 9.Szene)
Desdemona ist eine wahre Tragödiengestalt; ihre Gefühle sind starker romantischer Natur, ihrem Mann will sie folgen und zwar überall hin, auch in den Krieg.
Mein Lebensgefährte ist kein Soldat, kein Offizier wie Othello und somit nimmt er nicht an einem Krieg teil; dennoch folge auch ich ihm, habe meine Heimatstadt verlassen, um mit ihm ein neues Leben fernab der Vergangenheit beginnen zu können. Habe Freunde und Familie zurück gelassen - ein hoher Preis, aber ein sich lohnender.
Shakespeare Dramen gehören in meinen Lesestoff genauso dazu wie philosophische, anspruchsvolle, klassische oder auch mal einfach unterhaltende Texte. Ich bin sehr angetan von Texten, die eine Botschaft hinterlassen, ohne moralischen Zeigefinger, dafür mit Kritik und Hintergrund. Frauenromane sind mir verleidet, zeigen sie mir doch eine Welt, die in meinen Augen nicht existiert - Sie sind bunt, sie sind zu froh, sie sind zu perfekt. Das Glück wohnt nicht neben an, sondern z.B. wie bei mir 700 Kilometer von meinem Heimatort entfernt.
Ich liebe das Lesen, auch Philosophie und Kunst. Und doch bin ich nicht an diese Themata gebunden sondern wage auch einen Rundumblick in den Wissenschaften: Pädagogik, Psychologie, selbst Religionswissenschaften (aufgrund der eigenen Religionslosigkeit ein hochinteressanter Bereich) und die Neurowissenschaften. Ob es nun Fachbücher, Ausstellungen, Vorlesungen oder nur Dokumentationen sind - ich sauge alles auf wie ein Schwamm, handle ich doch nach der Maxime: "Wissen ist Macht."
Was gibt es sonst noch über mich zu sagen?
Ich bin Anfang 20, studiere, diskutiere gerne mit anderen Menschen über Gott und die Welt und lebe nebenher ein furchtbar langweiliges Leben in einer österreichischen Kleinstadt. Lesen ist daher meine Suche nach kultureller und sprachlicher Vielfalt, eine Flucht vor dem kleinkarierten, stupiden, klischeebeladenen Denken älterer Zeitgenossen, die in meinem Umfeld leben. Realitätsflucht wäre das passende Wort.
Zu viele Worte für einen so kleinen Menschen - physiognomisch gesprochen.