1974 - David Peace

  • 1. Teil der Yorkshire – Ripper –Saga
    [Serienübersicht]



    OT: Nineteen Seventy Four


    Kurzbeschreibung:


    Mit »1974«, dem Auftakt seiner Yorkshire-Ripper-Saga, legt David Peace eines der spektakulärsten Debüts der letzten Jahre vor. Bei den Ermittlungen in einer grausamen Mordserie geht der junge Gerichtsreporter Eddie Dunford elf Tage durch die Hölle. »1974« ist eine Orgie des Blutes und der Gewalt, gleichwohl ein »gewaltiges Stück Literatur« (»Die Welt«), das von der internationalen Presse als Ereignis gefeiert und vielfach preisgekrönt wurde.


    »Peace schreibt eine Atmosphäre herbei, die frösteln macht.«
    Stern


    »Die Zukunft des Kriminalromans.«
    Ian Rankin



    Über den Autor:


    David Peace wurde 1967 im Westen Yorkshires geboren. Nach einem Studium an der Technischen Hochschule von Manchester arbeitete er jahrelang als Englischlehrer in Istanbul. Heute lebt er mit seiner Familie in Tokyo. David Peace wurde u. a. mit dem "Grand Prix du Roman Noir" ausgezeichnet und in die renommierte "Granta's List of Best Young British Novelists" aufgenommen. Für "1974" wurde David Peace mit dem deutschen Krimipreis ausgezeichnet.



    Eigene Meinung:


    Dezember 1974, Leeds, Edward Dunford, Gerichtsreporter für Nordengland der Post gerät in eine unglaubliche Geschichte. In Yorkshire verschwindet ein Mädchen. Dunford stößt bei seinen Recherchen auf Parallelen zu älteren Fällen und beginnt in einem korrupten Netz verbrecherischen Machenschaften zu stochern und gerät bald selbst in große Gefahr.


    Dieses Buch hat mich in der Buchhandlung magisch angezogen. Als ich das Cover sah, wusste ich bereits, dass ich diesen Buch kaufen würde. Da konnte mich auch der Hinweis nicht hindern, dass es sich um ein Buch aus der Heyne Hardcore Reihe ist und ein hardboiled Thriller ist.


    Bisher war mir noch kein Thriller dieser Machart ins Beuteschema gefallen. Dieses Genre lässt vermuten, dass es hier härter zugeht. Auch der Klappentext hat diese Ahnung bestätigt.
    Es fallt auch gleich an der Sprache auf, in welchem Genre man liest. Die Sprache ist teilweise sehr derb. In den Schilderungen direkt und ungeschönt. Dennoch entdeckte ich in diesem Thriller auch ein sprachliches Highlight.


    David Peace schafft es mit wenigen Worten eine fröstelnde Atmosphäre heraufzubeschwören. Viele seiner Schilderungen erschienen mir als Regieanweisungen für das Kopfkino. Sehr beeindruckend.


    Oft umreißt Peace mit wenigen zentralen Worten eine Szene perfekt. Dies führt aber nie dazu, dass er Lesefluß unterbrochen wird. Peace kann erzählen. Ohne Schnörkel, unverblümt und direkt. Dennoch erreicht er gerade in Szenen, die Verbrechen schildern, eine nüchterne Beschreibung.


    Einige der geschilderten Szenen sind sicher nicht für zart besaitete Leser geeignet. Dies betrifft sowohl die Verbrechen als auch Sexszenen. Ich hatte aufgrund des Klappentext allerdings mit ärgeren Szenen gerechnet. Gerade die Beschreibung der Verbrechen findet sich in nicht viel harmloserer Weise in vielen anderen Krimis und Thrillern, die sich auf allgemeinen Bestsellerlisten tummeln. Der bedeutsamste Unterschied liegt mA im deutlich derberen allgemeinen Ton dieses Thrillers.


    Fazit: Ein wahrer Pageturner.

  • Ich kann bis heute nicht sagen, ob ich dieses Buch gut fand oder nicht, auf jeden Fall war es ein besonderes Lese-Erlebnis! Ich werde jetzt warten, bis die Reihe komplett ist ( ein Band fehlt noch, zumindest als Tb) und lese sie alle auf einmal. Sicherlich sind das die aussergewöhnlichsten Thriller auf dem Markt!!!

  • Danke für deine Rezi, taciturus! :wave
    Ich habe das Buch mal geschenkt bekommen, mich aber genau wegen dem Klappentext nicht rangetraut - ich gehöre in dem Fall zu den eher Zartbesaiteten :grin! Aber dein letzter Absatz:


    Zitat

    Original von taciturus
    Einige der geschilderten Szenen sind sicher nicht für zart besaitete Leser geeignet. Dies betrifft sowohl die Verbrechen als auch Sexszenen. Ich hatte aufgrund des Klappentext allerdings mit ärgeren Szenen gerechnet. Gerade die Beschreibung der Verbrechen findet sich in nicht viel harmloserer Weise in vielen anderen Krimis und Thrillern, die sich auf allgemeinen Bestsellerlisten tummeln. Der bedeutsamste Unterschied liegt mA im deutlich derberen allgemeinen Ton dieses Thrillers.


    Fazit: Ein wahrer Pageturner.


    macht Mut, damit bleibt es im Regal und wartet auf seinen großen Moment. :grin

  • Danke taciturus :-]


    für die ausführliche Rezi. Ich habe das Buch schon vor ca. 2 Jahren auf meine Liste gesetzt und es ist total in Vergessenheit geraten. Habe es sofort wieder höher geschoben.:wave

  • Habe den Roman gerade fertig gelesen.


    So ganz überzeugt hat er mich allerdings nicht. Vielleicht sollte ich sagen, dass ich bis jetzt nicht viele Krimis habe. Zum Kauf hat mich allerdings wie taciturus auch das Cover der englischen Taschenbuchausgabe bewegt ;)


    An sich ein solider Krimi, der mit sehr guten Beschreibungen von Personen und gerade dem Flair der Siebziger glänzt, allerdings gerade in den ersten zwei dritteln nur gemäßigt in Fahrt kommt, dann aber gerade am Ende einen Gewalt und Ekel Exzess nach dem anderen liefert, die selbst einen Jean-Christopphe Grange erblassen lassen würden, da Peace diese höchst realistisch und mit jeder Menge Liebe zum Detail beschreibt. Eine Veröffentlichung in der Heyne Hardcore Reihe ist da in meinen Augen gerechtfertigt. Den deutschen Krimipreis hat Peace dafür allerdings in meinen Augen nicht verdient.


    1977 ist aber schon bestellt :D

  • Sehr wuchtiges und düsteres Buch, gerade am Schluss wird´s auch richtig fesselnd und spannend. Die etwas derbe Sprache gefällt mir ganz gut, insgesamt erzeugt der Autor eine triste und irgendwie hoffnungslose Atmosphäre, die einen irgendwie in ihren Bann zieht - wenn auch etwas deprimiert.


    Was mir gefehlt hat, war die Motivation des Protagonisten. Warum er sich das alles antut, is mir nicht wirklich klar geworden. Außerdem muss ich zugeben, dass ich mich von der ganzen Fülle von Figuren ziemlich erschlagen fühlte, ganz einfach war´s nicht, da immer den Überblick zu bewahren. Was auch für die Handlung gilt.


    Trotzdem ein empfehlenswertes Buch, weil es sich deutlich von der breiten Masser der üblichen Krimis und Thriller abhebt, allein schon wegen der sehr intensiven Sprache.

  • Es ist - ob es nun gefällt oder nicht - in jedem Fall eine interessante Leseerfahrung. Ich denke ich werde es irgendwann auch noch mal hervorkramen um es zu lesen, möglicherweise kann ich mir dieses Mal eine definitive Meinung bilden. :gruebel


    Die anderen Bände stehen mir auch noch bevor....

  • Dieses Buch ist nicht umsonst unter dem Label „Heyne Hardcore“ erschienen. Die Sprache ist derb bis vulgär, die dargestellten Formen von Gewalt (auch gegen Kinder) ist manchmal fast mehr als man ertragen will. Der Stil ist eigen, es wird aus der Ich-Perspektive des Reporters Eddie Dunford („Gerichtsreporter für Nordengland“, der einzige Running Gag in dem Buch) erzählt, dieser wechselt von Zeit zu Zeit auch mal von der Vergangenheitsform in den Präsens. Die Sätze sind meist sehr kurz gehalten, bestehen gar manchmal aus nicht mehr als 3 Worten. Aber gerade dieser karge Stil passt wunderbar zur Gesamtatmosphäre des Buches: düster, deprimierend, trostlos.


    Der Protagonist Eddie ist eigentlich eine sehr unsympathische Gestalt: ein weinerlicher, in Lethargie und Selbstmitleid versunkener Feigling der ein schweres Alkoholproblem hat (wobei das in dem Buch fast alle Männer zu haben scheinen... aber wer weiß, vielleicht ist das ja auch nur das normale Pensum von Männern in Yorkshire *g*). Ich habe normalerweise immer große Schwierigkeiten mit Büchern, gerade in der Ich-Form erzählten, wenn ich die Hauptfigur nicht mag, aber hier hat es mich seltsamerweise gar nicht gestört.


    Sehr beeindruckend fand ich, wie der Autor die ganzen verschiedenen Fälle und Begebenheiten miteinander verknüpft (es scheint ja wirklich fast alles irgendwie zusammenzuhängen), ohne dass es dabei unglaubwürdig wird. Ganz zum Schluss überschlagen sich die Ereignisse regelrecht und man weiß schon fast nicht mehr was jetzt stimmt und was nicht und was nur Vermutung ist. Es wird nicht alles restlos aufgeklärt (für mich blieb zumindest das eine oder andere Ereignis nicht ganz nachvollziehbar oder durchschaubar), aber da es ja Fortsetzungen gibt, wird sich das vielleicht nachträglich noch klären.


    Eigentlich dachte ich, dass ich nach diesem extrem düsteren Ambiente erst mal ein anderes Buch zwischenschieben müsste, aber dann war ich doch einfach zu neugierig und hab mir gleich „1977“ geschnappt („1980“ und „1983“ stehen auch schon im Regal und warten), das diesmal aus der Sicht von Sergeant Fraser erzählt wird, der auch in „1974“ schon eine Rolle spielte.


    Zusammengefasst kann ich sagen: Ein sehr brutales und irgendwo auch kaltschnäuziges Werk (fast möchte man sagen, ein echter „Männer-Thriller“ ;-)), aber auf seine Art auch sehr faszinierend und für jeden, den die erwähnte Gewalt und obszöne Sprache nicht abstößt, auf jeden Fall einen Versuch wert. Seit langer Zeit mal wieder ein Thriller der mich wirklich in seinen Bann schlug und der einen regelrechten Sog erzeugte. Kaum hatte ich das Buch aus der Hand gelegt, musste ich auch schon wieder danach greifen um zumindest noch ein paar Sätze weiterzulesen.


    Von mir 9 von 10 Punkten.


    P.S. Ich habe mir diese Woche auch die DVD-Box mit der Red Riding-Saga (1974, 1980, 1983) aus UK bestellt, bin schon gespannt wie stark das Buch dort verändert wurde (ich weiss zumindest von einer Person, dass sie im Film stärker auftritt als im Buch).

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Ich habe "1974" mittlerweile gelesen und auch wenn es mich nicht restlos begeistern konnte, hat es mir doch sehr gut gefallen. Die Sprache ist zwar an vielen Stellen derb und häufig auch vulgär, aber ich finde, dass es sich dann insgesamt doch in Grenzen gehalten hat. Sprachlich haben mir vor allem die reduzierten und kurzen Sätze gefallen und ich bin schon sehr gespannt auf den zweiten Teil.

  • Ich weiss nicht so genau, ob mir das Buch gefallen hat. Ich denke, eher nicht.


    Der Autor benutzt kurze, harte Sätze. Es wird nichts erklärt und mir ist zwischendurch der rote Faden abhanden gekommen. Der Stakkatostil hat mich ein wenig unkonzentriert gemacht und so kann ich nicht wirklich behaupten, das ich die Handlung und wer was wann mit wem gemacht hat, wirklich verstanden habe. Ich hab während des Lesens irgendwann einfach abgeschaltet und dann die Namen durcheinander gebracht und die Handlung nicht mehr erkennen können.


    Interessant war es schon, auch so schreiben muss man erst mal können. Aber auch anstrengend. Es ist auch hier stark eine Sache des Geschmacks. Mir liegt dieses kurze, abgehackte nicht. Es gibt Seiten, die bestehen aus einer Konversation, deren Sätze nur aus 2-4 Worten bestehen. Die Handlungszenen sind kurz. Ständig hetzt Eddie rum, von einem Gespräch zum nächsten, aber es werden nur wenige kurze Sätze ausgetauscht, die nicht viel aussagen sondern mehr andeuten oder sich auch im Kreis drehen. Mir war das zu gehetzt.
    Zum Glück ist es ein kurzes Buch. Aber Spaß hat es keinen gemacht. Ich denke, das wars für mich mit der Serie. Ich möchte "gerne" lesen, und das hab ich hier nicht gemacht. Zum einen wegen des gewöhnungsbedürftigen Schreibstils, zum anderen wegen der deshalb schlecht zu verfolgenden Handlung und der Gewalt. Saufen, rauchen, Schläge, Sex, Betrug alles bekommt man auf jeder Seite um die Ohren gehauen.
    Zudem lag mir das Thema nicht. Denn irgendwie geht es um mehr als um Morde und diese anderen Thematiken haben mich so gar nicht angesprochen.


    Ich werde es mal mit der Verfilmung versuchen.

  • Darcy hat schon vieles geschrieben,was mich ebenfalls gestört hat. Nachdem ich gestern 30 Seiten gelesen habe, hat es gereicht. Ich mochte weder die abgehakten, kurzen Sätze, noch die derbe Sprache. Die gelesen Meinungen hier bestätigen mir, dass es richtig war das Buch abzubrechen. Nichts für mich.

    :lesend Jonathan Tropper - Sieben verdammt lange Tage


    Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
    Albert Einstein

  • Titel: 1974
    Autor: David Peace
    Übersetzt aus dem Englischen von: David Peace
    Verlag: Heyne
    Erschienen: März 2006
    Seitenzahl: 383
    ISBN-10: 3453675088
    ISBN-13: 978-3453675087
    Preis: 8.95 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Vorweihnachtszeit 1974 in Yorkshire. Edward Dunford tritt seinen Traumjob an: Gerichts- und Polizeireporter bei dem Provinzblatt Evening Post. Gleich seine erste Recherche verspricht einen großen Fall. Die kleine Clare Kemplay ist spurlos verschwunden. Nachdem Dunford erfährt, dass bereits in den vorangegangen Jahren mehrere Mädchen entführt und ermordet wurden, wittert er die große Story.Er scheint jedoch der einzige zu sein, der eine Verbindung zwischen den Morden der Jahre zwischen 1969 und 1972 und dem jüngsten Fall herstellt -- oder herstellen möchte. Polizei und Journalistenkollegen nehmen sich des Verbrechens nur zaghaft an. Umso besessener stürzt sich Dunford auf den Fall. Er dringt immer tiefer in den Sumpf aus Desinteresse und Intrigen ein. Statt den Fall zu den Akten zu legen, steigert sich seine Hartnäckigkeit selbst dann noch, als er brutal zusammengeschlagen und schwer verletzt zurückgelassen wird. Für ihn scheint es keinen Weg zurück zu geben -- bis zur letzten Konsequenz. (Quelle: Amazon-Produktbeschreibung).


    Der Autor:
    David Peace wurde 1967 im Westen Yorkshires geboren. Nach einem Studium an der Technischen Hochschule von Manchester arbeitete er jahrelang als Englischlehrer in Istanbul. Heute lebt er mit seiner Familie in Tokyo.


    Meine Meinung:
    So richtig begeistern konnte mich dieses Buch nicht. Dafür zieht es sich einfach zu sehr. Hinzu kommt der Schreibstil des Autors: Nicht flüssig, etwas verworren und sehr sperrig. Auch die erzählte Geschichte ist eher eine leichte Enttäuschung. Da wird viel konstruiert und nicht immer greifen die „Zahnräder“ glatt und logisch ineinander.
    Sozialkritik wird mit dem Holzhammer präsentiert und letztendlich wird die Polizei als Feindbild der Menschen aufgebaut. In diesem Buch hat mich so einiges nicht überzeugt.
    Ein Durchschnittskrimi der knapp auf 6 Eulenpunkte kommt.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Meine Meinung:


    "1974" hinterlässt ein zwiespältiges Gefühl. Da ist einerseits die wirklich beeindruckende Gabe des Autors, mit minimalem Erzählaufwand, also mit kurzen, teilweise stichpunktartigen Sätzen eine immens bedrückende und hoffnungslose und zugleich so realistische Atmosphäre zu schaffen, wie man es nur selten findet. Auch sein Protagonist, der Journalist Eddie Dunford, ist alles andere als ein strahlender Held und mitunter ist es nicht ganz einfach, sein Handeln nachzuvollziehen. Vermutlich ist das aber auch gar nicht der Anspruch, den man an diesen Roman haben sollte. Schwieriger ist allerdings, überhaupt einen Einstieg zu finden, zu Beginn wird man fast erschlagen von Namen, Szenenwechseln und Ereignissen und das alles in dem bereits erwähnten gewöhnungsbedürftigen Stil - hier bedarf es durchaus einiges Durchhaltevermögens und Neugier. Irgendwann wird man jedoch gepackt und von den tragischen Ereignissen mitgerissen, findet man sich inmitten eines Sumpfes aus Verbrechen und Korruption wieder und liest mit angehaltenem Atem weiter, um zu erfahren, ob und wie sich diese Spirale der Gewalt auflösen lässt. Das große Finale ist durchaus nicht von schlechten Eltern, für meinen persönlichen Geschmack aber etwas zu viel des "Guten" und lässt nicht nur einige offene Fragen, sondern auch ein etwas unbefriedigendes Gefühl zurück.


    Müsste ich meinen Leseeindruck in Punkten festhalten, würde ich zwischen 6 und 7 Punkten schwanken.