Nat Hentoff - Der Tag, an dem sie das Buch verhaften wollten [12 - 15 Jahre]

  • Nat Hentoff ist vor allem als Musikjournalist im Bereich Jazz bekannt. Er hat für die meißten großen Blätter New Yorks gearbeitet, u.a. the New Yorker, The Village Voice und Down Beat. Ausserdem hat er Jazzbücher, Krimis und Kinderbücher veröffentlicht.


    An einer amerikanischen Highschool wird im Unterricht "Huck Finn" gelesen. Da dort das Wort "Nigger" immer wieder fällt, verlangt der Vater eines afroamerikanischen Jungen vom Direktor, dieses Buch aus dem Unterricht und am besten aus der Schulbibliothek zu verbannen. Der duckmäuserische Direktor stimmt dem zu, doch die Bibliothekarin stellt sich dagegen. Einige Schüler, auch weiße, verlassen sogar aus Protest den Unterricht, ein farbiger Schüler bleibt allerdings. (Er hat später einen tollen Auftritt!!!) In der Schule bilden sich verschiedene Gruppen, die mehr oder weniger engagiert für oder gegen das Buch eintreten. Es geht längst um mehr als nur "Huck Finn", es geht um Freiheit, Freiheit der Meinung, der Bildung und der Literatur. Auf der anderen Seite, muß sich ein Afro-amerikaner immer noch das N-Wort gefallen lassen, und sei es von Mark Twain?


    Ein Thema, welches wohl immer irgendwie aktuell sein wird, als Jugendbuch für ca. 12 - 15 Jahren. Aber auch für Erwachsene eine sehr lohnenswerte Lektüre, da die Auseinandersetzung auch ihnen so manchen Denkanstoß bieten kann. Besonders die "Gettysburg-Adress" des im Unterricht gebliebenen farbigen Jungen hat es in sich.
    Es gab um Huckleberry Finn in der Tat Auseinandersetzungen in den USA, die sich durchaus ähnlich abgespiet haben könnten.

  • Knapp 7 Jahre später habe ich es dann endlich auch gelesen :grin


    Meine Meinung:


    Es ist noch gar nicht so lange her, dass auch in Deutschland über die Überarbeitung (manche nannten es Zensur) von Kinderbüchern diskutiert wurde, bei der anstößige und rassistische Wörter durch politisch korrekte Begriffe ersetzt werden sollten. Nat Hentoffs Jugendroman "Der Tag, an dem sie das Buch verhaften wollten", der Anfang der 1980er Jahre erschien, ist also noch immer aktuell. Beispielhaft wird hier der Sinn und Un-Sinn von Zensur der Literatur, konkret eines amerikanischen Klassikers (Huckleberry Finn von Mark Twain) veranschaulicht und zwar so gut, dass auch erwachsene Leser ins Grübeln geraten und feststellen müssen, dass es für beide Seiten gute Argumente gibt. Welcher Argumentation man folgt, bleibt letztlich jedem Leser überlassen, Hentoff selbst findet eine glaubwürdige und nachvollziehbare Lösung in seiner Geschichte. Die Figuren seines Romans mögen durchweg etwas blass bleiben, aber im Grunde steht hier das Thema im Mittelpunkt und die Figuren sind lediglich Statisten oder dienen als Stichwortgeber, um den Leser zum Nachdenken zu bewegen. Und da dies gelingt, ist das Buch für Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen zu empfehlen - und eine (wiederholte) Lektüre des hier so oft zitierten Huck Finns selbstverständlich auch!


    8 Punkte von mir.