Deutsches Haus Peter Richter gelesen vom Autor

  • ¯Zeig mir wie Du wohnst, und ich sag Dir, wer Du bist®: Noch nie war das Zuhause ein derart wichtiger Teil der Selbstinszenierung, und noch nie gab es so viele Ratgeber, die einem dabei hineinreden wollen. Wie wir wohnen ist alles andere als unsere Privatangelegenheit. Im Gegenteil: Nichts spiegelt die Lage des Landes und die Lebenslügen seiner Bewohner zuverlässiger als die Einrichtungen der Deutschen. Es sind die öffentlichsten Bühnen, die es gibt. Und was da aufgeführt wird, sind absurde Dramen und groteske Komödien. Man weiß nicht, ob man lachen oder weinen soll, wenn man Peter Richter bei seiner Besichtigung des deutschen Wohnwahnsinns folgt. Denn den Kampf um seine Individualität kämpft jeder für sich, aber es stellen sich allen die gleichen Fragen: Kinderklinik oder ganzheitliche Geburtshütte? Miete oder Eigentum? Bis hin zu: Urne, Sarg oder Mausoleum?


    Meine Meinung:
    Ich hab mich grün und blau gelacht.
    Ok es gerät ein wenig in die Lästerei und Ikea kommt ganz schlecht dabei weg, aber es ist grandios witzig. Vorallem wenn man sich selbst nicht so ernst nimmt und es einen nicht aus der Bahn wirft, auch mal selbst durch den Kakao gezogen zu werden. Richter holt nämlich zum Einrichtungsrundumschlag aus und jeder bekommt sein Fett weg, sei es der Pressspanbilligsofakäufer, der Ligne Roset-Verehrer, der Flötötto durchs Fenster-Anbeter, der Ikeakaufsüchtige, einfach jeder! Dazu gibt er der Einrichtungswuchtbrumme Tine Wittler ordentlich eins auf den Deckel und wettert gegen die Einrichtungsshows.
    Wettert ist übrigens mein Stichwort, er liest herrlich emotional und steigert sich in seine Tiraden regelrecht rein. Fand ich super!
    Total empfehlenswert, leider etwas kurz!

  • Wie die Deutschen von der Wiege bis zur Barre leben erzählt Peter Richter
    in seiner Einrichtungsfibel "Deutsches Haus". Kapitelweise geht der promovierte kunsthistoriker, Jahrgang 1973, auf die Wohnverhältnisse
    der Deutschen in jedem Lebensabschnitt ein.
    Zu Beginn des Buches wagt der Autor das, was viele sich bislang nicht trauten, auszusprechen: Kein Mensch benötigt eine TV-Show, die einem den eigenen schlechten Wohngeschmack vor Augen hält.
    Richter rechnet gnadenlos mit den Tine Wittlers dieser Welt ab. Und diese Abrechnung geschieht mit soviel Humor, dass der Leser entsetzt festellt, dass das Lesen eines Sachbuches Vergnügen bereiten kann.
    Dabei scheint ihm nichts fremd zu sein; Standesdünkel kennt der Autor jedenfalls nicht, wenn er die soziokulturellen Unterschiede bei
    der Geburt deutscher Kinder aufzeigt. Die Elite wählt das Einzelzimmer im Krankenhaus, die alternative Klientel das Geburtshaus und
    die Arbeitslosengeld-II-Empfängerin verlässt nach der Entbindung schnellstmöglich die sterile Krankenhausstation.
    Mit wieviel Aufwand das Kinderzimmer hergerichtet wird, das ohne einen Ikea-Besuch nicht vonstatten gehen kann erfährt der Leser genauso wie
    was einem passieren kann, wenn man umzieht oder sich überlegt, Wohneigentum anzuschaffen.
    Bei all diesen Schilderungen wundert sich der Leser immer wieder über die Lebensklugheit und die Beobachtungsgabe des Autors, vor allem als es um das Leben im Alter und die eigene Beerdigung geht. Und wer wissen möchte, warum es eine Überlegung Wert ist, wieder in die Kirche einzutreten,
    dem sei das letzte Kapitel des Buches empfohlen.
    Peter Richter hat mit "Deutsches Haus" geschafft, was viele Einrichtungsexperten lange Jahre nicht vermochten, nämlich über das tatsächliche Wohnen und Leben in Deutschland zu schreiben.
    Was wäre das Buch ohne einen Wermutstropfen. Die gebundene Ausgabe strotzt vor Rechtschreibfehlern, die der Goldmann Verlag hoffentlich in der Taschenbuchausgabe korrigiert hat.


    Mein Fazit: Bestseller müssen nicht schlecht sein und dieses Buch ist der beste Beweis dafür. Unbedingt kaufen!

  • Wie ich sehe war eine/einer unserer Moderator(-innen) schneller.
    Danke :wave!
    Das Buch findet man unabhängig vom Hörbuch unter Rezensionen.


    @ BJ:
    Meinen Kommentar hatte ich Deiner Hörbuchbesprechung angehängt, weil ich mich nicht an die strikten Rezensionsregeln (Inhalt, Vorstellung des Autors, Meinung) gehalten habe.

  • Also Mädels :wave.
    Einen Kommentar zum Buch wollte ich grundsätzlich schreiben. Meinen Beitrag habe ich an den von Babyjane gehängt, weil ich nicht die Zeit und Muße hatte, zum Buch eine ausführliche Inhaltsbeschreibung zu schreiben und die vollständige Vita des Autors abzutippen. Es war einfach bequem, meinen Beitrag der Hörbuchrezension hinzuzufügen.

  • Ja, aber so taucht unter Rezis nur das Hörbuch auf, nicht aber das Buch.... zumindest in meiner Suche.


    Eine Vita des Autors ist doch auch nicht wirklich zwingend notwendig.... :gruebel