'Anna Karenina' - Teil 3, Kap. 15 - 32

  • Ich bin nun auch durch mit diesem Abschnitt und muss Macska zustimmen - sehr, sehr langatmig.
    Ich glaube, dass ich mich bisher durch diesen Abschnitt am Meisten durchkämpfen musste.


    Lewins Ausführungen über dessen landwirtschaftlichen Vorhaben waren für mich auch schwer nachzuvollziehen - erstreckten sich diese doch über mehrere Seiten hinweg und das sehr komplex.


    Interessant fand ich, dass Wronski nun sieht wie pleite er eigentlich ist.


    Die Story um Anna, ihren Mann und Wronski wird nun immer verzwickter - bleibt also weiterhin spannend.


    Alles in allem hat mir der Abschnitt wie gesagt nicht so sehr gefallen wie die anderen (war dennoch keineswegs schlecht!), jedoch fehlt mir noch das Voranschreiten in Sachen Kitty & Lewin ;-)

  • Dieser Abschnitt hat sich sehr lange gezogen.


    Die Ausführung über Lewins Vorhaben waren sehr ermüdend. Wird Zeit, dass er sich endlich mit Kitty trifft.


    Wronsik macht Kassensturz und ist pleite. Sehr interessant, woher er das Geld bekommt und wie er seine Schulden kategorisiert, von sehr wichtig bis nahezu unwichtig.
    Auf jeden Fall kann er so eine Frau und Kind nicht versorgen und somit kommt ihm der Brief ja schon gelegen.


    Mal schauen, wohin die Geschichte mit Anna, Wronsik und Karenin noch führt.
    Anna scheint ja an der Situation zu zerbrechen. Sie hat gehofft, dass Wronski eine Lösung für die Bedingungen die ihr Mann stellt hat, aber der findet es so in Ordnung.

  • Geradezu fieberhaft versucht Ljewin, seinen gekränkten Stolz in Arbeitswut umzuwandeln- und das führt zu geradezu revolutionärem Ungestalten seines landwirtschaftlichen Betriebes. Ich habe diese Stellen verschlungen und finde dieses Verhalten so viel sympathischer als das Selbstmitleidsgerede von Anna und Wronskij.
    Ich wünsche ihm von Herzen, dass er damit Erfolg hat und die Bauern ihre Chance entdecken.
    Dabei stößt er einen alten Freund vor den Kopf und ignoriert die Schtscherbazkijs. Das war es wohl mit Kitty...


    Zitat

    Original von John Dowland
    ...
    Die Niederlage hat weitreichende politische und gesellschaftliche Auswirkungen. Die russische Führung (Zar Alexander II, 1855 – 1881) betrachtet den eigenen Staat (Verwaltung, Armee, Bildungswesen, Wirtschaft) als rückständig und bringt umfassende Reformen auf den Weg. Kern des "Maßnahmepakets" ist die Aufhebung der Leibeigenschaft im Jahr 1861 (betroffen sind etwa 40 Millionen Bauern!). Aber auch die Förderung der Gymnasial- und Volksbildung und die Einführung der Selbstverwaltung („Semstwo“) für Gouvernements und Kreise zählen dazu. Trotz dieser Anstrengungen bleibt die erhoffte flächendeckende soziale Entspannung aber offenbar aus: der Bauernstand leidet nach wie vor unter unzureichender Landzuteilung und Verschuldung; die Bodenerträge gehen zurück ...


    Es ist dieses setting, das den Hintergrund für Tolstojs Roman bildet. Die Handlung liegt mitten in der Reformphase der zweiten Jahrhunderthälfte und unter den Akteuren macht sich bereits eine gewisse Ernüchterung breit. Insbesondere Lewin hängt Tag und Nacht der Frage nach, warum moderne ausländische Methoden und Instrumente in Russland wirkungslos verpuffen. Nach seiner Einschätzung liegt der Hauptfehler darin, dem russischen Volk Verfahren und Methoden überzustülpen zu wollen, die dessen Natur im Grunde fremd sind. Aber auch Lewins Ansatz, die Menschen so zu beschäftigen, wie es ihren "Gewohnheiten" am besten entspricht und sie mit dem System der Genossenschaft am Erfolg der Landwirtschaft zu interessieren, greift nicht durch: das Misstrauen, die Skepsis, die Beharrlichkeit und Schicksalsergebenheit der Bevölkerung führen dazu, dass im Grunde alles beim alten bleibt und keine noch so gut gemeinte Maßnahme Lewins zu einer wirklichen Verbesserung führt.


    Tolstoj steht den vielfältigen ausländischen Reformansätzen seiner Zeit (Nationalökonomie, Sozialismus, Genossenschaftswesen etc.) insgesamt wohl eher skeptisch gegenüber. Ich glaube fast, man kann dem dritten Teil die Aussage entnehmen, dass das russische Volk der Antwort auf die Frage, worauf es im Leben wirklich ankommt, schon relativ nah ist (siehe die Schilderung der Heuernte im 4. Kapitel sowie Lewins Beobachtungen des Landlebens im 12. und 25. Kapitel) und dass es hier keines weiteren Systemwechsels bedarf.


    Vielen Dank für die Einordnung des geschichtlichen Hintergrunds. Tolstoi ist ein Kind seiner Zeit und ich finde, man merkt beim Lesen bei jedem Satz, wie sehr ihm dieses Thema am Herzen liegt. Das beeindruckt mich und das bereitet mir beim Lesen große Zufriedenheit.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Danke für die Info, sehr interessant :wave In meiner Ausgabe sind keine Kommentare, mit diesen Informationen versteht man schon einmal mehr.


    Wie Wronskij seine Schulden einteilt empfand ich als befremdlich. Es scheint, dass damals anders mit sowas umgegangen wurde. Oblonskij ist auch gut darin, Geld auszugeben :gruebel


    Dass aus Lewins neuen landwirtschaftlichen Plänen auf Dauer etwas wird, hoffe ich auch. Tolstoi erreicht es immer wieder, dass der Leser mit seinen Figuren regelrecht mitfiebert. :-)

  • So, nachdem ich gestern stundenlang beim Friseur saß, konnte ich diesen Abschnitt lesen:
    Anna ist ziehmlich hin- und hergerissen. Auf der einen Seite will sie ihren Sohn behalten - auf der anderen fragt sie Wronskij fragen was sie machen soll. Ihr Ehemann gefällt mir da viel besser. Er wägt alles ab und unterbreitet Anna einen eindeutigen Vorschlag. Das ist schon viel mehr, als Wronskij ihr bieten kann - er kommt ja noch nicht mal alleine mit seinem Einkommen klar (sehr interessant, wie er seine Schulden beschreibt...).


    Lewin versinkt immer mehr in Schwermut (besonders nach dem verkürztem Besuch seines Bruders Nikolay). Ob seine Landwirtschaftsreform wohl etwas wird? Er soll lieber zu Kity gehen und sie heiraten. Das würde ihm sicher besser bekommen. :wave