Hier kann zu Teil 3, Kapitel 15 - 32 geschrieben werden.
'Anna Karenina' - Teil 3, Kap. 15 - 32
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Soweit geht bei mir der erste Teilband. Das werde ich heute noch beenden und dann für Zwillingsspiel unterbrechen.
Das Wronski so großherzig sein könnte einen Großteil seiner Einnahmen herzuschenken ist ein ganz neuer Zug an ihm- für ehrgeizig hatte ich ihn schon eingeschätzt. Komisch, dass Anna so gar nicht merkt, dass ihr Mann sie duchaus liebt...
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Kann noch mal jemand kurz Lewins geplante Wirtschaftreformen beschreiben? Die habe ich nicht verstanden .
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Hier ein gutes Beispiel für die Situation/Erziehung der Kinder: Seriosha nimmt sich einen Pfirsich (Oh mein Gott! :yikes) und es wird wie ein Verbrechen behandelt, tz.
Annas Rechtfertigung vor sich selbst (diogenes, S. 448f.) kommt bei mir nur halbherzig an, sie beschwert sich, dass ihr Mann "alles erstickt hat, was lebendig in ihr war" - aber hat sie ihm das jemals gesagt oder zu verstehen gegeben? Wie ich das verstanden habe, war er ja total überrascht, dass sie anscheinend unglücklich mit ihm war.
Erstaunlich, dass Wronskij so knapp bei Kasse ist - aber es wird ja im Detail erklärt warumweshalbwieso *g*. Die Kommunikation zwischen ihm und Anna wird auch immer seltsamer, als könnten sie beide nicht offen miteinander sprechen bzw. sind hier schon die ersten Risse im Liebesglück sichtbar? (diogenes, S. 482f).
ZitatOriginal von Nomadenseelchen
Kann noch mal jemand kurz Lewins geplante Wirtschaftreformen beschreiben? Die habe ich nicht verstanden .
Also ich habe es so verstanden (keine Gewähr, dass es stimmt!):Grundlage sind die russischen Bauern, die dazu gebracht werden sollen, selbst ein Interesse daran zu haben, dass die Arbeit auf dem Gut erfolgreich ist.
Und das geht - genauso wie heute - am besten über die Beteiligung der Bauern an dem Ertrag, heute würde man wohl Gewinnbeteiligung sagen. Ganz schön fortschrittlich, der Lewin - oder gab es solche Modelle schon früher? -
Schulze- Delitzsch als Begründer der landwirtschaftlichen Genossenschaften wird ja ausdrücklich genannt, Raiffeisen wäre noch so ein Gründervater solcher Reformmodelle.
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Ich bin mal gespannt, ob Lewin mit seiner Vision überhaupt noch irgendwohin kommt. Bisher machen seine Bemühungen auf mich nicht den Eindruck, als hätten sie wirklich etwas bewirkt. Die Bauern drücken sich nach wie vor vor der Arbeit, halten verabredete Ziele nicht ein und fragen sich vielleicht auch noch, ob bei ihrem Herrn noch alles ganz dicht ist bzw. je freundlicher er zu ihnen wird, desto mehr Mißtrauen schlägt ihm entgegen. Für mich klingt das, als wäre dieser Plan, so gut er klingt, zum Scheitern verurteilt.
Bleibt die Frage, wer am Ende Recht behalten wird. Diejenigen die behaupten, die Bauern seien einfach faul und verweigerten nicht nur neue Methoden, sie sabotierten sie auch noch. Oder Lewin, der es so sieht, dass sie nur alles ablehnen was ihrem natürlichen Verständnis von Arbeit widerspricht und dass sie, wenn man sie auf ihre Art machen lässt, sehr viel produktiver wären. Er hat dabei eine Idee im Hinterkopf die auch mir heute manchmal kommt, wenn irgendwelche Neuheiten mit der Begründung eingeführt werden: In XYZ ist das sehr erfolgreich. Er sieht eben, dass die russischen Bauern nicht so sind wie die europäischen, es ist eine komplett andere Mentalität die berücksichtigt werden will.
So... jetzt hab ich selber so viel von dem Zeug gesabbelt. Nur um noch hinzuzufügen, dass das Theme für meinen Geschmack in diesem Abschnitt (und überhaupt im zunehmenden Verlauf der Geschichte) viel zu sehr im Vordergrund steht. Ich merke immer öfter, wie mich die Versuchung überkommt Lewins sozial-philosophische Gedanken zu überfliegen. *seufz* Ich hoffe ehrlich, dass er sich bald mal ne Frau sucht, damit er wieder mal ein anderes Thema hat. Aber nachdem er jetzt auch noch den Tod in seinem Nacken sitzen sieht, wird er wohl nur noch manischer an seinem Ideal arbeiten. Immerhin hat Lewin noch für ein richtig schönes Zitat aus diesem Teil gesorgt, als der große Ausschnitt der Schwägerin seines Freundes ihm "die Freiheit seiner Gedanken" nimmt. Ein wunderbares Bild, der arme Lewin mit hochrotem Kopf der verzweifelt versucht der Dame nicht in den Ausschnitt zu starren und doch seine Gedanken nicht ablenken kann.
Anna wird immer zwiegespaltener. Nach dem Erwachen wünscht sie sich nichts sehnlicher als das Geständnis rückgängig zu machen und so weiterzumachen wie bisher, redet sich aber ein, es wäre doch besser wenn sie endlich nicht mehr lügen müsste und in geklärten Verhältnissen leben könnte. Als sie dann dem Brief entnimmt, dass ihr Gatte ebenfalls wünscht so weiterzumachen wie bisher ist sie wiederum entsetzt (ist doch kein Wunder, dass Männer immer behaupten Fraune wüssten nicht was sie wollen, bei so einer wie Anna ist das ja nun wirklich kein Wunder :rolleyes). Wronskij sagt, sie soll einfach das Kind packen und gehen, aber das will sie auch wieder nicht. Und er stellt ja dann auch fest, dass er sich das gar nicht leisten könnte, der Junge lebt, dank der Kürzung des Taschengelds von Mama schon jetzt über seine Verhältnisse. Anna versucht in Petersburg noch einmal ein Aussprache mit ihrem Mann, und ich finde spätestens als sie merkt wie zornig er ist, sollte ihr doch klar sein, dass er sie auf seine Art wirklich geliebt hat. Auch seine Feststellung, dass sie es seltsamerweise nicht mal anstößig findet und kein bißchen Reue zeigt, finde ich sehr treffend und gibt genau meine Gedanken wieder. Anna benimmt sich nicht wie eine verliebte Frau, sondern wie eine Drogensüchtige.
Das bringt mich zu einem Gedanken, der jetzt schon länger in mir köchelt. Je mehr ich von der Beziehung Annas und Wronskijs lese, desto mehr habe ich das Gefühl, dass es sich da nicht wirklich um Liebe, sondern lediglich um eine sehr extreme aber oberflächliche Leidenschaft handeln kann. Keiner versteht den anderen, seine Gefühle und Bedürfnisse, so wirklich. Ich glaube, die Zeit bis zum ersten großen Krach ist nicht mehr fern...
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Lewin geht mir ein bisschen auf den Geist, ich kann mich da nur Paradise anschließen: Wird Zeit dass dieser Kerl eine Frau findet. Der steigert sich da in was rein.
Eh, ich fand das so lustig als die mit der Rentenform angefangen haben :kopfdreher, das ist doch jetzt mehr unsere politische Situation. Und der Kommunismus immer wieder zwischendurch, einfach herrlich.
Anna schaltet ihren VErstand überhaupt nicht ein, sie ist gelähmt, in dem Sinne dass sie garnichts machen will, das "Entwirren" sollen die anderen übernehmen. Mädel schalte dein Hirn ein.
Das nimmt noch definitiv ein schlimmes Ende. Irgendwann ist schließlich so'ne Schwangerschaft ja auch vorbei und wenn man dem Kind nachher ansieht woher es kommt? ...
Kitty kam in diesem Teil etwas wenig vor, ich würde gerne auch wissen wie's mit ihr weitergeht, Lewin lässt sich ja ziemlich Zeit. -
Mit dem Abschnitt bin ich vor zwei Tagen fertig geworden aber mir fällt gar nichts noch ein zum hinzufügen so toll wurde das hier schon zusammengefasst
Einzig die Landwirtschaftstheorien gehen mir langsam auf den Geist und langweilen mich
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Der dritte Teil des Romans befasst sich im Schwerpunkt mit Konstantin Lewins Leben als Gutsbesitzer – die entsprechenden Kapitel (1 – 12 sowie 24 – 32) machen fast zwei Drittel der Handlung aus. Am Anfang und am Ende steht jeweils ein Besuch – erst reist Lewins Bruder Sergej Iwanowitsch auf das Landgut, am Ende kommt der dem Tod nahestehende Bruder Nikolaj. In den wenigen verbleibenden Kapiteln erfährt man mehr über Annas Ehemann (13 – 14, 23), Anna (15 – 18) und schließlich auch Wronskij (19 – 22).
Den meisten hier hat die breit angelegte Schilderung der russischen Landwirtschaft wenig zugesagt. Auch bei mir wurden gezielt schon verschüttet geglaubte Erinnerungen an ein ganz besonders finsteres Kapitel des gymnasialen Geschichtsunterrichts geweckt. Allein der Umfang dieser Passagen zeigt aber, dass es dabei um ein wichtiges Anliegen Tolstojs geht.
Den wenigen Geschichtsbüchern, die ich zur Hand habe, entnehme ich, dass man die russische Geschichte im 19. Jahrhundert grob in eine „Reaktionsperiode“ (1815 – 1855) und eine sog. „Reform-Ära“ (1856 – 1874) einteilen kann. Markanter geschichtlicher Wendepunkt ist der Krimkrieg (1853 – 1856), bei dem es im Kern um die Frage der Vorherrschaft im Schwarzen Meer sowie die Kontrolle über den (am Bosporus gelegenen) Zugang zum Mittelmeer gegangen ist. Nachdem es den russischen Streitkräften nicht gelungen war, die französischen und englischen Invasoren von der Krim zu vertreiben, war Russland gezwungen, im Frieden von Paris demütigende Bedingungen zu akzeptieren (u.a. Verbot, Kriegsschiffe im Schwarzen Meer oder Stützpunkte an seinen Küsten zu unterhalten).
Die Niederlage hat weitreichende politische und gesellschaftliche Auswirkungen. Die russische Führung (Zar Alexander II, 1855 – 1881) betrachtet den eigenen Staat (Verwaltung, Armee, Bildungswesen, Wirtschaft) als rückständig und bringt umfassende Reformen auf den Weg. Kern des "Maßnahmepakets" ist die Aufhebung der Leibeigenschaft im Jahr 1861 (betroffen sind etwa 40 Millionen Bauern!). Aber auch die Förderung der Gymnasial- und Volksbildung und die Einführung der Selbstverwaltung („Semstwo“) für Gouvernements und Kreise zählen dazu. Trotz dieser Anstrengungen bleibt die erhoffte flächendeckende soziale Entspannung aber offenbar aus: der Bauernstand leidet nach wie vor unter unzureichender Landzuteilung und Verschuldung; die Bodenerträge gehen zurück ...
Es ist dieses setting, das den Hintergrund für Tolstojs Roman bildet. Die Handlung liegt mitten in der Reformphase der zweiten Jahrhunderthälfte und unter den Akteuren macht sich bereits eine gewisse Ernüchterung breit. Insbesondere Lewin hängt Tag und Nacht der Frage nach, warum moderne ausländische Methoden und Instrumente in Russland wirkungslos verpuffen. Nach seiner Einschätzung liegt der Hauptfehler darin, dem russischen Volk Verfahren und Methoden überzustülpen zu wollen, die dessen Natur im Grunde fremd sind. Aber auch Lewins Ansatz, die Menschen so zu beschäftigen, wie es ihren "Gewohnheiten" am besten entspricht und sie mit dem System der Genossenschaft am Erfolg der Landwirtschaft zu interessieren, greift nicht durch: das Misstrauen, die Skepsis, die Beharrlichkeit und Schicksalsergebenheit der Bevölkerung führen dazu, dass im Grunde alles beim alten bleibt und keine noch so gut gemeinte Maßnahme Lewins zu einer wirklichen Verbesserung führt.
Tolstoj steht den vielfältigen ausländischen Reformansätzen seiner Zeit (Nationalökonomie, Sozialismus, Genossenschaftswesen etc.) insgesamt wohl eher skeptisch gegenüber. Ich glaube fast, man kann dem dritten Teil die Aussage entnehmen, dass das russische Volk der Antwort auf die Frage, worauf es im Leben wirklich ankommt, schon relativ nah ist (siehe die Schilderung der Heuernte im 4. Kapitel sowie Lewins Beobachtungen des Landlebens im 12. und 25. Kapitel) und dass es hier keines weiteren Systemwechsels bedarf.
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Danke John Dowland für die Erläuterung des geschichtlichen Kontextes. Sehr interessant.
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Gern geschehen. Es fällt schon auf, wie sehr das Handeln und Denken der Romanfiguren vom Zeitgeist geprägt wird: die Sprösslinge der feinen Gesellschaft lernen Französisch, der Reiteroffizier hält sich einen englischen Jockey, man vertreibt sich die Langeweile beim Krocketspiel, die Fürstinnen tragen Namen wie „Kitty“ oder „Dolly“...
Mit Tolstojs Einstellung zur Bildung hadere ich noch etwas. Ich glaube auch, dass er – wenigstens bislang - ein paar unangenehme Nebenfolgen der rückständigen Bodenbewirtschaftung unter den Tisch fallen lässt – es würde mich wundern, wenn die ausbleibenden Erträge nicht zu Hungersnöten geführt haben. Selbst der Medizin steht Tolstoj skeptisch gegenüber ... Seine Kritik scheint sich zwar im Kern auf eine Bildung zu beziehen, die irgendwie abstrakt bleibt, und praktisch nicht verwertbar ist (s. z.B. im 28. Kapitel „Warum in aller Welt interessiert ihn die Teilung Polens?“ ...) Deshalb versucht Lewin auch überall – zumeist vergebens - , den praktischen Nutzwert einer Theorie zu ergründen. Es ist aber nun jedweder Forschung immanent, dass man möglicherweise lange Zeit nicht richtig versteht, wozu eine "Entdeckung" eigentlich gut ist ... Mal schauen, wie´s hier weitergeht.
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Wiederaufnahme der LR ab 5.12.2011
Anna ist hin- und hergerissen. Sie entschließt sich zu verreisen, ihren Sohn mitzunehmen und nicht auf die Entscheidung ihres Mannes zu warten. Ihr Sohn scheint ihr auch fremd, dem Vater ähnlich, aber er ist ihr Sohn, und sie liebt ihn. Soll sie die Bedingungen von Alexej Alexandrowitschs annehmen und in ihrer scheinbar heilen Welt bleiben? Wronskij dafür nie wieder sehen?
Das Ganze mit ihrem Liebhaber zu besprechen, gestaltet sich schwierig, denn der ist erstmal in seinem Zimmer im Regiment und macht Kassensturz. Ist schon interessant, wofür er Geld ausgibt, woher es kommt, wer bezahlt wird und wer nicht...Eine Frau und ein Kind zu ernähren, kann er sich jedenfalls so nicht leisten. Seine Ansichten sind schon sehr oberflächlich, was meine Meinung über ihn festigt. Mag man von Annas Ehemann halten, was man will, aber oberflächlich ist er auf keinen Fall!Alexej Alexandrowitsch lässt keinen Zweifel daran, wie er sich das künftige Eheleben vorstellt. Er ist bereit, Anna ein Leben in Stille an seiner Seite führen zu lassen, solange sie sich diskret verhält. Ich mag ihn nicht sonderlich, aber immerhin zeigt er Konsequenz und positioniert sich eindeutig.
Lewin macht sich viele Gedanken. Er kommt mir vor wie vom Sturm hin und her getrieben. Was er, glaube ich, dringend braucht, ist eine Frau!
Ein abwechslungsreicher Abschnitt!
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Die Gedanken und Gespräche von Lewin waren mir in diesem Abschnitt doch etwas zu ausführlich, interessant schon, aber ein bisschen weniger hätte es auch getan.
Ich glaube auch, der Gute braucht dringend eine Frau!Wronskij wird mir in diesem Abschnitt immer unsympathischer, er scheint wirklich völlig oberflächlich zu sein, ich glaube nicht, dass er überhaupt dazu in der Lage ist, eine dauerhafte beziehung mit Anna zu führen, selbst wenn er finanziell auch nur halbwegs in der Lage wäre ein familie über die Runden zu bringen.
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Ich schließe mich euch, Clare und Zwergin, euren Eindrücken über diesen Abschnitt an.
Ich fand Annas gedankliche Auseinandersetzung mit ihrer Situation sehr beklemmend. Man konnte beim Lesen förmlich spüren, wie ein Teil von ihr zerbrochen ist. Tolstoi beschreibt ihre Gefühle dort sehr bildhaft, finde ich.
Ihr Mann weicht in seiner Ansicht und seiner Absicht keinen Schritt zurück. Zumindest ist er konsequent, was man von Wronskij nicht behaupten kann. Er ist ja nahezu erleichtert, daß Annas Mann sie nicht verstößt und er keine Verantwortung übernehmen muß.
Lewins Gedanken über seine Arbeit, die Wirtschaftlichkeit seiner Landwirtschaft sind etwas wirr beschrieben, bis er einen Entschluß faßt. Ich glaube auch, daß er eine Frau braucht, bzw. sich nur so sehr in die Arbeit stürzt, weil er Kity nicht vergessen kann.
Ich freue mich nun auf den 4. Abschnitt.
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So, endlich komm ich mal wieder voran, auch wenn dieser Abschnitt mir nicht so gut gefallen hat. Lewins Ausführungen über die Wirtschaft und seine Theorien waren für mich eher anstrengend zu lesen und ich musste ein paar Absätze zweimal lesen, um zu mindest ansatzweise zu verstehen, was er da erzählt
ZitatOriginal von Clare
Alexej Alexandrowitsch lässt keinen Zweifel daran, wie er sich das künftige Eheleben vorstellt. Er ist bereit, Anna ein Leben in Stille an seiner Seite führen zu lassen, solange sie sich diskret verhält. Ich mag ihn nicht sonderlich, aber immerhin zeigt er Konsequenz und positioniert sich eindeutig.Das find ich auch - Alexej ist das Opfer dieser Geschichte, auch wenn er mir nicht sympathisch ist, rechne ich es ihm hoch an, dass er so konsequent bleibt und seine Situation lange durch denkt, bevor er eine Entscheidung trifft. Dabei hatte ich allerdings ein paar mal den Eindruck, dass er von Anfang wusste, dass ihm nicht viele Möglichkeiten bleiben, er aber vor sich selbst nicht zugeben wollte, dass er z.B. für ein Duell zu feige ist.
ZitatOriginal von Zwergin
Wronskij wird mir in diesem Abschnitt immer unsympathischer, er scheint wirklich völlig oberflächlich zu sein, ich glaube nicht, dass er überhaupt dazu in der Lage ist, eine dauerhafte beziehung mit Anna zu führen, selbst wenn er finanziell auch nur halbwegs in der Lage wäre ein familie über die Runden zu bringen.Das kann ich nur unterschreiben, Wronski verliert immer mehr an Sympathie, ebenso wie Anna. Die beiden scheinen nicht zu wissen, was für ein Opfer zumindest Anna gebracht hat, auch wenn es für beide scheint als wäre es die große Liebe - den Eindruck habe ich als Leser nicht.
Sehen wir mal, wie es weitergeht - ich hoffe, Lewin begegnet jetzt endlich mal wieder Kitty
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Dies war für mich der erste Abschnitt, der sich etwas in die Länge gezogen hat. Das lag vielleicht auch daran, daß Lewin mit seinem ewigen Gejammere beginnt, meine Sympathie zu verlieren. Einmal liebt er seine Bauern über alles, nur um kurz darauf wieder nur das Schlechte in ihnen zu sehen. Nun ist es der bevorstehende Tod ( ob jetzt oder in 30 Jahren ), der ihn nahezu in eine Depression stürzt. Wo ist denn sein Glaube an die wesentlichen und schönen Dinge des Lebens geblieben ? Er ist wie ein Fähnchen im Wind, das alle paar Minuten seine Richtung wechselt.
ZitatOriginal von Clare
denn der ist erstmal in seinem Zimmer im Regiment und macht Kassensturz. Ist schon interessant, wofür er Geld ausgibt, woher es kommt, wer bezahlt wird und wer nicht...Eine Frau und ein Kind zu ernähren, kann er sich jedenfalls so nicht leisten. Seine Ansichten sind schon sehr oberflächlich, was meine Meinung über ihn festigt. Mag man von Annas Ehemann halten, was man will, aber oberflächlich ist er auf keinen Fall!
Nicht nur Wronski verhält sich oberflächlich. Auf S. 443 meiner Ausgabe heißt es: " Sie fühlte, daß ihr die Stellung, die sie in der Welt einnahm und an die sie am Morgen mit solcher Geringschätzung gedacht hatte, daß ihr diese Stellung in Wirklichkeit teuer war und daß sie nicht die Kraft aufbringen würde, sie gegen die Stellung einer geächteten Frau einzutauschen, die ihren Mann und ihren Sohn verlassen und sich mit ihrem Geliebten verbunden hat; ..." Sowohl Anna als auch Wronski befallen Zweifel. Nur Karenin bleibt sich und seiner Einstellung treu. Ich bin gespannt, zu welchem Schritt sich die beiden entscheiden werden. -
Zitat
Original von -Christine-
Nicht nur Wronski verhält sich oberflächlich. Auf S. 443 meiner Ausgabe heißt es: " Sie fühlte, daß ihr die Stellung, die sie in der Welt einnahm und an die sie am Morgen mit solcher Geringschätzung gedacht hatte, daß ihr diese Stellung in Wirklichkeit teuer war und daß sie nicht die Kraft aufbringen würde, sie gegen die Stellung einer geächteten Frau einzutauschen"Ich glaube nicht, dass man Anna als oberflaechlich bezeichnen sollte, nur weil sie an ihrer gesellschaftlichen Stellung haengt. Wir koennen es uns wohl heute nur noch schwer vorstellen, was es bedeutet - vor allem fuer eine Frau - eine bestimmte Stellung in der Gesellschaft zu verlieren. Da geht es doch um viel mehr als nur um schoene Kleider. Auch was das geächtet sein betrifft, wird in den kommenden Kapiteln auch noch sehr deutlich.
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Vielleicht ist oberflächlich das falsche Wort. Aber ich wollte vor allem verdeutlichen, daß nicht nur Wronski aus finanziellen Gründen darüber nachdenkt, einen Rückzieher zu machen. Ich weiß, Wronski ist nicht der größte Sympathieträger hier, aber nicht er allein ist "Schuld" an dieser ganzen Angelegenheit.
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Zitat
Original von Beatrix
Ich glaube nicht, dass man Anna als oberflaechlich bezeichnen sollte, nur weil sie an ihrer gesellschaftlichen Stellung haengt. Wir koennen es uns wohl heute nur noch schwer vorstellen, was es bedeutet - vor allem fuer eine Frau - eine bestimmte Stellung in der Gesellschaft zu verlieren. Da geht es doch um viel mehr als nur um schoene Kleider. Auch was das geächtet sein betrifft, wird in den kommenden Kapiteln auch noch sehr deutlich.
Sehe ich auch so. Was hatte Anna vor Wronski denn außer ihrem Sohn und ihrer Stellung? Und beides droht sie zu verlieren, wenn sie Karenin verlässt.
Karenin verstehe ich im übrigen auch. Er war wohl nicht der liebenswürdigste Gatte, aber Anna hat ihn nunmal betrogen und das einzige, was er tun kann, um seinen Ruf zu wahren und sich an Anna zu rächen (was ich aus seiner Warte aus - denn er meint ja, er wäre ein toller Gatte - auch irgendwie verstehen kann), ist es, die ganze Affäre zu verleugnen und so zu tun, was wäre alles wie immer - zumindest nach außen.Wenn man hier von Schuld spricht, also Schuld an dieser Affäre, würde ich sagen, sind alle drei - Wronksi, Anna und ihr Mann - darin verwickelt. Alle haben dazu beigetragen, Karenin ebenso, meines Erachtens, wenn auch nicht aktiv, sondern im höchsten grade passiv.
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Dieser Abschnitt war doch sehr langatmig. Lewin, seine Bauern und seine Reformen. Demzufolge liegt es ja doch nicht nur am Verwalter, so wie es am Anfang des Buches den Anschein hatte, das das mit dem Gut nicht so recht klappen will.
Sehr witzig fand ich den Jagdausflug von Lewin und das Gespräch dort, wie er krampfhaft versucht nicht der anwesenden Dame in den Ausschnitt zu schauen und doch daran nicht vorbeikommt und rot wird.Wronski macht Kassensturz und ist sozusagen Pleite. Er wird mir durch sein ganzes Verhalten immer unsympathischer.
Anna befindet sich in einer schrecklichen Lage, in die sie sich aber auch selbst hineinmanövriert hat. Und irgendwie scheint es zwischen Anna und Wronski auch zu kriseln. Irgendwie hat es den Anschein, als wenn Wronski mit der augenblicklichen Situation doch sehr zufrieden ist, während Anna mehr und mehr zerbricht.