Hier kann zu Teil 4, Kapitel 13 - 23 geschrieben werden.
'Anna Karenina' - Teil 4, Kap. 13 - 23
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Schön das sie sich Kitty und Lewin endlich kriegen, aber ich verstehe weder Anna noch Alexej und das ein Offizier einen so schwachen Selbstmordversuch hinlegt, dass er noch überlebt...
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Kitty und Lewin - na endlich!! Aber mal ehrlich, diese Kreidebuchstaben sind doch wohl mehr metaphorisch gemeint oder sollen die beiden wirklich diese Endlossätze nur anhand der Anfangsbuchstaben erkannt haben?!
Anna im Fieberwahn - sind das echte Gefühle gegenüber ihrem Mann, die hier zum Vorschein kommen oder ist es nur das schlechte Gewissen im Angesicht des Todes? Ich würde fast glauben, letzteres, und vielleicht bereut sie die vertanen Chancen, die sie mit ihrem Mann vielleicht gehabt hätte. Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass sie vor allem mit Selbstmitleid zu kämpfen hat.
Hut ab vor Alexej, der sich sogar um das Kind seiner Frau und deren Geliebten sorgt. Ausgerechnet er ruft einen Arzt. Respekt!
Wronskijs fehlgeschlagener Selbstmordversuch kommt mir auch etwas komisch vor. Revolver an die linke Brust, abgedrückt und überlebt. Naja, wenn er seinem Leben wirklich ein Ende hätte setzen wollen, hätte er den Revolver wohl woanders hin gerichtet. So wirkt es halbherzig. Oder unfähig.
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Kitty und Lewin, man von diesen VErliebten nur zu lesen macht schon Spaß - die Antwort Lewins auf den Hochzeitstermin war auch herrlich, und dass er nicht wusste was Ausstauer ist ...
Das wird noch lustig.Anna, die Frau versteh' ich einfach nicht. ERst geht es ihr nur um die Nähe ihres Sohnes, die sie nicht verlieren will, dann empfindet sie im Fieberwahn doch etwas für ihren Mann und schließlich haut sie ohne Kind aber mit Geliebtem ab. (Hat sie eigentlich die kleine Anna mitgenommen?)
Alexej Alexandrowitsch ist einfach rührend und versucht mit seinen Mitteln die Situation zu kitten - wenn Wronski doch nicht so schlechter Schütze gewesen wäre, oder wenigstens nach dem ersten Schuss die Pistole an der richtigen Stelle gesucht hätte. Mehr Glück als VErstandSerjosha tut mir leid - von der geliebten Mutter verlassen und nun bei einem Vater den er nicht kennt und der augenscheinlich seine GEführle nicht öffentlich zeigen kann.
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Hier hat sich ja viel ereignet. Anna wäre wirklich bei der Geburt fast drauf gegangen (... fast muss man sich ein "Schade" verkneifen *hüstel*) und hat im Fieberwahn einen lichten Moment in dem sie sich vernünftiger verhält als im Normalzustand. Sie bittet Karenin um Verzeihung und erzählt von einer anderen die in letzter Zeit in ihr lebte und die ihn hasst (könnte man an Anna vielleicht Schizophrenie diagnostizieren?). Völlig gerührt ergibt sich Karenin das erste mal seinen Gefühlen, verzeiht seiner Frau und Wronskij und weint.
Dadurch fühlt sich Wronskij, der sich bisher in der Rolle des schneidigen jungen Liebhabers sah und den Ehemann für einen Trottel hielt, gedemütigt und herabgesetzt. Er merkt, dass Karenin in einer ganz anderen Klasse spielt als er und sieht seine eigene egoistische Schlechtigkeit. Außerdem glaubt er, dass Anna sich nun für einen Leben mit ihrem Mann entschieden hat und und TADA plötzlich loderte die erkaltete Liebe wieder hoch auf, wer hätte das nun gedacht. Natürlich ist eine Frau, die einen zweiten "Verehrer" hat, gleich viel interessanter. Und vor lauter seelischer Qual und unterbewusstem Gerichtigkeitssinn will Wronskij sich mal eben erschiessen. Aber selbst dazu ist er zu dusselig. Immerhin hatte er erst noch so viel Taktgefühl sich komplett zurückziehen zu wollen und stimmt einer Versetzung zu.
Doch Anna nimmt ihre alte Niedertracht wieder auf je gesünder sie wird. Merkwürdigerweise will jetzt jeder, dass Karenin sich von Anna scheiden lässt. Selbst die, die vorher dagegen waren. Und das um Annas Willen. Kein Wunder, dass Karenin das nicht mehr blickt, ein geistig gesunder Mensch kann da auch nur noch den Kopf schütteln. Und als er endlich wieder einwilligt lehnt Anna ab und brennt mit Wronskij durch. Für mich gehört die Frau in die Geschlossene.
ZitatOriginal von Kytha
und schließlich haut sie ohne Kind aber mit Geliebtem ab. (Hat sie eigentlich die kleine Anna mitgenommen?)
DAS hab ich mich auch gefragt. Die kleine Anna hat es wirklich nicht leicht als Neugeborenes unter diesen Umständen. Die Mutter und der biologische Vater scheinen sich nicht im Geringsten um das Kind zu scheren, nur Karenin gewinnt sie lieb.Lewin und Kitty kommen endlich zusammen. Ich denke das mit den Buchstaben ist nur ein Stilmittel. Zuerst hieß es ja, sie verstehen sich allein durch Blicke und Gesten und müssen gar nicht viel sagen. Aber manche Sachen muss man eben doch aussprechen und das wird einfach in der kürzest-möglichen Form gemacht. Dem Leser wird so gezeigt, dass die beiden einander wirklich tief in den Gedanken und der Seele verstehen. Also das genaue Gegenstück zu Anna und Wronskij.
Ich glaube, dass Lewin und Kitty wirklich als eine Art Spiegel-Paar zu Anna und Wronskij konstruiert sind. Als es Lewin am Anfang schlecht ging wegen dem abgelehnten Heiratsantrag und Kitty wegen der Schmach durch Wronskij, waren dieser und Anna noch im 7. Himmel der frisch Verliebten. Nun, wo die beiden ständig nur an Tod und Selbstmord denken und ihre Beziehung ziemlich kaputt ist geht es wiederum Kitty und Lewin so gut wie nie. Endlich heiraten sie und sind glücklich.
Der Glückszustand Lewins zaubert beim Lesen schon ein Lächeln auf die Lippen. Der sieht vor Glück gar nichts anderes mehr. Jeder, selbst Menschen die er vorher nicht mochte, sind plötzlich lieb, nett, reizend und prächtig. Natürlich wissen auch alle von seinem großen Glück und sind deshalb so freundlich. Schön waren auch die Szenen der Hochzeitsvorbereitungen. Die eine sagt, sie brauchen Konfekt, Lewin rennt, man braucht Blumen, Lewin rennt, Geld muss besorgt werden, jawohl, Lewin ist schon unterwegs. Er überschlägt sich fast um alles richtig zu machen und dabei ist ihm der ganze Zinober außenrum doch reichlich egal.
Noch eine Anmerkung zu meiner Diogenes-Ausgabe. Ich stelle immer häufiger fest, dass die Punkte der Umlaute fehlen. Auf S. 689 wars besonders schlimm:
"... blatterte dabei immer noch ..."
"... Deckengewolbe erfullend ..."
" ... melodisch und volltonend ..." -
Anna habe ich dann auch Schizophrenie oder multiple Persönlichkeitsspaltung (ich werd den Unterschied nie begreifen :rolleyes) in dem Abschnitt unterstellt.
Das sich Lewin und Kitty nun endlich kriegen find ich schön. Wurde auch mal Zeit. Allerdings weiß ich nicht ob mir Lewin nicht zu langweilig wäre wenn ich Kitty wäre und wüßte das er es bei meinen Vorschwestern schon versucht hat Aber prinzipiell freu ich mich für die zwei.
@Paradise: Du schreibst immer so brav viel das mir dann im nachhinein gar nicht mehr soviel noch einfällt da hinzuzufügen
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Zitat
Original von Skvisa
Anna habe ich dann auch Schizophrenie oder multiple Persönlichkeitsspaltung (ich werd den Unterschied nie begreifen :rolleyes) in dem Abschnitt unterstellt.
Das sind zwei völlig unterschiedliche psychische Störungen (wobei bei der letztgenannten heftig umstritten ist, ob sie überhaupt existiert...) mit unterschiedlichen Symptomen.Laut ICD-10, dem Standard-Klassifikationssystem der WHO, wird eine Schizophrenie dann diagnostiziert, wenn eine Mindestanzahl der folgenden Symptome beobachtet wird (ich nenne jetzt nur mal einige aus jeder Symptomgruppe und nicht alle):
- Gedankenlautwerden, Gedankeneingebung /-entzug, Gedankenausbreitung
- Kontrollwahn, Wahnwahrnehmungen,...
- Stimmen, die aus einem Körperteil kommen
- anhaltender Wahn (z.B. eine bestimmte Persönlichkeit zu sein oder übermenschliche Fähigkeiten zu besitzen)
- anhaltende Halluzinationen
- Gedankenabreißen, Einschiebungen in den Gedankenfluss
- auffällige Apathie, unangemessene Emotionen, sozialer RückzugBei der multiplen Persönlichkeitsstörung, von der selbst die WHO sagt, dass sie kontrovers diskutiert wird, sind offensichtlich zwei oder mehr Persönlichkeiten bei einem Individuum vorhanden. Zu einem bestimmten Zeitpunkt ist jeweils nur eine sichtbar und jede Persönlichkeit hat ihre eigenen Erinnerungen, Vorlieben und Verhaltensweisen.
In Anlehnung an diese Diagnose-Richtlinien würde ich bei Anna keine dieser Störungen diagnostizieren
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Paradise Lost : War auch gar kein Vorwurf - ich finde es ja sehr interessant was du dazu schreibst und nicke halt brav beim lesen mit weil ich dies und jenes auch finde Und dann sitz ich hier und frag mich was ich schreiben soll, denn ... es steht ja schon alles da!
milla : Ich weiß das es Unterschiede gibt aber ich werds mir nie merken. Was ich nicht wusste ist, das die WHO über die multiple Persönlichkeitsstörung diskutiert. Man lernt nie aus Generell finde ich ja die Symptome für diese und jene Krankheit eh bisschen diskussionsverdächtig - welcher Mensch der eine Krankheit hat zeigt schon tatsächlich diese und jene Symptome oder am besten alle auf einmal damit man auch ja richtig den Menschen einzuordnen hat Aber ich weich vom Thema ab
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Zitat
Original von Skvisa
milla : Ich weiß das es Unterschiede gibt aber ich werds mir nie merken. Was ich nicht wusste ist, das die WHO über die multiple Persönlichkeitsstörung diskutiert. Man lernt nie aus Generell finde ich ja die Symptome für diese und jene Krankheit eh bisschen diskussionsverdächtig - welcher Mensch der eine Krankheit hat zeigt schon tatsächlich diese und jene Symptome oder am besten alle auf einmal damit man auch ja richtig den Menschen einzuordnen hat Aber ich weich vom Thema ab
Auch wenn es vom Thema abweicht, vielleicht noch eine Anmerkung, dann bin ich ja schon still *g*:Inwiefern die WHO selbst darüber konkret diskutiert weiß ich nicht, aber es gibt zumindest verschiedene Standpunkte "in der Szene".
Bzgl. der Symptome: Genau das ist der Grund, warum in den Diagnoserichtlinien auch immer drin steht: "Mindestens soundsoviele" der genannten Symptome über einen bestimmten Zeitraum.... Grundsätzlich lässt sich aber natürlich über die Sinnhaftigkeit von solchen Klassifikationen streiten. Ich persönlich finde sie nicht schlecht, aber auch nicht allumfassend.
Ok. Das waren jetzt 2 Anmerkungen. Mindestens.
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Gleich 2 OT-Punkte. Schäm dich
Nein, Spaß beiseite Ein bisschen blick ich schon durch psychische Krankheiten und dergleichen durch weil es mich mal interessiert hat aber man läßt sich leicht davon dann anstecken und wird selbst leicht gaga im Kopf
Ich hab mir mal auch den Spaß gemacht und verschiedene Krankheiten rausgesucht. Wenn ich da nach Symptomen gehe bild ich mir ein jede zweite Krankheit selbst zu haben. Um mich abzusichern das ich nicht ein kompletter Hypochonder geworden bin hab ich andere gefragt wieviel sie davon ankreuzen könnte und da kam auch nichts anderes dabei raus. Daher find ich die Sinnhaftigkeit dessen (abgesehen davon das es was von "in eine Schublade reinstecken" hat) eher fragwürdig, aber ohne diese geht es auch nicht, das ist mir schon klar. Ich glaub wir sind da eh einer Meinung.
So und nun pst - das wird ja hier total ot
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In der zweiten Hälfte des vierten Teils geht in allen Personen eine Wandlung vor sich: Anna, die Ehebrecherin, schickt ein Telegramm an ihren verhassten Ehemann, um diesen um Verzeihung zu bitten; Alexej entwickelt die Größe, seiner Frau mitsamt deren Liebhaber zu vergeben; und Wronskij, der Draufgänger, wird so gedemütigt, dass ihn nichts mehr am Leben hält... Beim Lesen hab ich mich gefragt, ob hier nicht etwas zu dick aufgetragen wird. Keiner der Beteiligten handelt so, wie ich es nach dem bisherigen Verlauf der Geschichte erwartet hätte.
Bei manchen ist dieser Sinneswandel ist allerdings nur von kurzer Dauer. Kaum ist sie auf dem Weg der Genesung, löst der bloße Gedanke an eine lebenslange Zweisamkeit mit Alexej bei Anna die gewohnten krisenhaften Zustände aus. Und Alexej ist nicht zu beneiden: die verschiedenen Aspekte dieser verfahrenen Situation unter einen Hut zu bekommen (Religion, Gesellschaft, Recht, Moral und nicht zu letzt die eigenen Gefühle) stellt ein Ding der Unmöglichkeit dar.
Von seinem Petersburger Rechtsanwalt hat Alexej erfahren, dass eine Ehescheidung hier nur wegen Ehebruchs in Betracht kommt. Offenbar spielt dabei der Gesichtspunkt eine Rolle, wer den Ehebruch im jeweiligen Fall verschuldet hat. Als „üblichsten, einfachsten und vernünftigsten“ Weg hatte der Anwalt Ehebruch „aufgrund beiderseitiger Übereinkunft“ empfohlen. Für eine „Überführung“ des schuldigen Teils seinen handfeste Beweise vonnöten, Liebesbriefe zählen nicht, Vaterschaftstests waren noch nicht erfunden.
Alexej ist jetzt offenbar gezwungen, zwischen zwei ähnlich schlechten Alternativen zu wählen:
• Er könnte Anna des Ehebruchs überführen. Das hieße aber, sie der gesellschaftlichen Ächtung preiszugeben; dann hätten jedenfalls die Kinder unter dieser Situation zu leiden. Dieselbe Situation würde wohl entstehen, wenn Anna sich an ihrem Ehebruch mit Wronskji für schuldig erklären würde.
• Er könnte sich selbst für schuldig bekennen. Das hieße, einen Ehebruch zu fingieren. In diesem Fall wäre Anna fein raus und könnte sich ganz ihrem neuen Lebensabschnittsgefährten widmen. Alexej wiederum säße in der Patsche, weil er einen so etwas wie einen Meineid geleistet und einen religiös-moralischen Verhaltenskodex gebrochen hätte.Am liebsten würde Alexej wohl so weitermachen wie bisher - und dabei hoffen, dass sich das Problem Wronskij durch Zeitablauf erledigt. Nur: da spielt Anna nicht mit.
Lewin begeht einen großen Fehler, als er Kitty seine „Unreinheit“ (damit sind wohl voreheliche Eroberungen gemeint?) gesteht. Man darf gespannt sein, wie oft dieser unverbesserliche Idealist noch auf dem Boden der Realität aufschlagen wird.
Dass sich Anna in einer Art psychischem Ausnahmezustand befindet, liegt auf der Hand: schließlich glaubt sie ja - und wünscht sich wohl auch -, dass ihre irdischen Tage gezählt sind. Im nachhinein könnte man fast versucht sein zu glauben, dass die Versöhnungsszene weniger mit Alexej und viel mehr mit Wronskij zu tun hat. Die beiden, die sich nichts sehnlicher als den Tod gewünscht haben, sind jetzt aber doch zum Weitermachen verurteilt worden. Mal schauen, was daraus wird.
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Wiederaufnahme der LR ab 5.12.2011
Durch diesen Abschnitt bin ich regelrecht geflogen. Es geschieht so viel!
Lewin verlobt sich endlich mit Kitty. Allein die Szene, in der sie sich in Form von Buchstabenraten beieinander entschuldigen und einander ihre Liebe gestehen, ist - welches Wort passt am besten - entzückend
Ein bisschen ist Lewin wahrscheinlich sogar überfordert. Schnell verloben und schnell heiraten kommt für eine Tochter aus hohem Hause dann doch nicht in Frage.
Ich habe nicht mehr so recht präsent, wie es mit den Beiden weiter geht. Immerhin habe ich das Buch vor 20 Jahren gelesen ( :wow) Schön, denn so kann ich gespannt sein.Dass Anna nach ihrem Mann ruft, zeigt wie nah sie dem Tod gewesen sein muss. Sicher wollte sie ihren Frieden mit ihm machen. In diesem Abschnitt beginne ich Mitleid mit Alexej Alexandrowitsch zu haben. Er zeigt Gefühle, wahre Gefühle, die er sonst nie zugelassen hat, zeigt Menschlichkeit. In dieser Dreiecksgeschichte zwischen Anna, Wronskij und ihm ist es in diesem Abschnitt Karenin, dem ich mich am nächsten fühle. Ob das so bleiben wird, kann ich nicht sagen, aber ich habe Mitleid mit ihm. Er ringt so lange mit dem Scheidungsgedanken. Ob er Anna mit seinem letzten Wort einen Gefallen getan hat und erst recht sich selbst, wird sich noch zeigen müssen.
Bemerkenswert finde ich auch, dass Karenin Annas kleine Tochter Anna ehrlich zu lieben scheint. Er sorgt sich mehr um das Baby als die eigenen Mutter, die so tief in Verzweiflung versunken ist, dass sie sich nicht mal richtig um sich selber kümmern kann.Ich werde gleich mal weiter lesen. Anna und Wronskij sind nach Italien gefahren. In die Scheidung willigt Anna nicht ein. Wie stellt sie sich das weitere Leben nur vor? Wahrscheinlich gar nicht.
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Zitat
Original von Clare
Wiederaufnahme der LR ab 5.12.2011Durch diesen Abschnitt bin ich regelrecht geflogen. Es geschieht so viel!
Mir ging es genauso. Ich haben diesen Abschnitt heute Nachmittag in einem Rutsch gelesen. Ich hatte ein bißchen Zeit für mich und das war bei diesem miesen Wetter genau das Richtige.
Ich finde die Szene mit dem Buchstabenraten wunderschön! Ich habe mich für beide richtig gefreut.
Ich habe laut lachen müssen, als Lewin frühmorgens schon zweimal zu ihren Eltern gefahren ist und wieder ins Hotel zurückkehren mußte, weil er einfach zu früh dort war. Die Beschreibung mit welch klaren Blick er die Einzelheiten sieht, was um ihn herum geschieht, weil er nun einmal so schrecklich verliebt und glücklich ist, ist wunderbar.
Sehr berührt hat mich die Szene mit Kitys Vater. Ich kann nicht genau sagen warum, aber ich mußte mir ein Tränchen abwischen.
Der Teil dieses Abschnitts, der sich um Anna dreht, finde ich eher merkwürdig, vor allem sie selbst.
Zuerst steigert sie sich in die Todesangst, vielleicht sogar -sehnsucht hinein, und zwar so sehr, daß sie ihren Mann an ihr Bett bestellt, Wronskij demütigt und Karenin um Verzeihung bittet. Als sie dann das Kindbettfieber überstanden hat, will sie wieder genau das Gegenteil. Dann bringt sie ihren Bruder dazu mit Karenin zu reden, mit dem Ergebnis, daß dieser nun für das Ehescheidungsverfahren alle Schuld auf sich nehmen will, nur um Anna vor der gesellschaftlichen Schmach zu schützen.
Und am Ende läßt sie ihren angeblich so geliebten Sohn bei ihrem Mann und fährt gemeinsam mit Wronskij zusammen nach Italien.
Ich glaube hier wird deutlich, daß sie psychisch nicht ganz auf der Höhe ist.Hier hat mich die Stelle, in der Karenin sich selbst eingesteht, daß er seinen Sohn bis jetzt nicht so geliebt hat, wie es ein Vater sollte und daß er Annas Tochter liebt, sehr berührt. Mir tut er leid.
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Diesen Abschnitt hatte ich auch sehr schnell durch.
Lewin und Kitty haben doch noch zu einander gefunden, schön Die Szene mit dem Buchstabenraten fand ich auch toll. Schön, dass die beiden sich direkt so gut verstehen und wissen, was der andere sagen will.
Tolstoi hat es in diesem Abschnitt wieder geschafft, dass ich meine Meinung über eine Figur ändern musste. Alexej Alexandrowitsch war immer bisher total unsympathisch, aber in diesem Abschnitt habe ich auch richtig Mitleid mit ihm. Er hat seiner kranken Frau verziehen, die ganze Situation scheint ihn ungemein zu quälen und er sucht nach einer für alle akzeptablen Lösung, allerdings kann ich mir nicht vorstellen, wie ihm das gelingen soll.
Dass Anna und Wronskij nach Italien gehen und Anna sich nicht scheiden lassen will ist aber bestimmt nicht fie richtige Lösung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Beziehung der beiden im Alttag lange gutgeht. -
Zitat
Original von Zwergin
...Die Szene mit dem Buchstabenraten fand ich auch toll. Schön, dass die beiden sich direkt so gut verstehen und wissen, was der andere sagen will.Auch auf die Gefahr hin, dass ich gleich geschlagen werden: ich fand die Buchstabenszene, wie ich geschrieben habe, "entzückend", und das war durchaus ironisch von mir gemeint, denn ich finde diese ihnen zugeschriebene, absolute Kompatibilität reichlich übertrieben. Aus diesen Aneinanderreihungen von Buchstaben kann man gar nicht die richtigen Sätze herauslesen, schon gar nicht solche langen.Ich mag Lewin und wünsche ihm nur das Beste, aber diese Buchstabengeschichte hätte man ihm und uns ersparen sollen.
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Nein, geschlagen wird hier niemand
Ja, die Buchstabenszene ist übertrieben, trotzdem finde ich, dass dadurch prima zum Ausdruck, dass sich hier zwei gefunden haben, die einfach zueinander passen. Mir hat die Szene gefallen.
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Zitat
Original von Zwergin
Nein, geschlagen wird hier niemandJa, die Buchstabenszene ist übertrieben, trotzdem finde ich, dass dadurch prima zum Ausdruck, dass sich hier zwei gefunden haben, die einfach zueinander passen. Mir hat die Szene gefallen.
Das sehe ich genauso.
Ich bin auch nicht so der "verbale Schlägertyp".
Ich muß gestehen, daß ich ab und an solche überzogenen Herzschmerzschnulz-Szenen einfach mag. Nicht immer, aber wenn sie gut geschrieben sind oder zur Geschichte passen (so wie hier) find ich einfach soooo schön.
Und dafür lass ich mich dann auch hier gerne verhauen. -
Der Abschnitt hat sich wirklich schnell lesen lassen, es ist auch verhältnismäßig viel passiert - im Gegensatz zu den letzten paar Abschnitten. So, womit fang ich an?
Lewin & Kitty - was gibt's da zu sagen, außer und und Mir geht's wie Saiya und Zwergin, klar ist die Buchstabenszene ein bisschen dick aufgetragen, aber ich finde es passt zu Lewins Gefühlüberschwang, zu seiner innigen Liebe und der frisch entflammten Leidenschaft der beiden. Ich fand das wirklich entzückend (ganz ohne Ironie )!
Ich bin so froh, dass es in Lewins Liebesleben endlich vorwärts geht, das wird bestimmt auch seinem restlichen Leben einen gehörigen Schub geben - genau das was er braucht.Wronski... was soll man da noch sagen. Ich fand es irgendwie süß, wie er ganz verzweifelt an Annas Krankenbett saß, aber das macht die restlichen Eindrücke nicht mehr wett. Plötzlich, als Anna kurz vorm sterben ist, wird ihm klar, dass er sie doch liebt und sie nicht verlieren will. Ein ganz Schlauer
Das er sich nicht wirklich umgebracht hat, lag meiner Meinung nach am fehlenden Willen - er wollte sich nicht wirklich umbringen, dachte aber, das würde von ihm erwartet (?) oder zumindest seine Schmach von ihm nehmen. Beim ersten Mal lesen kam es mir sogar so vor, als wäre der Schuß nur aus Versehen losgegangen.Zu Anna will ich gar nicht mehr viel schreiben, die nervt mich nur noch. Ja, sie war totkrank, sie ist verzweifelt, sie bittet ihren Mann um Verzeihung. Und dann - es geht ihr besser, sie rastet aus, wenn ihr Mann sie besucht, sie kann seine Anwesenheit nicht ertragen - die hat sie doch nicht alle
Alexej dagegen (also Mr. Karenin) tut mir sehr Leid, er ist eigentlich doch ein guter Mensch, der nichts für die Situation kann in der er gelandet ist und jetzt nicht mehr weiß, wie er da wieder raus kommt. Er handelt wirklich großmütig und zeigt sich als ein Mann mit gutem, edlem Herzen.
Ich bin echt erstaunt, dass ich das Buch so gern lesen - bis auf die frustrierende Dauer, warum komm ich nicht vorwärts? Immerhin ist die Hälfte schon geknackt - aber erstaunt bin ich, weil ich die Titelfigur so gar nicht leiden kann. Ab und zu regt sich ein Fünkchen Mitleid, aber das ist auch alles. Viel lieber lese ich die Abschnitte über Stepan, Lewin oder Kitty - inzwischen auch über Alexej Karenin. Nur Anna und Wronski sind mehr Pflichtpersonen, um die ich nicht rum komme.
Trotzdem freue ich mich immer aufs WeiterlesenUnd eins noch: Clare, du hattest vollkommen Recht, das Buch ist wirklich ein Winterbuch, ich kann es mir gar nicht vorstellen im Sommer einen Tolstoi zu lesen
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Zitat
Original von Mooney
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Und eins noch: Clare, du hattest vollkommen Recht, das Buch ist wirklich ein Winterbuch, ich kann es mir gar nicht vorstellen im Sommer einen Tolstoi zu lesen
Allerdings wäre ein bisschen Schnee draußen noch schöner, aber wenn ich das Buch so halte, dass ich das Fenster nicht sehen kann, dann glaube ich beim Lesen fast wirklich, dass wirklich Winterwetter herrscht.