Peter Handke: Die Angst des Tormanns beim Elfmeter

  • Hallo Zusammen,


    So, dieses Buch ist der Band 13 der SZ-Bibliothek und ichh abe ihn zuerst gelesen, weil es nicht so viele Seiten hat.
    Jetzt muss ich allerdings gestehen, ichhabe den Sinn dieses Buches nicht verstanden ! Was will es mir sagen ??
    Ich fand es nur langweilig und nervig und war froh als ich durch was !


    Vielleicht hat es ja jemandem besser gefallen und er kann es mir erklären ?

    liebe Grüsse melanie


    Wenn man Engeln die Flügel bricht, fliegen sie auf Besen weiter !
    :keks


    :lesend )

  • Hallo Melanie,


    Zitat

    Original von melanie
    So, dieses Buch ist der Band 13 der SZ-Bibliothek und ichh abe ihn zuerst gelesen, weil es nicht so viele Seiten hat.
    Jetzt muss ich allerdings gestehen, ichhabe den Sinn dieses Buches nicht verstanden ! Was will es mir sagen ??
    Ich fand es nur langweilig und nervig und war froh als ich durch was !


    Worum geht es denn überhaupt in dem Buch???

    "Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig."

    - Ernst Reinhold Hauschka

    Zitat

  • Hier mal die Info aus Kindlers Literaturlexikon:


    Erzählung von Peter Handke, erschienen 1970. – In seinem dritten längeren Prosatext (nach Die Hornissen, 1966, und Der Hausierer, 1967), der im Gegensatz zu den beiden früheren völlig ungegliedert ist und durchgehend die Perspektive des Helden, wenn auch in der dritten Person, beibehält, bedient sich Handke vordergründig des Kriminalromanschemas, während die Tiefenperspektive der Erzählung auf eine grundsätzliche Erkenntnisproblematik zielt.
    Der Monteur Josef Bloch, ein ehemals bekannter Fußballtorwart, verläßt eines Morgens in der Annahme, er sei entlassen, seine Arbeitsstelle, schlendert durch die Stadt, und wird dabei von allen Wahrnehmungen gestört.
    Die Irritationen machen ihn zu einem Reiter über den Bodensee, der auf eine reibungslos funktionierende Welt und die Reduktion menschlicher Beziehungen auf bloße Tauschakte zurückblickt. Bloch ist keineswegs »krank«, obgleich er alle Symptome eines Schizophrenen aufweist, er nimmt nur die Automatismen bewußt wahr, löst sie aus ihrer stummen Selbstverständlichkeit, um sie neu zu »montieren«, ohne ihnen doch selbst entgehen zu können; Handke nimmt seinen Helden, der ständig zu Interpretationen gezwungen ist, in Schutz vor den Interpreten: »Ohne daß er damit etwas ausdrücken wollte, senkte er den Kopf.«
    In diesem als scheinhaft empfundenen Dasein wird der Mord, den Bloch an einer Kinokassiererin verübt, zum einzigen Mittel, um »Ernst zu machen«: »Er hatte gleich so fest zugedrückt, daß sie gar nicht dazugekommen war, es noch als Spaß aufzufassen.«
    Scheinbar unmotiviert, eine Kurzschlußhandlung, ist dieser Mord als ein aggressiver Sexualakt nicht nur symbolische Handlung, sondern darüber hinaus eine Art »direkte Aktion«, die allein noch die eigene Identität in einem unendlichen System von Vermittlungen zu verbürgen scheint. Doch die anarchische Rebellion resultiert nicht nur aus einer als ausweglos reglementiert erfahrenen Welt, der Aufstand gegen alles »Eingelernte« verstärkt zugleich die Fremdbestimmung des Täters, macht diesen immer mehr zum Gefangenen der Ordnung, gegen die er sich auflehnt.
    Nachdem er in einen »südlichen Grenzort«, wo eine frühere Freundin eine Gastwirtschaft betreibt, gefahren ist und in der Zeitung die Bemühungen der Polizei verfolgt, ihm auf die Spur zu kommen, wirkt der Mord weiter als Katalysator für ein Geschehen, bei dem sich für Bloch »die Gegenstände, die er wahrnimmt . . . immer mehr versprachlichen und, indem die Bilder versprachlicht werden, auch zu Geboten und Verboten werden«, so der Autor selbst 1969 über seinen Text. Aus der Geschichte wird eine Detektivgeschichte, aus dem Täter ein Analytiker der eigenen Situation. Das Demonstrationsobjekt Bloch versucht, sich selbst auf die Schliche zu kommen. Wie für den Kriminalschriftsteller R. Chandler spielt für die Erzählstrategie Handkes nicht die Tat die entscheidende Rolle, sondern die Reaktion des Täters. Die autistische Haltung gegenüber der Außenwelt schärft die Wahrnehmung, indem sie diese verzerrt. Der Held, der »immer nur reagieren« kann, mausert sich endgültig zum Strukturalisten, dem alles zum Zeichen wird: »Und nicht nur, was geredet wurde, war eine Anspielung, sondern auch die Gegenstände ringsherum sollten ihm etwas andeuten. ›Als ob sie mir zuzwinkern und Zeichen geben‹, dachte Bloch.« »Aber Handkes Text enthält nicht nur Bedeutsamkeit, er thematisiert darüber hinaus das erkenntnistheoretische Problem der Bedeutsamkeit und stellt damit den ›Verweisungscharakter‹ von Gesprochenem und Wahrgenommenem, das heißt von Welt, fundamental in Frage« (P. Pütz).
    Folgerichtig bekommt die Nouveau-roman-Methode akribischer Detailbeschreibung die Realität nicht in den Griff. Signifikat und signifikant sind nicht identisch, und Bloch reagiert auf Verhältnisse, in denen ihm alles »vorformuliert« ist, mit seiner »verhaßten Wortspielkrankheit«, in der die Sprache sich verselbständigt. Für die Sehnsucht nach Unmittelbarkeit ist die Sprachneurose Blochs der Psychopathologie der Alltagssprache strukturell verwandt. In der von der Sprache verzauberten Welt ist jede Bewegung verräterisch; nur dem Tormann, der sich völlig ruhig verhält, schießt der Schütze den Ball in die Hände.
    U.E.-KLL
    Dr. Ulf Eisele/KLL

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT