'Anna Karenina' - Teil 6, Kap. 17 - 32

  • Das war das vermutlich langweiligste Kapitel im ganzen Buch, Jagdtszenen (sogar aus der Sicht eines Hundes) ohne Ende. Interessant fand ich es erst ab dem Zeitpunkt, als Dolly zu Anna reist.

  • Die Begegnung zwischen Dolly und Anna hat schon etwas Skurriles. Dolly, die ehemals Bemitleidenswerte wegen ihres untreuen Ehemanns und dazu verdammt als Frauchen die Kinder zu hüten kommt zu Anna, der leidenschaftlichen Ehebrecherin, die Normen und die Meinung der Gesellschaft hinter sich gelassen hat um mit dem Mann zu leben, den sie liebt - und es stellt sich heraus, dass Anna die weitaus unglücklichere ist und Dolly sich selbst und ihre Freundin und beider Lebenssituationen plötzlich anders wahrnimmt. Ein toller Abschnitt mit vielen Emotionen und Erkenntnissen!


    Wronskijs Appell an Dolly, mit Annas Mann zu sprechen hat mich positiv überrascht - er bemüht sich also doch noch, ihre Beziehung zueinander zu retten und sorgt sich um sie. Oder ist es alles nur Eigennutz? Kann ich im Moment nicht glauben.
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    Am Ende dieses Abschnitts sieht es wieder ganz anders aus - die Beziehung der beiden scheint doch schon verloren - sie verletzen sich gegenseitig mit Worten und Blicken - aus persönlichem Unglück/Unzufriedenheit heraus?


    Der arme Lewin - da ist er bei der Abstimmung ja ganz schön ins Fettnäpfchen getreten. Aber er passt auch nicht in diese Welt der Politik... Das System mit den Stimmkugeln und den einzelnen Kandidaten und Parteien habe ich allerdings nicht so ganz verstanden - kann das jemand adhoc erklären? :help

  • Eigentlich hatte ich das so verstanden, dass der Arzt ihr aus gesundheitlichen Gründen davon abgeraten hat, noch weitere Kinder zu bekommen und dass er ihr womöglich Tipps zur Verhütung gegeben hat. Ich habe die Szene (diogenes, S. 965f.) jetzt nochmal gelesen, aber deine Vermutung könnte auch stimmen. Das Entsetzen Dollys, als sie davon erfährt... Möglich. Aber war das denn medizinisch zu der Zeit überhaupt schon möglich? :gruebel

  • Sterilisieren? :wow Auf den Gedanken bin ich gar nicht gekommen. Ich dachte auch, sie sollte aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr schwanger werden... aber das würde natürlich auch erklären, warum der Arzt das für sie gemacht hat. Gute Frage. :gruebel Je länger ich drüber nachdenke, desto wahrscheinlicher kommt es mir vor. Aber wie hat man das damals gemacht? Ging das schon so wie heute?


    Sollte es aber so sein und sie hat es Wronskij nicht gesagt, zeigt das doch wie arg der Bruch zwischen den beiden schon ist. Sie versucht ihn ja mit allen möglichen Mitteln an sich zu binden, zuletzt, als sie merkt es hilft nichts anderes mehr, stimmt sie sogar zu, ihren Mann um die Scheidung zu bitten, was für sie nichts anderes bedeutet, als dass sie Serioscha abschreiben kann. Armer Junge. Je mehr Anna versucht Wronskij zu binden, desto mehr will er sich selbst beweisen, dass er noch genug Freiheiten hat. Er engagiert sich immer mehr in politischen und sozialen Projekten, Anna greift zum Morphium. Und dann noch die Sache mit der armen kleinen Annie. Ich fand es schon erschreckend, als Anna denkt, sie kann dieses Kind einfach nicht lieben. Dabei ist es doch von dem Mann den sie über alles liebt. Offenbar will sie in ihrem Herzen niemanden mehr haben außer Wronskij und Serioscha.


    Dolly, die sich so viel von dem Ausflug versprochen hatte, geniert sich einerseits (sogar vor dem Dienstmädchen!) weil sie mit dem Prunk der bei Wronskij herrscht nicht mithalten kann, auf der anderen Seite spürt sie auch ganz deutlich, dass das nicht ihre Art von Gesellschaft ist. Sie passt nicht dazu, nicht nur vom Luxus sondern auch von der geistigen Einstellung her. Mich hat zudem noch gestört, dass ständig französisch gesprochen wurde, da versteh ich doch nix, menno! Anna versinkt beim gemeinsamen Gespräch mit Dolly mal wieder in Selbstmitleid, niiiiemand kann verstehen wie schlimm es ihr geht, sie ist ja so arm dran, achgott achgott. Dass Dolly sich ständig Gedanken machen muss um jeden einzelnen Rubel der ausgegeben wird und mit der Untreue ihres Mannes leben muss ist dagegen ja gar nichts. :rolleyes Jetzt wirds wirklich langsam Zeit, dass

    die Frau nervt einfach nur noch.


    Die Kapitel mit den Wahlen zeigen zwar wie damals die Ämter vergeben wurden und mit welchen Winkelzügen damals schon in der Politik gearbeitet wurde, waren aber für mich zugegebenermaßen nicht soooo fesselnd. Ich hab mich da eher wie Lewin gefühlt: fehl am Platz und ohne Durchblick. :lache


    So, die magische Grenze der Seite 1000 hab ich nun ja geknackt. Weiter zum Endspurt!

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Also der ganze politische Aspekt samt Wahlen und so - abgesehen davon das ich es nicht wirklich verstanden hab ( milla : handshake) - fand ich jetzt schon eher langweilig.


    Die Begegnung zwischen Dolly und Anna dagegen war schon aufregend. Dolly kommt mal zum denken während der Fahrt hin zu Anna und sieht alles dünkler während ihr bei der Rückfahrt dieselben Gedanken Halt geben und Freude bereiten. War Dolly die einst arme, gedemütigte und Anna diejenige die Dolly aufbauen musste so ist es nun umgekehrt. Dolly macht sich viele Gedanken darüber und ist letztendlich - so scheint es - über ihr bisheriges Leben doch nicht so unglücklich wie sie einst dachte.


    Zwischen Wronskij und Anna kracht es dafür - zwar leise aber beständig. Sie kann ihn mit ihren Reizen nicht mehr verführen. Das kann ja kein gutes Ende nehmen oder? Und das sie aus dem Zwang heraus das es wieder besser werden soll nun doch in die Scheidung einwilligt zeigt nicht gerade von Standhaftigkeit und Unabhängigkeit in ihrem Leben. Tragisch ist das sie Serjosha und Wronskij haben möchte, beides aber nicht möglich ist und ihr keine der Kompromisslösungen gefällt. Dabei hat sie sich das selbst eingebrockt und sollte für die Konsequenzen nun gerade stehen.


    Anni tut mir sehr leid - sie ist das arme ungeliebte Kind und kann am wenigstens dafür.


    Auf eine Sterilisation bei Anna wär ich nicht gekommen. Ich war erstmal überrascht als ich das hier gelesen hab, aber wer weiß - nachdem Dolly sehr geschockt reagiert hat kann das durchaus sein. Ob das damals aber überhaupt schon möglich war? Da geh ich doch eher von den gesundheitlichen Problemen aus als von einer Sterilisation.

    Man kann im Leben auf vieles verzichten, aber nicht auf Katzen und Literatur! :-]


    :lesend Sophie Kinsella - Kein Kuss unter dieser Nummer

  • Die Kapitel in der zweiten Hälfte des sechsten Teils handeln vom Besuch Darja Alexandrownas auf dem Gut des Grafen Wronskij (Kap. 16 – 24) und schildern kurz das allmähliche Auseinanderleben von Anna und ihrem Geliebten (Kap. 25). Es folgt ein ausführlicher Bericht vom Ablauf russischer „Adelswahlen“ (Kap. 26 – 31); am Ende kehrt die Handlung zu Wronskij und Anna zurück.


    Mein Eindruck ist, dass alle hier in der Begegnung zwischen Anna und Dolly den Höhepunkt des gesamten sechsten Teils gesehen haben (insbesondere die Kapitel 23 – 24). Das sehe ich ebenso: die „Moorhuhnjagd“ und die skurrilen Ereignisse rund um die Gouvernementswahlen bilden nur den Rahmen für den sich anbahnenden tragischen Verlauf der eigentlichen Handlung (richtig „tragisch“ gestalten sich die Dinge bislang ja nur für das durchsiebte Federvieh). In diesen wenigen Kapiteln steckt aber auch eine ganze Menge drin: dass Geld (allein) nicht glücklich macht, haben wir schon gewusst, aber hier wird der Unterschied zwischen schöner Fassade und marodem Innenleben doch sehr eindrucksvoll beschrieben. Auch das Krankenhaus ist nur Element einer planmäßigen Selbstinszenierung – ansteckende Krankheiten und schwangere Frauen haben dort nichts zu suchen (selbst Wronskijs kleine Tochter steht dem Vater in nichts nach und „freute sich offenbar, dass man dass man sie bewunderte...“). Annas geisterhafter Auftritt in der Nacht, ihre Morphiumsucht und ihre beständig um unerfüllbare Besitzansprüche kreisenden Gedanken – Dolly begreift, dass sie hier nicht mehr helfen kann und ergreift folgerichtig die Flucht.


    Mit der anschließenden Schilderung der Gouvernementswahlen in Kaschin greift Tolstoj sein Thema aus dem zweiten und vor allem dem dritten Teil wieder auf. Es geht erneut um den Konflikt zwischen „Fortschrittlichen“ und „Konservativen“. Tolstoj hätte die Wahl (deren Ablauf ein klein wenig an die Zustände in unseren schleswig-holsteinischen oder auch hessischen Landtagen erinnert) ebenso gut aus der Perspektive Wronskijs oder Stiwas schildern können. Indem er den Blickwinkel Lewins wählt, bekommen beide Parteien ihr Fett ab: der scheinbar „Verrückte“ (Lewin) ist gar nicht verrückt (so wie Wronskij gar nicht reich, sondern nur geizig, Anna nicht glücklich, sondern verzweifelt und Dolly nicht armselig, sondern ein guter Mensch ist). Was in dieser Welt beeindruckend und bedeutend ist, was für Gesprächsstoff sorgt und die Zeitungen füllt wird von Tolstoj jedenfalls in beiden Abschnitten erst einmal vom Podest geholt.


    Die Bemerkung Annas, sie werde keine Kinder mehr bekommen, könnte in der Tat ein Hinweis auf einen ärztlichen Eingriff sein. Anders kann man sich die die Frage Dollys, ob das nicht unmoralisch sei, eigentlich nicht erklären. Allerdings: beim ersten Lesen habe ich diese Hinweise ebenso wie milla und paradise lost gesehen.

  • Wiederaufnahme der LR ab 5.12.2011


    Nun ja, der Besuch Dollys bei Anna war sehr aufschlussreich. Ich glaube, Dolly begreift da wieder einmal in aller Deutlichkeit, wie gut sie es bei allen Problemen trotzdem hat.


    Anna betont immer wieder, wie glücklich sie ist, aber ich kann mir nicht helfen, ihre Fröhlichkeit wirkt auf mich immer ein bisschen manisch. Die nächste Depression lässt auch nicht lange auf sich warten, denn als Wronskij wegen der Wahlen, die in aller Ausführlichkeit beschrieben wurden, verreist ist, holt sie ihn schnell zurück, eine schwere Krankheit Annies (die sich schnell wieder erholt, vorschiebend.


    Hier wird überdeutlich, wie abhängig Anna von Wronskij ist, denn in Wirklichkeit hat sie nur noch ihn. Er hat irgendwie immernoch ein Leben neben seiner Liebe, sie nicht. Sie willigt nun doch in die Scheidung ein und bittet ihren Mann, alles Nötige zu veranlassen. Ich glaube, sie hofft durch die Legitimierung ihres Verhältnisses Wronskij halten und binden zu können.


    Zitat

    Original von beowulf
    Ähem die Damen- ich liebe ja Andeutungen, aber habt ihr das auch so interpretiert, dass Anna sich hat sterilisieren lassen?


    Im ersten Moment dachte ich das auch, aber ich bezweifle, dass man solche OP's damals schon duchführte. :gruebel
    Wir befinden uns in einer Zeit des Kindbettfiebers...an so einer OP wäre Anna vielleicht sogar gestorben, zumal sie ja, so habe ich es verstanden, eine Infektion hatte. Ich glaube, dass der Arzt ihr gesagt hat, dass sie auf Grund der Komplikationen wahrscheinlich keine Kinder mehr wird bekommen können. Hm :gruebel

  • Zitat

    Original von Clare



    Im ersten Moment dachte ich das auch, aber ich bezweifle, dass man solche OP's damals schon duchführte. :gruebel


    Eine Sterilisation der Frau ist eine Bauch-OP unter Vollnarkose. Das war im 19. Jhd. nun wirklich noch nicht moeglich. "Kaiserschnitte" wurden zu der Zeit ja auch nur gemacht, um wenigstens ein Leben zu retten, die Frau wurde damit zum Tod verurteilt.


    Ich denke hier auch, dass es hier um Komplikationsfolgen des Kindbettfiebers geht. Oder vielleicht auch, dass Anna sich sagt, sie will auf keinen Fall noch einmal das Risiko einer Schwangerschaft/Geburt eingehen und entsprechend mit den Methoden der Zeit "verhueten". Letzteres koennte Dollys Kommentar erklaeren.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Die Gouvermentswahlen oder was das auch immer war haben mich jetzt zum ersten Mal in diesem Buch richtig gelangweilt, mir ging es wie Lewin, ich habe nicht wirklich verstanden, was das alles soll und mich ziemlich fehl am Platz gefühlt. :lache


    Wronskij und Anna scheinen auf dem Land ja ein Leben voller Luxus zu führen, ich hatte allerdings gedacht, dass Wronskij, als er noch beim Regiment war, unter ständiger Geldknappheit litt, wo kommt den jetzt der plötzliche Wohlstand her? :gruebel


    Dass im 19. Jhd eine Sterilisation schon möglich war, kann ich mir auch nicht vorstellen. Ich habe die Stelle so verstanden, dass die beiden komplett auf Sex verzichten, damals wohl auch die einzige Methode der Verhütung, die kein Glücksspiel war, allerdings weiß ich auch nicht, warum Wronskij sich darauf einlassen sollte. :gruebel

  • Zitat

    Original von Zwergin
    ...
    Wronskij und Anna scheinen auf dem Land ja ein Leben voller Luxus zu führen, ich hatte allerdings gedacht, dass Wronskij, als er noch beim Regiment war, unter ständiger Geldknappheit litt, wo kommt den jetzt der plötzliche Wohlstand her? :gruebel...


    Das habe ich mich auch gefragt. Ich bin zu folgenden Schlüssen gekommen:
    Wronskij hat wieder Kontakt zu seiner Mutter, die ihn wieder unterstützt, vielleicht auch, weil das gesellschaftlich nicht legitimierte Paar sich aus der Öffentlichkeit, dem Stadtleben, auf's Land zurückgezogen hat.
    Das Landleben ist wesentlich günstiger. Selbst Dolly zieht sich auf's Land zurück mit ihren Kindern, und das nicht nur wegen der Sommerhitze, sondern vor allem um Geld zu sparen. Auf dem Land muss Wronskij keine Miete für die teure Stadtwohnung zahlen und die Lebensmittel werden größtenteils vom eigenen Gut erzeugt. Man braucht keine teuren Kutschen zu bezahlen, kein Pferdefutter, keine Stallmiete, keine Theaterloge, keine Rechnungen in teuren Restaurants...


    Zitat

    Dass im 19. Jhd eine Sterilisation schon möglich war, kann ich mir auch nicht vorstellen. Ich habe die Stelle so verstanden, dass die beiden komplett auf Sex verzichten, damals wohl auch die einzige Methode der Verhütung, die kein Glücksspiel war, allerdings weiß ich auch nicht, warum Wronskij sich darauf einlassen sollte. :gruebel


    Wronskij wünscht sich vor allem eines: mehr eigene Kinder!
    Wenn er auf irgendwelche Arrangements eingeht, dann sicher nur Annas wegen, um sie nicht zu reizen, milde zu stimmen...
    Ich denke trotzdem eher, dass Anna auf Grund ihrer postnatalen Infektion keine Kinder mehr bekommen kann.

  • Im Abschnitt vorher wird, wenn ich mich richtig erinnere, erwähnt, daß Wronkskij mit seinem Bruder über seinen Erbteil möchte. Ich habe mir diesen Wohlstand auf dem Land dadurch erklärt. Wahrscheinlich ist er auch die Verpflichtung eingegangen sich aufs Land zurückzuziehen und das Gut in Ordnung zu bringen.


    Ich glaube nicht, daß Anna sich hat sterilisieren lassen. Ich glaube aber, daß sie Wronskij verschweigt, daß sie durch die letzte schwere Geburt unfruchtbar geworden ist oder der Arzt/die Hebamme ihr ein Verhütungsmittel nahe gelegt hat. Diese Lüge wird er ihr sicher mehr als übel nehmen, sollte er denn je davon erfahren.


    Sein Gespräch mit Dolly hat ihm bei mir wieder Pluspunkte einbracht. Anna dagegen schwankt zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt, zwischen Liebe zu Wronkskij und Abhängigkeit zu ihm. Das Verhältnis zu ihrer Tochter, die sie nicht liebt, obwohl sie doch das Kind ihrer großen Liebe ist, zeigt, wie psychisch schwierig die Situation für sie ist.


    Die Beschreibung der Wahlen fand ich sehr interessant, aber mir ging es auch wie Lewin, der ja den Ablauf nicht wirklich verstanden hat. :-)

  • Juchuuu, die 1000. Seite ist geknackt :freude Das motiviert nochmal richtig für den Endspurt :-]


    Der Abschnitt zog sich stellenweise schon sehr, vor allem diese Wahlen, die von Kapitel zu Kapitel undurchschaubarer (für mich zumindest) wurden... Ich konnte Lewins Unmut richtig nachfühlen. Immerhin hat er mich mit seiner Verwirrung, wo er den Ball denn nun hinlegen soll, zweimal zum lachen gebracht :lache


    Zitat

    Original von Clare
    Anna betont immer wieder, wie glücklich sie ist, aber ich kann mir nicht helfen, ihre Fröhlichkeit wirkt auf mich immer ein bisschen manisch. Die nächste Depression lässt auch nicht lange auf sich warten, denn als Wronskij wegen der Wahlen, die in aller Ausführlichkeit beschrieben wurden, verreist ist, holt sie ihn schnell zurück, eine schwere Krankheit Annies (die sich schnell wieder erholt, vorschiebend.


    Genau das hab ich auch gedacht, in den einen Kapiteln ist Anna überglücklich, es scheint sie hat alles was sie jemals wollte - in den anderen Kapiteln wiederum zerreißt ihre Situation sie förmlich, sie ist todunglücklich und weiß sich nicht zu helfen. Erinnert wirklich an eine manisch-depressive Krankheit...
    Schade, dass die kleine Annie die Leidtragende ist, sie kann ja nun mal wirklich nichts dafür :-(


    An eine Sterelisation hab ich überhaupt nicht gedacht, ich hab mir das eher so erklärt, dass der Arzt ihr ein Mittel zur Verhütung gegeben hat. Wäre sie durch das Kindbettfieber unfruchtbar geworden, wäre das ja nicht moralisch verwerflich und damit kein Grund für Dolly sich so aufzuregen, oder? Aus ihrem Gespräch mit Anna hat sich eher gezeigt, dass Anna sich bewusst gegen weitere Kinder entschieden hat - wie immer das zu der Zeit auch möglich war :gruebel


    ENDSPURT!!! :grin

  • Zitat

    Original von Mooney


    Genau das hab ich auch gedacht, in den einen Kapiteln ist Anna überglücklich, es scheint sie hat alles was sie jemals wollte - in den anderen Kapiteln wiederum zerreißt ihre Situation sie förmlich, sie ist todunglücklich und weiß sich nicht zu helfen. Erinnert wirklich an eine manisch-depressive Krankheit...
    Schade, dass die kleine Annie die Leidtragende ist, sie kann ja nun mal wirklich nichts dafür :-(


    Genau das waren auch meine Überlegungen - manisch-depressiv, zumindest geht es in diese Richtung. Sie schwankt ständig zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Ich glaube, Annie kommt in ihrem Leben nur irgendwie nebenbei vor, wenn es gerade passt. Armes Kind! Die Mutter ist viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, damit, sich irgendwie aufrecht zu halten. Arme Anna! Eigentlich hätte sie Hilfe gebraucht!

  • Zitat

    Original von Clare
    Genau das waren auch meine Überlegungen - manisch-depressiv, zumindest geht es in diese Richtung. Sie schwankt ständig zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Ich glaube, Annie kommt in ihrem Leben nur irgendwie nebenbei vor, wenn es gerade passt. Armes Kind! Die Mutter ist viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, damit, sich irgendwie aufrecht zu halten. Arme Anna! Eigentlich hätte sie Hilfe gebraucht!


    Ja, da hast du Recht :-(

  • Zitat

    Original von Saiya
    ...
    Hätte man ihr zur damaligen Zeit überhaupt schon helfen können?


    Ich denke, am meisten hätte ihr geholfen, wenn Wronskij ihre Situation richtig eingeschätzt hätte. Dann hatte er viele ihrer "Launen" ganz anders eingeordnet.


    In der damaligen Zeit hätte man sie vielleicht versucht ruhig zu stellen, könnte ich mir vorstellen. Oder man hätte sie in eines der Sanatorien eingewiesen, die sich mit Geisteskrankheiten beschäftigten. Sie hätte sich immer mehr verändert, mit Drogen ruhig gestellt, und sie wäre vielleicht apathisch, aber gut führbar irgendwann wieder in die Obhut ihres Mannes entlassen worden.

  • Dolly besucht Anna und Wronski und schämt sich wegen ihrer Armut. Da tat mir Dolly irgendwie leid. Sehr schön fand ich auch, das Wronski das Gespräch mit Dolly gesucht hat und sie gebeten hat, auf Anna einzuwirken das sie die Scheidung bei ihrem Mann erwünscht. Das zeigt aber, das ihm noch viel an Anna liegt.


    Leicht macht sie ihm das aber auch nicht. Sicherlich hat sie es nicht leicht, von der Gesellschaft verstoßen ist sie nun vollkommen von ihm abhängig. Aber ich bezweifel stark, das ihr Klammern Wronski unbedingt an sie bindet und sie ihn damit nicht sogar noch abschreckt. Auch kein feiner Zug von ihr die Krankheit von Annie als Druckmittel zur Rückkehr einzusetzen. Annie tut mir nur leid, von der Mutter hat sie doch eigentlich auch nichts. Mutterliebe bringt Anna ihr jedenfalls nicht entgegen.


    Über den plötzlichen Reichtum von Wronski hab ich mich auch gewundert. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen das das Geld von seiner Mutter kommt, schließlich leben sie ja noch in Schande miteinander. Und durch seinen Weggang vom Militär fällt die Einnahmequelle ja auch weg.


    Den Abschluß mit den Wahlen usw. fand ich nur langweilig und den Teil hätte man ruhig kürzen können.

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Zitat

    Original von Macska
    ...
    Leicht macht sie ihm das aber auch nicht. Sicherlich hat sie es nicht leicht, von der Gesellschaft verstoßen ist sie nun vollkommen von ihm abhängig. Aber ich bezweifel stark, das ihr Klammern Wronski unbedingt an sie bindet und sie ihn damit nicht sogar noch abschreckt. Auch kein feiner Zug von ihr die Krankheit von Annie als Druckmittel zur Rückkehr einzusetzen. ...


    Launische Frauen (denn so kommt das rüber) - das mögen Männer gar nicht! Ich sehe das wie du. Wronskij wird wohl eher abgeschreckt als noch fester gebunden, zumal ihm der Weg zurück immer noch offen steht, zu jeder Zeit. So war das halt damals. Er ist durch seine Affäre mit Anna eher geadelt als beschmutzt, wenn es sich zurückziehen sollte. Was er aber nicht tun wird, denn er liebt sie abgöttisch.


    Zitat

    Über den plötzlichen Reichtum von Wronski hab ich mich auch gewundert. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen das das Geld von seiner Mutter kommt, schließlich leben sie ja noch in Schande miteinander. Und durch seinen Weggang vom Militär fällt die Einnahmequelle ja auch weg.
    ...


    Vielleicht hat er sich auch Geld geliehen, auch größere Summen. Schulden zu machen in solchen Fällen war üblich, wie wir an einer Stelle im Buch erfahren, die ich jetzt nicht finde (wohl etwas später im Buch).