Hier kann zu Teil 7, Kapitel 01 - 16 geschrieben werden.
'Anna Karenina' - Teil 7, Kap. 01 - 16
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Das war eine schwere Geburt- aber Opium zur Geburtshilfe
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Es ist doch nicht zu fassen - auch Lewin ist Anna erlegen? Zumindest sehr fasziniert - und Anna scheint das genau zu merken, oder ist sie wirklich so unbekümmert?
In seiner Sorge um Kitty als die Wehen kommen, habe ich ihm allerdings verziehen und er sich selbst wohl auch Eine absolut dramatische Episode (angefangen bei dem Doktor, der die Ruhe weg hat), bei der ich Seite um Seite verschlungen habe, um zu erfahren, wie es ausgeht. Und es passt zu Lewins Wesen, dass beim Anblick seines Sohnes, die Angst der Freude überwiegt.
Puh, nach diesem Teil erstmal Luftholen!
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Anna ist nicht unbekümmert- im Gegenteil - lies nochmal die erten Zeilen von Kapitel 12 dieses Abschntts.
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Ja genau die Stelle meine ich: Sie zieht (nicht nur bei ihm) die Aufmerksamkeit auf sich, will bewundert (und "geliebt") werden, vermutlich der Stärkung des Selbstbewusstseins oder der Verletzung Wronskijs wegen, aber sobald die Kerle weg sind, sind sie aus den Augen, aus dem Sinn. Und sie scheint sich kein bisschen darum zu kümmern, was sie mit ihrem Verhalten vielleicht angerichtet hat - z.B. ein gebrochenes Herz oder eine zerstörte Beziehung (jetzt mal theoretisch). Ihr geht es nur um sich und Wronskij - gegenüber den Männern oder gar ihren Frauen ist sie unbekümmert - und in ihrem Verhalten vorher durchaus berechnend.
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Ich habe natürlich das Problem, dass ich das Buch vor dreisig something Jahren schon mal gelesen habe und daher zumindestens Annas Ende noch kenne. So meine ich aber hier Spuren beginnenden Irrsinns zu erkennen.
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Hmmm aber dieses Verhalten zeigen auch heute noch viele Frauen in ähnlichen Situationen (ich überlege gerade, ob Männer das auch tun - öhm :gruebel)... Als irrsinnig würde ich die (zumindest nicht alle oder nicht aus diesem Grund :grin) nicht bezeichnen.
(Ich kann's mir nicht verkneifen: "irrsinnig" ist sowieso .... naja. Ich würde "psychische Störung" bevorzugen :lache)
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Armer Lewin, 3 Monate Stadtleben haben sogar aus ihm einen Anhänger des Müßiggangs gemacht. Nicht weil er das wollte, aber weil alle anderen es ja auch so machen. Nebenbei geht ihm dabei schön langsam das Geld auf der Bank aus, so dass er gezwungen ist unvorteilhafte Geschäfte abzuschliessen, nur um Barmittel zur Verfügung zu haben. Das macht ihm aber erst mal gar kein Kopfzerbrechen, dazu ist er schon zu verstädtert.
Kitty ist schon um einiges über ihren Geburtstermin drüber, scheint aber die einzige zu sein, die das völlig locker und entspannt sieht. Sie scheint mir der Archetyp der glücklichen werdenden Mutter und zeigt keinerlei Anzeichen von Angst (zumindest nicht vor ihrem Mann).
Als Lewin sich nach einem Zechgelage von Stiwa zu einem Besuch bei Anna überreden lässt ist er spontan völlig fasziniert von dieser Frau. Das scheint aber zum einen am Alkohol, zum anderen daran zu liegen dass Anna es bewusst darauf anlegt ihn für sich zu gewinnen. Anscheinend macht sie das in letzter Zeit mit allen Herren die sie besuchen. Sie ist offenbar so versessen darauf bewundert zu werden (vielleicht auch um Wronskijs Kälte zu kompensieren?), dass ihr dazu jedes Mittel recht ist. Sie nimmt sich ja in so vorbildlicher Weise der englischen Familie und dem kleinen Mädchen an... nachdem sie nicht mal in der Lage ist ihre eigene Tochter zu lieben nimmt sie sich diese Leute zu nichts weiter als einem Zeitvertreib. Wie schnell wird sie diese wieder fallen lassen?
Die Liebe zu Wronskij wird immer mehr vom Macht-Denken dominiert. Sie muss sich selbst beweisen, dass sie noch Macht über ihn hat, er muss sich selbst beweisen, dass er seine Freiheiten ausleben kann und sie kein Recht drauf hat, ihn dafür zur Rechenschaft zu ziehen. Ein Mann hat ja schließlich seine Pflichten. Anna greift zum letzten Mittel, droht indirekt damit, sich etwas anzutun, merkt aber sofort, dass sie dieses Mittel nicht noch einmal einsetzen kann, und dass es darüber hinaus keine Steigerung der Drohung mehr geben kann. Karenin lässt bezüglich der Scheidung nichts mehr von sich hören. Hat er sichs jetzt wieder anders überlegt?
Die Geburt versetzt Wronskij wieder in helle Aufregung, alles geht viel zu langsam, und als der Arzt sich auch noch kämmt und erst Kaffee trinken will ist er der Verzweiflung nahe. Rührend fand ich auch hier wieder wie Kitty, die doch die Schmerzen aushalten muss, auch noch versucht ihren Gatten der völlig aufgelöst ist, zu trösten. Diese beiden lieben sich wirklich und zeigen umso mehr wie schlecht es um Anna und Wronskij steht. War es damals eigentlich üblich, dass der Vater bei der Geburt dabei war? Am Anfang hat Lewin noch Schwierigkeiten zu begreifen, wo dieser kleine Mensch, sein Sohn, so plötzlich herkommt und was er von dem hässlichen kleinen Bündel Mensch halten soll. Aber bereits ein kleines Niesen erfüllt ihn mit Stolz und Freude... und mit der Angst, bei dem Gedanken, diesem kleinen Wesen könnte etwas geschehen. Lewin ist schon ein feiner Kerl. Ich hoffe jetzt können sie bald wieder aufs Land zurückkehren, damit er seinen normalen Lebenswandel wieder aufnehmen kann.
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Zitat
Original von beowulf
Das war eine schwere Geburt- aber Opium zur GeburtshilfeDamit man auch gleich grüne Männchen sieht - da erscheint dann alles sicher supereinfach und wie ein Traum auf Watte
Generell find ich alles sehr drastisch dargestellt, der Tod schon einige Kapitel vorher und nun die Geburt. Da wird einem ja ganz anders. Und Lewin dann dessen Sohn ihm total fremd ist und der gar nicht weiß was er nun mit diesem Kind anfangen soll...
Und Anna - ja Anna. Sie spielt mit den Menschen bzw. weiß mit den Menschen auch gar nichts anzufangen sonst würde sie nicht mit ihnen spielen. Sie testet diese quasi aus und wie beeinflussbar und manipulierbar jemand ist. Bei Männern natürlich ein leichtes - das geht bis heute das wenn Frau weiß wie sie ihre Reize einsetzen muss die Männer nur so angelaufen kommen. Natürlich ohne jegliche Gefühle dabei den ihr ist es dann ja egal wenn die Männer ihr zu Füßen liegen bzw. diese vor lauter Schuldbewusstsein weder ein noch aus wissen. Würd ichs nicht besser wissen würde ich sagen das ist aus den Haaren herbeigezogen aber leider kenn ich selbst wen die sich als sehr arm ansieht und sich so alleine fühlt und die Leute testet und manipuliert bis das Ziel erreicht ist und dann wie eine heiße Kartoffel fallen läßt. Leider also nicht nur eine Bucherfindung
Wronskij wiederum fühlt sich so eingespannt und eingesperrt das er die Freiheit suchen muss und diese mit Druck und Zwang auch erreicht. Das kann niemals zwischen den beiden gut gehen
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Wiederaufnahme der LR ab 5.12.2011
Nun ist es aber wirklich ziemlich deutlich: Anna versucht Lewin zu gefallen und Liebe in ihm zu wecken, ihn zu verwirren, und das alles einfach nur, um zu sehen, ob sie es noch kann und was Kitty an Lewin gefunden hat, nachdem sie erst in Wronskij verliebt gewesen war. Dass es so ist, können wir ihren Gedanken in Kapitel 12 entnehmen.
Die Entbindung von Kittys und Lewins Sohn war ein schweres Stück Arbeit, auch beim Lesen.
Lewin ist erschüttert, dass er keine Liebe empfindet für dieses kleine Wesen, aber da überfordert er sich auch selbst. Das wird noch kommen. Immerhin hat er schon ein Gefühl: eine gewisse Angst und Sorge, und das passt auch ganz gut zu ihm. -
Zitat
Original von Clare
Lewin ist erschüttert, dass er keine Liebe empfindet für dieses kleine Wesen, aber da überfordert er sich auch selbst. Das wird noch kommen.Interessanterweise ist das ja auch heute noch so ein Mythos, dass Eltern, bzw. vor allem Muetter, sich automatisch bei der Geburt in ihr Baby verlieren. Eltern, die diese Gefuehle nicht sofort haben, fuehlen sich dabei schnell als totale Versager, weil sie nicht dem gaengigen Bild der Gesellschaft entsprechen. Dabei ist es alles andere als ungewoehnlich, dass sich dieses tiefe Gefuehl der Liebe erst mit der Zeit entwickelt - und dann nicht weniger intensiv ist.
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Zitat
Original von Beatrix
Interessanterweise ist das ja auch heute noch so ein Mythos, dass Eltern, bzw. vor allem Muetter, sich automatisch bei der Geburt in ihr Baby verlieren. Eltern, die diese Gefuehle nicht sofort haben, fuehlen sich dabei schnell als totale Versager, weil sie nicht dem gaengigen Bild der Gesellschaft entsprechen. Dabei ist es alles andere als ungewoehnlich, dass sich dieses tiefe Gefuehl der Liebe erst mit der Zeit entwickelt - und dann nicht weniger intensiv ist.
Da hast du recht. Jeder Mensch ist da anders, und das ist auch in Ordnung so. Ich war allerdings sofort mit Liebe überflutet
Man muss auch bedenken, welchen Stellenwert Kinder, erst recht so kleine, damals hatten. An einer Stelle im Buch wird sogar mal über eines der Kinder (Ich glaube, es war Serjoscha.) gesagt, es sei gar nicht mehr wie ein Kind, sondern schon fast wie ein kleiner Mensch...Das sagt wohl alles!
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Die Geburt von Kitty und Lewins habe ich fast nur quergelesen, selbst schwanger war mir nicht nach einer schweren Geburt.
Ich denke auch, Lewins liebe zu seinem Kind wird sich schon noch entwickeln. -
Zitat
Original von Zwergin
Die Geburt von Kitty und Lewins habe ich fast nur quergelesen, selbst schwanger war mir nicht nach einer schweren Geburt.
Ich denke auch, Lewins liebe zu seinem Kind wird sich schon noch entwickeln.Verständlich!
Ich habe mich ein wenig gewundert, dass die Geburt so ausführlich beschrieben wurde. Scheinbar waren die Erwähnung von Geburtswehen und den ganzen Umständen kein Tabu in einem Roman, während sich Tolstoi bei der Beschreibung dessen, was zwischen Anna und Wronskij passiert sehr nebulös ausgedrückt hat. -
Zitat
Original von Clare
Verständlich!
Ich habe mich ein wenig gewundert, dass die Geburt so ausführlich beschrieben wurde. Scheinbar waren die Erwähnung von Geburtswehen und den ganzen Umständen kein Tabu in einem Roman, während sich Tolstoi bei der Beschreibung dessen, was zwischen Anna und Wronskij passiert sehr nebulös ausgedrückt hat.Das kann ich auch nur zu gut verstehen, Zwergin .
Über die ausführliche Beschreibung der Geburt habe ich mich auch gewundert (im positiven Sinne). Ich war überrascht, daß zu der Zeit Männer doch schon so viel Anteil daran nehmen durften.
Ich kann Lewins Gefühle zu seinem Sohn nach der Geburt nachvollziehen. Für ihn war es so schrecklich seine Frau leiden zu sehen. Er war davon überzeugt sie würde sterben. Er selbst fühlt sich schuldig an der Situation, kann das aber nicht anders ausdrücken, als seinem Kind indirekt die Schuld dafür zu geben. Als nächstes dominiert das Gefühl, daß das Kind auf keinen Fall leiden darf gegenüber Vaterliebe und -stolz. Ich glaube, daß es einigen Männern so geht, die die Geburt ihres Kindes direkt miterleben. Diese Gefühle ändern sich aber und das wird auch bei Lewin nicht anders sein.
Lewin selbst hatte ganz bestimmte Vorstellung, was passiert, wenn das Kind da ist. Diese Vorstellungen haben sich nicht erfüllt, ähnlich wie damals nach der Hochzeit. Die Art und Weise, wie Lewin sich mit der Situation auseinandersetzt, paßt einfach zu ihm. Das sehe ich wie du, Clare.
Was Anna betrifft und ihre Sucht nach Aufmerksamkeit und der Wunsch allen Männern, in dem Fall Lewin, zu gefallen, sieht man hier deutlich, wie verloren sie sich in Wirklichkeit fühlt. Ich denke auch, daß sie süchtig nach Morphium ist und vieles in ihrem Verhalten deutet auch darauf hin. Sich ausgerechnet Kittys Ehemann für dieses Spielchen auszusuchen, spricht nicht für sie.
Lewin hat sich, ganz gegen seine Art, vollkommen vergessen. Das hat mich gewundert. Er hat also doch auch "weltliche" Fehler.
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Zitat
Original von Saiya
Lewin selbst hatte ganz bestimmte Vorstellung, was passiert, wenn das Kind da ist. Diese Vorstellungen haben sich nicht erfüllt, ähnlich wie damals nach der Hochzeit. Die Art und Weise, wie Lewin sich mit der Situation auseinandersetzt, paßt einfach zu ihm.Tolstoi aka Lewin hat ja als ein grosses Thema in diesem Roman die Widersprueche zwischen gesellschaftlichen Schein und Erwartung und der Realitaet menschlichen Wesens und deren Gefuehle. Das wird auch hier wieder deutlich.
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Wow, arme Kitty, wenn ich richtig gelesen habe, waren das 22 Stunden Wehen - angesichts dieser Tortur hat sie sich ja wirklich meisterhaft geschlagen. Und wird mit einem süßen, gesunden, kleinen Jungen belohnt
Lewins Verhalten war einfach typisch Genau so hab ich ihn mir vorgestellt, ganz aufgeregt und panisch und dann so aufgewühlt, dass die leidende Kitty ihn beruhigen musste. Dann ist das Kind da und alles was er empfindet ist Angst und Sorge, die sogar den Stolz unterdrücken. Lewin ist einfach mein Liebling in diesem Buch und ich bin sehr stolz auf ihn, trotz seiner Fehler und Schwächen
Anna, was soll man über sie noch schreiben... Ihr Verhalten scheint sich immer mehr zu aufzustacheln, ich bin ja gespannt, worin ihre Entwicklung gipfeln wird... Immerhin weiß ich nicht, wie das Buch endet, erwarte aber ein Ende mit Karacho...
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Zitat
Original von Mooney
Anna, was soll man über sie noch schreiben... Ihr Verhalten scheint sich immer mehr zu aufzustacheln, ich bin ja gespannt, worin ihre Entwicklung gipfeln wird... Immerhin weiß ich nicht, wie das Buch endet, erwarte aber ein Ende mit Karacho...Ich kannte ja das Ende schon bevor ich als Teenager den ersten Film sah und dann erst Jahrzehnte spaeter das Buch las. Mich wuerd schon mal interessieren, ab wann du eine Ahnung hast, wie es enden koennte bzw. insbesondere wie Annas Entwicklung weiter gehen wird. Oder was deine Vermutungen zum jetzigen Zeitpunkt sind!
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Ehrlich gesagt, ist mir erst seit kurzem aufgefallen, dass Anna große Stimmungsschwankungen hat, erst im letzten LR-Abschnitt, glaub ich. Seitdem befürcht ich, dass die Geschichte für Anna und Wronski kein gutes Ende nimmt. Wie sie genau endet, kann ich mir im Moment aber nicht vorstellen. Ich will gar nicht daran denken, dass einer der beiden sterben könnte - obwohl ich beide nicht sehr sympathisch finde, wäre das dann doch ein trauriges Ende.
Allerdings würde ein Happy End zu dem Buch noch weniger passenEs bleibt also spannend!
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Kitty und Lewin sind nun stolze Eltern eines kleinen Jungen, Dimitri. Die Geburtsszene und die Leiden des werdenden Vaters wurden aber wirklich sehr ausführlich geschrieben, man hat irgendwie mit Lewin mitgelitten. So wie Lewin stellt man sich einen aufgeregten werdenden Vater vor, der am liebsten wieder alles rückgängig machen würde. Und obwohl er nicht an Gott glaubt, fleht er ihn um Hilfe an.
Lewin versöhnt sich mit Wronski und besucht auf Bitten von Stiwa Anna. Diese wiederum flirtet mit ihm, wie mit allen Männern die zu Besuch kommen um auszutesten, wie die Männer reagieren.
Wronski und Anna, eine komplizierte Verbindung. Inzwischen tut mir schon fast Wronski leid. Er kann machen was er will, bei Anna kann er nie was richtig machen und sie engt ihn ein.