Hans Lebert - Die Wolfshaut

  • Titel: Die Wolfshaut
    Autor: Hans Lebert
    Verlag: Neuer Europa Verlag Leipzig
    Erschienen: Mai 2008
    Seitenzahl: 557
    ISBN-10: 3866955405
    ISBN-13: 978-3866955400
    Preis: 24.90 EUR


    „Schweigen, ein österreichisches Bergdorf, im regennassen November 1952. Nach Jahrzehnten kehrt der Matrose Johann Unfreund in seinen Heimatort zurück. Schritt für Schritt nähert er sich der Vergangenheit – den dunklen vertrauten Waldwegen, der verlassenen Ziegelei, dem toten Vater. Bald ereignen sich im Dorf merkwürdige Todesfälle. Die Bewohner glauben an einen Wolf, der in den Bergen sein Unwesen treibt. Johann will herausfinden, was in Wahrheit passiert ist – und stößt auf eine Mauer aus Angst und Schweigen. Argwöhnisch beäugt die Dorfgemeinschaft seine Spurensuche. Ein gemeinsames Verbrechen der jüngsten Vergangenheit schweißt die Bewohner zusammen.“


    Soweit der Klappentext.


    Hans Lebert wurde 1919 in Wien geboren und starb 1993 in Baden bei Wien. Das vorliegende Buch erschien erstmals 1960, wurde 1961 mit dem „Theodor-Körner-Preis“ und 1962 mit dem „Großen Österreichischen Staatspreis für Literatur“ ausgezeichnet.


    Für die Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek war „Die Wolfshaut“ die Wiederentdeckung des Jahres. Sie bezeichnete dieses Buch als eines „der größten Leseerlebnisse“ ihres Lebens.


    Dieses Buch ist nicht nur ein sprachliches Meisterwerk. Man zählt es auch zur Gruppe der bedeutendsten „Antiheimatroman“. Bergromantik wird man vergeblich suchen, auch ein Kriminalroman ist dieses Buch nicht, auch wenn sich der Autor einiger typischer Merkmale eines Kriminalromans bedient. Es geht um die Verstrickung in schwere Schuld. Nicht umsonst hat der Autor als Dorfnamen „Schweigen“ gewählt. Und auch der Name des Matrosen mit „Johann Unfreund“ ist keine zufällige Wahl. Nichts in diesem Buch geschieht zufällig, wer ein stimmungsvolles Bergbild erwartet, der sollte lieber die Hände von diesem Buch lassen.
    Viele Freunde hat sich Lebert mit diesem Buch in Österreich nicht gemacht. Anfangs fand sich nicht einmal ein österreichischer Verlag, um dieses Buch herauszubringen. Das mag sicher auch mit dem gestörten Verhältnis der Österreicher zu ihrer Vergangenheit zu tun haben. Denn die Verstrickung in Schuld hat auch mit dem noch nicht lange zurückliegenden Krieg zu tun.


    Hans Leberts „Die Wolfshaut“ ist ein Meisterwerk der deutschsprachigen zeitgenössischen Literatur. Es ist ein Buch, dem man sehr viele Leser wünscht, und bei dem man nicht versteht, warum es bisher offensichtlich einen literarischen Dornröschenschlaf erleben musste. Lebert ist ein Meister der Sprache. Er hat seinen ganz eigenen, seinen ganz besonderen Sprachstil. Dieses Buch ist ein echtes Leseerlebnis und verschwindet nicht so schnell aus den Leseerinnerungen.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Das hört sich ja sehr gut an, Voltaire. - Danke für die Rezension.
    Die Stichworte (Sprachliches Meisterwerk, kein Krimi - trotz typischer Merkmale, Schuld, NS-Vergangenheit, schweigende Dorfgemeinschaft und das Cover mit dem asiatischen Kind?) geben bestimmt ein tolles Buch.
    - Steht auf meiner WL.

  • Danke für die interessante Rezi.
    Ich habe es mir heute in der Bibo ausgeliehen (neben 3 anderen Büchern). Auf jeden Fall werde ich es in den nächsten 2-3 Wochen lesen. Bin schon sehr gespannt.



    Liebe Grüße katinka