Helen Humphreys - Wenn der Himmel uns küsst

  • Klappentext:


    In einer Zeit, in der die Fliegerei noch jung war, wagen zwei junge Pilotinnen das schier Unmögliche: Sie wollen den Rekord im Dauerfliegen brechen.


    Der ebenso spannende wie sensible Roman eines großen Abenteuers und einer zarten Beziehung, der sich auf eine wahre Begebenheit im Kanada der 30er Jahre stützt.


    "Blendend recherchiert - mit authentischem Touch!" (Hey, das wäre ja sogar ein Buch für His! :grin)


    Ein kleines, feines Buch, das mir sehr gefallen hat, als ich es vor ein paar Jahren gelesen habe. Geschichten über abenteuerlustige Frauen - egal, ob nun erfunden oder True Story - interessieren mich sowieso!

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Ich hab's auf Englisch gelesen. Was angesichts des ersten Satzes eine weise Entscheidung gewesen zu sein scheint...


    Meine Meinung:


    "The plane slips from a spool of blue, stitches a confident loop in the sky." So beginnt Helen Humphreys' erster Roman, und schon überrascht es nicht mehr, dass sie zuvor drei Gedichtbände veröffentlicht hat. Es braucht ein Weilchen, bis man sich an die Sprache dieses Buchs gewöhnt hat, das noch dazu ganz in der Gegenwartsform geschrieben ist, doch bald schon wird es selbstverständlich, Humphreys' leichtem, schwebendem Ton in die luftigen Höhen am kanadischen Himmel zu folgen.


    Ich habe das Buch auf Englisch gelesen und kann über die Qualität der deutschen Übersetzung darum nicht viel sagen. Aber Amazon zitiert den ersten Satz, und da hat es sich die Übersetzerin mit der Metaphorik des Originals wohl zu leicht gemacht: "Das Flugzeug kommt aus dem Blauen heraus geschossen und fliegt einen selbstbewußten Looping am Himmel." Und "loop" ja, aber "Looping"? Ich glaube, Grace fliegt da einfach nur eine horizontale Schleife. Aber das Flugzeug stickt eine Schleife ins Blau, wie mit einem Faden, der von einer Spule abläuft...? Es lohnt sich vermutlich, sich ans Original zu wagen.


    Es ist 1933, die Zeit der Luftfahrt-Abenteuer, und auch Frauen haben eine reelle Chance, zu Trophäen und Ruhm zu gelangen. Grace ist eine jener Pionierinnen, die die Luft als ihr eigentliches Element entdeckt haben, und sie ist zudem eine sehr ehrgeizige Frau. 25 Tage lang will sie in ihrem kleinen Doppeldecker-Flugzeug, der "Moth", ununterbrochen über dem Hafen und dem Jahrmarktgelände von Toronto kreisen, von ihrem Ehemann Jack regelmäßig mit Treibstoff und Lebensmitteln versorgt.


    Es ist 1933, und Hitlerdeutschland wirft seine Schatten bis Kanada. Helen Humphreys erzählt uns auch die Geschichte der zwölfjährigen Maddy und ihrer jüdischen Mutter. Die arbeitet auf dem Jahrmarkt als Wahrsagerin, und ihr Bruder Simon profitiert von ihrer Gabe, wenn er sich auf seine Kämpfe als Preisboxer vorbereitet und die Schwächen seiner Gegner auslotet. Doch Dels hellseherische Fähigkeiten enden dort, wo es um ihr eigenes Schicksal geht.


    Maddy folgt der Bahn der "Moth" auf ihrem Fahrrad, sammelt vom Himmel gefallene Erinnerungsstücke, träumt sich in das Leben ihrer Heldin Grace hinein.


    Und auch Willa, die junge Kopilotin, entwickelt immer stärkere Gefühle für Grace, die da im Cockpit vor ihr sitzt und mit der sie in den vielen gleichförmigen Stunden am Himmel, im Lärm des Triebwerks, von brennender Sonne, peitschendem Regen und Müdigkeit geplagt, eine eigene Zeichensprache entwickelt. Wenn Willa die "Moth" fliegt, dreht Grace sich zu ihr um und gestikuliert mit den Händen; hat Grace das Steuer in der Hand, zeichnet Willa mit bloßen Fingern Buchstaben in Graces Nacken, von deren Zärtlichkeit nur sie selbst weiß.


    Werden Grace und Willa es schaffen, den derzeit ausgerechnet von Jack gehaltenen Rekord zu brechen? Während die "Moth" ihre Runden dreht, gelingt es jedenfalls dem Roman, mit leisen Tönen, die das Hinhören wert sind, die LeserInnen im Spannungsbogen zwischen Himmel und Erde bis zum Schluss bei der Stange zu halten.

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

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  • Das erinnert mich ein wenig an die Himmelstochter, die ich vor kurzem gelesen habe. Klingt gut, ich werde es mal auf meine Liste setzen.


    Mein Englisch ist sicher alles andere als gut, aber selbst ich hätte das nicht so hölzern übersetzt. Ob ich mich allerdings an das Original rantraue, weiß ich nicht so recht. Vielleicht lasse ich mir einfach noch ein bisschen Zeit. :-)