Der Waisenknabe Paul wächst in einem Kloster auf, und der Zögling begegnet den Versuchen der Obrigkeit, ihn zu einem gottesfürchtigen und demütigen Menschen zu formen, der sich auch Dinge gefallen lässt, die hinter Klostermauern eigentlich nicht geschehen sollten, durch jegliche Verweigerung verbaler Kommunikation - Paul bleibt stumm. Der Klosterschüler flieht schließlich, als er im Büro des Abtes zwar keine Spuren seiner eigenen Vergangenheit, dafür aber reichlich Anschauungsmaterial sexueller Art entdeckt, und findet sich kurz darauf in der Obhut eines umtriebigen Versicherungsmaklers wieder, der einen Unfall des Jungen weidlich zur eigenen und dessen Bereicherung ausnutzt. Aus Paul wird Boris, der rumänischstämmige Neffe des galanten, aber etwas schmierigen Multiunternehmers. Der heranwachsende - und weiterhin stumme - Boris lernt schnell und viel, unterstützt den "Onkel" bei seinen windigen Geschäften, in die nicht selten honorige Figuren der österreichischen Gesellschaft involviert sind, begegnet im "Club" den Lichtgestalten aus Wirtschaft und Kultur, erfährt in der "Susi-Bar" schließlich, wie man "die Schlange versteckt". Boris wird nicht Pauls letzte Identität sein. Als David Moses wird er - nach einigen Zwischenstationen - (fast) am Ende eine gewinnträchtige Selbsterfahrungskommune in der Karibik betreiben, wobei auch hier die Verschwiegenheit des zum Guru aufgestiegenen Ex-Zöglings ausschlaggebend für den Erfolg der Unternehmung ist.
"Über die Unbewohnbarkeit des Paradieses" ist ein überaus origineller, anfangs etwas sperriger, aber konsequenter und unkonventionell erzählter Roman. Schlöglmeier wechselt Perspektive und Erzählform manchmal innerhalb eines Satzes, spielt mit den Zeiten, verblüfft mit nachdenklichen Bildern, zuweilen etwas antiquiert anmutender, aber immer vollendeter Sprache, und er kommentiert bissig, mittelbar, allerdings nicht von einer hohen Warte aus, ist Paul-Boris-Moses doch Bestandteil dieses Spiels von Schein und Sein, von Betrügen und Betrogenseinwollen, vom teuer bezahlten, rasch verblassenden Glanz und vom tiefen Fall, der auf Kosten anderer abgefedert wird. Ein sehr bemerkens- und lesenswertes Buch, das es verdient hätte, seinem Nischendasein entrissen zu werden.