Blacklaws, Malindi

  • Das Buch: (aus amazon.de)
    Ein Dorf am Ende der Welt. Ein Junge,der fast alles verloren hat, und der rettende Blick eines Mädchens. Einfühlsam und mit großer Intensität erzählt Troy Blacklaws eine berührende Geschichte über das Erwachsenwerden in einem Land, das wunderbar farbenfroh ist und doch voller Schatten.


    Kapstadt, Weihnachten 1976. Durch einen tragischen Unfall verliert der vierzehnjährige Douglas seinen Zwillingsbruder. Die Trauer hierüber lässt seine Familie auseinanderbrechen. Den Vater treiben Schuldgefühle in die Ferne, die Mutter zieht mit Douglas aus dem lebensfrohen Kapstadt in die weite Leere des Hinterlandes, in einen kleinen Ort, wo die Apartheid das Leben der Menschen bestimmt. Für einen heranwachsenden Teenager ein Albtraum. Doch dann trifft Douglas zwei Menschen, die ihm Hoffnung geben: Marika, seine erste Liebe, und den alten Tankwart Moses, mit dem er einen heimlichen Traum hegt. Sie wollen ein schrottreifes Auto wieder fahrtüchtig machen und gemeinsam fliehen, nach Kapstadt und vielleicht weiter an den geheimnisvollen Ort, an dem Douglas seinen Vater vermutet, nach Malindi ... In eindringlichen Momentaufnahmen schildert Troy Blacklaws das Schicksal eines Jungen, der auf der Suche ist nach dem magischen Ort, den wir Heimat nennen, und der die Erfahrung machen muss, dass dieser Ort meist dort zu finden ist, wo man ihn am wenigsten vermutet.


    Der Autor:
    Malindi ist der Debütroman von Troy Blacklaws. Blacklaws ist 1965 in Pinetown/Südafrika geboren und lebt derzeit in Singapur.


    Meine Meinung:
    Ich habe zu diesem Buch zwei besondere Zugänge, die mich angezogen haben - 1. ich habe eine Zwillingsschwester und finde folglich freilich die zwischenmenschliche Ebene eines Zwillingspärchens interessant und 2. ich liebe Ost- und Süd(west)afrika und werde demnächst wieder dahin reisen.


    Dieses Buch ist einfach nur faszinierend. In einfacher aber unglaublich bunter und bildreicher Sprache beschreibt Blacklaws das Leben in den 80iger Jahren in Südafrika, mit aller Herrlichkeit und aller Tragik des Landes. Douglas verliert seinen Zwillingsbruder Marsden völlig überraschend, der dessen Verhältnis zu ihm in etwa so beschreibt: "Mir war es immer völlig egal ob wir in der Schule ..... verwechselt wurde. Eigentlich war nie genau definiert wo Marsden aufhört und ich beginne." Nach dem Tod zerbricht seine Familie und er muss mit seiner Mutter in ein abgelegens Dorf in die Wüste ziehen - weit weg von seinen Wurzeln und seiner Heimat. Er begibt sich auf die Suche nach neuen Wurzeln und nach einem Leben ohne Bruder.


    Blacklaws erarbeitet diese Geschichte unglaublich konsequent, logisch nachvollziehbar und dennoch sehr philosophisch. Er zeichnet ein sehr ergreifendes, bewegtes Bild ohne zu emotional zu werden. Wunderschön!

  • Ich habe dieses Buch vor einigen Tagen in einem Rutsch durchgelesen, was mir bei Büchern über 200 Seiten eigentlich selten passiert.


    Meine Meinung in Worte zu fassen, fällt mir immer noch schwer, denn obwohl der Inhalt eigentlich hauptsächlich traurig ist, versprüht der Roman Lebensfreude.


    Es beginnt sehr idyllisch. In Kapstadt feiert eine Familie Weihnachten am Strand, es wird gegrillt, die Mädchen und Frauen dösen am Strand oder schwimmen, die Männer und Jungs spielen Kricket. Bis ein schrecklicher Unfall den 14-jährigen Marsden, Douglas' Zwillingsbruder, von jetzt auf gleich aus dem Leben reißt und die Familie zerreißt. Der Vater verlässt die Familie, die Mutter kann nicht weiterhin in einer Stadt leben, in der sie an jeder Ecke erinnert wird an den toten Sohn und das zuvor so glückliche Familienleben und zieht daher weit weg ins Hinterland, in dem die Apartheid noch viel stärker das Leben bestimmt als in Kapstadt.


    Douglas hat viel auszuhalten, die Verluste, aber vor allem leidet er in Klipdorp - das genauso ein Kaff ist, nach dem der Name klingt. Er vermisst das Meer und das Surfen, außerdem findet er keine Freunde, für die anderen ist er nur die "Schwuchtel" aus Kapstadt mit viel zu liberalen Ansichten.


    Bis er eines Tages Marika kennenlernt, seine erste Freundin. Und Moses, den schwarzen Tankwart und Schrottplatzbetreiber, der ebenso wie Douglas den Traum hegt: Eines Tages weg von hier nach Kapstadt! So basteln sie jahrelang an einem alten Volvo, um ihn wieder fahrtüchtig zu machen, damit sie sich den Traum mit Douglas' Volljährigkeit und Führerscheinerwerb erfüllen können.


    Erzählt wird die Geschichte in kleinen Momentaufnahmen. Die Handlung erstreckt sich über 4 Jahre und wird aus Douglas' Sicht erzählt. Manchmal plätschert das Leben vor sich hin, manchmal passiert Großartiges, manchmal sehr Schreckliches. Unterbrochen wird die Handlung von Douglas' Erinnerungen an seinen Bruder und Vater, an gemeinsame Erlebnisse, und seinen Vorstellungen von Malindi, dem Ort, an dem er seinen Vater vermutet, um endlich den Roman zu schreiben, von dem er immer geträumt hat.


    Die Sprache ist präzise, keine langen Schachtelsätze, kein "blumiges" Geschwafel. Und doch wird Douglas' Welt so lebendig, als wär man dabei. Ich konnte das Meer riechen und die Brandung hören. Und auch so manches nicht nur sehen, sondern auch riechen und hören, was ich vielleicht lieber nicht gesehen, gerochen und gehört hätte.


    Das Ende macht trotz allem Hoffnung. Und es hat mich sehr überrascht.


    Von mir gibt's die volle Punktzahl.

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

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